(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

völlig normal, dass, wenn jemand Familie hat, der- oder diejenige
seine Arbeit für zwei, drei Stunden unterbricht und dann
weitermacht. Meine Schwester ist Professorin an der Brandeis
University in der Nähe von Boston, und von ihr weiß ich,
wie flexibel die Arbeit gehandhabt wird. Das färbt insgesamt
auch auf Deutschland ab, zumindest in meiner Altersklasse.
In Skandinavien wird es sowieso in dieser Form gemacht, und
erfolgreich sind die auch; es geht also. Das ist aber meine generelle
Einstellung: Diese Mentalität der permanenten Anwesenheit
will ich nicht, weil die meines Erachtens auch nicht so
produktiv ist. Die Leute sollen – wenn da z. B. eine Messphase
ist und es zur Sache geht – es natürlich möglich machen, dass
man bis abends spät misst. Dann braucht man aber auch wieder
eine Phase, wo man nachdenkt, und nachdenken kann
man überall. Für mich zählt das Ergebnis. Man muss natürlich
immer dranbleiben, aber dieses starre Konzept - „Ich muss
von dann bis dann anwesend sein“ - finde ich nicht gut. Mein
Vater hat das genauso gehandhabt, der als Biochemiker an
einer Universität gelehrt und geforscht hat.
focus uni lübeck: Welche familienfreundlichen Angebote
sollte die Universität haben?
Christian Hübner: Das, was es hier an Angeboten gibt, die ich
jetzt auch nutze wie die Campusferien, finde ich richtig Klasse.
Dieses Jahr lagen nur die Ferienzeiten recht ungünstig:
Wenn man mit der Familie in die Ferien fahren wollte, musste
man das zwangsläufig noch im Semester machen, wenn man
gleichzeitig die Campusferien nutzen musste.
Gut wäre eine flexible Kinderbetreuung, zum Beispiel
wenn jemand krank ist oder auch generell zusätzlich an einem
Tag in der Woche. So in der Art eines flexiblen Kindergar-
Mit einem Kind muss man spontan sein
Mein Name ist Dana Kahra, seit März 2007 bin ich als wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Institut für Physik beschäftigt.
Im Juni dieses Jahres konnte ich meine Dissertation
erfolgreich verteidigen. An der Martin-Luther-Universität
in Halle habe ich Medizinische Physik studiert. Als Herr Hübner
seinen Ruf an die Universität Lübeck bekam, bin ich kurz
nach meiner Diplomarbeit mit ihm hierhergekommen. Mein
Partner ist in Halle geblieben und hat dort promoviert. Im August
2010 wurde unsere Tochter Maja in Halle geboren. Damit
begann auch mein Jahr der Elternzeit. In dieser Zeit haben
wir als Familie in Halle gewohnt. Während mein Partner
seine Doktorarbeit geschrieben hat, habe ich mich um Maja
gekümmert. Wir waren beim Babyschwimmen, in der Krabbelgruppe
und haben mit dem Kinderwagen die Stadt erkundet.
Das Jahr war sehr schön, aber ich habe mich auch
gefreut, wieder in das Arbeitsleben einzusteigen und mich
auf Dinge konzentrieren zu können, die nichts mit Kindererziehung
zu tun haben.
29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 |
tens. Bei uns hat meine Frau an zwei Tagen die Woche wieder
angefangen zu arbeiten, und da wäre so eine flexible Kita an
einem oder an zwei Tagen in der Woche schön gewesen. Das
würde ich nutzen, das fände ich praktisch. Als Wenzel noch
ganz klein war, hatte ich ihn regelmäßig einmal die Woche
mit an der Uni. Das ist eigentlich nicht optimal, weil er nicht
die Betreuung kriegt, die er kriegen könnte, und ich kann
nicht so arbeiten, wie ich arbeiten könnte. Oder wenn meine
Frau nachmittags eine Veranstaltung hat, wäre eine Kinderbetreuung
auch sehr hilfreich.
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