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122 V. Von Peshawar bis Calcutta. Dienern umgeben, welche ausserhalb des Gebäudes in kleinen Häuschen in der Nähe wohnten. Solche Diener leisten nicht viel, da jeder nur seine besondere Arbeit verrichtet, kosten aber auch sehr wenig, denn sie erhalten weder Wohnung noch Kleidung noch Beköstigung, sondern 5—10 Rupien im Monat, mit denen sie den ganzen Unterhalt für sich und ihre Familie bestreiten. Einige derselben servierten mit Geschick ein recht gutes Essen, wurden aber dabei von ihrem Herrn mehr als nötig zurechtgewiesen und überhaupt sehr streng gehalten. Er behauptete, dies sei notwendig, da die Kerle sonst unausstehlich werden würden. Nach dem Essen kommandierte Herr Bassler: „boyl cheroot!" und so­ gleich brachten die Diener die gewünschten Cigarren, welche wir, die Beine behaglich über Stühle und Diwans gestreckt, in den Mund nahmen, worauf die Diener in demütiger Stellung das Feuer präsentierten; die Mühe des Ziehens war das einzige, was den Herrschaften nicht abgenommen werden konnte. Gemütlich plaudernd sassen wir noch lange; Herr Bassler erzählte von seiner Heimat, einem Städtchen in Sachsen, und wie er als Vertreter eines dortigen Geschäfts­ hauses in Indien wohne, um die Einkäufe von Getreide und Tierhäuten zu besorgen. Er erzählte von den Krokodilen, die er im Ganges zu schiessen pflege, von den Gefahren des indischen Klimas, und wie ein Freund nachts an der Cholera gestorben sei, mit dem er am Abend vorher noch gemütlich Karten gespielt habe usw. Im ganzen, glaube ich, hat er uns bei seinen Erzählungen etwas mehr als Neulinge behandelt, als wir es in Wirklichkeit waren. Natürlich wurde auch das Kapitel der Schlangen gebührend durchgesprochen, wie ihr Biss in wenigen Minuten töte, wie sie nachts ihren Eingang in die Häuser und wohl gar in die Betten fänden; und so gingen wir mit ziemlich aufgeregter Phantasie schlafen. Mitten in der Nacht wurde ich wach und hörte in der Ecke ein Rascheln; ich hörte, wie es näher kam und schnuppernd

Schauergeschichten. Die Moschusratte. Purän. 123 und fauchend sich um mein Bett herum zu schaffen machte. Ich wagte nicht Licht anzuzünden, um nicht durch irgend eine Bewegung das unheimliche Wesen zu reizen; angstvoll verfolgte ich das Geräusch und atmete erleichtert auf, als dasselbe sich entfernte und alles wieder ruhig wurde. Herr Bassler, dem ich die Sache am andern Morgen erzählte, meinte, es werde wohl eine Moschusratte gewesen sein, welche sich öfter in den Häusern fänden, übrigens aber ganz harmlos seien. Am nächsten Morgen, als wir mit Herrn Bassler von einem in die umliegenden Anlagen unternommenen Spazier­ gang zurückkehrten, stellte sich der neue Diener vor, welchen Herr Bassler für uns ermittelt hatte. Er hiess Purän, d. h. „der Alte," und war auch wirklich schon gegen 60 Jahre alt, infolgedessen wohl etwas träge und schwerfällig, aber reich an Erfahrung und sicher in seinem Auftreten. Auch sein Englisch war bedeutend besser als dasjenige, welches Lalu zu radebrechen pflegte. Der Religion nach war er Mohammedaner, wiewohl er in einem seiner Zeugnisse als Christ bezeichnet wurde. Diese bedenkliche Doppel­ konfession erklärte Purän damit, dass er einst mit einem Herrn in Kaschmir gereist sei, dem es gefallen habe, seinen Diener als Christen zu produzieren. Wahrscheinlicher dürfte es wohl sein, dass Purän selbst seine Rechnung dabei ge­ funden haben mochte, sich gelegentlich bei irgend einem hochfrommen Engländer als Christen einzuführen. Meine Frau erklärte ohne Zögern, dass sie den Mann für brauch­ bar halte und engagieren wolle. Dies war mir sehr erfreu­ lich, da sie in betreff der Dienerschaft nicht leicht zu be­ friedigen ist, wie sie sich denn auch über Purän später­ hin noch oft und bitter beklagte. Purän wurde also enga­ giert, wir nahmen noch ein eiliges Frühstück im Hause des Herrn Bassler ein und fuhren dann die kurze Strecke bis Lucknow, wo wir weder durch die sommerliche Natur noch

122 V. Von Peshawar bis Calcutta.<br />

Dienern umgeben, welche ausserhalb des Gebäudes in kleinen<br />

Häuschen in der Nähe wohnten. Solche Diener leisten nicht<br />

viel, da jeder nur seine besondere Arbeit verrichtet, kosten<br />

aber auch sehr wenig, denn sie erhalten weder Wohnung<br />

noch Kleidung noch Beköstigung, sondern 5—10 Rupien im<br />

Monat, mit denen sie den ganzen Unterhalt für sich und<br />

ihre Familie bestreiten. Einige derselben servierten mit<br />

Geschick ein recht gutes Essen, wurden aber dabei von<br />

ihrem Herrn mehr als nötig zurechtgewiesen und überhaupt<br />

sehr streng gehalten. Er behauptete, dies sei notwendig,<br />

da die Kerle sonst unausstehlich werden würden. Nach dem<br />

Essen kommandierte Herr Bassler: „boyl cheroot!" und so­<br />

gleich brachten die Diener die gewünschten Cigarren, welche<br />

wir, die Beine behaglich über Stühle und Diwans gestreckt,<br />

in den Mund nahmen, worauf die Diener in demütiger<br />

Stellung das Feuer präsentierten; die Mühe des Ziehens war<br />

das einzige, was den Herrschaften nicht abgenommen werden<br />

konnte. Gemütlich plaudernd sassen wir noch lange; Herr<br />

Bassler erzählte von seiner Heimat, einem Städtchen in<br />

Sachsen, und wie er als Vertreter eines dortigen Geschäfts­<br />

hauses in Indien wohne, um die Einkäufe von Getreide und<br />

Tierhäuten zu besorgen. Er erzählte von den Krokodilen,<br />

die er im Ganges zu schiessen pflege, von den Gefahren<br />

des indischen Klimas, und wie ein Freund nachts an der<br />

Cholera gestorben sei, mit dem er am Abend vorher noch<br />

gemütlich Karten gespielt habe usw. Im ganzen, glaube ich,<br />

hat er uns bei seinen Erzählungen etwas mehr als Neulinge<br />

behandelt, als wir es in Wirklichkeit waren. Natürlich wurde<br />

auch das Kapitel der Schlangen gebührend durchgesprochen,<br />

wie ihr Biss in wenigen Minuten töte, wie sie nachts ihren<br />

Eingang in die Häuser und wohl gar in die Betten fänden;<br />

und so gingen wir mit ziemlich aufgeregter Phantasie schlafen.<br />

Mitten in der Nacht wurde ich wach und hörte in der Ecke<br />

ein Rascheln; ich hörte, wie es näher kam und schnuppernd

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