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212 VIII. Von Bombay nsch Ceylon. Ehren eine Versammlung von Pandits an, begleitete uns durch die Stadt, zu den Gärten und zu dem berühmten Saiiga, d. h. dem Zusammenflusse der Flüsse Muta und Mula. Das Endziel unserer Wanderung war dann wiederholt der im Süden der Stadt gelegene Pärvati-Hügel mit einem Tempel der Durgä oder Pärvatt, auch Gauri genannt, der Gemahlin des Civa. Von der Höhe geniesst man eine herrliche Aussicht auf die Stadt und weite.Umgegend. Hier sassen wir lange Stunden und führten manches angenehme Gespräch. Apte als gebil­ deter und gelehrter Mann hatte natürlich keine andere Reli­ gion als den Vedänta, erklärte aber, ähnlich wie Telang in Bombay, um seiner Familie willen an dem Kultus der Götter­ bilder festzuhalten. Für ihn seien alle Götterbilder nur Inkar­ nationen des Ätman, aber er hüte sich, ein Gemüt irre zu machen, welches sich nicht zur Reinheit dieses Standpunktes zu erheben vermöge. Hier wie so oft hatte ich den Ein­ druck, dass der denkende Teil der Bevölkerung in Indien ebenso gut wie in Europa den Priesterlehren frei gegenüber­ steht, aber nur um der Familien willen nicht auf den Götter­ kultus verzichtet, wie wir nicht auf die kirchliche Trauung, Taufe und Beerdigung, auch wenn wir uns von allen aber­ gläubischen Vorstellungen frei gemacht haben. Es war Nacht geworden, als wir den Parva/z-Hügel verliessen und den Rückweg durch die Stadt antraten. Hier war gerade das Holt genannte Volksfest im Gange. Auf der Strasse vor den Häusern waren kleine Scheiterhaufen mit hellem, flammendem Feuer zu sehen; fröhliche Gestalten sassen oder standen um dieselben herum und warfen Blumen oder Körner in die Flamme. Andere zogen in Gruppen um­ her und trieben allerlei Mutwillen. Ein Hauptspass bestand darin, dass man sich gegenseitig mit Erde bewarf; viele trugen, um die Kleider zu schonen, einen sackartigen Über­ wurf, welchem die Spuren der auf den Eigentümer gewor­ fenen Erdschollen ein buntscheckiges Ansehen gaben. Das

Das Holifest. Bhandarkar. Von Poona nach Madras. 213 Ganze erinnerte an unseren Karneval oder die Saturnalien der Römer, und welches auch immer die religiösen Motive des Festes sein mögen, jedenfalls beruht seine gegenwärtige Form auf dem auch bei uns bestehenden Bedürfnis, ge­ legentlich einmal der strengen Herrscherin Vernunft zu ent­ laufen und ein Kind oder ein Narr zu sein: dulce est desipere in loco. Wir verfehlten natürlich nicht, in Poona den um das Sanskrit so hoch verdienten Professor Bhandarkar zu be­ suchen, von dem wir in seiner höchst anmutigen, in edelstem Geschmack ausgestatteten Villa auf das freundlichste empfangen wurden. Von Bombay aus hatte ich meinen Vedäntavortrag gleichsam als Visitenkarte vorausgeschickt. So wandte sich das Gespräch naturgemäss der Philosophie zu, und auf einem längeren Abendspaziergang erwärmte ich mich an dem lebendigen Interesse, welches dieser geistes­ klare und warmherzige Inder an Schopenhauers Philosophie nahm. So verflossen die drei Tage unseres Aufenthaltes in Poona in der angenehmsten Weise und stärkten uns für die lange und heisse, achtundzwanzigstündige Eisenbahnfahrt, die wir um drei Uhr nachts begannen und die Nacht, den fol­ genden Tag und die ganze nächstfolgende Nacht fortsetzten, bis wir am 5. März morgens um acht Uhr im Bahnhofe zu Madras einliefen. Hiermit waren wir von dem westlichen nach dem östlichen Meer, von Malabar nach Koromandel gelangt, zugleich aber aus dem mittleren nach dem süd­ lichen Indien, und eine ganz bedeutende Steigerung der Hitze machte sich schon auf dem kurzen Spaziergang in der Morgenfrühe vom Bahnhofe bis zum Hotel bemerklich. Die klimatischen Verhältnisse- sind hier andere und weniger günstige als im nördlichen und westlichen Indien. Dort ist die Regenzeit im Hochsommer und schützt vor den schärfsten Pfeilen der senkrecht herabstrahlenden Sonne;

Das Holifest. Bhandarkar. Von Poona nach Madras. 213<br />

Ganze erinnerte an unseren Karneval oder die Saturnalien<br />

der Römer, und welches auch immer die religiösen Motive<br />

des Festes sein mögen, jedenfalls beruht seine gegenwärtige<br />

Form auf dem auch bei uns bestehenden Bedürfnis, ge­<br />

legentlich einmal der strengen Herrscherin Vernunft zu ent­<br />

laufen und ein Kind oder ein Narr zu sein: dulce est desipere<br />

in loco.<br />

Wir verfehlten natürlich nicht, in Poona den um das<br />

Sanskrit so hoch verdienten Professor Bhandarkar zu be­<br />

suchen, von dem wir in seiner höchst anmutigen, in edelstem<br />

Geschmack ausgestatteten Villa auf das freundlichste<br />

empfangen wurden. Von Bombay aus hatte ich meinen<br />

Vedäntavortrag gleichsam als Visitenkarte vorausgeschickt.<br />

So wandte sich das Gespräch naturgemäss der Philosophie<br />

zu, und auf einem längeren Abendspaziergang erwärmte ich<br />

mich an dem lebendigen Interesse, welches dieser geistes­<br />

klare und warmherzige Inder an Schopenhauers Philosophie<br />

nahm.<br />

So verflossen die drei Tage unseres Aufenthaltes in<br />

Poona in der angenehmsten Weise und stärkten uns für die<br />

lange und heisse, achtundzwanzigstündige Eisenbahnfahrt,<br />

die wir um drei Uhr nachts begannen und die Nacht, den fol­<br />

genden Tag und die ganze nächstfolgende Nacht fortsetzten,<br />

bis wir am 5. März morgens um acht Uhr im Bahnhofe zu<br />

Madras einliefen. Hiermit waren wir von dem westlichen<br />

nach dem östlichen Meer, von Malabar nach Koromandel<br />

gelangt, zugleich aber aus dem mittleren nach dem süd­<br />

lichen Indien, und eine ganz bedeutende Steigerung der<br />

Hitze machte sich schon auf dem kurzen Spaziergang in der<br />

Morgenfrühe vom Bahnhofe bis zum Hotel bemerklich.<br />

Die klimatischen Verhältnisse- sind hier andere und<br />

weniger günstige als im nördlichen und westlichen Indien.<br />

Dort ist die Regenzeit im Hochsommer und schützt vor<br />

den schärfsten Pfeilen der senkrecht herabstrahlenden Sonne;

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