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72 IV. Von Bombay bis Peshawsr.<br />
wollen, wird die Hochzeit abgehalten; die kindliche Gattin<br />
bleibt nach wie vor im Hause ihrer Eltern, und der Knabe-<br />
Ehemann besucht seine Schule weiter und wird, wenn<br />
er artig ist, gelegentlich von seinen Schwiegereltern zum<br />
Essen eingeladen, wobei er dann auch seine Gattin zu sehen<br />
bekommt. Eine effektive wird die Heirat erst, sobald bei<br />
dem Mädchen etwa mit vierzehn Jahren die Periode der<br />
Reife eintritt. Unter erneuten, aber weniger feierlichen Cere-<br />
monien wird es alsdann seinem Gatten übergeben und lebt<br />
mit ihm zusammen im Hause der Schwiegereltern; denn<br />
dass die Eltern und ihre verheirateten Kinder einen gemein<br />
samen Hausstand bilden, ist bei den Indern ganz gewöhnlich.<br />
Diese Kinderheiraten haben vieles gegen sich und auch<br />
manches für sich. Im ganzen läuft die Sache darauf hinaus,<br />
dass in Indien die Eltern die Ehe stiften, während bei uns<br />
das junge Paar sich mehr oder weniger selbständig zusammen<br />
findet. Bedenkt man nun die zahllosen Missgriffe, welche<br />
das Liebesleben bei uns mit sich bringt, und die oft durch<br />
ein langes Leben schwer gebüsst werden, so wird man die<br />
indische Methode nicht so übel finden. Freilich fehlt dort<br />
der Zauber des Verliebtseins, das Langen und Bangen, und<br />
ein Liebesdrama, wie das der (Takuntalä, ist unter den<br />
heutigen Verhältnissen in Indien nicht mehr möglich. Dafür<br />
fehlt aber auch das ungestillte Sehnen, das trostlose Gefühl,<br />
welches bei uns ein alterndes Mädchen erfüllt, das Kokettieren,<br />
Schmeicheln und was die Künste alle sind, die von Mutter<br />
und Tochter geübt werden, um glücklich einen Mann zu<br />
kapern. Es fehlt die innere Leere des Daseins, welche so<br />
oft bei uns das Los der alten Jungfern ist, denn alte Jungfern<br />
gibt es in Indien nicht, und sollten in einer Kaste mehr<br />
Mädchen als Männer sein, so nehmen die letzteren zwei<br />
Frauen, denn untergebracht müssen sie alle werden. Dem<br />
gegenüber steht in Indien der grosse Übelstand der jungen<br />
Witwen. Denn ist ein Mädchen mit elf Jahren verheiratet,