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01.01.2013 Aufrufe

Schulen der Parsi's, Die Türme des Schweigens. 39 hier weit sich erstreckend der Friedhof der Parsi's; mit Ge­ büsch und Blumen verziert, von wohlgepflegten Wegen durchzogen, hat er ganz die weihevolle Stille eines christ­ lichen Kirchhofs, nur dass hier keine Gräber sich finden, sondern an Stelle derselben in ziemlicher Entfernung von einander eine Anzahl runder Türme, nicht höher als ein zweistöckiges Haus, aber so breit wie ein grosser Circus. Eine einzige, stets verschlossene Eisenpforte führt in das Innere, welches sich zu einer tellerartigen, ringsum von mannshohen Mauern eingeschlossenen, nach oben offenen Fläche ausbreitet. Durch zwei konzentrische Kreise ist diese Fläche in drei Teile zerlegt, in deren jeder zahlreiche Rillen rund herumlaufen zur Aufnahme der Leichen, die innere Kreis­ fläche für Kinderleichen, die beiden sie umgebenden für solche von Erwachsenen. Ein Modell im Wartehause am Eingang zeigt die ganze Einrichtung. Das Innere der Türme selbst darf niemand betreten, auch kein Parsi, mit Ausnahme der gut bezahlten, aber als unrein gemiedenen Leichenträger. Diese bringen die in Tücher eingewickelte Leiche auf ihren Schultern herauf, gefolgt von dem Zuge der Leidtragenden. In angemessener Entfernung von den Türmen machen alle Halt, die letzten Ceremonien werden vollzogen, und dann bringen die Träger allein den Leichnam durch die geöffnete Eisenpforte in den Turm, wodurch sie für immer den Blicken der Menschen entzogen ist. Sofort stürzen sich mächtige Geier, deren man stets eine Anzahl um den Rand des Turmes sitzen sieht, auf die Leiche los, und es soll keine halbe Stunde dauern, bis alles bis auf die Knochen verzehrt ist. Die übrigen Gebeine werden nach einiger Zeit in ein Loch in der Mitte hinabgestossen, hier noch einem Des­ infektionsprozesse unterworfen und dann vom Regen­ wasser in das Meer hinausgespült. Der ganze Vorgang, in der würdigen und weihevollen Weise, wie er sich hier abspielt, hat durchaus nichts Abschreckendes, viel

Schulen der Parsi's, Die Türme des Schweigens. 39<br />

hier weit sich erstreckend der Friedhof der Parsi's; mit Ge­<br />

büsch und Blumen verziert, von wohlgepflegten Wegen<br />

durchzogen, hat er ganz die weihevolle Stille eines christ­<br />

lichen Kirchhofs, nur dass hier keine Gräber sich finden,<br />

sondern an Stelle derselben in ziemlicher Entfernung von<br />

einander eine Anzahl runder Türme, nicht höher als ein<br />

zweistöckiges Haus, aber so breit wie ein grosser Circus.<br />

Eine einzige, stets verschlossene Eisenpforte führt in das<br />

Innere, welches sich zu einer tellerartigen, ringsum von<br />

mannshohen Mauern eingeschlossenen, nach oben offenen<br />

Fläche ausbreitet. Durch zwei konzentrische Kreise ist diese<br />

Fläche in drei Teile zerlegt, in deren jeder zahlreiche Rillen<br />

rund herumlaufen zur Aufnahme der Leichen, die innere Kreis­<br />

fläche für Kinderleichen, die beiden sie umgebenden für<br />

solche von Erwachsenen. Ein Modell im Wartehause am<br />

Eingang zeigt die ganze Einrichtung. Das Innere der Türme<br />

selbst darf niemand betreten, auch kein Parsi, mit Ausnahme<br />

der gut bezahlten, aber als unrein gemiedenen Leichenträger.<br />

Diese bringen die in Tücher eingewickelte Leiche auf ihren<br />

Schultern herauf, gefolgt von dem Zuge der Leidtragenden.<br />

In angemessener Entfernung von den Türmen machen alle<br />

Halt, die letzten Ceremonien werden vollzogen, und dann<br />

bringen die Träger allein den Leichnam durch die geöffnete<br />

Eisenpforte in den Turm, wodurch sie für immer den Blicken<br />

der Menschen entzogen ist. Sofort stürzen sich mächtige<br />

Geier, deren man stets eine Anzahl um den Rand des Turmes<br />

sitzen sieht, auf die Leiche los, und es soll keine halbe<br />

Stunde dauern, bis alles bis auf die Knochen verzehrt ist.<br />

Die übrigen Gebeine werden nach einiger Zeit in ein<br />

Loch in der Mitte hinabgestossen, hier noch einem Des­<br />

infektionsprozesse unterworfen und dann vom Regen­<br />

wasser in das Meer hinausgespült. Der ganze Vorgang,<br />

in der würdigen und weihevollen Weise, wie er sich<br />

hier abspielt, hat durchaus nichts Abschreckendes, viel

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