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4 I. Vorbereitungen. Namen Upanishad's gesammelten Schlusskapitel der einzelnen Veden nach Haltung und Gesinnung dem Neuen Testamente; und wie auf dem Neuen Testamente die christliche Dogmatik, so baut sich auf den Upanishad's das religiöse und philo­ sophische System des Vedänta auf, welches ich mit zu dem Besten rechnen muss, was metaphysischer Tiefsinn im Laufe der Jahrtausende unter den Menschen hervorgebracht hat. Jedenfalls bildet der Vedänta für Indien noch jetzt wie in alter Zeit die Grundlage alles höheren geistigen Lebens. Während das niedere Volk an der Verehrung der Götterbilder sein Genüge findet, so wird jeder Hindu in dem Masse, wie er ein denkendes Wesen ist, zu einem Anhänger des Vedänta in einer seiner verschiedenen Schattierungen und betrachtet alle Götter, deren Kultus er seiner Familie überlässt, nur als Symbole des einen, die ganze Welt durchdringenden und in jedem Menschen verkörperten Ätman. Die genauere Kenntnis und entsprechende Hochschätzung dieser Lehre von meiner Seite hat gar sehr dazu beigetragen, die Scheidewand zu be­ seitigen, welche sonst den Europäer von den Indern trennt: mit Verwunderung sahen sie den Fremden an, welcher besser in ihren heiligen Schriften zu Hause war, als sie es selbst wohl sein mochten, und mit Entzücken lauschten sie der Darlegung, wie Europa in der Kantischen Philosophie eine dem Vedänta auf das engste verwandte Lehre und den diesem selbst fehlenden wissenschaftlichen Unterbau besitzt. Aber auch an äusseren Anknüpfungspunkten für alle Teile Indiens sollte es uns nicht fehlen. Ein günstiger Zufall hatte es gefügt, dass im September 1892, unmittelbar vor unserer Reise nach Indien, der neunte Orientalistenkongress in London tagte. Hier und in Oxford, wo wir mehrere Tage die Gast­ freundschaft des Max Müller'schen Hauses genossen, war es leicht, eine grosse Zahl Empfehlungsbriefe von Gelehrten, höheren Beamten, Offizieren usw., die lange Jahre in Indien

Der Vedänta. Empfehlungsbriefe. Dhruva und Nazar. 5 gelebt hatten, zu erhalten, welche zum grössten Teil benutzt worden sind und uns den Zugang zu den gastfreien Kreisen hochgestellter Engländer in Indien mehr als wir bedurften eröffnet haben. Für den näheren Verkehr mit den Eingeborenen freilich, den wir vor allem wünschten, hätten diese Empfehlungs­ schreiben oft mehr hinderlich als fördernd sein können. Hier kam uns die früher gemachte Bekanntschaft zweier Inder zu Hülfe, welche uns hundert andere im Lande selbst erschliessen sollte. Drei Jahre vorher nämlich hatte ich auf dem Orien- talistenkongress zu Stockholm und Christiania die Bekannt­ schaft der beiden dort anwesenden Inder, H. H. Dhruva, zu­ letzt Richter in Baroda, und Mansukhläl Nazar gemacht, eines Kaufmanns, der zusammen mit zwei Brüdern, Ätmaräm und Utsavläl, ein Importgeschäft in Bombay besitzt, während ein vierter Bruder, Behariläl, damals noch die Schule besuchte. In Stockholm hatte ich Dhruva und Nazar eingeladen, mich auf der Durchreise in Berlin, wo ich damals wohnte, zu be­ suchen; sie kamen und haben mich seitdem wiederholt durch Briefe und andere Zusendungen aus Indien erfreut, deren Beantwortung sich verschob, bis ich ihnen schliesslich durch eine Postkarte melden konnte, dass ich am 7. November zu­ gleich mit meiner Frau selbst in Bombay einzutreffen hoffe. Dieser Anknüpfungspunkt sollte für uns von der grössten Bedeutung werden.

4 I. Vorbereitungen.<br />

Namen Upanishad's gesammelten Schlusskapitel der einzelnen<br />

Veden nach Haltung und Gesinnung dem Neuen Testamente;<br />

und wie auf dem Neuen Testamente die christliche Dogmatik,<br />

so baut sich auf den Upanishad's das religiöse und philo­<br />

sophische System des Vedänta auf, welches ich mit zu dem<br />

Besten rechnen muss, was metaphysischer Tiefsinn im Laufe<br />

der Jahrtausende unter den Menschen hervorgebracht hat.<br />

Jedenfalls bildet der Vedänta für Indien noch jetzt wie in alter<br />

Zeit die Grundlage alles höheren geistigen Lebens. Während<br />

das niedere Volk an der Verehrung der Götterbilder sein<br />

Genüge findet, so wird jeder Hindu in dem Masse, wie er<br />

ein denkendes Wesen ist, zu einem Anhänger des Vedänta<br />

in einer seiner verschiedenen Schattierungen und betrachtet<br />

alle Götter, deren Kultus er seiner Familie überlässt, nur als<br />

Symbole des einen, die ganze Welt durchdringenden und in<br />

jedem Menschen verkörperten Ätman. Die genauere Kenntnis<br />

und entsprechende Hochschätzung dieser Lehre von meiner<br />

Seite hat gar sehr dazu beigetragen, die Scheidewand zu be­<br />

seitigen, welche sonst den Europäer von den Indern trennt:<br />

mit Verwunderung sahen sie den Fremden an, welcher besser<br />

in ihren heiligen Schriften zu Hause war, als sie es selbst<br />

wohl sein mochten, und mit Entzücken lauschten sie der<br />

Darlegung, wie Europa in der Kantischen Philosophie eine<br />

dem Vedänta auf das engste verwandte Lehre und den diesem<br />

selbst fehlenden wissenschaftlichen Unterbau besitzt.<br />

Aber auch an äusseren Anknüpfungspunkten für alle Teile<br />

Indiens sollte es uns nicht fehlen. Ein günstiger Zufall hatte<br />

es gefügt, dass im September 1892, unmittelbar vor unserer<br />

Reise nach Indien, der neunte Orientalistenkongress in London<br />

tagte. Hier und in Oxford, wo wir mehrere Tage die Gast­<br />

freundschaft des Max Müller'schen Hauses genossen, war es<br />

leicht, eine grosse Zahl Empfehlungsbriefe von Gelehrten,<br />

höheren Beamten, Offizieren usw., die lange Jahre in Indien

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