02.01.2013 Aufrufe

(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

| Schülerakademie<br />

chemischen Bestimmung. Im Labor der Thomas-Mann-Schule<br />

werden die Proben anschließend analysiert. Hierbei steht<br />

das LOLA mittlerweile nur noch beratend <strong>zu</strong>r Seite, engagierte<br />

Biologie- und Chemielehrer leiten die jungen Wissenschaftler<br />

an.<br />

„Mehrere Jahrgänge von Schülerinnen und Schülern haben<br />

durch ihre Arbeit in den letzten Jahren herausgefunden,<br />

dass es hinsichtlich der Wasser- und Sedimentchemie keine<br />

signifikanten Unterschiede zwischen den Standorten gibt“,<br />

fasst Professor Dr. Christian Schmidt, der im LOLA für das Projekt<br />

verantwortlich ist, die Ergebnisse <strong>zu</strong>sammen. Dem Pflanzenbiochemiker<br />

kam daraufhin die Idee, einen Blick auf die<br />

Genetik der Pflanzen im Schilfgürtel an der Wakenitz <strong>zu</strong> werfen.<br />

Schilfrohr kann sich auf zwei Wegen vermehren, die unterschiedliche<br />

Auswirkungen auf die genetische Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />

der Populationen haben. Erstens: vegetativ, über<br />

Rhizomsprossen. Der Vorteil für die Pflanzen ist, dass sie unter<br />

günstigen Bedingungen schnell große Flächen besiedeln<br />

können. Allerdings sind alle Nachkommen mit der Mutterpflanze<br />

genetisch identisch, sie sind ein Klon. Eine solche Art<br />

der Vermehrung führt da<strong>zu</strong>, dass ein Bestand aus nur einem<br />

oder ein paar Klonen besteht, die sich an einem bestimmten<br />

Standort durchgesetzt haben. Wechselnde Umweltbedingungen<br />

können sich fatal auswirken, wenn gerade dieser<br />

Klon nicht gut an die geänderten Bedingungen angepasst<br />

ist. Zweitens: generativ über Samen, was aber im Falle des<br />

Schilfrohrs seltener vorkommt. Hierbei entstehen Populationen<br />

genetisch unterschiedlicher Pflanzen. Dieser Weg ist für<br />

die Pflanzen aufwändiger, es besteht aber für das Schilfrohr<br />

die Chance, dass sich ein oder mehrere der vorhandenen Klone<br />

an verändernde Umweltbedingungen anpassen können.<br />

Prof. Christian Schmidt entwickelte, basierend auf einem<br />

von ihm modifizierten Standardtest, einen LOLA-Sommerkurs,<br />

in dem die Schülerinnen und Schüler der Thomas-Mann-<br />

Schule 2010 ihre gesammelten Schilfpflanzen genetisch analysierten.<br />

Sie charakterisierten Abschnitte der DNA aus den<br />

Zellkernen und der Chloroplasten. Dabei stellten sie fest, dass<br />

Abb. 1: Messexkursion bei Absalonshorst (Foto: Rolf Albert)<br />

29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 |<br />

sich das Schilf an den geschädigten<br />

Standorten Eichholz<br />

und am Kleinen See genetisch<br />

<strong>zu</strong> gleichen scheint<br />

und sich an den gesunden<br />

Standorten Absalonshorst<br />

und Groß Sarau jeweils andere<br />

Klone verbreitet haben.<br />

Am Standort Absalonshorst<br />

fanden die Schüler sogar<br />

mehrere, genetisch unterscheidbare<br />

Klone.<br />

Die molekularen Mar- Prof. Christian Schmidt<br />

ker geben Auskunft über<br />

die Schilfbestände der vier Wakenitzstandorte. Schmidt<br />

meint, auf Basis der Daten liegt die Vermutung nahe, dass<br />

in der Vergangenheit an drei der vier Standorte die vegetative<br />

Vermehrung stark überwog. „Ob wir an diesen Standorten<br />

jeweils einzelne Klone oder die Mischung weniger Klone<br />

vorliegen haben, können wir aufgrund unserer kleinen Stichprobenzahl<br />

von rund zehn Pflanzen pro Standort nicht entscheiden“,<br />

so Schmidt.<br />

Die Ergebnisse geben Hinweise auf genetische Unterschiede<br />

der Pflanzen an den verschiedenen Standorten. Warum<br />

jedoch das Schilf an einigen Stellen stirbt, obwohl es<br />

dort vor mehr als einem Jahrzehnt noch gut gewachsen ist,<br />

können die Ergebnisse von Prof. Christian Schmidt und den<br />

Schülerinnen und Schülern nicht liefern. Es ist jedoch <strong>zu</strong> vermuten,<br />

dass die genetisch homogen erscheinenden Klone in<br />

Eichholz und dem Kleinen See sich nicht an geänderte Umweltbedingungen<br />

anpassen konnten, im Gegensatz <strong>zu</strong> den<br />

Beständen in Groß Sarau und Absalonshorst. Ob eine Verpflan<strong>zu</strong>ng<br />

von Rhizomsprossen der erfolgreichen Klone der<br />

Standorte Absalonshorst und Groß Sarau in die <strong>zu</strong>rückgehenden<br />

Schilfgürtel von Eichholz und am Kleinen See <strong>zu</strong> einer<br />

Regeneration des Schilfbestandes führen kann, wird sich<br />

zeigen. Die untere Naturschutzbehörde will es <strong>zu</strong>sammen<br />

mit dem LOLA und der Thomas-Mann-Schule versuchen.<br />

Abb. 2: Untersuchung des Kerngenoms im LOLA (Foto: Jörg Clement)<br />

(<strong>focus</strong>) <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong><br />

69 |

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!