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(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

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chernd Maja für unser Leben ist. Maja liefert den perfekten<br />

Ausgleich <strong>zu</strong>r wissenschaftlichen Arbeit. Wenn sie einem im<br />

Kindergarten entgegen kommt, sind alle Probleme und Experimente<br />

vorerst vergessen. Ab dann sind wir wieder ganz<br />

Mama und Papa.<br />

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wäre das eine<br />

Garantie auf einen Betreuungsplatz durch den Arbeitgeber<br />

oder die Kommune. Wir selbst hatten Glück. Ich weiß,<br />

das ist schwierig, aber so eine Sicherheit wäre vielleicht für<br />

viele Paare ein Grund für die Familiengründung, wenn man<br />

tatsächlich weiß, dass nach einer gewissen Zeit eine Betreuung<br />

gesichert und somit der Wiedereinstieg ins Berufsleben<br />

gewährleistet ist. Was für mich ebenso wichtig ist, aber das<br />

habe ich bereits gesagt: Dass der Vorgesetzte oder eben<br />

Junge Wissenschaftler brauchen positive Vorbilder<br />

Mein Name ist Hauke Paulsen, ich arbeite seit 1990 als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Physik.<br />

Meine Frau ist Chemikerin, aber im Moment pausiert sie. Wir<br />

haben drei Kinder: Chiara ist dreizehn, Alba ist zehn und Niels<br />

ist sieben Jahre alt. Es hat sich bei uns so ergeben, dass meine<br />

Frau die Entscheidung getroffen hat, ihre wissenschaftliche<br />

Karriere – sie ist als Postdoc an diese <strong>Universität</strong> gekommen<br />

– letztlich auf<strong>zu</strong>geben. Es ist ja in den seltensten Fällen in der<br />

Wissenschaft so, dass man an einer <strong>Universität</strong> promoviert,<br />

und dann ist man dort angestellt. Das ist ein langer Weg,<br />

und es ist ein Weg, der nicht von vornherein klar ist, ob man<br />

bleibt oder doch etwas anderes macht. Als unsere Kinder geboren<br />

wurden, musste einer von uns beiden pausieren. Andere<br />

Eltern machen das sicher anders, aber bei uns war klar,<br />

einer muss <strong>zu</strong> Hause sein. Für meine Frau war es sowieso etwas<br />

schwieriger, als Italienerin an einer deutschen Uni Fuß <strong>zu</strong><br />

fassen. Das ist anders, als wenn man aus Deutschland selber<br />

kommt. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, es anders herum<br />

<strong>zu</strong> machen, aber wenn es nicht realistisch ist…<br />

Unseren Alltag zwischen Beruf und Familie <strong>zu</strong> organisieren,<br />

ist nun, wo sie alle drei <strong>zu</strong>r Schule gehen, etwas einfacher.<br />

Alba und Chiara gehen auf das Johanneum, ein Musikgymnasium.<br />

Damit sie morgens nicht so gehetzt sind, weil<br />

sie den Bus auch gerne mal verpassen, gehen sie um viertel<br />

nach sieben <strong>zu</strong>m Bus, das ist ganz schön früh. Niels bringe<br />

ich in die Grundschule, die bei uns um die Ecke liegt. Wobei<br />

es unpraktisch ist, dass sie in der zweiten Klasse erst um zehn<br />

vor neun mit dem Unterricht anfangen. Aber Niels geht ab<br />

um acht Uhr in die betreute Grundschule, wo er sich sehr<br />

wohl fühlt. Nach Schulschluss geht er wieder in die Betreute<br />

und isst dort Mittag. Später hole ich ihn ab, das ist sehr angenehm.<br />

Ich fahre gut fünf Minuten mit dem Fahrrad dorthin<br />

und dann sehen wir uns kurz. Das ist wirklich schön, weil<br />

man ansprechbar ist. Dann fahre ich ins Institut <strong>zu</strong>rück, und<br />

29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 |<br />

das Institut familienfreundlich sein muss. Wenn die Kita z.<br />

B. anruft und sagt: „Maja ist krank“, dann muss ich gehen.<br />

Das ist aber auch kein Problem. Dann wird nicht böse geschaut<br />

oder gesagt „besorg dir einen Babysitter, damit du<br />

schnell wieder da bist“, sondern dann heißt es vielmehr am<br />

nächsten Tag: „Bist du schon wieder da?“ Da habe ich sehr<br />

viel Glück gehabt und es wäre <strong>zu</strong> wünschen, dass es im Prinzip<br />

immer so ist. Der Arbeitgeber muss verstehen, dass man<br />

mit einem Kind spontan sein muss. Gerade im wissenschaftlichen<br />

Betrieb gibt es <strong>zu</strong>m Glück die Option, <strong>zu</strong> Hause arbeiten<br />

und produktiv sein <strong>zu</strong> können.<br />

Bis Dezember 2012 bleiben wir noch in <strong>Lübeck</strong>. Dann<br />

werden wir <strong>zu</strong> dritt am selben Ort arbeiten und wohnen: als<br />

Postdocs in Umeå in Schweden.<br />

am späten Nachmittag kommen Alba und Chiara nach Hause,<br />

manchmal auch früher, aber generell ist es schon ein<br />

ganz schön langer Tag. Chiara macht gern Musik, sie spielt<br />

Saxophon und ist in einer Streichergruppe, sie kommt dann<br />

manchmal recht spät nach Hause.<br />

Soziale Netzwerke vor Ort haben wir so nicht. Wir haben<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel keine Großeltern, die die Kinderbetreuung<br />

übernehmen könnten. Meine Eltern waren sehr alt; mein Vater<br />

ist Jahrgang 1911 gewesen, meine Mutter Jahrgang 1924.<br />

Sie ist vor drei Jahren gestorben. Trotz ihres hohen Alters, hat<br />

sie uns doch noch ein bisschen unterstützen können, aber<br />

das ist natürlich vorbei. Zum Schluss war sie ein halbes Jahr<br />

im Augustinum, da sind wir jedes Wochenende hingefahren.<br />

(<strong>focus</strong>) <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong><br />

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