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158 VI. Calcutta und der Himälaya. zur anderen Hälfte süss, bestehend aus den mannig­ fachsten Zubereitungen von Milch, Butter, Reis, Gemüsen, Kartoffeln, Mehlspeisen und Früchten, mit Ausschluss von Fleisch, Fisch und Eiern, ist etwas ganz Gewöhnliches. Diesmal aber wollte Mr. Mullik mir zeigen, was die vege­ tarische Küche alles zu leisten vermag, und so folgten auf einander nicht weniger als achtzig verschiedene Gerichte, welche alle mein liebenswürdiger Gastgeber mir im einzelnen erklärte, während ich von jedem der späteren Gerichte nur ein ganz kleines Teilchen zu kosten vermochte. Merk­ würdigerweise befand sich darunter ein einzelner sehr appetitlich zugerichteter Fleischgang. Es wird nämlich in dem eine halbe Stunde von Calcutta entfernt gelegenen Tempel zu Kältghatta, dessen Protektor Mr. Mullik war, der furchtbaren Göttin Kalt jeden Morgen um 10 Uhr eine Ziege geschlachtet, indem ihr Kopf in eine eiserne Gabel eingespannt und mit einem Schwertstreiche vom Rumpfe getrennt wird. Das Fleisch dieser Ziege darf gegessen werden und gilt als besonders heilsam, ist aber wohl nur sehr wenigen erreichbar. Ich habe mit Andacht davon ge­ gessen, und es ist mir, wie auch die ganze übrige ungeheure Mahlzeit, sehr wohl bekommen. Ein lieber Freund ausser den genannten war auch Hara Prasäda, ein frischer offener Charakter von gediegener Bildung. Er war früher Professor des Sanskrit gewesen, hatte aber dann diese Stellung mit der lukrativeren und einflussreicheren eines Rates in der Verwaltung der Provinz Bengalen vertauscht. Als solcher hatte er die Aufgabe, über alle in Bengalen erscheinende Schriften je nach Bedarf der Regierung mehr oder weniger eingehend Bericht zu erstatten. Ich verhandelte viel mit ihm über das Sähkhyasystem, ohne dass auch er es vermocht hätte, mir über dieses vertrackteste aller philosophischen Systeme Klarheit zu geben. Erst nach Jahren habe ich, vom Studium der Upanishad's kommend,

Eine schwere Sitzung. Hara Prasäda. Naihati. 159 das Sähkhyasystem, wie auch dessen epischen Vorläufer, be­ griffen und erwiesen als eine realistische Umbildung des reinen Idealismus der ältesten Upanishadtexte. Die stufen­ weise fortschreitende Degeneration dieses ursprünglichen Idealismus durch die Stadien des Pantheismus, Kosmogonismus, Theismus bis zum Atheismus des Sähkhyam hin, habe ich in der zweiten Abteilung des ersten Bandes meiner Ge­ schichte der Philosophie nachgewiesen. Hara Prasäda wohnte mit seiner Familie in idyllischer Abgeschiedenheit in dem in halbstündiger Eisenbahnfahrt erreichbaren Dorfe Naihati. Dort befinden sich noch heute viele brahmanische Schulen, oder besser gesagt Pensionen. Ganz in alter Weise wohnt hier eine Anzahl von Schülern in der Hütte eines Guru (Lehrer), für welchen sie die häus­ lichen Arbeiten verrichten, vielleicht auch betteln gehen und als Entgelt im Veda und anderen Disciplinen unterrichtet werden. Hara Prasäda nahm uns eines Tages mit nach Naihati, führte uns bei den Lehrern und in ihren Wohnungen ein und veranstaltete zum Schlüsse eine Zusammenkunft von etwa 60 Schülern. Ich musste derselben präsidieren und an die Schüler mancherlei Fragen richten, natürlich in Sanskrit, welche sie in derselben Sprache, zum Teil recht gut, zu beantworten wussten. Zum Schlüsse brachte man mir die üblichen Ovationen dar, und es geschah dabei das Un­ glaubliche, dass mir Hara Prasäda vor allen Lehrern und Schülern die heilige Opferschnur (yajnopavttam) über die Schulter hängte, welches sogar ein Frevel am Heiligen ge­ wesen wäre, hätte man nicht einen der Fäden, aus denen die Opferschnur besteht, weggelassen. Nachdem die Ver­ sammlung aufgelöst war, zeigte uns Hara Prasäda die schönen Umgebungen von Naihati, führte uns in sein Haus und stellte uns sein Söhnchen vor, einen lebhaften achtjährigen Knaben von grosser Schönheit, welche um so deutlicher hervortrat, weil der Knabe völlig unbekleidet seinem Vater

Eine schwere Sitzung. Hara Prasäda. Naihati. 159<br />

das Sähkhyasystem, wie auch dessen epischen Vorläufer, be­<br />

griffen und erwiesen als eine realistische Umbildung des<br />

reinen Idealismus der ältesten Upanishadtexte. Die stufen­<br />

weise fortschreitende Degeneration dieses ursprünglichen<br />

Idealismus durch die Stadien des Pantheismus, Kosmogonismus,<br />

Theismus bis zum Atheismus des Sähkhyam hin, habe ich<br />

in der zweiten Abteilung des ersten Bandes meiner Ge­<br />

schichte der Philosophie nachgewiesen.<br />

Hara Prasäda wohnte mit seiner Familie in idyllischer<br />

Abgeschiedenheit in dem in halbstündiger Eisenbahnfahrt<br />

erreichbaren Dorfe Naihati. Dort befinden sich noch heute<br />

viele brahmanische Schulen, oder besser gesagt Pensionen.<br />

Ganz in alter Weise wohnt hier eine Anzahl von Schülern<br />

in der Hütte eines Guru (Lehrer), für welchen sie die häus­<br />

lichen Arbeiten verrichten, vielleicht auch betteln gehen und<br />

als Entgelt im Veda und anderen Disciplinen unterrichtet<br />

werden. Hara Prasäda nahm uns eines Tages mit nach<br />

Naihati, führte uns bei den Lehrern und in ihren Wohnungen<br />

ein und veranstaltete zum Schlüsse eine Zusammenkunft von<br />

etwa 60 Schülern. Ich musste derselben präsidieren und<br />

an die Schüler mancherlei Fragen richten, natürlich in Sanskrit,<br />

welche sie in derselben Sprache, zum Teil recht gut, zu<br />

beantworten wussten. Zum Schlüsse brachte man mir die<br />

üblichen Ovationen dar, und es geschah dabei das Un­<br />

glaubliche, dass mir Hara Prasäda vor allen Lehrern und<br />

Schülern die heilige Opferschnur (yajnopavttam) über die<br />

Schulter hängte, welches sogar ein Frevel am Heiligen ge­<br />

wesen wäre, hätte man nicht einen der Fäden, aus denen<br />

die Opferschnur besteht, weggelassen. Nachdem die Ver­<br />

sammlung aufgelöst war, zeigte uns Hara Prasäda die schönen<br />

Umgebungen von Naihati, führte uns in sein Haus und<br />

stellte uns sein Söhnchen vor, einen lebhaften achtjährigen<br />

Knaben von grosser Schönheit, welche um so deutlicher<br />

hervortrat, weil der Knabe völlig unbekleidet seinem Vater

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