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170 ' VI. Calcutta und der Himälaya.<br />
Königen des eigenen Stammes, dann von den Griechen<br />
Alexanders, von den Baktrern, den Skythen, den Arabern und<br />
Mongolen und zuletzt von den Europäern. Wir plauderten<br />
bis zum späten Abend, worauf unser Freund Abschied nahm,<br />
wohl auf Nimmerwiedersehn. „Denn wir können nicht",<br />
sagte ich zu meiner Frau, „Tag für Tag hier versitzen in der<br />
unsichern Hoffnung, an einem günstigen Morgen die Schnee<br />
berge zu sehen. Morgen um zehn Uhr fahren wir hinunter<br />
nach Calcutta!"<br />
Am nächsten Morgen beim Erwachen sehe ich schon<br />
vom Bett aus eine ungewöhnliche Helle; ich springe zur<br />
Glastür der Veranda, und wer beschreibt unser Entzücken,<br />
als wir die ganze Bergkette des Kanchinjinga, des zweit<br />
höchsten Berges der Welt, mit all ihren Schluchten, Abhängen<br />
und Gipfeln bis hinauf zu den in der Sonne strahlenden<br />
Goldhörnern (käncana-gringa, woraus die Pandits den Namen<br />
erklären) in wolkenloser Klarheit vor uns ausgebreitet sahen.<br />
Wohl wissend, dass das Schauspiel nicht lange zu geniessen<br />
sein werde, sprang ich selbst nach den Stiefeln in die noch<br />
menschenleere Küche. In fliegender Hast kleideten wir uns<br />
an und eilten durch die leeren Strassen des Städtchens nach<br />
Observatory Hill, um die Aussicht noch voller zu geniessen.<br />
Unterwegs trafen wir den uns schon bekannten Kuriositäten<br />
händler M., der mit seinem Hunde soeben einen Morgen<br />
spaziergang machte; wir luden ihn ein mitzukommen, und<br />
er führte uns an den vorteilhaftesten Aussichtspunkt. Hier<br />
wurde der Eindruck des Gebirges nicht wie auf der Wengern-<br />
alp durch die zu grosse Nähe abgeschwächt, sondern vor uns<br />
gähnte in ungeheurer Weite und Tiefe ein abgründliches Tal,<br />
und unmittelbar jenseits desselben erhob sich, sichtbar vom<br />
Fusse bis zu den unglaublich hoch empordringenden Gipfeln,<br />
der ganze mit ewigem Schnee bedeckte Gebirgsstock. Ich<br />
unterschied den höchsten Gipfel in der Mitte, der links und<br />
rechts von zwei weniger hohen, wie diese wieder von zwei