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128 V. Von Peshawar bis Calcutta. Ufer der sehr stattlichen Sarayu hinzieht und, ähnlich wie Mathurä, sich als heilige Stadt durch eine grössere Anzahl von Tempeln dokumentierte, sowie auch durch eine Menge von Affen, welche auf allen Dächern und Plätzen ihr Wesen hatten, an den Wänden der Häuser herumkletterten und von den Verkäufern von Esswaren in rücksichtsvoller Weise fern zu halten gesucht wurden. Auf einem freien Platze unter Bäumen schüttete jemand einen Rest von Getreidekörnern aus, und sofort machten sich viele Affen darüber her, zerrieben die Körner in den Händen, besichtigten prüfend ihren Inhalt und führten ihn zum Munde. Da kamen des Weges einige Schafe, voran ein ungestümer Widder, welcher mit Kopf und Hörnern die Affen rücksichtslos bei Seite stiess und anfing unter den Körnern aufzuräumen. Vergeblich suchten die Affen durch die furchtbarsten Grimassen die Eindringlinge zu verscheuchen, und mussten sich schliesslich begnügen mit den wenigen Körnern, die sie ohne Gefahr erreichen konnten, indem sie dieselben in possierlichster Weise zwischen den Hinterbeinen der Schafe hervorscharrten. Wir wandten uns von diesem Schauspiele einem benachbarten Tempel zu, der von vielem Volke um­ drängt wurde, während an dem erhöhten Eingange einige Priester postiert waren, die von den Leuten Gefässe mit Milch, Früchten usw. entgegen nahmen, einen Teil des Inhaltes in grössere Gefässe zusammengössen und das übrige wieder zurückgaben. Leider war niemand da, der mir diesen eigentümlichen Brauch hätte erklären können. Wir erstiegen eine Anhöhe, auf der sich eine moham­ medanische Moschee, wie gewöhnlich in Indien aus einer offenen Halle bestehend, befand; unser Diener beurlaubte sich für eine Viertelstunde, um an heiliger Stätte ein Bad zu nehmen, während wir uns einiger indiskreter Frager, es waren Mohammedaner, zu erwehren hatten. Auf der anderen Seite der Anhöhe stiegen wir durch Tabakspflanzungen hinab,

Ayodhyä. Affen, Tempel, Sehenswürdigkeiten. 129 begrüssten im Vorbeigehen einen alten Gelehrten, der die Sän£/zva-Philosophie studierte, und lustwandelten dann an dem schönen Ufer des Flusses entlang zur Stadt zurück. Auf unserm Wege lag ein grosser Tempel des Räma. Ich trat ein, und man verwehrte mir ziemlich unfreundlich den Zutritt. Vergeblich setzte ich in Sanskrit auseinander, dass ich das Rämäyanam studiert habe und, wenn auch ein Aus­ länder, doch gewiss würdiger als viele andere sei, dem Helden Räma meine Verehrung zu zollen. Man Hess sich nicht erweichen, vielleicht weil man mich nicht verstand; ich wurde heftig, Hess noch eine kleine Strafpredigt vom Stapel und wandte mit dem Ausrufe: kruddho 'smi! („ich zürne euch") den ungastlichen Pforten den Rücken. Die tropische Sonne neigte sich schon dem Horizonte zu, als wir unsern Wagen bestiegen und von der Stätte der alten Rämastadt Abschied nahmen. Eine Fahrt von zehn Minuten führte uns in die Nähe eines Hügels, auf dem einst Buddha gepredigt haben soll. Wir stiegen hinan und fanden oben ein halb verfallenes Haus, von einem anmutigen Gärt- chen umgeben, und als Wächter des Ortes ein freundliches altes Ehepaar, mit dem wir einige Worte wechselten und uns an der weiten Aussicht über Stadt und Ebene und den in der Abendsonne silbern glänzenden Strom erquickten. Dann gewannen wir unseren Wagen wieder und rollten auf Fyzabad zu. Mit der Dämmerung erreichten wir unser Hotel, wo beim Dinner noch ein Gast ausser uns zugegen war, ein Maler, der uns eine schöne Sammlung von Gemälden indischer Landschaften zeigte. Der Horizont auf denselben war, wie gewöhnlich in Indien, wolkenlos. „Aber hier ist einmal ein Stück mit Wolken", sagte ich, „welches an die Landschaften unserer Heimat erinnert." — „Sagen Sie das nicht," versetzte er, „diese Wolken sind von denen des nordischen Himmels sehr verschieden." Der nächste Morgen sah uns wieder auf dem Bahnhofe. Deussen, Erinnerungen an Indien. 9

Ayodhyä. Affen, Tempel, Sehenswürdigkeiten. 129<br />

begrüssten im Vorbeigehen einen alten Gelehrten, der die<br />

Sän£/zva-Philosophie studierte, und lustwandelten dann an<br />

dem schönen Ufer des Flusses entlang zur Stadt zurück.<br />

Auf unserm Wege lag ein grosser Tempel des Räma. Ich<br />

trat ein, und man verwehrte mir ziemlich unfreundlich den<br />

Zutritt. Vergeblich setzte ich in Sanskrit auseinander, dass<br />

ich das Rämäyanam studiert habe und, wenn auch ein Aus­<br />

länder, doch gewiss würdiger als viele andere sei, dem<br />

Helden Räma meine Verehrung zu zollen. Man Hess sich<br />

nicht erweichen, vielleicht weil man mich nicht verstand;<br />

ich wurde heftig, Hess noch eine kleine Strafpredigt vom<br />

Stapel und wandte mit dem Ausrufe: kruddho 'smi! („ich<br />

zürne euch") den ungastlichen Pforten den Rücken.<br />

Die tropische Sonne neigte sich schon dem Horizonte<br />

zu, als wir unsern Wagen bestiegen und von der Stätte der<br />

alten Rämastadt Abschied nahmen. Eine Fahrt von zehn<br />

Minuten führte uns in die Nähe eines Hügels, auf dem einst<br />

Buddha gepredigt haben soll. Wir stiegen hinan und fanden<br />

oben ein halb verfallenes Haus, von einem anmutigen Gärt-<br />

chen umgeben, und als Wächter des Ortes ein freundliches<br />

altes Ehepaar, mit dem wir einige Worte wechselten und<br />

uns an der weiten Aussicht über Stadt und Ebene und den<br />

in der Abendsonne silbern glänzenden Strom erquickten.<br />

Dann gewannen wir unseren Wagen wieder und rollten auf<br />

Fyzabad zu. Mit der Dämmerung erreichten wir unser Hotel,<br />

wo beim Dinner noch ein Gast ausser uns zugegen war, ein<br />

Maler, der uns eine schöne Sammlung von Gemälden indischer<br />

Landschaften zeigte. Der Horizont auf denselben war, wie<br />

gewöhnlich in Indien, wolkenlos. „Aber hier ist einmal ein<br />

Stück mit Wolken", sagte ich, „welches an die Landschaften<br />

unserer Heimat erinnert." — „Sagen Sie das nicht," versetzte<br />

er, „diese Wolken sind von denen des nordischen Himmels<br />

sehr verschieden."<br />

Der nächste Morgen sah uns wieder auf dem Bahnhofe.<br />

Deussen, Erinnerungen an Indien. 9

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