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Viertes Kapitel. Von Bombay bis Peshawar. p\er Abend unserer Abreise war gekommen. Unsere Freunde hatten uns die noch nötigen kleinen Koffer, einen Tiffin-Basket und die Betten, ohne welche man in Indien nicht reist, besorgt, sie hatten einpacken helfen und waren zahlreich in der letzten Stunde um uns. Dann ging es zur Bahn; der eine begleitete uns in seinem Wagen, der andere fuhr mit dem Gepäck, und wieder andere begaben sich nach dem Bahnhofe, um uns dort noch zum letzten Male die Hand zu drücken. Von den fünf Bombay-Stationen, an welchen der Nachtschnellzug hält, hatte ich die Ausgangsstation Colaba gewählt und war schon mit Sack und Pack eine Stunde vor Abgang dort, in der Erwartung, so am sichersten ein Coupe allein für mich und meine Frau zu erlangen. Diese Hoffnung erwies sich als eitel. Zwar waren wir mit die ersten Reisenden, und da stand der Zug, alle Türen geöffnet. Aber indem wir ihn abschritten, zeigte sich, dass kein Coupe erster Klasse mehr war, in welchem nicht schon einer oder mehrere Plätze durch Zettel als reserved bezeichnet waren. Für diesmal mussten wir vorlieb nehmen und richteten uns mit unseren acht Gepäckstücken, die man in Indien sämtlich in den geräumigen Coupes mitzunehmen pflegt, in einem Coupe ein, in das dann noch ein junger
Abreise von Bombay. 45 Engländer einstieg, um seinen reservierten Platz einzunehmen. Die Freunde umdrängten die Tür unseres Wagens, der eine oder andere überreichte uns noch eine Erfrischung. In der Regel wählt man dazu eine Schachtel mit Trauben, welche in Indien selbst nicht wachsen, aber aus Afghanistan ein geführt werden, und zwar in runden Holzschächtelchen, in denen, durch Watte getrennt, drei Schichten Beeren über einander zu liegen pflegen. Das Signal zur Abfahrt ertönte, noch einmal streckten sich alle Hände uns entgegen, dann fiel der Vorhang über dem lebensvollen Bilde. „Mit allen diesen Eingeborenen bin ich in den wenigen Wochen meines Aufenthaltes in Bombay befreundet geworden," sagte ich zu dem Engländer. „Wohl möglich; wir aber haben sie zu regieren, und das ist ganz etwas anderes," versetzte er mit Selbstgefühl und Bedeutung. Dann streckte er sich auf seiner unteren Bank; meine Frau nahm die gegenüberliegende ein, ohne für diese Nacht sich auskleiden zu können, und mir blieb nichts übrig, als nach oben zu klettern. Das Schlafen war unter diesen Umständen keine leichte Sache, zumal die Hitze, trotz dem Öffnen aller Fenster und Luken, noch sehr gross war. Aber es ging gegen Norden und auf den Dezember zu; man durfte also auf kühlere Tage hoffen. Lassen wir nun unsere Reisenden im Halbschlafe über Surat und die Narmadä durch viele herrliche ungesehene Gegenden dahineilen, um sie am frühen Morgen in Baroda wiederzufinden, und beschäftigen wir uns inzwischen mit den indischen Eisenbahnen. Ganz Indien ist mit einem Netz von Eisenbahnen durchzogen, welche, wie alles, was die Engländer von äusserlichen Dingen und Verhältnissen anfassen, vortrefflich organisiert sind. Wie in Russland, ist auch in Indien die Schienenweite grösser als bei uns, und schon dadurch sind die Wagen geräumiger und bequemer. Es gibt drei Wagenklassen und noch eine Intermediate Class
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Abreise von Bombay. 45<br />
Engländer einstieg, um seinen reservierten Platz einzunehmen.<br />
Die Freunde umdrängten die Tür unseres Wagens, der eine<br />
oder andere überreichte uns noch eine Erfrischung. In der<br />
Regel wählt man dazu eine Schachtel mit Trauben, welche<br />
in Indien selbst nicht wachsen, aber aus Afghanistan ein<br />
geführt werden, und zwar in runden Holzschächtelchen, in<br />
denen, durch Watte getrennt, drei Schichten Beeren über<br />
einander zu liegen pflegen. Das Signal zur Abfahrt ertönte,<br />
noch einmal streckten sich alle Hände uns entgegen, dann<br />
fiel der Vorhang über dem lebensvollen Bilde. „Mit allen<br />
diesen Eingeborenen bin ich in den wenigen Wochen meines<br />
Aufenthaltes in Bombay befreundet geworden," sagte ich zu<br />
dem Engländer. „Wohl möglich; wir aber haben sie zu<br />
regieren, und das ist ganz etwas anderes," versetzte er mit<br />
Selbstgefühl und Bedeutung. Dann streckte er sich auf<br />
seiner unteren Bank; meine Frau nahm die gegenüberliegende<br />
ein, ohne für diese Nacht sich auskleiden zu können, und<br />
mir blieb nichts übrig, als nach oben zu klettern. Das<br />
Schlafen war unter diesen Umständen keine leichte Sache,<br />
zumal die Hitze, trotz dem Öffnen aller Fenster und Luken,<br />
noch sehr gross war. Aber es ging gegen Norden und auf<br />
den Dezember zu; man durfte also auf kühlere Tage hoffen.<br />
Lassen wir nun unsere Reisenden im Halbschlafe über<br />
Surat und die Narmadä durch viele herrliche ungesehene<br />
Gegenden dahineilen, um sie am frühen Morgen in Baroda<br />
wiederzufinden, und beschäftigen wir uns inzwischen mit<br />
den indischen Eisenbahnen. Ganz Indien ist mit einem<br />
Netz von Eisenbahnen durchzogen, welche, wie alles, was<br />
die Engländer von äusserlichen Dingen und Verhältnissen<br />
anfassen, vortrefflich organisiert sind. Wie in Russland, ist<br />
auch in Indien die Schienenweite grösser als bei uns, und<br />
schon dadurch sind die Wagen geräumiger und bequemer.<br />
Es gibt drei Wagenklassen und noch eine Intermediate Class