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36 HI. Bombay. Der Verbrennungsplatz der Hindus liegt in Bombay westlich von der Stadt bei der Station Marine Lines in der Nähe des Meeres. Es ist ein grosses, von hohem Zaun umfriedigtes Grundstück, von dem man schon von aussen bei Tage den Rauch, bei Abend einen Funkenregen aufsteigen sieht. Der Zutritt ist auch Fremden, wenn sie eingeführt werden, gestattet, und man kann von einem für die Träger und Leidtragenden abgeteilten Raum aus bequem den Ver- brennungsprozess in seinen verschiedenen Stadien beobachten. Die völlige Verbrennung einer Leiche nimmt vier Stunden in Anspruch, aber in der Regel trifft man mehrere Leichen an, an denen sich Anfang, Mitte und Ende der Ceremonie gleichzeitig betrachten lässt. Bei der durch die Hitze be­ schleunigten Verwesung wird der Leichnam meist schon wenige Stunden nach eingetretenem Tode vom Kopf bis zu den Füssen in weisse Tücher gewickelt und von Trägern zum Friedhofe gebracht. Zwischen vier eisernen in der Erde steckenden Stangen werden ein bis zwei Meter lange dicke Holzscheite einen Meter hoch aufgeschichtet, der Leichnam wird darauf gelegt und über ihn wieder eine Lage Holz. Inzwischen wird daneben ein kleines Feuer vorbereitet; in Bombay wird dasselbe von dem häuslichen Herde des Ver­ storbenen mitgebracht; in Benares, wo viele auswärtige, oft von weit her kommende Leichen verbrannt werden, muss das Feuer von einer stets gegenwärtigen niederen Kaste gekauft werden. Es folgen noch einige Ceremonien; namentlich muss der nächste Angehörige des Verstorbenen, oft ein junger Knabe, aus einem Kruge Wasser um den Scheiterhaufen herum und auf denselben giessen und dann den Krug zerbrechen. Hierauf wird das kleine vorbereitete Feuer in den grossen Scheiterhaufen eingefügt, bald prasseln die Flammen hoch empor und ergreifen ein Glied des Toten nach dem andern. In drei bis vier Stunden ist der Leichnam bis auf einige Knochen völlig verbrannt. Diese nebst der Asche

Leichenverbrennung. Semitischer Typus der Parsi's. 37 werden in Benares in den unmittelbar daneben fliessenden Ganges gestossen; was an anderen Orten damit geschieht, ist mir nicht bekannt. Ein Priester, der einige Sprüche murmelt, auch wohl eine kleine Ansprache hält, ist nur aus­ nahmsweise gegen besondere Bezahlung zugegen. Die Stimmung ist nicht sehr andächtig, nur einmal hörte ich eine Frau über ihren verstorbenen Gatten wehklagen; meist sehen die Leute anscheinend gleichgültig zu, mitunter plaudern sie dabei ganz vergnügt miteinander. Die Inder nehmen es mit dem Sterben weniger schwer; der Tod ist nur eine einzelne Station auf der grossen Reise für die wandernde Seele. Ganz anders sind die Gebräuche bei den Parsi's, welche in Bombay einen beträchtlichen und angesehenen Teil der Bevölkerung ausmachen. Die Parsi's sind die Nachkommen der alten Perser, welche, als der Islam mit Feuer und Schwert Persien eroberte, sich mit ihrer Religion und dem Reste ihrer heiligen Bücher, dem Avesta, nach dem toleranten Indien retteten, wo sie unter gewissen Bedingungen auf­ genommen wurden und gegenwärtig zu den reichen Kauf­ leuten Bombay's ein bedeutendes Kontingent stellen. Die Perser sind, wie die Sprache des Avesta beweist, ursprüng­ lich unzweifelhaft Indogermanen, und dieser Tatsache gegen­ über ist es sehr befremdlich, dass die Parsi's in Bombay vielfach einen ausgeprägt semitischen Typus tragen und nicht nur in Gesicht und Körperbildung sondern auch in Wesen und Manieren stark an unsere Juden erinnern. Unter meiner Sammlung von Photographien befindet sich eine Gruppe junger Parsi-Damen, welche, von üppigen Körper­ formen und zum Teil von hoher Schönheit, ein deutlicher Ausdruck dessen sind, was wir eine beaute juive zu nennen pflegen. Und so finden wir bei den Parsi's dieselbe Be­ triebsamkeit und Freude am Erwerb, dieselbe liebenswürdige Zugänglichkeit und mitunter etwas lästige Aufdringlichkeit,

Leichenverbrennung. Semitischer Typus der Parsi's. 37<br />

werden in Benares in den unmittelbar daneben fliessenden<br />

Ganges gestossen; was an anderen Orten damit geschieht,<br />

ist mir nicht bekannt. Ein Priester, der einige Sprüche<br />

murmelt, auch wohl eine kleine Ansprache hält, ist nur aus­<br />

nahmsweise gegen besondere Bezahlung zugegen. Die<br />

Stimmung ist nicht sehr andächtig, nur einmal hörte ich eine<br />

Frau über ihren verstorbenen Gatten wehklagen; meist sehen<br />

die Leute anscheinend gleichgültig zu, mitunter plaudern<br />

sie dabei ganz vergnügt miteinander. Die Inder nehmen es<br />

mit dem Sterben weniger schwer; der Tod ist nur eine<br />

einzelne Station auf der grossen Reise für die wandernde<br />

Seele.<br />

Ganz anders sind die Gebräuche bei den Parsi's, welche<br />

in Bombay einen beträchtlichen und angesehenen Teil der<br />

Bevölkerung ausmachen. Die Parsi's sind die Nachkommen<br />

der alten Perser, welche, als der Islam mit Feuer und Schwert<br />

Persien eroberte, sich mit ihrer Religion und dem Reste<br />

ihrer heiligen Bücher, dem Avesta, nach dem toleranten<br />

Indien retteten, wo sie unter gewissen Bedingungen auf­<br />

genommen wurden und gegenwärtig zu den reichen Kauf­<br />

leuten Bombay's ein bedeutendes Kontingent stellen. Die<br />

Perser sind, wie die Sprache des Avesta beweist, ursprüng­<br />

lich unzweifelhaft Indogermanen, und dieser Tatsache gegen­<br />

über ist es sehr befremdlich, dass die Parsi's in Bombay<br />

vielfach einen ausgeprägt semitischen Typus tragen und<br />

nicht nur in Gesicht und Körperbildung sondern auch in<br />

Wesen und Manieren stark an unsere Juden erinnern. Unter<br />

meiner Sammlung von Photographien befindet sich eine<br />

Gruppe junger Parsi-Damen, welche, von üppigen Körper­<br />

formen und zum Teil von hoher Schönheit, ein deutlicher<br />

Ausdruck dessen sind, was wir eine beaute juive zu nennen<br />

pflegen. Und so finden wir bei den Parsi's dieselbe Be­<br />

triebsamkeit und Freude am Erwerb, dieselbe liebenswürdige<br />

Zugänglichkeit und mitunter etwas lästige Aufdringlichkeit,

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