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Der Salzburger Arzt - Ärztekammer Salzburg

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medizin in salzburg<br />

� von Dr. Christian Windhofer<br />

und Prim. Dr. Alois Karlbauer<br />

Die Schwere des Weichteiltraumas<br />

stellt einen häufig unterschätzten,<br />

prognostisch wichtigen Faktor bei<br />

schweren Extremitätenverletzungen dar.<br />

Gustilo unterteilte in einer 1025 Patienten<br />

umfassenden Studie den Weichteilschaden<br />

bei offenen Frakturen in Grad I<br />

bis III und fand eine damit einhergehende<br />

massive Verschlechterung des<br />

Outcome mit steigendem Grad des<br />

Weichteilschadens (Tabelle 1). Es fand<br />

sich zum Beispiel eine posttraumatische<br />

Osteitisrate von 2,5% bei I° offenen bis<br />

hin zu 44% bei III° offenen Frakturen.<br />

Kongruent verhält es sich mit den Pseudarthrosenbildungen<br />

und der Amputationsrate.<br />

Die Ursachen dieser Ergebnisse<br />

Abb. 1: 16-jähriger Patient<br />

mit drittgradig offener<br />

Unterschenkelfraktur,<br />

Nach Osteosynthese mit<br />

Fixateur interne Defektdeckung<br />

mit einem freien<br />

Musculus gracilis Lappen.<br />

Ergebnis acht Monate<br />

nach Trauma.<br />

18<br />

<strong>Der</strong> <strong><strong>Salzburg</strong>er</strong> <strong>Arzt</strong> September 2009<br />

Die Bedeutung des Weichteiltraumas<br />

bei schweren<br />

Extremitätenverletzungen<br />

sind nicht nur in der häufig erheblichen<br />

Kontamination der Knochen- und<br />

Weichgewebe und der Frakturform sondern<br />

auch im erheblichen Ausmaß der<br />

Weichteilkontusion zu finden. Vor allem<br />

bei Hochenergietraumen geht diese<br />

Weichteilkompromitierung weit über<br />

das ursprünglich sichtbare Maß hinaus.<br />

Es kommt dabei nicht nur zu massiven<br />

lokalen Ödemen und Hämatomen sondern<br />

auch zu einer erheblichen Störung<br />

der Mikrozirkulation der Gewebe mit<br />

Mikrothrombosierungen. Doch nicht<br />

nur der Weichteilschaden per se beeinflusst<br />

das Heilungsergebnis offener Frakturen<br />

sondern auch die damit einherge-<br />

hende eingeschränkte periostale Durchblutung<br />

des betroffenen Knochens im<br />

Frakturbereich wodurch auch die hohen<br />

Osteitis- und Pseudarthrosenraten erklärbar<br />

sind. Das Langzeitergebnis nach<br />

III° offenen Frakturen wird zusätzlich<br />

noch erheblich durch Beteiligung anderer<br />

vitaler Strukturen (Gefäß- und Nervenverletzungen)<br />

beeinflusst.<br />

In unserem Haus werden pro Jahr<br />

durchschnittlich 55 offene Frakturen der<br />

langen Röhrenknochen der Extremitäten<br />

behandelt, wobei in ca. 70% der Fälle<br />

der Unterschenkel betroffen ist. Um der<br />

Bedeutung des Weichteilschadens in<br />

der Behandlung dieses Verletzungs-<br />

Tabelle 1: Klassifikation des Weichteilschadens offener Frakturen nach Gustilo und Anderson<br />

Klassifikation der offenen Frakturen nach Gustilo und Anderson<br />

Grad 1 Hautwunde 1cm, ausgedehnter Weichteilschaden mit Lappenbildung<br />

oder Decollement, mittelgradige Muskelquetschung, einfache Queroder<br />

kurze Schrägfraktur mit kleiner Trümmerzone<br />

Grad 3 Ausgedehnter Weichteilschaden mit Zerstörung von Haut, Muskel und<br />

neurovaskulären Strukturen, Hochrasanztrauma mit schweren Gewebsquetschungen<br />

3A: Ausgedehnte Weichteilwunden mit noch adäquater Knochendeckung,<br />

Stück-, Schussfrakturen.<br />

3B: Ausgedehnter Weichteilschaden mit Deperiostierung und<br />

freiliegendem Knochen, massive Kontamination.<br />

3C: Rekonstruktionspflichtige Gefäßverletzung.<br />

Abb. 2: 42-jähriger Patient nach<br />

Motorradunfall- Polytrauma, drittgradig<br />

offene Unterschenkelfraktur,<br />

Weichteilschaden Fußrücken.<br />

Osteosynthese mit Fixateur externe,<br />

Defektdeckung mit Musculus<br />

soleus am Unterschenkel u. freiem<br />

Lateral arm flap am Fußrücken.<br />

Ergebnis 12 Monate nach Trauma.

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