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58 IV. Von Bombay bis Peshawar. Pflanze nicht, und wo ihr, wie in Indien, jene Bedingungen das ganze Jahr durch mit Ausnahme der Regenzeit geboten werden, da ist sie bereit, zu jeder Zeit, sobald sie ausgesäet worden, zu wachsen und zu reifen. Wir konnten daher oft­ mals beobachten, wie auf dem einen Felde das Getreide ge­ erntet wurde, während es auf einem anderen Felde daneben eben erst in die Halme schoss und auf einem dritten Felde in frischem Grün aus der Erde aufkeimte. Inzwischen hat, wie man mir sagte, Indien im allgemeinen zwei Jahresernten, die eine im Winter, die andere, für Gewächse, die der Feuchtig­ keit weniger bedürfen, im Sommer vor Eintritt der Regenzeit. Nach der Regenzeit, die im Hochsommer einsetzt, zeigen die Bäume das herrlichste Grün und behalten es den ganzen Winter durch. Eine Landschaft mit Bäumen, welche, wie bei uns im Winter, der Blätter beraubt, ihre nackten Äste und Zweige gleichsam hülfeflehend zum Himmel strecken, habe ich in Indien nirgendwo gesehen. Erst im Frühling sollen, wie man mir sagte, die alten Blätter teilweise ab- gestossen und alsbald durch neu aufkeimende ersetzt werden. So genossen wir denn, während zu Hause alles in Schnee und Eis starrte, des herrlichsten Sommerwetters und können nicht in die Klage eines pessimistisch angehauchten und alles in Indien schlecht machenden Mitreisenden ein­ stimmen, welcher behauptete, dass man dieses fortwährenden schönen Wetters zuletzt ganz müde würde. Die schöne Fahrt von Baroda nach Ahmedabad, welche diese Abschweifung veranlasste, war vollendet, und wir Hefen in den Bahnhof dieser einstmals, zur Zeit der Moguls, grössten und schönsten Stadt des westlichen Indiens ein. Heute zählt dieselbe nach langen Zeiträumen des Verfalls wieder 148,000 Einwohner, besitzt aber kein Hotel und nur ein entfernt liegendes Dak Bungalow, daher wir es vorzogen, ein Zimmer im Bahnhofsgebäude zu beziehen. Eben erst hatten wir uns in dem dürftig ausgestatteten Räume, so gut es gehen wollte,

Pflanzenwuchs. Ahmedabad. Sanitäre Verhältnisse. 59 eingerichtet, da erschienen auch schon vier junge Leute, denen wir von Bombay aus empfohlen waren, und zu denen sich bald der Vater des einen, der alte, reiche und würdige Randiodläl gesellte, welcher als Mitglied des Magistrates manchen schätzbaren Aufschluss zu geben wusste. So er­ zählte er, dass Ahmedabad neuerdings eine teilweise schon durchgeführte Wasserleitung erhalten habe, dass aber das Unternehmen Widerstand finde infolge der Abneigung der Hindus, das Wasser aus künstlichen Leitungen zu benutzen. Sie halten nämlich das Wasser nur dann für rein (in reli­ giösem Sinne), wenn es unmittelbar aus den Händen der Natur entgegengenommen wird, und so trinken sie oft das stagnierende Wasser von Teichen, in welchen gleichzeitig gebadet und Küchengerät, Wäsche u. dergl. gewaschen wird. Nur diesen Missständen ist es zuzuschreiben, dass die Cholera in Indien nicht auszurotten ist und alljährlich in der heissen Jahreszeit ihren verheerenden Lauf durch die indischen Städte hält. Indes wütet sie zumeist nur in den ärmeren Volks­ schichten und pflegt, wie man mir öfter versicherte, einen „Gentleman" (d. h. wohl einen vernünftig lebenden Menschen) nicht anzugreifen. „Wir haben," so äusserte sich Ranchodläl, „in unserer Stadt die merkwürdige Erfahrung gemacht, dass diejenigen Viertel, in welchen die Wasserleitung schon durch­ geführt ist, auffallend wenig von der Cholera gelitten haben, und so dürfen wir hoffen, des Übels mit der Zeit Herr zu werden." Unter diesen und anderen Gesprächen machten wir eine Rundfahrt durch die Stadt, besuchten den im Südosten der­ selben gelegenen, von lieblich umwaldeten Hügeln umkränzten Kankariya-See, besichtigten auf dem Rückwege einige der zahlreichen erhaltenen Moscheen, deren Wände vielfach aus Steinen mit wunderfeinem Schnitzwerk und durchbrochener Arbeit bestehen, und endigten den Tag mit einem Spazier­ gange nach der hohen und langen Brücke über die Sabar-

58 IV. Von Bombay bis Peshawar.<br />

Pflanze nicht, und wo ihr, wie in Indien, jene Bedingungen<br />

das ganze Jahr durch mit Ausnahme der Regenzeit geboten<br />

werden, da ist sie bereit, zu jeder Zeit, sobald sie ausgesäet<br />

worden, zu wachsen und zu reifen. Wir konnten daher oft­<br />

mals beobachten, wie auf dem einen Felde das Getreide ge­<br />

erntet wurde, während es auf einem anderen Felde daneben<br />

eben erst in die Halme schoss und auf einem dritten Felde<br />

in frischem Grün aus der Erde aufkeimte. Inzwischen hat,<br />

wie man mir sagte, Indien im allgemeinen zwei Jahresernten,<br />

die eine im Winter, die andere, für Gewächse, die der Feuchtig­<br />

keit weniger bedürfen, im Sommer vor Eintritt der Regenzeit.<br />

Nach der Regenzeit, die im Hochsommer einsetzt, zeigen die<br />

Bäume das herrlichste Grün und behalten es den ganzen<br />

Winter durch. Eine Landschaft mit Bäumen, welche, wie<br />

bei uns im Winter, der Blätter beraubt, ihre nackten Äste<br />

und Zweige gleichsam hülfeflehend zum Himmel strecken,<br />

habe ich in Indien nirgendwo gesehen. Erst im Frühling<br />

sollen, wie man mir sagte, die alten Blätter teilweise ab-<br />

gestossen und alsbald durch neu aufkeimende ersetzt werden.<br />

So genossen wir denn, während zu Hause alles in<br />

Schnee und Eis starrte, des herrlichsten Sommerwetters und<br />

können nicht in die Klage eines pessimistisch angehauchten<br />

und alles in Indien schlecht machenden Mitreisenden ein­<br />

stimmen, welcher behauptete, dass man dieses fortwährenden<br />

schönen Wetters zuletzt ganz müde würde.<br />

Die schöne Fahrt von Baroda nach Ahmedabad, welche<br />

diese Abschweifung veranlasste, war vollendet, und wir Hefen<br />

in den Bahnhof dieser einstmals, zur Zeit der Moguls, grössten<br />

und schönsten Stadt des westlichen Indiens ein. Heute zählt<br />

dieselbe nach langen Zeiträumen des Verfalls wieder 148,000<br />

Einwohner, besitzt aber kein Hotel und nur ein entfernt<br />

liegendes Dak Bungalow, daher wir es vorzogen, ein Zimmer<br />

im Bahnhofsgebäude zu beziehen. Eben erst hatten wir uns<br />

in dem dürftig ausgestatteten Räume, so gut es gehen wollte,

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