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178 VI. Calcutta und der Himälaya. vorigen Geburt ein Brahmane gewesen zu sein, als sie mich unterbrach und in strengem Tone fragte, woher ich das wisse? Ich antwortete: „Es werde gehört! Der erlauchte Kälidäsa sagt in der Cakuntalä: Wenn bei dem Anblick schöner Gegenstände, Bei süssen Tönen Sehnsucht unsern Geist, Auch wenn wir glücklich sind, oft übermannt, So kommt dies, weil wir, wenn auch unbewusst, An Freundschaften, noch wurzelnd tief im Innern, Aus früheren Geburten uns erinnern." „Seit meinem ersten Bekanntwerden mit der Sanskrit­ sprache," fuhr ich fort, „fühlte ich mich zu ihr in so starker Freundschaft hingezogen, dass ich glauben muss, in einer früheren Geburt schon Sanskrit gesprochen zu haben, also ein Brahmane gewesen zu sein." Diese Argumentation war für die gute Matrone über­ zeugend, und als ich weiter schilderte, wie ich durch eine schwerere Sünde zum Cüdratum, zum Europäertum, herabge­ sunken sei, da malte sich in ihren Zügen das tiefste Mitleid; und als ich mit gehobener Stimme fortfuhr: „Jetzt aber, nach­ dem ich Indien besucht, in Benares geweilt, Dich, o Heilige, gesehen habe, darf ich hoffen, bei der nächsten Geburt wieder ein Brahmane zu werden", — da rollten der frommen Frau die hellen Tränen über Wangen und Brust, welche sie von beiden Seiten mit den herabhängenden Haaren abtrocknete. Endlich war die Audienz zu Ende; die hohe Frau ver­ abschiedete sich, und als auch wir die Türe gewonnen, da stand dort ein Diener und belud uns mit einer Menge kost­ barer indischer Süssigkeiten, mit welchen wir für die Welt nichts anzufangen wussten, und froh waren, sie den Roy'schen Kindern zum Geschenk machen zu können. Am Nachmittage dieses glorreichen Tages machte ich mit Mr. Roy einen Besuch bei dem auch in Europa wohl bekannten, aber mehr berüchtigten als berühmten Heraus-

Meine Kaste. Besuch bei Jivänanda Vidyäsägara. 179 geber zahlreicher Sanskrittexte, Jivänanda Vidyäsägara, und fand ihn, ganz wie er sich auf dem Bilde vor seinen Aus­ gaben zeigt, mit untergeschlagenen Beinen auf einem niedrigen, aber sehr langen und breiten Tisch sitzend, von Manuskripten und Büchern umgeben. Sein Vater, Väcaspatimigra, ist der Herausgeber eines überaus reichhaltigen, vier dicke, engge­ druckte Lexikonbände füllenden, encyklopädischen Sanskrit­ wörterbuches, welches in Europa fast ganz unbekannt ist, da es meines Wissens auch in Böhtlingk's und Roth's Wörter­ buch nirgendwo citiert wird, während sie doch auf den Cabdakalpadruma, das grosse aber viel weniger reichhaltige Parallelwerk, des öfteren verweisen. Beide Encyklopädien werden in Indien viel gebraucht und suchen bei einer neuen Auflage das Schwesterwerk zu benutzen und zu überbieten. Eben erschien eine neue Ausgabe des Cabdakalpadruma, auf welche ich für den geringen Preis von 70 Rupien subskri­ bierte, und die auch späterhin bis zum Letzten vollständig in meine Hände gelangt ist. Neben diesem wollte ich auch das Väcaspatyam haben und erstand es in vier sehr starken, gut gebundenen Bänden für 100 Rupien (damals 125, jetzt 133,3 Mk.). Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von Jivänanda, wie unglaublich billig in Indien der Buchbinderlohn ist, so­ dass er auch bei starken Bänden noch nach Pfennigen be­ rechnet werden kann. Weiter kaufte ich noch eine Menge Bücher aus der Offizin des Jivänanda, deren Gebrauch wegen ihrer Unkorrektheit zwar nicht anzuraten ist, die aber in Er­ mangelung anderer Ausgaben doch gute Dienste leisten können, zumal die schwierigen Texte von Jivänanda mit einem kurzen, von ihm selbst verfassten oder kompilierten Kom­ mentare versehen zu sein pflegen. Der Mann mag ein ganz bedeutender Polyhistor sein und war als solcher nicht frei von Eitelkeit. „Ich habe", sagte er, „in meine Ausgaben mehr als 600000 Rupien gesteckt; jeden Tag lasse ich über vierund­ sechzig Seiten drucken und schreibe deren wohl gegen vierzig." 12*

178 VI. Calcutta und der Himälaya.<br />

vorigen Geburt ein Brahmane gewesen zu sein, als sie mich<br />

unterbrach und in strengem Tone fragte, woher ich das<br />

wisse? Ich antwortete: „Es werde gehört! Der erlauchte<br />

Kälidäsa sagt in der Cakuntalä:<br />

Wenn bei dem Anblick schöner Gegenstände,<br />

Bei süssen Tönen Sehnsucht unsern Geist,<br />

Auch wenn wir glücklich sind, oft übermannt,<br />

So kommt dies, weil wir, wenn auch unbewusst,<br />

An Freundschaften, noch wurzelnd tief im Innern,<br />

Aus früheren Geburten uns erinnern."<br />

„Seit meinem ersten Bekanntwerden mit der Sanskrit­<br />

sprache," fuhr ich fort, „fühlte ich mich zu ihr in so starker<br />

Freundschaft hingezogen, dass ich glauben muss, in einer<br />

früheren Geburt schon Sanskrit gesprochen zu haben, also<br />

ein Brahmane gewesen zu sein."<br />

Diese Argumentation war für die gute Matrone über­<br />

zeugend, und als ich weiter schilderte, wie ich durch eine<br />

schwerere Sünde zum Cüdratum, zum Europäertum, herabge­<br />

sunken sei, da malte sich in ihren Zügen das tiefste Mitleid;<br />

und als ich mit gehobener Stimme fortfuhr: „Jetzt aber, nach­<br />

dem ich Indien besucht, in Benares geweilt, Dich, o Heilige,<br />

gesehen habe, darf ich hoffen, bei der nächsten Geburt wieder<br />

ein Brahmane zu werden", — da rollten der frommen Frau<br />

die hellen Tränen über Wangen und Brust, welche sie von<br />

beiden Seiten mit den herabhängenden Haaren abtrocknete.<br />

Endlich war die Audienz zu Ende; die hohe Frau ver­<br />

abschiedete sich, und als auch wir die Türe gewonnen, da<br />

stand dort ein Diener und belud uns mit einer Menge kost­<br />

barer indischer Süssigkeiten, mit welchen wir für die Welt<br />

nichts anzufangen wussten, und froh waren, sie den Roy'schen<br />

Kindern zum Geschenk machen zu können.<br />

Am Nachmittage dieses glorreichen Tages machte ich<br />

mit Mr. Roy einen Besuch bei dem auch in Europa wohl<br />

bekannten, aber mehr berüchtigten als berühmten Heraus-

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