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VON PETER WAGNER / TEXT Tschüss, Umschlag! Die Revolution ist so gut wie abgeschlossen: Die Versandtasche als Transportmittel von Bewerbungen hat ihre besten Zeiten hinter sich. Ist das traurig? Ha! Das waren Zeiten. Svenja Hofert ist Karriereberaterin und hat, als sie einmal ihr Bücherregal ausmistete, Bewerbungsratgeber aus vierzig Jahren gefunden. Sie blätterte und wunderte sich. In den Siebzigern soll man seinen Lebenslauf noch von Hand schreiben. Wer trotzdem eine Schreibmaschine nutzt, muss mindestens noch eine Schriftprobe beifügen. In jener fernen Zeit gehört es auch noch zum guten Ton, den Beruf der Eltern und sogar den Mädchennamen der Mutter in den Lebenslauf zu schreiben. In den Achtzigern, so las es Hofert aus den Büchern, schreiben die Bewerber erstmals tabellarische Lebensläufe, das Menschenleben wird in Form gepresst. In den Neunzigern wird aus dem kleinen beigefügten Passfoto ein großes Porträtbild. Und dann kommt der heftigs te Wandel: die Onlinebewerbung. Die Menschen tragen ihre Biografie in vorgefertigte Formulare ein. Die „großformatige Versandtasche“ verschwindet aus den Briefkästen der Unternehmen. Die Personaler sind heilfroh darüber. „Briefbewerbungen sind unattraktiv“, sagt zum Beispiel Sabine Marlena aus der Abteilung Human Resources der Linde AG, eines Unternehmens, das sein Geld unter anderem mit dem Verkauf von Gasen verdient und in Deutschland 3500 Menschen beschäftigt. „95 Prozent der Bewerbungen kommen elektro nisch, und das ist auch gut so.“ Marlena glaubt, dass sich vor allem Be werber freuen können. „Mit Porto, Skript und Mappe kostet eine vernünftige Postbewerbung locker 20 Euro. Hinzu kommt, dass Sie 90 Pro zent der Unterlagen nachher nicht mehr gebrauchen können, weil sie vom Hin- und Herschicken geknickt sind.“ Der „Bewerbungsprozess“ war früher mal die Arbeitsgrundlage einer kleinen Industrie. Schreibwarenläden verkauften eigens gebundene, je nach Bedarf sehr edle Mappen, in die man Lebenslauf, Zeugnisse und Anschreiben klemm te. Fotografen waren damit beschäftigt, immer neue Abzüge von Bildern zu machen, auf denen krawattenverzierte Hälse und blusengesäumte Dekolletés schräg ins Bildzentrum ragen. Die Schalterbeamten der Post klebten Marken auf die großen Kuverts. Heute kann man Bild und Anschreiben und Lebenslauf hochladen und rausschicken und hat keine Extrakosten. Sabine Marlena sagt: „Ich vermisse die Briefumschläge nicht. Mit einer gut geführten Datenbank können wir viel effizienter arbeiten.“ Klar, man muss differenzieren. Bei Bosch etwa gehen jedes Jahr 15 000 Bewerbungen ein, deshalb freut sich Sprecher Dirk Haushalter in Stuttgart natürlich über das Siechtum der Versandtasche und über das Onlinebewerbungsportal des Unternehmens. Bewerbungen aus dem Hausbriefkasten werden sogar eingescannt, ins System gespeist und dann 56 jetzt UNI & JOB Nr.02/11 wieder an den Absender geschickt. Vor allem die Bewerbungen für Ausbildungsplätze stecken laut Haushalter noch häufiger in braunen Versandtaschen als die Mappen von Hochschulabsolventen. Eine andere Personalerin, die vor Kurzem noch bei OBI gearbeitet hat, erinnert sich, dass vor der Eröffnung eines neuen Marktes einmal 400 Bewerbungen um die ausgeschriebenen Verkäuferjobs eingingen. Per Post. „Je qualifizierter man für einen Job sein muss, desto eher kommt die Bewerbung per Mail“, sagt sie und ist sich in ihrer Erfahrung mit vielen Kollegen einig. Für die meisten hat der Umschlag als Träger der Bewerbungsunterlagen in sehr absehbarer Zeit ausgedient. Selbst der relativ kleine Textilveredler Ploucquet, der in Zittau und München 150 Menschen be schäftigt, berichtet, dass ungefähr 90 Prozent der Bewerbungen per Mail kommen. Nur die „ältere Generation“, sagt eine Mitarbeiterin, schreibe noch sehr gerne Briefe. Wo kommen überhaupt noch in nennenswertem Umfang Umschläge an? Immer wieder deuten die Menschen aus den Personalabteilungen auf die Werbeagenturen. Dort, so geht die Vermutung, zähle die handgestaltete Mappe doch noch was. Aber Margit Scheller­Wegener winkt entschlossen ab. Sie ist Chief People Officer bei der Agentur DDB Tribal in Berlin und sagt, gut 95 Prozent aller Bewerbungen kämen digital, zum Beispiel als PDF. Hin und wieder lege ein Designer eine handgemachte Bewerbung zu ihren Händen an den Empfang. „Wenn das einer macht“, sagt sie, „dann muss die Mappe aber schon sehr cool sein.“ Es muss also einen guten Grund für eine Briefbewerbung geben. Und doch sei die Kuvertzeit noch nicht ganz vorbei. „Die Arbeitsverträge verschicken wir natürlich in Umschlägen“, sagt Margit Scheller­Wegener. Die Karriereberaterin Svenja Hofert hat schon 1998 das Buch Stellensuche und Bewerbung im Internet geschrieben. Der erste Verlag, dem sie damals das Buchkonzept anbot, winkte ab. Die Verantwort lichen mochten sich nicht vorstellen, dass die Postbewerbung einmal zur Marginalie verkommen könne. Nun ist alles anders geworden, und es wird noch vieles anders werden. Svenja Hofert glaubt, dass eine neue Reform ansteht. „Es nervt die Leute, wenn sie bei jedem Unternehmen neu ihre Daten eingeben müssen.“ Hofert findet, man müsse darangehen, die Bewerbungsportale mit Karrierenetzwerken zu verknüpfen. In Amerika wird bei einer Bewerbung häufig einfach das Profil des Karriere netzwerks LinkedIn mit dem Bewerbungsformular verknüpft, und der Bewerber muss seine Bewerbung nur noch auf das Unternehmen anpassen. Das spart Zeit. Und natürlich Umschläge.

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VON PETER WAGNER / TEXT<br />

Tschüss, Umschlag!<br />

Die Revolution ist so gut wie abgeschlossen: Die Versandtasche als Transportmittel von<br />

Bewerbungen hat ihre besten Zeiten hinter sich. Ist das traurig?<br />

Ha! Das waren Zeiten. Svenja Hofert ist Karriereberaterin und hat,<br />

als sie einmal ihr Bücherregal ausmistete, Bewerbungsratgeber aus vierzig<br />

Jahren gefunden. Sie blätterte und wunderte sich. In den Siebzigern soll<br />

man seinen Lebenslauf noch von Hand schreiben. Wer trotzdem eine<br />

Schreibmaschine nutzt, muss mindestens noch eine Schriftprobe beifügen.<br />

In jener fernen Zeit gehört es auch noch zum guten Ton, den Beruf der<br />

Eltern und sogar den Mädchennamen der Mutter in den Lebenslauf zu<br />

schreiben. In den Achtzigern, so las es Hofert aus den Büchern, schreiben<br />

die Bewerber erstmals tabellarische Lebensläufe, das Menschenleben wird<br />

in Form gepresst. In den Neunzigern wird aus dem kleinen beigefügten<br />

Passfoto ein großes Porträtbild. Und dann kommt der heftigs te Wandel:<br />

die Onlinebewerbung. Die Menschen tragen ihre Biografie in vorgefertigte<br />

Formulare ein. Die „großformatige Versandtasche“ verschwindet aus den<br />

Briefkästen der Unternehmen. Die Personaler sind heilfroh darüber.<br />

„Briefbewerbungen sind unattraktiv“, sagt zum Beispiel Sabine Marlena<br />

aus der Abteilung Human Resources der Linde AG, eines Unternehmens,<br />

das sein Geld unter anderem mit dem Verkauf von Gasen verdient<br />

und in Deutschland 3500 Menschen beschäftigt. „95 Prozent der Bewerbungen<br />

kommen elektro nisch, und das ist auch gut so.“ Marlena glaubt,<br />

dass sich vor allem Be werber freuen können. „Mit Porto, Skript und<br />

Mappe kostet eine vernünftige Postbewerbung locker 20 Euro. Hinzu<br />

kommt, dass Sie 90 Pro zent der Unterlagen nachher nicht mehr gebrauchen<br />

können, weil sie vom Hin- und Herschicken geknickt sind.“<br />

Der „Bewerbungsprozess“ war früher mal die Arbeitsgrundlage einer<br />

kleinen Industrie. Schreibwarenläden verkauften eigens gebundene, je<br />

nach Bedarf sehr edle Mappen, in die man Lebenslauf, Zeugnisse und<br />

Anschreiben klemm te. Fotografen waren damit beschäftigt, immer neue<br />

Abzüge von Bildern zu machen, auf denen krawattenverzierte Hälse und<br />

blusengesäumte Dekolletés schräg ins Bildzentrum ragen. Die Schalterbeamten<br />

der Post klebten Marken auf die großen Kuverts. Heute kann<br />

man Bild und Anschreiben und Lebenslauf hochladen und rausschicken<br />

und hat keine Extrakosten. Sabine Marlena sagt: „Ich vermisse die Briefumschläge<br />

nicht. Mit einer gut geführten Datenbank können wir viel effizienter<br />

arbeiten.“<br />

Klar, man muss differenzieren. Bei Bosch etwa gehen jedes Jahr 15 000<br />

Bewerbungen ein, deshalb freut sich Sprecher Dirk Haushalter in Stuttgart<br />

natürlich über das Siechtum der Versandtasche und über das Onlinebewerbungsportal<br />

des Unternehmens. Bewerbungen aus dem Hausbriefkasten<br />

werden sogar eingescannt, ins System gespeist und dann<br />

56 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />

wieder an den Absender geschickt. Vor allem die Bewerbungen für Ausbildungsplätze<br />

stecken laut Haushalter noch häufiger in braunen Versandtaschen<br />

als die Mappen von Hochschulabsolventen. Eine andere<br />

Personalerin, die vor Kurzem noch bei OBI gearbeitet hat, erinnert sich,<br />

dass vor der Eröffnung eines neuen Marktes einmal 400 Bewerbungen<br />

um die ausgeschriebenen Verkäuferjobs eingingen. Per Post. „Je qualifizierter<br />

man für einen <strong>Job</strong> sein muss, desto eher kommt die Bewerbung<br />

per Mail“, sagt sie und ist sich in ihrer Erfahrung mit vielen Kollegen einig.<br />

Für die meisten hat der Umschlag als Träger der Bewerbungsunterlagen<br />

in sehr absehbarer Zeit ausgedient. Selbst der relativ kleine Textilveredler<br />

Ploucquet, der in Zittau und München 150 Menschen be schäftigt, berichtet,<br />

dass ungefähr 90 Prozent der Bewerbungen per Mail kommen. Nur<br />

die „ältere Generation“, sagt eine Mitarbeiterin, schreibe noch sehr gerne<br />

Briefe.<br />

Wo kommen überhaupt noch in nennenswertem Umfang Umschläge<br />

an? Immer wieder deuten die Menschen aus den Personalabteilungen<br />

auf die Werbeagenturen. Dort, so geht die Vermutung, zähle die handgestaltete<br />

Mappe doch noch was. Aber Margit Scheller­Wegener winkt entschlossen<br />

ab. Sie ist Chief People Officer bei der Agentur DDB Tribal in<br />

Berlin und sagt, gut 95 Prozent aller Bewerbungen kämen digital, zum<br />

Beispiel als PDF. Hin und wieder lege ein Designer eine handgemachte<br />

Bewerbung zu ihren Händen an den Empfang. „Wenn das einer macht“,<br />

sagt sie, „dann muss die Mappe aber schon sehr cool sein.“ Es muss also<br />

einen guten Grund für eine Briefbewerbung geben. Und doch sei die<br />

Kuvertzeit noch nicht ganz vorbei. „Die Arbeitsverträge verschicken wir<br />

natürlich in Umschlägen“, sagt Margit Scheller­Wegener.<br />

Die Karriereberaterin Svenja Hofert hat schon 1998 das Buch Stellensuche<br />

und Bewerbung im Internet geschrieben. Der erste Verlag, dem sie<br />

damals das Buchkonzept anbot, winkte ab. Die Verantwort lichen mochten<br />

sich nicht vorstellen, dass die Postbewerbung einmal zur Marginalie<br />

verkommen könne. Nun ist alles anders geworden, und es wird noch vieles<br />

anders werden. Svenja Hofert glaubt, dass eine neue Reform ansteht.<br />

„Es nervt die Leute, wenn sie bei jedem Unternehmen neu ihre Daten<br />

eingeben müssen.“ Hofert findet, man müsse darangehen, die Bewerbungsportale<br />

mit Karrierenetzwerken zu verknüpfen. In Amerika wird<br />

bei einer Bewerbung häufig einfach das Profil des Karriere netzwerks<br />

LinkedIn mit dem Bewerbungsformular verknüpft, und der Bewerber<br />

muss seine Bewerbung nur noch auf das Unternehmen anpassen. Das<br />

spart Zeit. Und natürlich Umschläge.

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