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140 V. Von Peshawar bis Calcutta.<br />
mir gegenüber mit Vorliebe kokettierte, sodass ich ihn bei<br />
unseren zahlreichen Disputationen immer wieder zum Sanskrit<br />
zurückholen musste. Den Inhalt seiner Philosophie bildete<br />
freilich nur der spätere zum Säiikhyam entartete Vedänta,<br />
nicht die reine Lehre der älteren Upanishad's und ihrer<br />
Wiedererneuerung durch (Jankara. Eine Vorlesung wurde<br />
zur Besprechung dieser Fragen anberaumt, wobei es mir be<br />
greiflicherweise nicht gelang, ihn von seinem aus Rämänuja<br />
geschöpften und eingewurzelten Realismus zu bekehren. Als<br />
ich von dieser Vorlesung nach Hause ging, schloss sich mir<br />
einer der anwesenden Schüler an und bekannte, dass er<br />
meiner Anschauungsweise viel näher stehe, als der seines<br />
Lehrers Rämamicra.<br />
An einem. Sonntag Nachmittag sass ich mit Rämamicra<br />
unter den Rosenpflanzungen des Kirchhofs gegenüber unserem<br />
Hotel im philosophischen Gespräch über die Natur der<br />
Seele, welche er sich als eine im Körper wohnende immaterielle<br />
Substanz, etwa in der Weise des Cartesius, vorstellte, und<br />
ich hatte ihn gerade vor das Dilemma gestellt, dass seine<br />
Seele, entweder pratighäta (Repulsionskraft) besitze und<br />
dann nicht durch die Schädelwand und andere materielle<br />
Hindernisse durchgehen könne, oder nicht pratighäta besitze,<br />
und dann weder die Glieder des Leibes zu bewegen noch<br />
von einem Orte zum anderen zu wandern imstande sein<br />
würde, — da gesellte sich zu uns ein vornehm gekleideter<br />
junger Inder, der unser Gespräch mit lebhaftem Interesse<br />
verfolgte. Sein Name war Govind Das, und er bewohnte<br />
ein elegantes Haus nahe bei Durgakund, oberhalb der Stadt.<br />
Wie alle besser situierten Hindus hatte er Wagen und Pferd,<br />
mit denen er uns öfter zu.Spazierfahrten abholte. Er sprach<br />
nicht Sanskrit, aber um so besser Englisch, und bezeichnete<br />
sich selbst als a busy idler, „einen geschäftigen Müssig-<br />
gänger", d. h. als einen Mann, der seine materielle Unab<br />
hängigkeit zu literarischer Tätigkeit benutzte.