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(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

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| 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012<br />

„Das Konzept der permanenten Anwesenheit finde<br />

ich nicht gut“<br />

Das Institut für Physik<br />

Von Solveig Simowitsch<br />

In dieser Ausgabe besuchte <strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong> das Institut für Physik. Hier sind insgesamt 13 Mitarbeitende (vier Frauen, neun<br />

Männer) beschäftigt, davon zehn (zwei Frauen, acht Männer) im wissenschaftlichen und drei (zwei Frauen, ein Mann) im<br />

technisch-administrativen Bereich. Aktuell arbeiten sechs Männer und eine Frau in Teilzeit. Drei Institutsangehörige leben<br />

mit Kindern <strong>zu</strong>sammen; <strong>zu</strong> pflegende Familienmitglieder hat <strong>zu</strong>rzeit niemand.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong> sprach mit dem Leiter des Instituts, Professor<br />

Dr. Christian Hübner, über die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Was erwarten Sie von guten Mitarbeitenden?<br />

Christian Hübner: Dass sie eine hohe Eigenmotivation mitbringen,<br />

das heißt, dass ich sie nicht <strong>zu</strong>m Arbeiten schubsen<br />

muss, sondern sie von sich aus die Dinge machen, die wir hier<br />

gerne machen wollen. Ich erwarte, dass sie zielorientiert arbeiten;<br />

für mich ist stets das Ergebnis das wichtigste.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Ist „Familie“ ein Thema im Institut?<br />

Christian Hübner: Pflege von Angehörigen ist bei uns am<br />

Institut noch nicht thematisiert worden. Die meisten wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter sind ja noch sehr jung. Bei den<br />

technischen Mitarbeitern sieht das anders aus, allerdings ist<br />

das Thema auch von diesen noch nicht an mich herangetragen<br />

worden. Ansonsten ist Familie natürlich ein Thema, wobei<br />

wir relativ wenig Mitarbeitende haben, die Kinder haben.<br />

Aber man spricht darüber. Und die Kinder – insgesamt sind<br />

es sieben – sind hin und wieder im Institut. Ich selbst habe<br />

drei Söhne - Ferdinand ist acht, August sechs und Wenzel drei<br />

Jahre alt – die ich auch schon mal mitbringe.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Ist eine familienfreundliche Atmosphäre<br />

wichtig?<br />

Christian Hübner: Ich finde schon, dass das wichtig ist. Die<br />

Mitarbeitenden sollten wissen, dass man nicht schief angesehen<br />

wird, wenn man die Kinder mal mitbringt. Ich würde<br />

das im Übrigen genauso sehen, wenn ich keine eigenen Kinder<br />

hätte. Diese Einstellung ist bei mir bestimmt auch familiär<br />

bedingt. Ich selbst komme aus einer Familie mit drei Kindern,<br />

war selbst im Prinzip auch ein „Unikind“ bei meinen Eltern im<br />

Institut. Ich kenne das eigentlich gar nicht anders.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Sind Sie selbst ein gutes Beispiel für die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf?<br />

| 72<br />

(<strong>focus</strong>) <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong><br />

Christian Hübner: In der Medizin ist es sicher wesentlich<br />

schwieriger, weil die Arbeitszeiten schon aufgrund der Abläufe<br />

nicht so flexibel gestaltet werden können und man<br />

auch nicht einfach mal so ein Kind mitnehmen kann. Damit<br />

verglichen habe ich sicher relativ viel Zeit für die Familie. Man<br />

muss aber ganz klar sagen, dass trotzdem immer noch meine<br />

Frau genau das gleiche nicht machen könnte. Also wenn sie<br />

jetzt auch noch Institutsdirektorin wäre, würde das nicht gehen.<br />

Sie steckt beruflich schon <strong>zu</strong>rück. Das war eine bewusste<br />

Entscheidung, die wir gemeinsam so getroffen haben. Meine<br />

Frau möchte sich gerne intensiv um die Kinder kümmern. Es<br />

wäre im Prinzip auch anders herum gegangen. Sie hätte als<br />

Ärztin Karriere machen und ich hätte dann den Ruf an diese<br />

<strong>Universität</strong> nicht annehmen können.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Gibt es Unterschiede zwischen Institutsleitern<br />

und Institutsleiterinnen? Gehen Frauen als Vorgesetzte<br />

anders mit dem Thema „Familie“ um als männliche Vorgesetzte?<br />

Christian Hübner: Wenn es jetzt konkret auf mich bezogen<br />

ist, glaub ich das nicht. Ich habe allerdings schon das Gefühl,<br />

dass das „klassische“ Rollenverständnis durchaus immer<br />

noch – auch an dieser Uni – in manchen Köpfen ist. Es<br />

wird also selbstverständlich vorausgesetzt, dass „Mann“ als<br />

Wissenschaftler abends und auch am Wochenende Zeit hat.<br />

Aber das muss sich ändern, sonst fehlt uns irgendwann der<br />

Nachwuchs.<br />

<strong>focus</strong> <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong>: Was raten Sie jungen Wissenschaftlern bei<br />

der Frage nach einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf?<br />

Christian Hübner: Die meisten jungen Wissenschaftler, die<br />

auch Kinder haben, handhaben das ähnlich wie ich. In den<br />

Naturwissenschaften geht das vielleicht leichter. Der Arbeitsstil<br />

ist relativ stark angelsächsisch geprägt. Gerade dort – vor<br />

allem auch in den USA – wird das Miteinander von Beruf und<br />

Familie sehr stark unterstützt, besonders in Be<strong>zu</strong>g auf die Flexibilität.<br />

Natürlich arbeitet man viel, aber da ist es eben auch

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