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24 HI. Bombay. Was am meisten in den indischen. Hotels zu wünschen übrig lässt, ist die Bedienung. Zwar sind Diener bei Tisch und auch für die Zimmer in reichlicher Anzahl vorhanden, aber sie sind wenig daran gewöhnt, für den Fremden zu sorgen, da fast jeder seinen eignen Diener auf Reisen mit sich führt. Ein solcher erhält monatlich etwa 20 Rupien, wofür er sich selbst kleidet und beköstigt und doch wohl noch die Hälfte ersparen und seiner Familie schicken kann. Ausser dieser Gage bezahlt man für ihn nur noch das Eisen- bahnbillet dritter Klasse, welches erstaunlich billig ist, etwa ein Siebentel der ersten Klasse kostet und für wenige Rupien von einem Ende Indiens zum andern in einer freilich nicht beneidenswerten Zusammenpferchung befördert. Ein solcher Diener ist sehr nützlich, ja dem Neuling ganz unentbehrlich. Er kennt in der Regel ganz Indien, vermittelt den Verkehr mit den Eingeborenen, besorgt Wagen und Gepäckträger und hilft bei Einkäufen, wobei er freilich vom Verkäufer seine Provision ganz offen beansprucht, und erhält. Auf der Eisenbahn besorgt er Erfrischungen, macht abends die Betten zurecht und rollt sie morgens wieder zusammen. In den Hotels macht er im Zimmer die Betten und bedient seinen Herrn bei Tische, wabei er ganz ungeniert in der Küche ein- und ausgeht und das Beste für seine Herrschaft zu erlangen sucht. Nachts schläft er auch bei der Winter­ kälte, die freilich nicht gross ist, im Freien auf der Erde vor der Tür seines Herrn und ist morgens auf dessen ersten Ruf bei der Hand. Er begleitet diesen auf seinen Ausgängen, zeigt sich mit allen Verhältnissen vertraut und spricht ein gebrochenes, mitunter sehr drolliges Englisch. Dies ist das Ideal eines indischen Reisedieners, hinter welchem die Wirklichkeit allerdings oft erheblich zurückbleibt. Wir hatten versäumt, uns durch Freunde oder andre vertrauenswürdige Personen einen zuverlässigen Diener besorgen zu lassen, und trafen es infolgedessen nicht sehr

Reisediener. Lalu. Kastenvorurteile. 25 glücklich. Schon bei unserem Eintritt in Watson's Hotel machte sich ein sauber in Eingeborenentracht gekleidetes Individuum mit uns zu schaffen, führte uns in unser Zimmer ein und wich seitdem nicht mehr von uns. Es war Lalu, unser erster Reisediener. Wir hielten ihn anfangs für einen Bediensteten des Hotels und durchschauten die Sachlage erst, als seine Verdienste in der Bemühung um unser Wohl­ sein so gross geworden waren, dass es mir unbillig schien, ihn ohne triftigen Grund zu verabschieden, der sich dann im Verlaufe der Reise einstellte, wie noch zu berichten sein wird. Was mich für Lalu besonders einnahm, war der Umstand, dass er kein Mohammedaner, sondern ein wirk­ licher Hindu war. Ich übersah, dass sich zu Dienern der Europäer nur die allerniedrigsten Kasten der Hindus her­ geben, welche von den höheren Kasten mehr noch als Christen und Mohammedaner gemieden werden. Unser Lalu durfte es nicht wagen, das Haus unserer Hindufreunde zu betreten, denn ein allgemeiner Hausputz wäre die not­ wendige Folge der Verunreinigung gewesen, in welche seine blosse Gegenwart das Haus gebracht haben würde. Einer Berührung mit dem ganz sauberen und hübschen Burschen wichen alle ängstlich aus. Eines Tages sass ich mit meinem Pandit, Veniräm, zu Bombay in meinem Hotelzimmer und hatte Sanskrit-Konversationsstunde, während Lalu sich im Zimmer hin und her mit Aufräumen zu schaffen machte. Es fiel mir auf, dass der Pandit ängstlich um sich blickte und hin und her rückte. Auf meine Frage, was es gebe, erwiderte er: „Wenn jener Mensch mich berühren sollte, so könnte ich mein Haus nicht betreten, ohne vorher ein Bad genommen und alle meine Kleider gewechselt oder gewaschen zu haben." — Diese Furcht der orthodoxen Hindus, durch Berührung mit einem Cüdra verunreinigt zu werden, erstreckt sich eigentlich auch auf alle Europäer, da sie im Prinzip sämtlich Qüdras sind. Indessen hat die

Reisediener. Lalu. Kastenvorurteile. 25<br />

glücklich. Schon bei unserem Eintritt in Watson's Hotel<br />

machte sich ein sauber in Eingeborenentracht gekleidetes<br />

Individuum mit uns zu schaffen, führte uns in unser Zimmer<br />

ein und wich seitdem nicht mehr von uns. Es war Lalu,<br />

unser erster Reisediener. Wir hielten ihn anfangs für einen<br />

Bediensteten des Hotels und durchschauten die Sachlage<br />

erst, als seine Verdienste in der Bemühung um unser Wohl­<br />

sein so gross geworden waren, dass es mir unbillig schien,<br />

ihn ohne triftigen Grund zu verabschieden, der sich dann<br />

im Verlaufe der Reise einstellte, wie noch zu berichten sein<br />

wird. Was mich für Lalu besonders einnahm, war der<br />

Umstand, dass er kein Mohammedaner, sondern ein wirk­<br />

licher Hindu war. Ich übersah, dass sich zu Dienern der<br />

Europäer nur die allerniedrigsten Kasten der Hindus her­<br />

geben, welche von den höheren Kasten mehr noch als<br />

Christen und Mohammedaner gemieden werden. Unser<br />

Lalu durfte es nicht wagen, das Haus unserer Hindufreunde<br />

zu betreten, denn ein allgemeiner Hausputz wäre die not­<br />

wendige Folge der Verunreinigung gewesen, in welche seine<br />

blosse Gegenwart das Haus gebracht haben würde. Einer<br />

Berührung mit dem ganz sauberen und hübschen Burschen<br />

wichen alle ängstlich aus. Eines Tages sass ich mit meinem<br />

Pandit, Veniräm, zu Bombay in meinem Hotelzimmer und<br />

hatte Sanskrit-Konversationsstunde, während Lalu sich im<br />

Zimmer hin und her mit Aufräumen zu schaffen machte.<br />

Es fiel mir auf, dass der Pandit ängstlich um sich blickte<br />

und hin und her rückte. Auf meine Frage, was es gebe,<br />

erwiderte er: „Wenn jener Mensch mich berühren sollte,<br />

so könnte ich mein Haus nicht betreten, ohne vorher ein<br />

Bad genommen und alle meine Kleider gewechselt oder<br />

gewaschen zu haben." — Diese Furcht der orthodoxen<br />

Hindus, durch Berührung mit einem Cüdra verunreinigt zu<br />

werden, erstreckt sich eigentlich auch auf alle Europäer,<br />

da sie im Prinzip sämtlich Qüdras sind. Indessen hat die

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