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2 I. Vorbereitungen. Pandits, d. h. den indischen, des Englischen in der Regel völlig unkundigen, ja dasselbe pefhorreszierenden Gelehrten zu verkehren, — war mir und meiner Frau das Englische durch wiederholten Aufenthalt in England geläufig. Vom Hindostani, zu dessen Erlernung die Lehrmittel noch sehr unvollkommen und, namentlich in Deutschland, schwer zu gänglich sind, konnten wir uns erst auf der Reise und in Indien selbst so viel zu eigen machen, um nachgerade mit den Leuten auch ohne Vermittlung des Dieners verhandeln zu können. Was endlich das Sanskrit betrifft, so war dessen Studium in den letzten zwanzig Jahren so sehr mein tägliches Brot gewesen, dass ich hoffen durfte, dasselbe nach einiger Vorübung im Lande selbst nicht nur sprechen, sondern auch, was das Schwerste ist, das schnell und mit dialektischer Färbung gesprochene Sanskrit verstehen zu können, — eine Hoffnung, die sich durchaus verwirklicht hat. Der bequeme Gebrauch des Sanskrit aber als Umgangssprache vermag mehr als jeder Empfehlungsbrief in die sonst dem Europäer so verschlossenen höheren Kreise der Eingeborenen einzuführen. Und nicht nur die Gelehrten von Fach, wie namentlich die einheimischen Sanskritprofessoren der indischen Universitäten, sprechen Sanskrit mit grosser Eleganz, nicht nur ihre Zu hörer wissen dasselbe ebenso gut zu handhaben wie bei uns ein Studierender der klassischen Philologie das Lateinische, auch die zahlreichen Privatgelehrten, Heiligen, Asketen, ja selbst weitere Kreise sprechen und schreiben Sanskrit mit Leichtig keit; mit dem Mahäräja von Benares habe ich mich wieder holt stundenlang darin unterhalten; Fabrikanten, Industrielle, Kaufleute sprechen es zum Teil oder verstehen doch das Gesprochene; in jedem kleinen Dorfe war meine erste Frage nach einem, der Sanskrit spreche, worauf sich denn alsbald der eine oder andere einstellte, der gewöhnlich mein Führer, ja nicht selten mein Freund wurde. Öfter gab ich den Bitten der Eingeborenen nach, ihnen einen Vortrag zu halten. Dies
Englisch, Hindostsni, Sanskrit. 3 geschah natürlich in englischer Sprache, aber fast überall wurde ich gebeten, das Gesagte für diejenigen, welche dem Englischen nicht hätten folgen können, nochmals in Sanskrit zu wiederholen. Nachdem dies geschehen, folgte eine Dis kussion, bei der die einen Englisch, die anderen Sanskrit, noch andere Hindi sprachen, welches sich denn auch der Hauptsache nach verstehen liess, da das reine Hindi sich vom Sanskrit kaum durch viel mehr als durch den Verlust der Flexionsendungen unterscheidet. Daher versteht jeder Hindu vom Sanskrit ungefähr ebensoviel wie ein Italiener vom Lateinischen, namentlich da im eigentlichen Hindostan die Schrift die nämliche geblieben ist; und ein Anflug des Sanskrit lässt sich bis hinab in die Kreise der Dienerschaft und des geringen Volkes antreffen; daher auch ein Brief nach Benares mit blosser Sanskritadresse durch jeden Post boten ohne Schwierigkeit seine Bestellung findet. Manche Inder scheinen der Meinung zu sein, dass es in der ganzen Welt ebenso sei. Denn unter den zahlreichen Sanskritbriefen, die mir auch jetzt noch von Zeit zu Zeit zugehen, fand sich auch wohl einmal einer, bei dem mit allem andern auch die mit überschwenglichen Lobtiteln gespickte Adresse ganz in Sans krit geschrieben war, auch mein Name nur in der sanskriti- sierten Form Devasena erschien und die Bezeichnung des Wohnortes fehlte, und der trotzdem — zum Lobe unserer Postverwaltung sei es gesagt — glücklich in meine Hände ge langte, nachdem er vorher unter anderm nach Leipzig gelaufen und dort entziffert worden war. Mehr noch vielleicht als die Kenntnis der alten heiligen Sprache des Landes sollte mir in Indien der zufällige Um stand von Nutzen sein, dass ich die beste Kraft einer Reihe von Jahren dazu verwendet hatte, mich in die Upanishad's und den auf ihnen beruhenden Vedänta einzuleben. Wenn im allgemeinen der Veda für den Inder dieselbe Bedeutung hat, wie für uns die Bibel, so entsprechen die unter dem 1*
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Englisch, Hindostsni, Sanskrit. 3<br />
geschah natürlich in englischer Sprache, aber fast überall<br />
wurde ich gebeten, das Gesagte für diejenigen, welche dem<br />
Englischen nicht hätten folgen können, nochmals in Sanskrit<br />
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kussion, bei der die einen Englisch, die anderen Sanskrit,<br />
noch andere Hindi sprachen, welches sich denn auch der<br />
Hauptsache nach verstehen liess, da das reine Hindi sich<br />
vom Sanskrit kaum durch viel mehr als durch den Verlust<br />
der Flexionsendungen unterscheidet. Daher versteht jeder<br />
Hindu vom Sanskrit ungefähr ebensoviel wie ein Italiener<br />
vom Lateinischen, namentlich da im eigentlichen Hindostan<br />
die Schrift die nämliche geblieben ist; und ein Anflug des<br />
Sanskrit lässt sich bis hinab in die Kreise der Dienerschaft<br />
und des geringen Volkes antreffen; daher auch ein Brief<br />
nach Benares mit blosser Sanskritadresse durch jeden Post<br />
boten ohne Schwierigkeit seine Bestellung findet. Manche<br />
Inder scheinen der Meinung zu sein, dass es in der ganzen<br />
Welt ebenso sei. Denn unter den zahlreichen Sanskritbriefen,<br />
die mir auch jetzt noch von Zeit zu Zeit zugehen, fand sich<br />
auch wohl einmal einer, bei dem mit allem andern auch die mit<br />
überschwenglichen Lobtiteln gespickte Adresse ganz in Sans<br />
krit geschrieben war, auch mein Name nur in der sanskriti-<br />
sierten Form Devasena erschien und die Bezeichnung des<br />
Wohnortes fehlte, und der trotzdem — zum Lobe unserer<br />
Postverwaltung sei es gesagt — glücklich in meine Hände ge<br />
langte, nachdem er vorher unter anderm nach Leipzig gelaufen<br />
und dort entziffert worden war.<br />
Mehr noch vielleicht als die Kenntnis der alten heiligen<br />
Sprache des Landes sollte mir in Indien der zufällige Um<br />
stand von Nutzen sein, dass ich die beste Kraft einer Reihe<br />
von Jahren dazu verwendet hatte, mich in die Upanishad's<br />
und den auf ihnen beruhenden Vedänta einzuleben. Wenn<br />
im allgemeinen der Veda für den Inder dieselbe Bedeutung<br />
hat, wie für uns die Bibel, so entsprechen die unter dem<br />
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