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236 'X. Die Heimreise. hatte auf seinem Willen bestanden, und die Folge war, dass wir feststeckten. Eine solche Lage kann sehr unangenehm werden, denn wenn ein Schiff binnen vier Stunden nicht wieder flott wird, so muss es nach dem Verkehrsreglement ausladen, und was das bedeutet, das hatten wir in Aden bei Übernahme der Bombayer Post gesehen. Inzwischen waren Kapitän und Mannschaft eifrig damit beschäftigt, das Schiff wieder flott zu machen. Starke Eisentaue wurden von der Spitze und ebenso vom Hinterteil des Schiffes cjuer über den Kanal nach denjenigen Uferseiten gezogen, von welchen das Schiff sich abgewandt hatte, und dort an Pflöcken befestigt. Diese Taue wurden von der Schiffsmaschine gleichzeitig nach der Mitte des Schiffes hin angezogen, und die Folge war, dass der Koloss sich wieder gerade legte und seine Fahrt mit einigen Stunden Verspätung fortsetzen konnte. Es war ein herrlicher Morgen. Die reine Wüstenluft Ägyptens umfing uns, und der Nordwind gewährte erquickende Kühle. Da zeigte sich in der umgebenden Wüste bald links, bald rechts eine von mir nie vorher gesehene Erscheinung, nämlich eine immer schöner sich entwickelnde Fata Morgana, worunter hier nicht das Sichtbarwerden einer entfernten Stadt durch Luftspiegelung zu verstehen ist, — denn östlich vom Kanal gibt es nah und fern keine Stadt, — sondern eine Illusion, welche entsteht, wenn im Sonnenschein die heissen Wüstendämpfe aufsteigen. Zuerst hatte man den Eindruck einer Chaussee mit lauter gleichen Akazienbäumen; dann wieder schien eine Reihe von Pelikanen unbeweglich in der Ferne zu sitzen, und endlich sah man mitten in der Wüste ein flutendes, wallendes, wogendes Wasser, und in demselben baute es sich auf in wagerechten und senkrechten Linien wie eine Stadt mit hohen Häusern und Türmen, mit mancherlei Haupt- und Querstrassen. Die Illusion war vollkommen, und auch das schärfste Opernglas vermochte nicht, sie zu heben, sondern nur noch zu verstärken. Das einzige Unnatürliche

Eine Fata Morgana. Port Said. Der Taygetos. Brindisi. 237 dabei war, dass die Stadt mitten in dem wogenden Wasser gleichsam zu schweben schien. Über eine Stunde lang konnten wir diese Erscheinung in aller Ruhe beobachten. Gegen Mittag erreichten wir Port Said, und da wir einige Stunden Aufenthalt hatten, so nahm ich unsere vier indischen Schützlinge mit mir in die Stadt, um ihnen ein freilich nur ärmliches Stück Ägyptens zu zeigen. Gegen Abend stachen wir in See, und jetzt war es nicht mehr die Spiegelglätte des indischen Ozeans und des roten Meeres, die uns trug, sondern das mittelländische Meer mit seiner lebhaften und stellenweise wüsten Wellenbewegung. Die Stimmung der Passagiere war denn auch wesentlich beein­ trächtigt; viele verschwanden; hier und da drückte sich eine weibliche Gestalt in die Ecke eines Strandstuhls, einer welkenden Lilie vergleichbar, und zum ersten Male wies der Mittagstisch erhebliche Lücken auf. In der folgenden Nacht passierten wir Kreta, und am nächsten Morgen hatten wir die Südspitze des Peloponnes erreicht und konnten den hochragenden, schneebedeckten Taygetos zwischen Sparta und Messenien in seiner ganzen Herrlichkeit übersehen. Dann ging es den Tag über nach Norden, während ein Felseneiland der griechischen Inselwelt nach dem anderen auftauchte und in respektvoller Ferne liegen blieb. „Ich fahre sonst wohl zwischen den Inseln durch," sagte mir der Kapitän, „aber bei dem jüngsten Erdbeben könnte irgend etwas in die Höhe gekommen sein, und so ziehe ich es vor, das offene Meer zu halten." Der Abend kam, und mit ihm begann das Abschiednehmen, denn viele wollten wie wir um drei Uhr nachts in Brindisi aussteigen. An ein Schlafen­ gehen dachten in dieser unruhigen Nacht die wenigsten. Um ein Uhr nachts wurde noch ein kräftiges englisches Früh­ stück serviert, und bald nach zwei Uhr nahmen wir von dem trefflichen Schiffe Abschied und betraten, nicht wie sonst immer in Booten hinübergerudert, sondern stolz über die

Eine Fata Morgana. Port Said. Der Taygetos. Brindisi. 237<br />

dabei war, dass die Stadt mitten in dem wogenden Wasser<br />

gleichsam zu schweben schien. Über eine Stunde lang<br />

konnten wir diese Erscheinung in aller Ruhe beobachten.<br />

Gegen Mittag erreichten wir Port Said, und da wir<br />

einige Stunden Aufenthalt hatten, so nahm ich unsere vier<br />

indischen Schützlinge mit mir in die Stadt, um ihnen ein<br />

freilich nur ärmliches Stück Ägyptens zu zeigen. Gegen<br />

Abend stachen wir in See, und jetzt war es nicht mehr die<br />

Spiegelglätte des indischen Ozeans und des roten Meeres,<br />

die uns trug, sondern das mittelländische Meer mit seiner<br />

lebhaften und stellenweise wüsten Wellenbewegung. Die<br />

Stimmung der Passagiere war denn auch wesentlich beein­<br />

trächtigt; viele verschwanden; hier und da drückte sich eine<br />

weibliche Gestalt in die Ecke eines Strandstuhls, einer<br />

welkenden Lilie vergleichbar, und zum ersten Male wies<br />

der Mittagstisch erhebliche Lücken auf. In der folgenden<br />

Nacht passierten wir Kreta, und am nächsten Morgen hatten<br />

wir die Südspitze des Peloponnes erreicht und konnten den<br />

hochragenden, schneebedeckten Taygetos zwischen Sparta<br />

und Messenien in seiner ganzen Herrlichkeit übersehen.<br />

Dann ging es den Tag über nach Norden, während ein<br />

Felseneiland der griechischen Inselwelt nach dem anderen<br />

auftauchte und in respektvoller Ferne liegen blieb. „Ich<br />

fahre sonst wohl zwischen den Inseln durch," sagte mir der<br />

Kapitän, „aber bei dem jüngsten Erdbeben könnte irgend<br />

etwas in die Höhe gekommen sein, und so ziehe ich es vor,<br />

das offene Meer zu halten." Der Abend kam, und mit ihm<br />

begann das Abschiednehmen, denn viele wollten wie wir um<br />

drei Uhr nachts in Brindisi aussteigen. An ein Schlafen­<br />

gehen dachten in dieser unruhigen Nacht die wenigsten.<br />

Um ein Uhr nachts wurde noch ein kräftiges englisches Früh­<br />

stück serviert, und bald nach zwei Uhr nahmen wir von dem<br />

trefflichen Schiffe Abschied und betraten, nicht wie sonst<br />

immer in Booten hinübergerudert, sondern stolz über die

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