KNOW-HOW FUTURE TV FUTURETV DIE TV-TRENDS DER NÄCHSTEN 10 JAHRE Jahresrückblicke gibt es im Fernsehen genug. Wir wagen lieber einen Blick in die nahe und ferne TV-Zukunft. Wie werden wir in zehn Jahren fernsehen? Was nehmen wir auf, wie und vor allem wo schauen wir es an?
Im Bereich des TV- und Video-Marktes gibt es nicht nur Innovationen, sondern auch Konstanten – und das ist auch gut so. Zum Beispiel verbringen die Menschen heute einen erheblichen Teil ihres Lebens vor einem Bildschirm. Wir fragen: Wie werden sich diese ändern, welche Inhalte bleiben und welche kommen neu hinzu? Wo werden sie in ein paar Jahren stehen, aus welchem Material werden sie bestehen, und wie beeinflusst der Fernseher die Inhalte? Begleiten Sie uns auf eine kleine Reise durch die nächsten Tele-Visionen. TV-GERÄTE: GRÖSSER, DÜNNER, SPARSAMER Auch in fünf bis zehn Jahren wird LCD die beherrschende Technologie für Flat-TVs sein. Die Produktion von immer grösser, sparsamer und leichter werdenden LCD-TVs steigt kontinuierlich an – und trotz der grösseren Formate bleiben die Preise stabil. Die Erfahrung der letzten Jahre gibt uns Recht: Neue Systeme wie organische Leuchtdioden (OLED) scheinen im TV- Markt eher ein Randthema zu sein. Deshalb dürfte sich an den TV-Geräten in den nächsten Jahren wenig ändern. Die flachsten LCD-Exemplare sind heute schon unter drei Millimeter dünn. Und weniger geht kaum, denn den meisten Platz im modernen Flat- TV benötigen die Anschlüsse und die Elektronik. Was kommt also als Nächstes? Man kann davon ausgehen, dass die Verbraucher künftig mehr Bildschirme an verschiedenen Orten platzieren als bisher. Denn die heutigen Möglichkeiten der intelligenten Heimvernetzung erlaubt es, Geräte im ganzen Haus, unabhängig der Anschlüsse, zu platzieren. Dies würde den LCD-TVs eine grosse Karriere in Küche, Schlafzimmer und Co. voraussagen. TOUCHSCREENS FÜR ALLE FÄLLE Doch für spezielle Anwendungen bringen sich Alternativtechnologien in Stellung. Zum Beispiel in der Küche. Werden die Spaghetti während der Tagesschau al dente? Suchen Sie ein Rezept für die Nudelsosse? Da wäre ein Touchscreen neben dem Herd optimal. Daher die Alternative: Ein Mikroprojektor wirft per „holografischer Laserprojektion“ das TV-Bild oder eine Website auf die Küchenarbeitsplatte. Und wird die Tastatur dann schmierig? Die beamt der Projektor bei Bedarf mit auf die Küchenarbeitsplatte und erfasst die Fingerbewegung mit Infrarotsensoren. Die Technik dahinter heisst „Light Touch“ und soll 2011 marktreif werden. Der Vorteil: Wer mit fettigen Fingern tippt, muss nachher nur den Tisch abwischen. FERNSEHEN ODER SURFEN? Klassische Medien wie TV, Radio oder Zeitungen gehen zurück, da wir immer mehr Zeit im Internet verbringen. Doch Film und Fernsehen werden auch in zehn Jahren noch ähnlich wichtig sein wie heute. Denn viele der heutigen TV-typischen Inhalte beziehen wir dann aus dem Internet. Schon allein deshalb ergänzen immer mehr TV-Hersteller ihre Topmodelle mit Online-Funktionen. Noch ganz neu ist das gerade erst in den USA gestartete System „Google TV“ in neuen Sony-Modellen und einer Set-Top-Box von Logitech. Mit derart vernetzten TV- Empfängern wird es bald keinen grossen Unterschied mehr machen, ob man mit der Fernbedienung auf die Tagesschau schaltet, Nachrichtenvideos von „Spiegel Online“ aufruft oder die neuesten News liest. Während solche Dienste dem Zuschauer eine neue Informationsfreiheit bringen, geraten traditionelle Geschäftsmodelle ins Wanken: Wer entscheidet sich für Filme mit Dauerwerbung bei RTL oder ProSieben, wenn er sich im Unterhaltungsangebot des gesamten Internets bedienen kann? Experten vermuten, dass bereits im Jahr 2015 fast ein Drittel der Umsätze der TV-Branche für Pay-TV, Online-Mehrwertdienste und andere Angebote im Bereich „New Media“ anfallen. FLEXIBEL WIE NIE Der klassische DVD/Blu-ray-Player wird über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden. Neben den heute schon gängigen Geräten mit integrierter Festplatte werden sich die lokalen Speicher immer mehr zu Servern entwickeln. Sie speichern Inhalte, um sie lokal oder auf weit entfernten Geräten wiederzugeben. Die aktuellen HDTV-Rekorder von Panasonic machen es vor: Per LAN-Anschluss und Server-Funktion können Panasonic-TVs und teilweise auch DLNA-Geräte anderer Hersteller wie Heimnetzwerk auf Fotos und Video-Aufnahmen von der Festplatte zugreifen. TV-Aufnahmen lassen sich so etwa auch im Bett mit einem Notebook wiedergeben. In eine andere Richtung gehen Online-Videorekorder wie Save.TV oder BONG.TV. Sie speichern zuvor programmierte Sendungen auf dem Server des Anbieters und stellen sie von dort aus zum Download bereit. Doch das ist noch nicht alles: Künftig könnten eigene Wiedergabegeräte mit einem Internet-Dienst verbunden sein. Online programmierte Sendungen stehen dann nach der Aufzeichnung per Streaming am heimischen Rekorder, auf dem mobilen Video- Player und am Computer zur Wiedergabe bereit. JEDEM SEINEN FILM Die Freiheit ist künftig nicht zu Ende, wenn der Film startet. Der Begriff „Interaktives Fernsehen“ wird eine ganz neue Bedeutung bekommen. Nicht, indem man bei „Wer wird Millionär?“ mitraten darf – das war gestern. Morgen wählt der Zuschauer, aus welcher Perspektive er einen Krimi sehen will: aus der des Kommissars oder aus der des Mörders. Noch einen Schritt weiter gehen animierte Filme, in denen einzelne oder alle Zuschauer die Handlung beeinflussen: durch Abstimmungen, per Game Controller oder Gestensteuerung an der Webcam. Die Grenzen zwischen Filmen und Computerspiel verschwinden allmählich. Filmprojekte wie „Gamecast TV“ oder „Survive the Outbreak“ sind erste Tests in diesem neuen Feld. So richtig in Schwung wird das Genre kommen, wenn sich grosse Computerspiele-Anbieter des Themas annehmen. WIRD 3D ZUM ALLTAGSFERNSEHEN? Ob und in welchem Umfang sich der aktuelle 3D-Hype fortsetzt, hängt nicht nur von der Entwicklung von 3D-Fernsehern ab, sondern auch vom Nachschub an 3D-Filmen. Viele Hersteller arbeiten schon heute an Methoden, um 3D-Bilder ohne Brille auf den TV-Schirm zu bannen. Auch wenn schon die ersten 3D-TVs ohne Brille auf den Markt gebracht werden, wird es noch einige Jahre dauern, bis 3D-TV ohne Brille in guter Qualität möglich sein wird. Dennoch ist es nach wie vor so, dass die Hersteller bislang viel Kritik für ihre Shutterbrillen ernten. Zu schwer, zu klobig, zu unbequem, so der Vorwurf. Jetzt kommt aus Österreich eine vielversprechende Innovation: Brillenspezialist Silhouette hat mit TV-Hersteller Samsung die nach eigenen Angaben leichteste 3D-Aktivbrille der Welt konzipiert. Das Resultat ist eine Brille, die sich nicht nur durch ihre Leichtigkeit, sondern vor allem auch durch ihr elegantes Design auszeichnet. Trotz Gewichtseinsparungen wird die Leistung nicht beeinträchtigt, sondern die LCD-Response-Zeit sogar verringert und das Kontras<strong>tv</strong>erhältnis verbessert. Das ermöglicht ein helleres und schärferes 3D-Bild und hat obendrein eine geringere Ermüdung der Augen zur Folge. Neu ist ausserdem die Steuerung via Bluetooth, was die Kommunikation mit dem 3D-Fernseher erheblich verbessert. Trotz aller Verbesserungen der Brillen: 3D-Bilder auf einem flachen Display sind doch nur die „halbe Miete“. Eine echte dreidimensionale Projektion im Raum würde alle Probleme heutiger und künftiger 3D-TVs lösen. Sony stellte etwa 2010 erstmals ein echtes 3D-Display vor: den Ray Modeler. Mithilfe einer rotierenden Projektion mit speziellen LED-Lichtquellen zeigt 29 media@home DAS MAGAZIN. 28