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(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

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| Das Porträt<br />

burg. Aber die Auslandserfahrung war natürlich trotzdem<br />

toll, und ich hatte Gelegenheit, die faszinierende Sprache<br />

Ungarisch <strong>zu</strong> lernen (auch wenn ich seitdem leider fast alles<br />

wieder vergessen habe). Zum Hauptstudium bin ich nach<br />

Marburg <strong>zu</strong>rückgekehrt und habe dort 2004 mein Diplom<br />

gemacht.<br />

4. Welches waren Anregungen und Anstöße, die Themen und<br />

die wichtigsten Lehrer Ihrer fachlichen Spezialisierung?<br />

Um chronologisch vor<strong>zu</strong>gehen, war <strong>zu</strong>nächst Prof. Brigitte<br />

Röder wichtig, bei der ich in Marburg meine Diplomarbeit<br />

gemacht habe. Bei ihr habe ich Methoden der kognitive Elektrophysiologie<br />

(EEG) erlernt, und sie hat mich auch sehr darin<br />

bestärkt, in der Wissenschaft <strong>zu</strong> bleiben und <strong>zu</strong> promovieren.<br />

Am meisten gelernt für die wissenschaftliche Arbeit habe ich<br />

sicher bei Prof. Thomas Münte, in dessen damaliger Arbeitsgruppe<br />

in Magdeburg ich promoviert habe. In der Arbeitsgruppe<br />

wurde an recht vielen verschiedenen Themen und<br />

mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet, was mir sehr<br />

gefiel. Herr Münte hat mir außerdem ermöglicht, an mehreren<br />

spannenden Projekten auch neben meinem Promotionsthema<br />

mit<strong>zu</strong>arbeiten. So konnte ich mehr Methoden erlernen<br />

und erste Erfahrungen in nationalen und internationalen<br />

Kooperationen sammeln. Im Rahmen einer Kooperation mit<br />

Barcelona arbeitete ich dann ein halbes Jahr in der Gruppe<br />

von Prof. Antoni Rodriguez-Fornells, von dem ich in der Zeit<br />

viel gelernt habe und mit dem ich weiterhin <strong>zu</strong>sammen-arbeite.<br />

Bei Prof. Robert Knight in Berkeley habe ich schließlich<br />

nicht nur mein Methodenspektrum um Studien mit Läsionspatienten<br />

und Elektrokortikographie (d.h. intrakranielle elektrophysiologische<br />

Messungen, in diesem Fall bei Epilepsiepatienten)<br />

erweitern kön-nen, sondern auch Einblicke in das<br />

US-amerikanische Wissenschaftssystem erhalten.<br />

5. Welches sind Ihre besonderen wissenschaftlichen Interessen?<br />

In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den neurobiologischen<br />

Grundlagen von aggressivem Verhalten bei Menschen<br />

beschäftigt. Die Herausforderung war, aggressive Interaktionen<br />

in der sehr künstlichen Umgebung einer EEG-Messung<br />

oder Messung im Kernspintomographen aus<strong>zu</strong>lösen und <strong>zu</strong><br />

untersuchen. Bisherige neurowissenschaftliche Studien hatten<br />

sich meist damit beschäftigt, eine einzelne Person <strong>zu</strong> untersuchen,<br />

während sie eine bestimmte Aufgabe am Computer<br />

macht. Erst die sozialen Neurowissenschaften haben sich<br />

verstärkt direkt soziale Interaktionen <strong>zu</strong>m Untersuchungsgegenstand<br />

gemacht. Das ist ein sehr spannendes Forschungsgebiet,<br />

das ich auch in <strong>Lübeck</strong> weiter verfolge. Daneben beschäftige<br />

ich mich aber auch mit eher klassischen Themen<br />

der kognitiven Neurowissenschaften wie Verhaltensüberwachung,<br />

Fehlerkontrolle oder Aufmerksamkeit. In einer Kooperation<br />

mit Barcelona und Tübingen konnten wir z.B. interindividuelle<br />

Unterschiede in Verhaltens- und neuronalen<br />

29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 |<br />

Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych.<br />

Ulrike M. Krämer, 1979 in Itzehoe<br />

geboren, studierte<br />

1999 - 2004 Psychologie und<br />

Philosophie an der Philipps-<br />

<strong>Universität</strong> Marburg und Pécs<br />

(Ungarn). 2004 Diplom in Psychologie<br />

an der <strong>Universität</strong><br />

Marburg (Titel der Diplomarbeit:<br />

„Orientierung der Aufmerksamkeit<br />

in Raum und<br />

Zeit. Eine Studie mit ereigniskor-relierten<br />

Potentialen“).<br />

2008 Promotion <strong>zu</strong>m Dr. rer. nat. (summa cum laude), Ottovon-Guericke<br />

<strong>Universität</strong> Magdeburg (Titel der Doktorarbeit:<br />

„The neural basis of human aggression“). 2006 Auslandsaufenthalt<br />

an der <strong>Universität</strong> Barcelona. 2009 - 2011 Post-doctoral<br />

Fellow am Helen Wills Neuroscience Institute an der <strong>Universität</strong><br />

Berkeley. Seit April 2011 an der <strong>Universität</strong>sklinik für<br />

Neurologie <strong>Lübeck</strong>, seit 2012 J<strong>uni</strong>orprofessorin für Kognitive<br />

Neurowissenschaften. Leitung einer Forschungsgruppe „Cognitive<br />

Neuroimaging“, Lehre in Medizinischer Psychologie.<br />

Wissenschaftliche Schwerpunkte: neurobiologische Grundlagen<br />

von Aggression, kognitive Kontrolle und Verhaltensüberwachung,<br />

Neurogenetik exekutiver Funktionen.<br />

Maßen der Fehlerüberwachung mit Polymorphis-men im dopaminergen<br />

System in Zusammenhang bringen.<br />

6. Wie verlief Ihre bisherige berufliche Laufbahn?<br />

Nach dem Studium in Marburg bin ich Ende 2004 nach Magdeburg<br />

gegangen, um dort am Institut für Psychologie in<br />

der Arbeitsgruppe von Prof. Thomas Münte <strong>zu</strong> promovieren.<br />

Nach der Promotion Anfang 2008 blieb ich noch für ein Jahr<br />

in Magdeburg, um dann mit einem Forschungsstipendium<br />

der DFG für zwei Jahre an die <strong>Universität</strong> Berkeley (Labor von<br />

Prof. Robert Knight) <strong>zu</strong> gehen. Seit April 2011 bin ich wieder<br />

<strong>zu</strong>rück in Deutschland und hier in <strong>Lübeck</strong>.<br />

7. Wie kamen Sie nach <strong>Lübeck</strong>?<br />

Als Thomas Münte 2010 Direktor der Neurologie wurde, hat<br />

er mir hier eine Stelle angeboten. Das erste Mal kam ich dann<br />

im Mai 2010 <strong>zu</strong> Besuch, genau einen Tag, nachdem die Regierung<br />

in Kiel die Schließung der Uni <strong>Lübeck</strong> angekündigt<br />

hatte! Das war zwar ein etwas besonderer Start meiner Beziehung<br />

<strong>zu</strong> <strong>Lübeck</strong>, der mich aber nicht „abschrecken“ konnte,<br />

wie man sieht.<br />

8. Was brachten Sie mit, was fanden Sie vor, was sind Ihre besonderen<br />

Ziele?<br />

(<strong>focus</strong>) <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong><br />

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