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222 VIII. Von Bombay nsch Ceylon. aus dem Meere auf, und nun kam das wundervolle Eiland mit seinem Kranze von Palmenwäldern und seinen hoch ragenden Bergen immer näher heran. Um drei Uhr warfen wir Anker, lasen beim Aussteigen eine in den grössten Buchstaben dem Reisenden entgegentretende Warnung vor den grossen Gefahren des Sonnenstichs, und bald darauf waren wir in dem Zimmer eines guten Hotels behaglich unter gebracht. Da hier nicht wie in Indien ein Pensionspreis für den Tag, sondern wie bei uns .alles einzeln bezahlt wurde, so war vorauszusehen, dass die Hotelkosten doppelt so hoch wie in Indien sein würden. Wir bestellten das Dinner für den Abend und Hessen zwei der an allen Strassenecken zu fin denden Jinrikisha herbeiholen. Es sind das allerliebste kleine Kärrchen von eleganter Ausstattung, deren zwischen zwei hohen Rädern befindlicher Sitz nur für eine Person Platz gewährt, und welche nicht von Pferden, sondern von einem chokoladenfarbigen, bis auf Kopftuch und Lendentuch vollkommen nackten Manne gezogen werden. Die Sitte stammt aus Japan, wie auch der Name, der auf Japanisch „Mannwagen" bedeutet. Dieses Beförderungsmittel steht der Droschke an Schnelligkeit wenig nach und ist dabei bedeutend billiger. Unser Besuch galt einem meiner ältesten Jugendfreunde, dem Kaiserlich deutschen Konsul Philipp Freudenberg, der ebenso wie ich vom Westerwald stammte. Unsere Eltern waren dort befreundet gewesen, und wir selbst hatten als Kinder uns oft besucht und zusammen gespielt, aber seit 1853, also seit 40 Jahren, uns nicht mehr gesehen. Unsere beiden Menschenpferde trabten tapfer darauf los, doch bedurfte es längeren Herumfahrens in der von duftigen Gärten durchzogenen Villengegend Colombos, bis wir das herr- liche,von Veranden und Gärten umgebene Haus Freudenbergs erreichten. Auf der Veranda brannte Licht, und kaum hatten wir unsere Karten hineingeschickt, als von dorther der kräftige deutsche Ausruf hörbar wurde: „Na, endlich!" Freudenberg
Ankunft in Colombo. Konsul Freudenberg. 223 empfing unsern längst erwarteten Besuch auf das freund lichste. Er sei ganz allein zu Hause, da seine Frau mit den vier Söhnen in Deutschland weile, und sein Bruder sich eben auf der Hochzeitsreise im Gebirge befinde. Wir müssten ohne Widerrede, so lange wir in Colombo weilten, bei ihm wohnen. Ich sagte es für den nächsten Tag zu, aber er bestand darauf, dass wir noch am selbigen Abend bei ihm unseren Einzug halten müssten, und so blieb mir nichts übrig, als ins Hotel zurückzufahren, die Bestellung der Zimmer wieder rückgängig zu machen und in später Abend stunde mit Sack und Pack in dem schönen Hause Freuden bergs einzutreffen, welches den Namen Sirinivesa, d. h. „Wohnsitz des Glückes" führte. Hier konnten wir uns in der oberen Etage nach Herzenslust ausbreiten und genossen mit Behagen die Gastfreundschaft des reichen und vornehmen Hauses. Eine zahlreiche Dienerschaft, die Haare nach singha- lesischer Sitte mit einem Kamme nach Weiberart hinten aufgesteckt, bediente uns bei Tische, zum Schlüsse der Mahl zeit erschienen die köstlichsten Früchte, Ananas, Bananen, Mangos, und als wir über diese Fülle der Gaben des Landes unsere Bewunderung aussprachen, äusserte Freudenberg mit Bescheidenheit: „Es ist unser gewöhnliches Dessert!" Aber auch für unsere geistigen Bedürfnisse sorgte unser liebenswürdiger Wirt, indem er, soweit es seine Zeit erlaubte, mit uns in die Stadt und zu den Sehenswürdigkeiten fuhr. Das reichhaltige Museum, der grosse Buddhatempel mit seiner Kolossalstatue des liegenden Buddha, der herrliche Strand mit seiner erfrischenden Brise sind mir noch in bester Erinnerung. Mit besonderem Interesse besuchten wir auch die weitausgedehnten Anlagen der Kokosölfabrik unseres Freundes. Er führte uns durch das Lager, in welchem das von überall her angekaufte Rohmaterial, näm lich das zwischen der hölzernen Schale und dem inneren Saft sich zu einer Schicht ablagernde Fleisch der Kokos-
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222 VIII. Von Bombay nsch Ceylon.<br />
aus dem Meere auf, und nun kam das wundervolle Eiland<br />
mit seinem Kranze von Palmenwäldern und seinen hoch<br />
ragenden Bergen immer näher heran. Um drei Uhr warfen<br />
wir Anker, lasen beim Aussteigen eine in den grössten<br />
Buchstaben dem Reisenden entgegentretende Warnung vor<br />
den grossen Gefahren des Sonnenstichs, und bald darauf<br />
waren wir in dem Zimmer eines guten Hotels behaglich unter<br />
gebracht. Da hier nicht wie in Indien ein Pensionspreis für<br />
den Tag, sondern wie bei uns .alles einzeln bezahlt wurde,<br />
so war vorauszusehen, dass die Hotelkosten doppelt so hoch<br />
wie in Indien sein würden. Wir bestellten das Dinner für den<br />
Abend und Hessen zwei der an allen Strassenecken zu fin<br />
denden Jinrikisha herbeiholen. Es sind das allerliebste<br />
kleine Kärrchen von eleganter Ausstattung, deren zwischen<br />
zwei hohen Rädern befindlicher Sitz nur für eine Person<br />
Platz gewährt, und welche nicht von Pferden, sondern von<br />
einem chokoladenfarbigen, bis auf Kopftuch und Lendentuch<br />
vollkommen nackten Manne gezogen werden. Die Sitte<br />
stammt aus Japan, wie auch der Name, der auf Japanisch<br />
„Mannwagen" bedeutet. Dieses Beförderungsmittel steht<br />
der Droschke an Schnelligkeit wenig nach und ist dabei<br />
bedeutend billiger. Unser Besuch galt einem meiner ältesten<br />
Jugendfreunde, dem Kaiserlich deutschen Konsul Philipp<br />
Freudenberg, der ebenso wie ich vom Westerwald stammte.<br />
Unsere Eltern waren dort befreundet gewesen, und wir selbst<br />
hatten als Kinder uns oft besucht und zusammen gespielt,<br />
aber seit 1853, also seit 40 Jahren, uns nicht mehr gesehen.<br />
Unsere beiden Menschenpferde trabten tapfer darauf los,<br />
doch bedurfte es längeren Herumfahrens in der von duftigen<br />
Gärten durchzogenen Villengegend Colombos, bis wir das herr-<br />
liche,von Veranden und Gärten umgebene Haus Freudenbergs<br />
erreichten. Auf der Veranda brannte Licht, und kaum hatten wir<br />
unsere Karten hineingeschickt, als von dorther der kräftige<br />
deutsche Ausruf hörbar wurde: „Na, endlich!" Freudenberg