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190 VII. Von Calcutta nach Bombay. und so wogte der Kampf der Meinungen hin und her, bis sich schliesslich alles vereinigte in dem begeisterten Aus­ drucke des Dankes für die gewährte Belehrung. Ein Redner überbot sich in Lobpreisungen und fasste alles zusammen in den Schlussworten: dhanyo 'si, dhanyo 'si, dhanyo 'si! d. h. „du bist ein glückseliger Mann". Ein anderer, in englischer Sprache, kam auf meine nahe bei mir sitzende Frau zu sprechen, stellte mich als Ideal der Männer und meine Frau als Muster der Frauen hin und verstieg sich bis zu dem Wunsche: „Möchten alle indischen Männer dem Professor Deussen, und alle indischen Frauen der Frau Deussen gleichen!" — Nun war es denn doch Zeit aufzubrechen. Man geleitete uns im Triumphe in unser Hotel, und wir gingen zu Bette mit dem Bewusstsein, einen reichen Tag durchlebt zu haben. Ich hatte den Wunsch geäussert, indische Musik zu hören. Diesem willfahrte Krishna Joshin, indem er am nächsten Morgen ein kleines Konzert für uns veranstaltete. Früh morgens holte er uns mit seinem Sohne im Hotel ab. Unterwegs gab es manches zu sehen und zu erklären. So war da eine aus freiwilligen Beiträgen errichtete und unter­ haltene geräumige Lesehalle, in der jeder ohne Entgelt vom Morgen bis zum Abend Bücher, Zeitschriften und Zeitungen lesen durfte. Ich konnte nicht umhin, über das ganze Institut meine höchste Anerkennung auszusprechen und trug gern eine entsprechende Sanskritnotiz in das mir vorgelegte Fremdenbuch ein. Wir kamen zu unseren Musikern, die sich im Freien an einem schattigen Orte gelagert hatten und nach unserer Ankunft verschiedene Stücke zum besten gaben. Über den Eindruck der indischen Musik wollen wir dem früher Gesagten nur noch hinzufügen, dass sie bei jedem neuen Anhören an Reiz gewinnt. Die Art, wie die ohne harmonische Begleitung nur vom Rhythmus gezügelte Melodie vom Grundton rasch bis zur Septime und Oktave

Eine Lesehalle. Indische Musik. Abschied. 191 ansteigt und dort wie ein vom Springbrunnen empor ge­ triebener Ball sich in leidenschaftlichen Molltönen hin und herwiegt, bis sie endlich wieder melodisch herabsinkt, dieses Gaukelspiel hat etwas in sich, was bis in die innerste Seele dringt. Besonderes Interesse erregte auch die ge­ nauere Besichtigung und Erklärung der Instrumente; es sind teils Streichinstrumente wie die Vinä, zur Wiedergabe der Melodie, teils paukenartige Instrumente, wie z. B. der Mirdanga, welche als Träger des Rhythmus dienen. Den Rest des Morgens benutzten wir, um eine Schule zu besuchen, in der speziell der Rigveda gelehrt wurde. Sie lag in einer schmutzigen und verwahrlosten Gegend der Eingeborenenstadt und hatte äusserlich wenig Anziehendes. Um so interessanter war es mir, einmal den in Indien stark in den Hintergrund getretenen Rigveda von den Schülern recitieren zu hören. Sie taten dies, indem sie auch die Accente durch Bewegungen mit der Hand genau markierten. Ungern schieden wir von Allahabad, einem Orte, wo indische Wärme und europäische Kühle so unmittelbar neben einander uns fühlbar geworden waren. Herzerfreuend war noch die letzte halbe Stunde am Bahnhofe, wo sich ein grösserer Kreis der gestern gewonnenen Freunde ein­ gefunden hatte. Ich sage Freunde, denn wenn auch unsere Bekanntschaft erst von vorgestern her war, so verkehrten wir doch und schieden schliesslich von einander mit einer Herzlichkeit, als hätten wir uns schon seit Jahren gekannt. Von Allahabad an verliess der Zug das Gangestal und strebte dem Süden Indiens zu, um nach einer weiteren Fahrt von vierzig Stunden in Bombay einzulaufen. Aber wir konnten uns nicht entschliessen, dorthin zurückzukehren, ohne vorher einen Ort besucht zu haben, der ziemlich weit von der grossen Verkehrsstrasse abseits liegt und daher fast nie von Europäern aufgesucht wird, obgleich er einen Besuch

190 VII. Von Calcutta nach Bombay.<br />

und so wogte der Kampf der Meinungen hin und her, bis<br />

sich schliesslich alles vereinigte in dem begeisterten Aus­<br />

drucke des Dankes für die gewährte Belehrung. Ein Redner<br />

überbot sich in Lobpreisungen und fasste alles zusammen<br />

in den Schlussworten: dhanyo 'si, dhanyo 'si, dhanyo 'si!<br />

d. h. „du bist ein glückseliger Mann". Ein anderer, in<br />

englischer Sprache, kam auf meine nahe bei mir sitzende<br />

Frau zu sprechen, stellte mich als Ideal der Männer und<br />

meine Frau als Muster der Frauen hin und verstieg sich<br />

bis zu dem Wunsche: „Möchten alle indischen Männer dem<br />

Professor Deussen, und alle indischen Frauen der Frau<br />

Deussen gleichen!" — Nun war es denn doch Zeit aufzubrechen.<br />

Man geleitete uns im Triumphe in unser Hotel, und wir<br />

gingen zu Bette mit dem Bewusstsein, einen reichen Tag<br />

durchlebt zu haben.<br />

Ich hatte den Wunsch geäussert, indische Musik zu<br />

hören. Diesem willfahrte Krishna Joshin, indem er am<br />

nächsten Morgen ein kleines Konzert für uns veranstaltete.<br />

Früh morgens holte er uns mit seinem Sohne im Hotel ab.<br />

Unterwegs gab es manches zu sehen und zu erklären. So<br />

war da eine aus freiwilligen Beiträgen errichtete und unter­<br />

haltene geräumige Lesehalle, in der jeder ohne Entgelt vom<br />

Morgen bis zum Abend Bücher, Zeitschriften und Zeitungen<br />

lesen durfte. Ich konnte nicht umhin, über das ganze<br />

Institut meine höchste Anerkennung auszusprechen und trug<br />

gern eine entsprechende Sanskritnotiz in das mir vorgelegte<br />

Fremdenbuch ein. Wir kamen zu unseren Musikern, die<br />

sich im Freien an einem schattigen Orte gelagert hatten<br />

und nach unserer Ankunft verschiedene Stücke zum besten<br />

gaben. Über den Eindruck der indischen Musik wollen<br />

wir dem früher Gesagten nur noch hinzufügen, dass sie bei<br />

jedem neuen Anhören an Reiz gewinnt. Die Art, wie die<br />

ohne harmonische Begleitung nur vom Rhythmus gezügelte<br />

Melodie vom Grundton rasch bis zur Septime und Oktave

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