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108 V. Von Peshawar bis Calcutta.<br />
die Umfassung des Hofes aus kleinen, verschliessbaren, stall<br />
artigen Räumen, welche die Schlafstellen auf der einen Seite<br />
für die Männer, auf der anderen für die weiblichen Bewohner<br />
bildeten. Nachdem wir eine der Wohnungen näher besichtigt<br />
und die Dame des Hauses durch einige Kupferstücke glück<br />
lich gemacht hatten, warfen wir noch einen Blick in die un<br />
bedeutende Moschee und unternahmen dann einen Rundgang<br />
ausserhalb der Mauer um die Stadt herum, indem wir mit<br />
Ehrfurcht die hoch aufsteigende, zum Teil gewiss aus sehr<br />
alter Zeit stammende und fast durchweg wohl erhaltene Stadt<br />
mauer betrachteten.<br />
Ein besonderer Glanzpunkt ist noch der zwei Stunden<br />
südlich von Delhi gelegene Kutb Minar mit einem gewaltigen,<br />
fünf Stockwerke hohen Aussichtsturm und einer Moschee, die<br />
zum Teil aus Säulen und anderen Resten von Hindutempeln<br />
errichtet sind. In der Mitte des Hofes ist eine höchst merk<br />
würdige Säule, deren Schaft ganz aus Schmiedeeisen 23 Fuss<br />
hoch aufragt und in einer Sanskritinschrift den Sieg eines<br />
Königs Dhava, wahrscheinlich aus dem vierten Jahrhundert<br />
p. C, verkündigt.<br />
Auch in Delhi versäumten wir nicht, verschiedene Sans<br />
kritschulen zu besuchen, und wurden dadurch mit einigen<br />
sehr liebenswürdigen Pandits bekannt. Namentlich einer der<br />
selben, mit Namen Bankeläl, zeigte grosse Anhänglichkeit an<br />
uns. Da er von seinem verstorbenen Vater, einem der nam<br />
hafteren indischen Gelehrten, eine grosse Sammlung von<br />
Handschriften geerbt hatte, so lud er uns an einem Morgen<br />
früh zur Besichtigung derselben ein. Meine Frau sollte bei<br />
dieser Gelegenheit mit der seinigen bekannt gemacht werden.<br />
Daraus wurde nun freilich nichts, denn als wir, von ihm ab<br />
geholt und geleitet, in seiner engen und winkligen, aber darum<br />
nicht unbehaglichen Wohnung eintrafen, und ich ihm vor<br />
schlug, dass er, der Absprache gemäss, meine Frau der<br />
seinigen zuführen möge, so bat er davon abzustehen mit der