(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

| 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 Zwölf Fragen an Prof. Dr. Ulrike Krämer Professorin an der Lübecker Universitätsklinik für Neurologie und Leiterin der Forschungsgruppe „Cognitive Neuroimaging“ 1. Wo liegen Ihre persönlichen Wurzeln, wann und wo sind Sie geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen? Ich bin 1979 geboren und habe die längste Zeit meiner Kindheit und Jugend in der Nähe von Elmshorn verbracht. Mit meinem Wechsel nach Lübeck bin ich also gewissermaßen in die Heimat zurückgekehrt. 2. Wann etwa datieren die allerersten Berührungspunkte, die Sie mit Ihrem späteren Berufsfach hatten? Worin bestanden sie? Mit der Hirnforschung bin ich eigentlich erst im Studium richtig in Berührung gekommen. Meine Motivation, Psychologie zu studieren, kam ursprünglich eher aus dem Interesse an klinischer Arbeit. Im Studium begann ich, mich für Neuropsy- | 24 (focus) uni lübeck Das Porträt | chologie zu interessieren und fing nach dem Vordiplom als studentische Hilfskraft in der Arbeitsgruppe „Kognitive Neurophysiologie“ von Prof. Frank Rösler an. Außerdem machte ich mehrere Praktika in neurologischen Reha-Kliniken. Die Arbeit mit den Patienten dort hat meine Faszination für die Neurowissenschaften weiter verstärkt. 3. Welches waren die Fächer und Stationen, die Städte und Jahre Ihres Studiums? Ich bin 1999 zum Studium nach Marburg gegangen und habe dort Psychologie und Philosophie studiert. Nach dem Vordiplom bin ich zunächst als Erasmusstudentin für ein Semester nach Pécs in Ungarn gegangen. Das Studium dort war eher psychoanalytisch orientiert, im Gegensatz zum stark naturwissenschaftlich ausgerichteten Psychologiestudium in Mar-
| Das Porträt burg. Aber die Auslandserfahrung war natürlich trotzdem toll, und ich hatte Gelegenheit, die faszinierende Sprache Ungarisch zu lernen (auch wenn ich seitdem leider fast alles wieder vergessen habe). Zum Hauptstudium bin ich nach Marburg zurückgekehrt und habe dort 2004 mein Diplom gemacht. 4. Welches waren Anregungen und Anstöße, die Themen und die wichtigsten Lehrer Ihrer fachlichen Spezialisierung? Um chronologisch vorzugehen, war zunächst Prof. Brigitte Röder wichtig, bei der ich in Marburg meine Diplomarbeit gemacht habe. Bei ihr habe ich Methoden der kognitive Elektrophysiologie (EEG) erlernt, und sie hat mich auch sehr darin bestärkt, in der Wissenschaft zu bleiben und zu promovieren. Am meisten gelernt für die wissenschaftliche Arbeit habe ich sicher bei Prof. Thomas Münte, in dessen damaliger Arbeitsgruppe in Magdeburg ich promoviert habe. In der Arbeitsgruppe wurde an recht vielen verschiedenen Themen und mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet, was mir sehr gefiel. Herr Münte hat mir außerdem ermöglicht, an mehreren spannenden Projekten auch neben meinem Promotionsthema mitzuarbeiten. So konnte ich mehr Methoden erlernen und erste Erfahrungen in nationalen und internationalen Kooperationen sammeln. Im Rahmen einer Kooperation mit Barcelona arbeitete ich dann ein halbes Jahr in der Gruppe von Prof. Antoni Rodriguez-Fornells, von dem ich in der Zeit viel gelernt habe und mit dem ich weiterhin zusammen-arbeite. Bei Prof. Robert Knight in Berkeley habe ich schließlich nicht nur mein Methodenspektrum um Studien mit Läsionspatienten und Elektrokortikographie (d.h. intrakranielle elektrophysiologische Messungen, in diesem Fall bei Epilepsiepatienten) erweitern kön-nen, sondern auch Einblicke in das US-amerikanische Wissenschaftssystem erhalten. 5. Welches sind Ihre besonderen wissenschaftlichen Interessen? In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den neurobiologischen Grundlagen von aggressivem Verhalten bei Menschen beschäftigt. Die Herausforderung war, aggressive Interaktionen in der sehr künstlichen Umgebung einer EEG-Messung oder Messung im Kernspintomographen auszulösen und zu untersuchen. Bisherige neurowissenschaftliche Studien hatten sich meist damit beschäftigt, eine einzelne Person zu untersuchen, während sie eine bestimmte Aufgabe am Computer macht. Erst die sozialen Neurowissenschaften haben sich verstärkt direkt soziale Interaktionen zum Untersuchungsgegenstand gemacht. Das ist ein sehr spannendes Forschungsgebiet, das ich auch in Lübeck weiter verfolge. Daneben beschäftige ich mich aber auch mit eher klassischen Themen der kognitiven Neurowissenschaften wie Verhaltensüberwachung, Fehlerkontrolle oder Aufmerksamkeit. In einer Kooperation mit Barcelona und Tübingen konnten wir z.B. interindividuelle Unterschiede in Verhaltens- und neuronalen 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012 | Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrike M. Krämer, 1979 in Itzehoe geboren, studierte 1999 - 2004 Psychologie und Philosophie an der Philipps- Universität Marburg und Pécs (Ungarn). 2004 Diplom in Psychologie an der Universität Marburg (Titel der Diplomarbeit: „Orientierung der Aufmerksamkeit in Raum und Zeit. Eine Studie mit ereigniskor-relierten Potentialen“). 2008 Promotion zum Dr. rer. nat. (summa cum laude), Ottovon-Guericke Universität Magdeburg (Titel der Doktorarbeit: „The neural basis of human aggression“). 2006 Auslandsaufenthalt an der Universität Barcelona. 2009 - 2011 Post-doctoral Fellow am Helen Wills Neuroscience Institute an der Universität Berkeley. Seit April 2011 an der Universitätsklinik für Neurologie Lübeck, seit 2012 Juniorprofessorin für Kognitive Neurowissenschaften. Leitung einer Forschungsgruppe „Cognitive Neuroimaging“, Lehre in Medizinischer Psychologie. Wissenschaftliche Schwerpunkte: neurobiologische Grundlagen von Aggression, kognitive Kontrolle und Verhaltensüberwachung, Neurogenetik exekutiver Funktionen. Maßen der Fehlerüberwachung mit Polymorphis-men im dopaminergen System in Zusammenhang bringen. 6. Wie verlief Ihre bisherige berufliche Laufbahn? Nach dem Studium in Marburg bin ich Ende 2004 nach Magdeburg gegangen, um dort am Institut für Psychologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Thomas Münte zu promovieren. Nach der Promotion Anfang 2008 blieb ich noch für ein Jahr in Magdeburg, um dann mit einem Forschungsstipendium der DFG für zwei Jahre an die Universität Berkeley (Labor von Prof. Robert Knight) zu gehen. Seit April 2011 bin ich wieder zurück in Deutschland und hier in Lübeck. 7. Wie kamen Sie nach Lübeck? Als Thomas Münte 2010 Direktor der Neurologie wurde, hat er mir hier eine Stelle angeboten. Das erste Mal kam ich dann im Mai 2010 zu Besuch, genau einen Tag, nachdem die Regierung in Kiel die Schließung der Uni Lübeck angekündigt hatte! Das war zwar ein etwas besonderer Start meiner Beziehung zu Lübeck, der mich aber nicht „abschrecken“ konnte, wie man sieht. 8. Was brachten Sie mit, was fanden Sie vor, was sind Ihre besonderen Ziele? (focus) uni lübeck 25 |
Seite 1 und 2: (focus) uni lübeck Zeitschrift fü
Seite 3 und 4: | Inhalt Editorial Forschung aktuEl
Seite 5 und 6: | Editorial 29. JAHRGANG | HEFT 2 |
Seite 7 und 8: | Forschung aktuell Durch die Verbe
Seite 9 und 10: | Forschung aktuell kern der kardio
Seite 11 und 12: | Forschung aktuell Als neueres Ein
Seite 13 und 14: | Forschung aktuell Funktionsweise
Seite 15 und 16: | Forschung aktuell Dreidimensional
Seite 17 und 18: | Forschung aktuell mit der Verfüg
Seite 19 und 20: | Das Interview aufzusetzen, welche
Seite 21 und 22: | Das Interview Prof. Dr. med. Dr.
Seite 23: | Das Interview Lehnert: Meine kurz
Seite 27 und 28: Vorlesungen im Audimax 11.10.2012 S
Seite 29 und 30: | Lehre und zunehmend bei Einstellu
Seite 31 und 32: | Lehre thodenkoffer etc. Zur didak
Seite 33 und 34: | Lehre 4. Der wissenschaftliche Na
Seite 36 und 37: | 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2
Seite 74 und 75:
| 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2
Seite 76 und 77:
Seite 78 und 79:
Seite 80:
EUROIMMUN Medizinische Labordiagnos
Alle anzeigen

(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?