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12 II. Von Marseille nach Bombay. Auge völlig entschwindet. Dass man aber in einem ge­ schlossenen Meere zwischen zwei ungeheuren Wüstenländern durchfährt, macht sich durch die hier herrschende grosse Hitze jedem bemerkbar. Gleich nach Suez legen die Schiffsoffiziere ihre dunkle Uniform ab und erscheinen in weissen Anzügen, und alles beeilt sich ihrem Beispiele zu folgert. Bei den Mahlzeiten in der Kajüte schwingt unablässig die Pankha; d. h. über jedem Tische hängt, ihn in seiner ganzen Länge begleitend, ein fussbreiter Streifen von dickem Zeug, durch Stangen und Angeln an der Decke befestigt; alle diese Streifen sind durch Stricke verbunden, welche auf Rollen nach aussen leiten und von dort, durch ziehende Diener in Bewegung gesetzt, ziemlich schnell unmittelbar über den Köpfen der Sitzenden hin und her schwingen und eine starke Zugluft veranlassen. Ohne Pankha zu essen würde kaum möglich sein; selbst bei den sonntäglichen Gottesdiensten begleitet sie mit ihrem eintönigen dumpfen Geräusch die Stimme des Geistlichen. In den Kabinen war es vollends nicht auszuhalten. Ein Aufenthalt von wenigen Minuten genügte, um die heftigste, jeden neu angelegten Kragen so­ gleich wieder entstellende Transpiration hervorzurufen. Ein Schlafen in derselben, obgleich alle Türen, Fenster und Luken geöffnet waren, wurde nachgerade zur Unmöglichkeit. Zuletzt legte ich mich auf den Boden, die harte Schwelle der geöffneten Tür als Kopfkissen benutzend, und als auch so keine Ruhe zu finden war, beschlossen wir, den Wider­ stand des etwas faulen und stets Ausflüchte suchenden Kellners zu brechen, und gaben strikten Befehl, für die nächste Nacht unsre Betten nach oben aufs Deck zu schleppen. Dieses Verfahren, so sehr es auch seine Schatten­ seiten hatte, wurde bald von allen eingeschlagen und bis ans Ende der Reise festgehalten. Abends gegen zehn Uhr, wenn Mrs. Shakespeare (eine Offiziersfrau mit drei hübschen Töchtern) sich von dem auf dem Verdeck stehenden Pianino

Rotes Meer. Pankha. Schlafen auf Deck. Kinder. 13 erhob, die tanzenden Paare sich trennten, und endlich eine gewisse Ruhe eintrat, da kamen die Kellner mit den Matratzen und Kissen aus den verschiedenen Kajüten heraufgekeucht; eine Barrikade aus Deckstühlen markierte die Grenze zwischen der Herren- und Damenseite, und im übrigen konnte jeder sich ein Plätzchen je nach Wunsch, auf den Bänken oder daneben, hinter einer Kajütenwand oder in der freien Zugluft, aussuchen, dort sich auf seine Matratze strecken und abwarten, bis das Geplapper verstummte und das eintönige Ächzen der Maschine anfing, sich in seine Traumbilder zu verweben. An ein Ausschlafen war freilich nicht zu denken. Denn allmorgendlich um fünf Uhr erschienen mit Eimern und Besen die schwarzbraunen Matrosen, um das Deck mittels eines transportablen Schlauches unter Wasser zu setzen und gründlichst zu scheuern. Dann war es ein Hauptvergnügen, nur von der Paijama (Nachtanzug, bestehend in Hose und Jacke aus ganz dünnem Wollstoff) bekleidet, mit nackten Füssen in dem kühlen Nass spazieren zu gehen, bis gegen halb acht nach und nach die Damen auf dem Deck erschienen, und das Feld geräumt werden musste. Ein kleiner Imbiss, bestehend aus Thee, Kaffee und Butterbrot, die sogenannte Chota Hdziri, stand nach indischer Weise schon um 6 Uhr bereit. Um neun Uhr folgte ein substantielles Frühstück, Thee mit Fisch, Eiern, Fleisch u. dgl. Der weitere Vormittag wird natürlich allgemein auf dem Deck zugebracht. Die einen sitzen und liegen auf den Stühlen umher, hier bilden sich plaudernde Gruppen, dort sind andere mit Lesen be­ schäftigt, und wieder andere gehen emsig auf und ab, um dem schlimmsten Übel einer langen Seefahrt, dem Mangel an Bewegung, nach Kräften abzuhelfen. Freilich muss man dabei vermeiden, auf die zahlreichen, überall umherkrabbelnden Kinder zu treten. Kleine Kinder etwa bis zu sieben Jahren werden nämlich von ihren Familien ohne Bedenken mit nach Indien genommen. Werden sie grösser, so müssen sie in

Rotes Meer. Pankha. Schlafen auf Deck. Kinder. 13<br />

erhob, die tanzenden Paare sich trennten, und endlich eine<br />

gewisse Ruhe eintrat, da kamen die Kellner mit den Matratzen<br />

und Kissen aus den verschiedenen Kajüten heraufgekeucht;<br />

eine Barrikade aus Deckstühlen markierte die Grenze zwischen<br />

der Herren- und Damenseite, und im übrigen konnte jeder<br />

sich ein Plätzchen je nach Wunsch, auf den Bänken oder<br />

daneben, hinter einer Kajütenwand oder in der freien Zugluft,<br />

aussuchen, dort sich auf seine Matratze strecken und abwarten,<br />

bis das Geplapper verstummte und das eintönige Ächzen der<br />

Maschine anfing, sich in seine Traumbilder zu verweben.<br />

An ein Ausschlafen war freilich nicht zu denken. Denn<br />

allmorgendlich um fünf Uhr erschienen mit Eimern und Besen<br />

die schwarzbraunen Matrosen, um das Deck mittels eines<br />

transportablen Schlauches unter Wasser zu setzen und<br />

gründlichst zu scheuern. Dann war es ein Hauptvergnügen,<br />

nur von der Paijama (Nachtanzug, bestehend in Hose und<br />

Jacke aus ganz dünnem Wollstoff) bekleidet, mit nackten<br />

Füssen in dem kühlen Nass spazieren zu gehen, bis gegen<br />

halb acht nach und nach die Damen auf dem Deck erschienen,<br />

und das Feld geräumt werden musste. Ein kleiner Imbiss,<br />

bestehend aus Thee, Kaffee und Butterbrot, die sogenannte<br />

Chota Hdziri, stand nach indischer Weise schon um 6 Uhr<br />

bereit. Um neun Uhr folgte ein substantielles Frühstück,<br />

Thee mit Fisch, Eiern, Fleisch u. dgl. Der weitere Vormittag<br />

wird natürlich allgemein auf dem Deck zugebracht. Die<br />

einen sitzen und liegen auf den Stühlen umher, hier bilden<br />

sich plaudernde Gruppen, dort sind andere mit Lesen be­<br />

schäftigt, und wieder andere gehen emsig auf und ab, um<br />

dem schlimmsten Übel einer langen Seefahrt, dem Mangel<br />

an Bewegung, nach Kräften abzuhelfen. Freilich muss man<br />

dabei vermeiden, auf die zahlreichen, überall umherkrabbelnden<br />

Kinder zu treten. Kleine Kinder etwa bis zu sieben Jahren<br />

werden nämlich von ihren Familien ohne Bedenken mit nach<br />

Indien genommen. Werden sie grösser, so müssen sie in

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