JETZT Uni&Job - Stellenmarkt - Süddeutsche Zeitung
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Nr. 02/11 // jetzt.de<br />
UNI & JOB<br />
Wie du lernst, was du wert bist.
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
schließt du bald dein Studium ab oder hast es vor? Bewirbst du dich gerade um einen <strong>Job</strong><br />
oder steckst mitten in deinem letzten Praktikum? Dann ist dir dieses jetzt-Magazin mit<br />
dem Schwerpunkt Uni & <strong>Job</strong> vielleicht ganz hilfreich. Keine Sorge, wir machen keine Ansagen<br />
dazu, wie es jetzt bei dir weitergehen soll – wie auch. Wir stellen lediglich ein paar<br />
Fragen, die einem durch den Kopf gehen, wenn man gerade dabei ist, die Hochschule hinter<br />
sich zu lassen. Wer wir sind? Wir sind die Redaktion von jetzt.de, dem jungen Magazin<br />
der <strong>Süddeutsche</strong>n <strong>Zeitung</strong>. Wir schreiben täglich im Internet auf jetzt.de und immer montags<br />
auf der gedruckten jetzt.de-Seite in der <strong>Süddeutsche</strong>n <strong>Zeitung</strong>. Und viermal im Jahr<br />
erscheint das jetzt-Magazin. In der ersten Ausgabe im März haben wir uns dem Übergang<br />
von der Schule in den Beruf und ins Studium gewidmet, heute geht’s um den Weg von der<br />
Hochschule ins Arbeitsleben. Und weil ein Ausblick ja auch ganz gut ist: Am 26.9. dieses<br />
Jahres heißt der Schwerpunkt wieder Schule & <strong>Job</strong>, und am 21.11. geht es um Uni & <strong>Job</strong>-<br />
Themen. Alle Inhalte, Diskussionen zu den Themen und den Link zum vergangenen Heft<br />
findest du online auf www.jetzt.de.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir die jetzt-Redaktion.<br />
INHALT<br />
4<br />
14 Wissen: Viertklässler geben Antworten auf die wichtigen Fragen deines Lebens.<br />
MERCEDES LAUENSTEIN, 23,<br />
hat Menschen interviewt, die sich<br />
erst mal über den Wert ihrer Arbeit<br />
bewusst werden mussten – nun<br />
findet sie, dass wir beim Reden<br />
übers Verdienen nicht immer so<br />
verkniffen sein sollten.<br />
FELIX KRÜGER, 27, Fotograf<br />
und urbaner Ornithologe in<br />
Hamburg, liebt Flamingos und<br />
Menschen mit Profil – für uns<br />
hat er die Bildstrecke ab Seite<br />
18 produziert.<br />
18<br />
Nachdenken: Warum sich der Wert eines Studiums<br />
nicht allein aus der Durchschnittsnote ergibt.<br />
12 Zweifeln: Es muss gar nicht so schlimm sein,<br />
wenn man sein Studium kurz vor Ende abbricht.<br />
Erinnern: Wie du erkennst, ob jemand trotz erstem<br />
<strong>Job</strong> der Alte geblieben ist.<br />
30 Rat geben: jetzt-Leser und jetzt-Mitarbeiter beantworten Alltagsfragen<br />
– auf fünf Fragen gibt es jeweils fünf Antworten.<br />
32 Schmücken: Die erste Instant-Pinnwand der Welt –<br />
zum Mitnehmen an deinen Praktikums- oder Arbeitsplatz.<br />
34 Durchsteigen: Alle reden von Zeitarbeit. Wir sagen dir, was das wirklich ist.<br />
38 Bewerben: Wie unser Autor die Bewerbungsphase seiner Kommilitonen erlebt.<br />
42 Planen: Über die Suche nach dem guten Zeitpunkt fürs Kinderkriegen.<br />
44 Verstehen: Die Chefs dieser Welt sind auf fünf Typen zurückzuführen.<br />
48 Glück wünschen: Wir haben Blumensträuße für deine ganz<br />
spezielle Abschlussfeier gebunden.<br />
26 Futtern: Auf dem Weg ins Arbeitsleben ändern<br />
sich unsere Essgewohnheiten.<br />
56 Verabschieden: Warum die Unternehmen Briefbewerbungen<br />
mittlerweile doof finden.<br />
58 Tanzen: Die guten Dinge für den besten Sommer deines Lebens.<br />
60 Rätseln: Errätst du, wer in welchem Wohnheimzimmer wohnt?<br />
62 Fragen: Schau nicht so oft darauf, was die Kollegen von dir denken!<br />
PETER WAGNER, 33, hat bei der<br />
Arbeit an diesem Heft gemerkt,<br />
dass auch Baumzeichnen was für<br />
ihn wäre – siehe Seite 6.<br />
FACHHOCHSCHULE<br />
KUFSTEIN TIROL<br />
// Hohe Qualität der Lehre durch persönliche<br />
Betreuung in Kleingruppen<br />
// Internationalität: 150 Partnerhochschulen<br />
weltweit für Auslandssemester/-jahr<br />
// ca. 380 € Studienkosten pro Semester<br />
// Kein Numerus Clausus (Aufnahmeverfahren)<br />
BACHELOR<br />
// Europäische Energiewirtschaft VZ<br />
// Facility Management & Immobilienwirtschaft BB | VZ<br />
// Internationale Wirtschaft & Management BB | VZ<br />
// Marketing & Kommunikationsmanagement BB<br />
// Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement BB | VZ<br />
// Unternehmensführung VZ<br />
// Web-Business & Technology VZ<br />
// Wirtschaftsingenieurwesen VZ<br />
MASTER<br />
// ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement BB<br />
// Europäische Energiewirtschaft BB<br />
// Facility- & Immobilienmanagement BB<br />
// International Business Studies VZ<br />
// Krisen- & Sanierungsmanagement BB<br />
// Sport-, Kultur- & Veranstaltungsmanagement BB<br />
POST GRADUATE<br />
// Doktorat in Betriebswirtschaftslehre der<br />
Universität Lettlands, Riga BB<br />
// Executive Management MBA BB<br />
// Global 7 European MBA BB<br />
// International Real Estate &<br />
Facility Professional MBA BB<br />
BB . . . berufsbegleitend (Freitagnachmittag und Samstag ganztägig)<br />
VZ . . . Vollzeit<br />
Open Night<br />
Infoabend<br />
26. Mai 2011<br />
17 - 20 Uhr<br />
www.fh-kufstein.ac.at
4 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
VON PETER WAGNER / TEXT & MERCEDES LAUENSTEIN / PROTOKOLLE & STEFANIE HEISS / GEHALTSÜBERSICHT<br />
Niemand gibt dir eine Garantie dafür, dass du eine Arbeit findest, in der alle<br />
deine Fähigkeiten gerecht entlohnt werden. Überhaupt ist es gar nicht so einfach,<br />
den Wert eines Studiums zu bestimmen – schließlich bemisst er sich doch<br />
nicht nur in Euro, oder? Eine Geschichte über die schwierige Suche nach dem<br />
eigenen Wert und ein kleiner Einkommensvergleich.
jetzt UNI & JOB Nr.02/11 5
STEFAN, 31, arbeitet<br />
als selbstständiger<br />
Grafikdesigner:<br />
„Während meines<br />
Kommunikationsdesignstudiums<br />
habe<br />
ich frei gearbeitet.<br />
Ich wusste nicht, was<br />
ich für meine Arbeit<br />
verlangen darf, und<br />
habe gesagt: Danke,<br />
dass du überhaupt an<br />
mich gedacht hast!<br />
Ich mache das total<br />
gern! Es macht mir<br />
schließlich Spaß! Um<br />
meinen Verdienst<br />
einzuordnen, habe<br />
ich abgewogen, wie<br />
viel ich verdienen<br />
würde, wenn ich<br />
stattdessen kellnern<br />
würde. Ein ganz<br />
falscher Ansatz. Mir<br />
hat es geholfen, ande <br />
re Grafiker zu fragen,<br />
wie viel sie für ihre<br />
Arbeit ver langen. Zur<br />
Not helfen auch<br />
Gehalts spiegel von<br />
Designverbänden.<br />
Mit diesen Fakten hat<br />
man vor dem Kunden<br />
eine Verhandlungsbasis.<br />
Die ersten<br />
Jahre sind trotzdem<br />
ein einziges Stolpern.<br />
Mal schießt man über<br />
das Angemessene<br />
hinaus, mal ist man<br />
viel zu günstig. Ich<br />
habe mich schon oft<br />
geärgert, wenn ich<br />
schüchtern einen<br />
Preis sagte und mein<br />
Gegenüber sofort<br />
einverstanden war.<br />
Hochpokern ist<br />
immer die bessere<br />
6 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Anfang des Jahres hat die Grafikdesignerin<br />
Jessica Hische aus New York einen Entscheidungsbaum<br />
online gestellt, der mit der<br />
Frage „Should I work for free?“ beginnt. Hische<br />
beschreibt Szenarien, die jeder Grafikdesigner<br />
kennt: Ein Freund, ein Unternehmen oder eine<br />
soziale Einrichtung melden sich und fragen um<br />
einen kleinen Gefallen, vielleicht um die Gestaltung<br />
einer Einladungskarte, einer Website<br />
oder eines Flyers. Geld soll es nicht geben, aber<br />
vielleicht ja weitere Aufträge und auf jeden Fall<br />
ganz viel Ehre. Und schon hockt der Grafikdesigner<br />
im Dilemma. Soll er für lau arbeiten?<br />
Auf shouldiworkforfree.com dekliniert Jessica<br />
Hische alle Optionen durch. Meistens antwortet<br />
sie mit einem klaren „No“. Ihre Übersicht ist<br />
eine Ansage an alle, die denken, nur weil jemand<br />
seinen <strong>Job</strong> gern macht, könne man ihn<br />
ausbeuten.<br />
Viele Menschen haben den Link weitergegeben,<br />
offenbar finden nicht nur Grafiker die<br />
we sentlichen Fragen dahinter spannend. Was ist<br />
das eigene Können wert, wenn man gerade<br />
seinen Abschluss an einer Hochschule gemacht<br />
hat? Wie günstig darf man sich verkaufen?<br />
Ehe Frau Ocker und Frau Zimmermann dazu<br />
ein paar wichtige Sachen sagen, lohnt sich ein<br />
Blick in das Buch The Pleasures and Sorrows of<br />
Work, in dem der Philosoph Alain de Botton<br />
grundsätzliche Gedanken über das Wesen der<br />
Arbeit aufzeichnet. Er trifft zum Beispiel einen<br />
Maler, der jahrelang nichts anderes macht, als<br />
eine bestimmte Eiche zu malen. Der Maler<br />
studiert alle Einzelheiten: die Würmer am<br />
Boden, die sich durch die gefallenen Blätter<br />
fressen, oder das Licht, das sich jede Stunde<br />
anders in den Ästen bricht. Als nach langer<br />
Vorarbeit ein paar wenige Bilder des Malers<br />
fertig sind und in einer Galerie hängen, wundert<br />
sich Alain de Botton, wozu Menschen in<br />
der Lage sind. Der Mensch, stellt er fest, sei in<br />
der Lage, große Opfer zu bringen, bloß damit<br />
etwas entstehe, das anmutiger und schöner ist<br />
als der Mensch selbst. Der Philosoph bewundert<br />
den Maler für seine Arbeit und seine Ausdauer.<br />
Und doch bedauert er ihn. Der Eichenzeichner<br />
hat in den zwei Jahren seiner Arbeit<br />
vor dem Baum im Schnitt so viel Geld wie ein<br />
„erfolg loser Installateur“ verdient. Die Welt<br />
hält nicht immer einen fairen Gegenwert dafür<br />
bereit, wenn jemand etwas Wertvolles schafft<br />
oder einer Arbeit nachgeht, die ihn persönlich<br />
bereichert. Und da sind wir bei Irene Ocker.<br />
Sie gehört seit 25 Jahren zum Hochschulteam<br />
der Arbeitsagentur Göttingen und berät vor allem<br />
Geistes- und Sozialwissenschaftler (sie nennt sie<br />
liebevoll „meine Geister“). Immer wieder muss<br />
sie zwischen der Leidenschaft für ein Fach und<br />
dem Wert dieser Leidenschaft auf dem Arbeitsmarkt<br />
vermitteln. „Viele Geister haben ihr<br />
Fach nicht nach Vermarktungsgesichtspunkten<br />
gewählt, sondern aus Interesse. Das unterscheidet<br />
sie oft von Wirtschaftswissenschaftlern,<br />
und das ist auch sehr schön. Aber ein Romanist<br />
mit dem Schwerpunkt Französisch, der auch<br />
nach dem Abschluss noch zu mir kommt und<br />
unbedingt mit der Sprache arbeiten will, hat etwas<br />
übersehen. Die Sprache Französisch ist nur<br />
ein Mittel zur Arbeit. Der Romanist muss viel<br />
früher seinen Berufsnavigator einschalten und<br />
sich fragen: Wo will ich einmal die Sprache einsetzen?<br />
Im Marketing eines Unternehmens? Im<br />
Vertrieb? In der Erwachsenenbildung?“ Einmal<br />
kam ein Fremdsprachenphilologe in die<br />
Beratungsstelle, der während seines Studiums<br />
nicht ein einziges Mal im Ausland war. „Das<br />
wirft Fragen auf“, sagt Irene Ocker.<br />
Blöd ist das schon. Aristoteles zum Beispiel<br />
definierte Arbeit als eine niedere Angelegenheit.<br />
Wer etwas auf sich hielt und es sich vor allem<br />
leisten konnte, hing den ganzen Tag nur<br />
rum und dachte nach. Irgendwann erhoben<br />
dann die ersten Christen ihre Stimme und behaupteten,<br />
dass nur jene in den Himmel kommen,<br />
die sich von früh bis spät plagen. Mit der<br />
Renaissance schließlich, so schreibt Alain de<br />
Botton, wurde ein neuer Gedanke populär. Die<br />
Menschen fragten sich zum ersten Mal, ob es<br />
nicht super wäre, wir würden bei der Arbeit<br />
auch noch Spaß haben. Noch heute hängen wir<br />
dieser Idee an. Wir sind eine Arbeitsgesellschaft,<br />
Arbeit bestimmt einen großen Teil unseres<br />
Lebens und unserer Zufriedenheit. Deshalb<br />
flehen die Berufsberater die Schüler so<br />
sehr an, sich ein Fach zu suchen, das ihnen entspricht.<br />
Deshalb bittet Frau Ocker die Studenten<br />
darum, den Kopf aus den Büchern zu heben<br />
und sich einen Weg in den Arbeitsmarkt zu<br />
überlegen. „Sie müssen schon früh im Studium<br />
einen roten Faden auslegen, an dem entlang sie<br />
Alternative. Das<br />
Gespräch ist nicht<br />
sofort beendet,<br />
nur weil du zu viel<br />
ver langst. Schlecht<br />
bezahlte Projekte<br />
nehme ich inzwischen<br />
nur noch an, wenn<br />
sie von Freunden<br />
stammen, die mir<br />
schon mal behilflich<br />
waren. Ich habe auch<br />
mal unentgeltlich<br />
eine Webseite für<br />
eine Kneipe gemacht.<br />
Bis heute bekomme<br />
ich dort Freibier. Das<br />
macht schon Spaß –<br />
aber reich macht es<br />
einen nicht. Es gibt<br />
den Punkt, an dem<br />
man eine realistische<br />
Rechnung aufstellen<br />
muss: Wie finanziere<br />
ich mein Leben? Wie<br />
viel Zeit habe ich für<br />
unbezahlte Projekte?<br />
Hab ich überhaupt<br />
Lust darauf? Wann ist<br />
einfach mal Schluss?“<br />
MORITZ, 26, arbeitet<br />
seit seinem Abitur als<br />
Steward: „Es war gar<br />
nicht geplant, diesen<br />
<strong>Job</strong> nach meinem<br />
Abitur länger als ein,<br />
zwei Jahre zu<br />
machen. Ich wollte<br />
bloß raus in die Welt.<br />
Und plötzlich habe<br />
ich mehr verdient als<br />
die meisten anderen<br />
Leute in meinem<br />
Umfeld. Im Vergleich<br />
mit ihnen habe ich
Automobile Leidenschaft leben.<br />
Mit Ihnen.<br />
Bringen Sie Ihre individuelle Note ein – und gestalten Sie die Zukunft des<br />
Auto mobils mit. Bei einem Arbeitgeber, der Ihnen die vielfältigen Chancen<br />
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Daimler<br />
WOMEN DAYS<br />
12.-13.07.2011
gut doppelt so viel<br />
Frei zeit. Wenn ich<br />
eine schöne Klamotte<br />
sehe, kann ich sie<br />
mir kaufen, und wenn<br />
ich lecker essen gehen<br />
will, kann ich das<br />
machen. Ich kaufe<br />
mir gutes Biobrot<br />
und lebe in einer<br />
großen Wohnung<br />
mitten in Hamburg.<br />
Ich sehe viel von der<br />
Welt und schlafe in<br />
den besten Hotels.<br />
Ich habe allerdings<br />
meine Ansprüche an<br />
mich im Laufe der<br />
Zeit heruntergeschraubt<br />
– ich<br />
brauche für meinen<br />
Selbstwert kein<br />
abgeschlossenes<br />
Studium mehr. Es<br />
würde mir sehr<br />
schwerfallen, auf<br />
meinen derzeitigen<br />
Lebensstandard zu<br />
verzichten. Zurück<br />
an eine Uni gehen,<br />
eine Ausbildung<br />
studieren.“ Irene Ocker macht mit ihren Studenten<br />
Potenzialanalysen, in denen nicht nur<br />
steht, ob jemand mit Menschen zu tun haben<br />
will, sondern auch, ob jemand den Menschen<br />
lieber hilft, ihnen zuhört oder vor ihnen spricht.<br />
Dann macht sie sich gemeinsam mit den Studierenden<br />
auf die Suche nach einem Tätigkeitsfeld,<br />
auf das sie sich vorbereiten sollen. Wie? Die<br />
Antwort ist eine kleine Litanei von Tipps, die<br />
man aber nicht oft genug wiederholen kann,<br />
sagt Irene Ocker.<br />
Die Beraterin verlangt „einschlägige Praktika“<br />
bei möglichen Arbeitgebern. Mindestens sechs<br />
Wochen sollen sie dauern, und es macht auch<br />
nichts, wenn sie sich über zwei Semesterferien<br />
erstrecken. (Eine Aneinanderreihung verschiedenster<br />
Praktika sei nicht so gut.) Ocker betont<br />
den Wert von ehrenamtlichem Engagement, sie<br />
empfiehlt Fremdsprachen und Auslandsaufenthalte.<br />
Beharrlich zählt sie all diese Qualifika<br />
ti onen auf, die nur einem Zweck dienen: Sie<br />
machen wertvoll für den Arbeitgeber.<br />
Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited, eine „private company limited by guarantee“ (Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung nach britischem Recht), und/oder ihr Netzwerk von Mitgliedsunternehmen. Jedes dieser<br />
Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig. Eine detaillierte Beschreibung der rechtlichen Struktur<br />
von Deloitte Touche Tohmatsu Limited und ihrer Mitgliedsunternehmen finden Sie auf www.deloitte.com/de/UeberUns.<br />
© 2011 Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Stefanie Zimmermann verantwortet in Köln<br />
die Publikationen der Berufseinstiegsexperten<br />
vom Staufenbiel Institut. Sie spricht viel mit<br />
Unternehmen und mit Studenten und hat deshalb<br />
ein Gefühl dafür, was sich Arbeitgeber<br />
wünschen. Gerade berät sie ihre Nichte, die<br />
bald ihr Abiturzeugnis in der Hand hält und<br />
glaubt, dass man sein Studium vor allem superschnell<br />
durchziehen müsse, um in der Wirtschaft<br />
etwas wert zu sein. „Die haben in dem Alter<br />
schon Existenzängste“, erzählt Stefanie Zimmermann.<br />
„Sie sind sich noch nicht darüber im<br />
Klaren, was sie machen sollen. Einige nehmen<br />
aber trotzdem, weil sie Zeit sparen wollen, einfach<br />
ein Verlegenheitsstudium auf.“ Zimmermann<br />
klingt nachdenklich. Sie wundert sich, wie<br />
falsch die Annahmen darüber sind, wie man<br />
wertvoll wird. „Es ist einfach nicht wahr, dass<br />
man immer alles nur schnell durchziehen muss.<br />
Neulich habe ich einen Unternehmensberater<br />
interviewt. Er sagte, dass seine Beratung Menschen<br />
mit Persönlichkeit sucht. Diese Persön-<br />
Sie lieben komplexe<br />
Aufgaben?<br />
Und knacken die<br />
härteste Nuss?<br />
Dann sind Sie bei uns richtig: Denn wir suchen Kollegen mit Biss.<br />
Sie stehen noch mitten im Studium, befinden sich kurz vor dem Abschluss<br />
oder verfügen schon über erste Berufserfahrung? Sie haben bereits viel<br />
gelernt und hart an Ihrer Entwicklung gearbeitet? Wenn Sie Heraus for derungen<br />
suchen und Verantwortung in engagierten Teams übernehmen<br />
möchten, dann freuen wir uns, gemeinsam mit Ihnen in unseren Bereichen<br />
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate Finance<br />
die beste Lösung für jede noch so anspruchsvolle Aufgabe zu finden.<br />
Es ist Ihre Zukunft. Wie weit wollen Sie kommen?<br />
Entdecken Sie mehr Möglichkeiten unter www.deloitte.com/careers<br />
oder womöglich un-<br />
be zahlte Praktika<br />
machen – das könnte<br />
ich fast gar nicht<br />
mehr richtig ein -<br />
sehen, jetzt, da ich<br />
einmal gemerkt habe,<br />
wie viel Geld ich<br />
auch ohne das alles<br />
verdienen kann.“<br />
ELKE, 28, studierte<br />
Kulturwissenschaften<br />
und arbeitet in einer<br />
Agentur für Public<br />
Relations: „Nach dem<br />
Studium habe ich
mich bei unzähligen<br />
Verlagen und<br />
PR-Agenturen um<br />
eine Stelle beworben,<br />
doch ich habe nicht<br />
eine einzige Rückmeldung<br />
bekommen.<br />
Also ging ich für<br />
sechs Monate in ein<br />
Praktikum in einen<br />
Kölner Buchverlag.<br />
Ich hätte sehr gerne<br />
weitergearbeitet, aber<br />
alles, was sie mir<br />
bieten konnten, war<br />
eine Praktikums-<br />
verlängerung. Ich<br />
sagte ab. Mit Sack<br />
und Pack zog ich<br />
nach Berlin. Es ist<br />
ein beschissenes<br />
Gefühl, wenn man<br />
neue Leute kennenlernt<br />
und ihnen nur<br />
erzählen kann, dass<br />
man es mit Ende<br />
zwanzig, voll aus -<br />
gebildet und mit sehr<br />
gutem Studienabschluss<br />
noch nicht<br />
weiter gebracht hat<br />
lichkeit muss man aber erst mal entwickeln.“<br />
Zum Beleg zitiert Zimmermann aus einer<br />
Staufenbiel-Studie. Darin wird gefragt, nach<br />
welchen Kriterien Personalchefs einstellen.<br />
„Zu 96 Prozent sind den Personalern die Stu-<br />
dienschwerpunkte wichtig. Mit 73 Prozent folgt<br />
auf Platz zwei die Examensnote und erst mit 68<br />
Prozent kommt auf Platz drei die Studiendauer.<br />
Die haben durchaus Verständnis, wenn jemand<br />
länger braucht, weil er Praktika gemacht und<br />
wichtige Erfahrungen gesammelt hat.“ Das ist<br />
ein Satz, dem auch Irene Ocker ihren Segen<br />
gibt. „Unternehmen suchen keine Abschlüsse“,<br />
sagt sie. „Sie suchen Qualifikationen.“<br />
Ganz prinzipiell ist über dem Arbeitsmarkt<br />
wieder die Sonne aufgegangen. Sie scheint zwar<br />
nicht in alle Branchen gleich hell, aber, sagt<br />
Stefanie Zimmermann: „Die Krise war vergangenes<br />
Jahr. 2011 kann man sehen, dass die Unternehmen<br />
mehr einstellen. Die Aussichten für<br />
die nächsten fünf Jahre sind noch besser.“ Angeblich<br />
werden bis 2015 in Deutschland sieben<br />
GENERAL<br />
MANAGEMENT<br />
PROGRAMM<br />
Millionen Fachkräfte gesucht. Das ist eine<br />
schöne, aber auch eine schwierige Info. Mit<br />
Fachkräften sind immer zuerst Ingenieure und<br />
Wirtschaftswissenschaftler gemeint, also jene<br />
Studenten, um die man sich meist keine Sorgen<br />
machen muss. Aber Irene Ocker ist Optimistin,<br />
und sie findet die Sonne schon sehr hell. „Wenn<br />
es den BWLern gut geht, geht es auch meinen<br />
Geistern gut“, sagt sie. Aber wie gut genau?<br />
Wenn die Was-darf-ich-für-mich-verlangen?-<br />
Frage kommt, empfiehlt Irene Ocker, sich, je<br />
nach Stellenbeschreibung, an einem möglichen<br />
Jahresgehalt von 30 000 Euro brutto zu orientieren.<br />
Ingenieure bekommen ein bisschen mehr,<br />
manche Geister ein bisschen weniger. Die Zahl<br />
dient, so wie der Entscheidungsbaum der New<br />
Yorker Grafikdesignerin, der Orientierung.<br />
Irgendwann muss man schließlich, wenn man<br />
schon gegen Geld arbeiten will, auch eine Zahl<br />
nennen. Umsonstarbeit ist nämlich laut Jessica<br />
Hische nur in einem Fall in Ordnung: wenn sie<br />
für Mutti ist.<br />
als zu einem schlecht<br />
be zahlten Praktikum.<br />
Als die Berliner PR-<br />
Agentur, in der ich das<br />
nächste Praktikum<br />
anfing, mir nach drei<br />
Monaten ein Volon -<br />
ta riat an bot, war ich<br />
immerhin erleichtert.<br />
Die Agentur bekam<br />
größere Kunden, ich<br />
war zur Stelle und<br />
rutschte nach – es<br />
hatte nichts mit<br />
meiner Qualifikation<br />
zu tun, glaube ich.<br />
Seit ein paar Tagen<br />
ist mein Volontariat<br />
beendet, und ich bin<br />
jetzt fest angestellt.<br />
Es ist ein wahnsinnig<br />
gutes Gefühl, zum<br />
ersten Mal von den<br />
Eltern unab hängig<br />
zu sein und endlich<br />
das zu verdienen, was<br />
einem mit einem<br />
Abschluss zusteht. Im<br />
Nachhinein ist es<br />
natürlich einfach, den<br />
Leidensweg als eine<br />
WILLKOMMEN AUF DEM WEG NACH OBEN.<br />
Das General Management Programm ist ein individuell abgestimmtes<br />
Karriere-Programm für Hochschulabsolventen (m/w).<br />
Als international wachsendes Handelsunternehmen vereinen wir<br />
Mode, Lifestyle, Design, Architektur – und noch viel mehr: Perspektiven<br />
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eine Karriere im Controlling, Marketing, Finanz- & Rechnungswesen<br />
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Personalmarketing, Christina Kremer<br />
Berliner Allee 2, 40212 Düsseldorf
In vesti tion in die<br />
Karriere zu betrachten.<br />
Wäre ich aber<br />
zu arrogant an die<br />
Sache herangegangen,<br />
stünde ich nun im <br />
mer noch mit leeren<br />
Händen da. Jetzt<br />
habe ich meine feste<br />
Position und Per spek <br />
tiven, mich innerhalb<br />
der Agentur weiterzuentwickeln<br />
oder<br />
eines Tages in eine<br />
andere Richtung. Ich<br />
bin froh und stolz,<br />
dass ich mich da<br />
durchgebissen habe.“<br />
JULIA, 23, studiert im<br />
6. Semester Wirt -<br />
schafts ingenieurwesen<br />
mit Vertiefungen in<br />
Energiewirtschaft,<br />
Energietechnik und<br />
Finance & Accounting:<br />
„Neben dem Studium<br />
arbeite ich bei PAUL<br />
Consultants e.V., der<br />
studentischen Unter <br />
nehmensbe ra tung<br />
der TU Dresden. Da<br />
habe ich bereits die<br />
Möglichkeit, für<br />
Unternehmen Markt <br />
analysen oder Pro <br />
zessoptimierun gen zu<br />
erstellen. Bezahlt<br />
wird das natürlich<br />
auch, wenngleich<br />
nicht so wie bei einer<br />
regulären Unternehmensberatung.<br />
Mittlerweile bin ich<br />
sogar im Vorstand<br />
unseres Bundesverbandes<br />
Deutscher<br />
10 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Studentischer Un ter<br />
nehmensberatungen<br />
e.V. Hier haben wir<br />
engen Kontakt zu<br />
Firmen wie der Tele <br />
kom oder Ernst &<br />
Young, die uns ideell<br />
sowie finanziell<br />
unterstützen. So<br />
lernen wir beispiels<br />
Christoph, 26, studierte BWL, arbeitet seit zwei Monaten im Vertrieb eines Automobilherstellers<br />
weise in Workshops<br />
und verdient 42 000 Euro brutto im Jahr: „Ich glaube, das ist ein angemessenes Gehalt. Ich habe es<br />
ihre Arbeitsweise<br />
nicht selbst ausgehandelt. Es gibt eine Vorgabe dazu, was Studenten mit einem Bachelorabschluss<br />
kennen und sie im<br />
bekommen.“ +++ Christine, 23, studierte Elektro- und Informationstechnik, arbeitet seit einem Jahr<br />
Gegenzug unser<br />
bei einem großen Energieversorger und verdient 37 000 Euro brutto im Jahr: „Ich habe sechs Monate<br />
Potenzial. Man baut<br />
Probezeit, und dann bekomme ich 200 Euro mehr im Monat.“ +++ Dominik, 28, studierte Diplom-<br />
sehr schnell Selbstpädagogik<br />
an der Universität, arbeitet seit einem Jahr in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche<br />
bewusstsein auf,<br />
und verdient 26 400 Euro brutto im Jahr: „Das Gehalt bestimmt sich aus dem Tarifvertrag. Ich komme<br />
wenn man versteht,<br />
damit zurecht, finde es aber schade, dass Berufe ganz unterschiedlich bezahlt werden. Ich arbeite mit<br />
dass die eigenen<br />
Kindern, die sind die Zukunft der Gesellschaft! Außerdem bekomme ich gerade das Gehalt eines<br />
Fähigkeiten aus<br />
Sozialpädagogen, weil es nur wenige Stellen für Diplompädagogen gibt.“ +++ Anna, 24, studierte<br />
reichen, um mit den<br />
Tourismusmanagement und Marketing, arbeitet seit Oktober 2010 im Regionalmanagement und<br />
Verantwortlichen<br />
Marketing und verdient 30 000 Euro brutto im Jahr: „Ich hab einen Vorschlag machen müssen, wie<br />
in den Unternehmen<br />
viel ich möchte, und danach haben wir noch ein bisschen darüber gesprochen und uns geeinigt. Ich<br />
auf Augenhöhe zu<br />
habe mich darüber informiert, was man als Einsteiger mit dem Abschluss verdienen kann, und weil<br />
kommunizieren.<br />
ich keine Berufserfahrung habe, liegt das schon ziemlich gut.“ +++ Sebastian, 26, studierte Ma-<br />
Mittlerweile bin ich<br />
schinenbau, arbeitet seit Mitte 2010 als Qualitätsingenieur bei einem großen Automobilhersteller<br />
so geübt in der<br />
und kann mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf 60 000 Euro im Jahr kommen: „Eigentlich ist meine<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Berufswahl ein Zusammenspiel aus drei Faktoren: Ich wollte Sicherheit, also eine unbefristete<br />
den Unternehmen,<br />
Arbeits stelle mit Zukunftsperspektiven, einen <strong>Job</strong>, der Spaß macht, und ein gutes Gehalt.“ +++ Florian,<br />
dass ich ganz genau<br />
26, hat an der Air Berlin Flugschule eine Ausbildung zum Piloten gemacht, fliegt seit zwei Jahren bei<br />
weiß, was ich kann<br />
Air Berlin und verdient 56 000 Euro brutto im Jahr: „Das Geld bestimmt sich nach dem Tarifvertrag.<br />
und was ich wert bin<br />
Es könnte mehr sein, aufgrund der Verantwortung, die wir haben.“ +++ Tom, 26, studierte Theater-<br />
– ich würde mich<br />
schauspiel, geht zurzeit zu Castings im Filmschauspiel und verdient etwa 10 000 Euro brutto im<br />
nicht darunter<br />
Jahr: „Im Moment komme ich ungefähr auf zehn bezahlte Arbeitstage im Jahr. Und pro Tag bekommt<br />
verkaufen. Mein<br />
man etwa 800 Euro. Die restliche Zeit arbeite ich umsonst. Sonst gehe ich kellnern, helfe beim Büh-<br />
Gegenüber mag<br />
nen aufbau mit, was mir so in die Hand fällt, um am Ende des Monats die Miete zahlen zu können. Ich<br />
vielleicht große<br />
werde es irgendwann mal schaffen, aber bisher ist es noch nicht der Fall gewesen. Ich hänge einfach<br />
Erwartungen haben,<br />
am Schauspiel, das ist meine Passion.“ +++ Christian, 28, studierte Medizin, arbeitet seit Juli 2010 als<br />
einschüchtern tut<br />
Assistenzarzt an einer internistischen Klinik in München und verdient 4200 Euro brutto im Monat:<br />
mich das aber nicht.<br />
„Das ist ein Gehalt nach dem Tarifvertrag der Länder. An Das Hochschulteam der Arbeitsagentur Göt-<br />
Klar gilt es, nachher<br />
Unikliniken ist das Einsteigergehalt für Assistenzärzte tingen pflegt seit Jahren ein mittlerweile 44auch<br />
gute Arbeit<br />
immer gleich. Und dann kann man durch Nacht- und seitiges Dokument mit dem Titel <strong>Job</strong>börsen<br />
zu leisten, aber ein<br />
Wochenenddienste noch was dazuverdienen.“ für Akademiker, das sich mit diesem Link öff-<br />
professionelles und<br />
net: http://bit.ly/eyFvsJ. In dem PDF sind nicht<br />
selbstbewusstes<br />
nur viele branchenspezifische oder internatio-<br />
Auftreten ist bereits<br />
nale Stellenbörsen gelistet, sondern auch Hin-<br />
weise zu Absolventenmessen und Tipps zu<br />
Bewerbungen, Zeugnissen und Gehältern.<br />
die halbe Miete.<br />
Seine eigenen<br />
Stärken zu erkennen<br />
und zu fördern,<br />
das halte ich für das<br />
Wichtigste auf dem<br />
Weg in eine erfolgreiche<br />
Karriere. Das<br />
funktioniert nämlich<br />
meistens wesentlich<br />
besser, als sich nur<br />
damit zu beschäftigen,<br />
seine Schwächen<br />
auszumerzen.“
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Träume verwirklichen.<br />
Mein Kindheitstraum: Eines Tages selbst Lkw zu entwickeln.<br />
Schließlich fuhr mein Vater einen MAN-Truck und nahm mich öfter<br />
mit auf Tour. Direkt nach meinem Abitur begann ich, meinen<br />
Berufswunsch umzusetzen. Zunächst machte ich ein Praktikum bei<br />
MAN. Wegen meiner guten Leistungen förderte das Unternehmen<br />
daraufhin mein gesamtes Studium. Das Stipendium ermöglichte<br />
es mir, Maschinenbau zu studieren und gleichzeitig wertvolle<br />
Praxiserfahrungen zu sammeln. In Indien erarbeitete ich beispielsweise<br />
ein Controlling-Tool, mit dem sich der Fortschritt eines Projekts<br />
verfolgen lässt. Als Werkstudentin optimierte ich die Varianz<br />
unseres Reifenportfolios. Meine Diplomarbeit schrieb ich über ein<br />
Lkw-Konzept für den lateinamerikanischen Markt. Bei MAN habe<br />
ich immer wieder neue und spannende Herausforderungen gefunden.<br />
Seit einem Jahr bin ich nun Trainee im Bereich Produktmanagement.<br />
Wer seinen Traum vor Augen hat, kann seine Ziele bei MAN konsequent<br />
verfolgen.<br />
Andrea Raufer,<br />
Produktmanagement, MAN Truck & Bus
Dass ich studieren würde, stand bei mir in der Familie nie zur Debatte.<br />
Meine Mutter hat promoviert, mein Vater hat promoviert. Ohne<br />
Studium kann man gleich putzen gehen, dachte ich. Nach dem Abitur<br />
schrieb ich mich fürs Wintersemester ein. Ich grübelte gern darüber<br />
nach, warum Menschen bestimmte Dinge tun, mein Notenschnitt reichte,<br />
also wurde es Psychologie.<br />
Studium, das war zur Schulzeit ein großes Versprechen für mich. Freiheit.<br />
Endlich richtig schlau sein. Nur noch das lernen, was einen wirklich<br />
interessiert. Betrunken über Foucault reden, mit Rotweinflecken auf den<br />
Lippen, die man am nächsten Morgen nur noch mit der Zahnbürste abkriegt.<br />
Kommilitonen als Kollektiv von Geistesverwandten. Professoren,<br />
die mit Leidenschaft Wissen als Schatz an ihre intellektuellen Zöglinge<br />
weitergeben.<br />
Es wurden sechs quälende Semester. Fensterlose Hörsäle. Stundenlanges<br />
Zuhören. MultipleChoiceKlausuren. Notenkontoauszüge. Das<br />
Einswerden mit der Immatrikulationsnummer. Ich mochte das Studentenleben<br />
(viel schlafen, viel trinken, keine Pflichten) – ich mochte nur das<br />
Studium nicht. Erst dachte ich, das werde sich mit der Zeit bessern. Dann<br />
dachte ich, es liege am Fach. Nach drei Jahren – da hatte ich zwei Drittel<br />
meines Studiums hinter mir und die Zielgerade schon im Blick – fühlte<br />
ich mich immer noch wie ein Erstsemester.<br />
Das Problem war nur, dass die echten Erstsemester den Eindruck<br />
machten, viel ernsthafter zu studieren und immer zu wissen, in welchem<br />
„Bib“Ordner die wichtigen Seminarunterlagen hinterlegt waren, während<br />
ich es immer noch nicht auf die Reihe bekam, mir eine Karte für<br />
den Kopierer zu besorgen, weswegen ich einfach nichts kopierte. Ich<br />
fremdelte mit der bürokratischen Anonymität. Und, was es viel schlimmer<br />
machte: Ich wusste nicht, wozu das alles gut sein sollte. Einigen<br />
meiner Freunde ging es ähnlich. Sie beschlossen dennoch, es durchzuziehen<br />
(später machte ihnen die Uni tatsächlich etwas Spaß, und sie<br />
wurden mit einem Diplom belohnt). Ich nicht, ich ließ mich exmatrikulieren.<br />
Bereut habe ich die Entscheidung nicht. In der Zeit, als ich mich vor<br />
Vorlesungen und Hausarbeiten drückte, fing ich an zu schreiben, sogar<br />
für Geld, was ich bis dahin für ein Ding der Unmöglichkeit hielt. Fragen<br />
mich Leute inzwischen, was ich studiert habe, antworte ich wahrheitsgemäß,<br />
jaja, Psychologie an der Uni. Davon, dass man studiert hat, davon<br />
wird in meinem milieublinden Umfeld ausgegangen und auch davon,<br />
dass man dieses Studium selbstverständlich beendet hat. Ich lasse<br />
die Leute meist in dem Glauben und wechsle das Thema.<br />
12 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Xifan Yang, 23, mag am Journalis<br />
mus, dass sie die Wirklichkeit<br />
jetzt nicht mehr nur aus<br />
Büchern kennt. Und sie ist froh<br />
über die Frei heiten, die sie an der<br />
Uni vermisst hat. Blauzumachen<br />
Kommen doch Anschlussfragen, sage traut sie sich aber nicht mehr.<br />
ich, wie es ist. Die Antwort ist dann ein Online erreichst du sie unter<br />
betretenes „Ah“, worauf ich mich ein biss xifan-yang.jetzt.de.<br />
chen schäme und in einer Art vorauseilender Empörung mein Gegenüber<br />
innerlich des Spießertums bezichtige, weil ich denke, er könnte<br />
mich für einen Drückeberger oder Versager halten. Aber, hey: Sind<br />
sechs Semester nicht auch was wert? Außerdem ist es nicht so, dass ich<br />
erschlichene Titel mit mir führe.<br />
Bildungspolitiker verbuchen die jährlich 55 000 Studienabbrecher unter<br />
der Rubrik „akademischer Misserfolg“. Grundsätzlich stelle ich den<br />
Sinn von Abschlüssen ja nicht infrage. Menschen ohne Staatsexamen<br />
dürfen mit gutem Grund nicht über Schuld oder Unschuld urteilen, und<br />
keiner würde sich freiwillig von einem Quereinsteiger operieren lassen.<br />
Mir aber fehlt nur ein Stück Papier, das meinen Lebenslauf makellos<br />
macht. Alles, was heute wichtig ist für meine Arbeit, habe ich außerhalb<br />
der Uni gelernt. Auch meine fertig studierten Freunde mit geisteswissenschaftlichkreativen<br />
Berufen sagen, dass es keinen Vorgesetzten wirklich<br />
interessiert, ob man für vergleichende Literaturwissenschaften,<br />
Geschichte oder „KW“ eingeschrieben war, und dass auch keiner wirklich<br />
danach fragt. Das Uniwissen braucht man im <strong>Job</strong> dann nie wieder,<br />
was den Normalabsolventen nicht stört, weil er sich später ohnehin<br />
nicht mehr an den Stoff erinnern kann.<br />
Bin ich naiv, weil ich glaube, meine Ziele auch ohne Urkunden erreichen<br />
zu können? Ist es unverschämt von mir zu denken, ich könne es<br />
anders machen als alle anderen?<br />
Natürlich graut es mir vor dem Moment, in dem mir ein Master of<br />
Irgend was den <strong>Job</strong> wegschnappt. Wenn ich zu Ende studieren würde,<br />
dann, um nicht ständig aufs Neue beweisen zu müssen, dass meine universitäre<br />
Abschlussschwäche mich nicht zu einem geistigen Invaliden<br />
macht. Um mich nicht mehr dafür rechtfertigen zu müssen, dass es mit<br />
mir und der Uni nicht geklappt hat. Aber reicht das als alleiniges Studienziel?<br />
Ich glaube nicht.<br />
VON XIFAN YANG / TEXT<br />
Schluss.<br />
Nach sechs Semestern hat unsere<br />
Autorin ihr Studium abgebrochen –<br />
hin und wieder fragt sie sich, ob das<br />
damals eine gute Idee war.
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14 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
VON ANJA SCHAUBERGER / PROTOKOLLE & MARLENE MÜHLBAUER / ILLUSTRATION<br />
„Ich würde beim<br />
Elektro-Michel arbeiten.“<br />
Auf die großen Fragen des Lebens gibt es entweder keine oder nur sehr<br />
klare Antworten. Kommt halt immer drauf an, wen man fragt. Wir haben<br />
uns in eine vierte Klasse an der Grundschule Steinhöring gesetzt und<br />
gefragt. Die Antworten klingen alle sehr klar.<br />
Was ist wichtiger im Leben – Liebe oder Beruf?<br />
Lara: Ich finde, im Leben ist der Beruf wichtiger, weil im<br />
Beruf, da verdient man ja Geld. In der Liebe macht man ja<br />
eigentlich nichts, wofür man Geld kriegt.<br />
Michael: Der Beruf, weil da wird man unterhalten, und da<br />
wird’s einem auch nicht so langweilig wie in der Liebe. Und<br />
da verdient man auch was.<br />
Stefanie: Die Liebe ist wichtiger, weil man dann auch eine<br />
Familie hat. Beim Beruf geht’s eigentlich bloß ums Geld.<br />
Deshalb ist die Familie wichtiger.<br />
Jacqueline: Ich finde auch die Familie wichtiger, weil da<br />
hat man jemanden, der immer da ist, wenn man jemanden<br />
braucht. Aber der Beruf ist auch wichtig, weil wenn man<br />
kein Geld verdient, kann man auch keine Lebensmittel<br />
kaufen.<br />
Was mache ich, wenn meine Freundin oder mein Freund<br />
wegen des Berufs in eine andere Stadt ziehen muss?<br />
Christoph: Ich würde einfach anrufen und hinfahren.<br />
Lara: Ich würde traurig sein, weil ich kann ja nicht mehr<br />
mit dem zusammen sein. Wenn es ginge, würde ich irgendwie<br />
hinziehen.<br />
Stefanie: Zieht der Mann wegen dem Beruf weg? Na dann<br />
muss er natürlich seinen Beruf aufgeben.<br />
Welcher Nebenjob ist während des Studiums der beste?<br />
Christoph: Ich würde einfach beim Elektro-Michel arbeiten,<br />
weil da arbeitet meine Oma auch.<br />
Stefanie: Also ich würde entweder mit Hunden Gassi gehen<br />
oder kleine süße Babys sitten.<br />
Marcel: Ich würde einfach einen nicht so anstrengenden<br />
<strong>Job</strong> als Nebenjob machen. Zum Beispiel Flugzeugpilot.<br />
Michael: Ich würde meine Mama fragen, ob sie für mich<br />
putzen geht. Oder ich würde Auto waschen bei fremden<br />
Leuten.<br />
Wenn ich fertig bin mit dem Studium – soll ich dann gleich<br />
arbeiten oder lieber erst mal reisen?<br />
Johannes: Erst ein bisschen arbeiten und dann ein bisschen<br />
reisen.<br />
Marcel: Ich würde erst Urlaub machen, weil das Studieren<br />
war ja bestimmt auch anstrengend.<br />
Christina: Erst arbeiten, weil wenn ich Rentner bin, kann<br />
ich immer noch reisen.<br />
Wann ist die richtige Zeit für Kinder?<br />
Marcel: Na, wenn man geheiratet hat. So mit ungefähr 20.<br />
Stefanie: Also erst nach der Schule, nach dem Studieren<br />
und nach der Arbeit. Und dann braucht man erst einen<br />
richtigen festen <strong>Job</strong>, weil sonst kann man die Kinder auch<br />
nicht ernähren. Also ist die richtige Zeit so mit 27 oder 26.<br />
Lara: Ich finde, es ist die richtige Zeit für Kinder, wenn<br />
man geheiratet hat und sich das alles leisten kann. So<br />
zwischen 20 und 25.
Und wie erzieht man ein Kind?<br />
Felicita: Es darf keine Vasen umschmeißen und auf dem<br />
Bett hüpfen – weil sonst kann ich gleich wieder ein neues<br />
Bett kaufen.<br />
Michael: Ich würde in meinem Garten eine kleine Hütte<br />
bauen, und wenn er was anstellen würde, dann müsste er<br />
immer eine halbe Stunde da rein. Damit er nicht aus seiner<br />
Hütte ausbrechen kann, würde ich Stangen kaufen wie im<br />
Gefängnis.<br />
Barbara: Mein Kind dürfte keine Süßigkeiten in sich reinstopfen.<br />
Wenn er brav ist, bekommt er mal eine Packung<br />
Gummibärchen, die darf er dann an einem Tag essen.<br />
Außerdem soll er nicht auf dem Bett rumhüpfen, und sein<br />
Zimmer soll aufgeräumt sein.<br />
Chiara: Es soll wissen, dass es Regeln gibt, und wenn<br />
man sich nicht daran hält, dann muss man darüber reden.<br />
Außerdem sollte es immer fragen, wenn es fernsehen will<br />
oder sich Süßigkeiten nimmt.<br />
Mache ich meine Steuererklärung selbst, oder brauche ich<br />
einen Steuerberater?<br />
Barbara: Ich würde schon den Steuerberater anrufen.<br />
Aber wenn ich Erfahrung hätte, dann könnte ich es schon<br />
alleine.<br />
Johannes: Erst mal würde ich es selbst probieren. Aber<br />
das ist schon ein ziemliches Durcheinander.<br />
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Christina: Ich würde mir den Steuerberater holen, weil<br />
vielleicht mach ich’s ja falsch. Und bevor ich dann noch mit<br />
jemandem Ärger bekomme …<br />
Felix: Alleine machen! Mein Papa macht es daheim am<br />
Computer. Die Software kostet nicht viel und ist gar nicht<br />
schwer.<br />
Worauf muss ich eigentlich achten, wenn ich in eine Wohnung<br />
ziehe?<br />
Johannes: Dass es nicht schimmelt und dass das Haus<br />
nicht so hellhörig ist.<br />
Emily: Ich würde vor allem darauf achten, dass die<br />
Dachfenster dicht sind. Und dass unten drunter niemand<br />
wohnt, weil wenn man dann Kinder hat, ist es auch blöd.<br />
Sebastian: Ich würde halt fragen, wie alt das Haus ist und<br />
ob Luftfeuchtigkeit reinkommt, dass es halt nicht gleich<br />
schimmelt.<br />
Chiara: Dass meine Möbel von zu Hause reinpassen.<br />
Außerdem würde ich nur Miete bezahlen, weil wenn ich<br />
später mal mit meinem Freund zusammenziehen will, dann<br />
ist die Wohnung ja zu klein. Deshalb würde ich sie nicht<br />
kaufen.<br />
Christoph: Ich würde ganz einfach in die Wohnung in meinem<br />
Haus einziehen. Da müsste ich nur noch staubsaugen<br />
und renovieren, und dann könnte ich da schon wohnen.<br />
Soll ich wählen gehen?<br />
Stefanie: Ich würde nur die wählen, die gegen Atomkraftwerke<br />
sind, weil die machen damit unsere ganze Welt kaputt,<br />
und das geht einfach nicht mehr.<br />
Felix: Ich würde das auch machen, weil es ist auch wichtig<br />
für die Zukunft von der Stadt, vom Land. Wenn man nicht<br />
wählen geht, dann wird vielleicht jemand gewählt, der<br />
schlecht für die Stadt ist.<br />
Chiara: Ich würde wählen gehen, aber ich will auch, dass<br />
die Ausländer wählen dürfen. Meine Mama wohnt, seit sie<br />
drei ist, in Deutschland und darf nicht wählen.<br />
Wie viel Geld sollte man verdienen, um ohne Sorge leben<br />
zu können?<br />
Dan: So vielleicht 20 000 Euro im Monat.<br />
Emily: 1800 Euro im Monat sollten reichen.<br />
Jacqueline: Wenn man sparsam damit umgeht, dann<br />
würden auch 400 Euro reichen.<br />
Michael: 1500 Euro. Aber ich möchte gerne 50 Millionen<br />
verdienen.<br />
Marcel: Lieber nicht so viel. Weil wenn du zu viel Geld<br />
hast, wirst du geldsüchtig.<br />
Was mache ich, wenn ich in Rente bin?<br />
Michael: Also ich würde mir ein Haus am Strand kaufen.<br />
Und einen Privatjet, mit dem ich um die ganze Welt fliege<br />
und übers Meer. Und einen Hubschrauber.<br />
Lara: Ich würde mehr reisen. Aber nicht mehr ganz so weit<br />
weg wie Australien. Ich würde mir in Deutschland alles<br />
anschauen und zum Beispiel mit dem Wohnwagen an den<br />
Staffelsee fahren oder mal nach Kroatien. Vor allem würde<br />
ich aber an Orte fahren, an denen ich schon als Kind war.<br />
Sonst verlauf ich mich ja.<br />
16 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Stefanie: Mit 60 würde ich noch mein Leben leben, viel<br />
Geld ausgeben, reisen und nicht nur zu Hause rumsitzen.<br />
Wenn’s mir dann mal nicht so gut geht, dann muss ich eben<br />
runter vom Gas.<br />
Und was willst du im Leben erreichen?<br />
Jacqueline: Eine Familie haben, eine schöne Wohnung und<br />
einen guten Beruf, bei dem ich gut verdiene.<br />
Michael: Ein Haus auf Hawaii, eine riesige Limousine, ein<br />
Stück Meer, einen Bunker, falls es Krieg gibt, und eine eigene<br />
Lebensmittelfabrik, damit ich immer Essen habe und<br />
das auch noch verkaufen kann.<br />
Felix: Ich will Architekt werden und eine Insel mit einem<br />
Haus drauf kaufen. Die Galapagosinseln wären nett.<br />
Dan: Ich würde gerne Tischtennisspieler werden.<br />
Christina: Ich will eine nette Familie und dass ich Saxofonistin<br />
werde oder etwas mit Tieren mache.<br />
Lara: Ich will eine ganz gute Geigenlehrerin werden, weil<br />
ich schon seit der ersten Klasse Geige spiele.<br />
MaryAnn: Ich würde gerne einmal bei der Bank oder im<br />
Krankenhaus arbeiten wollen.<br />
Stefanie: Ich möchte Profischauspielerin werden, auf der<br />
Bühne stehen, was machen, wo ich auch die Gefühle zeigen<br />
kann und rumhoppeln kann.<br />
Christopher: Ich werde Pilot.<br />
Chiara: Ich möchte Profiklarinettistin werden und Profipianistin.<br />
Johannes: Ich werde natürlich Schlagzeuger.
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sichtbar werden, dann hat es für mich seine Bestimmung gefunden.<br />
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VON MAX SCHARNIGG / TEXT & ROBIN KRANZ / FOTO<br />
Wie du isst!<br />
Manchmal ist Essen ganz eng mit einer Lebensphase verknüpft – das Pausenbrot mit der<br />
Schule und Nudeln plus Sauce mit dem Studium. Und was kommt dann? Dann werden wir<br />
erwachsen. Und mit uns das Essen.<br />
Der gewöhnliche Zustand und Aufenthaltsort eines Pausenbrots?<br />
Vertrocknet und vergessen im Ranzen. Es gibt in der großen Pause nun<br />
mal vieles zu tun, und alles ist wichtiger als essen. Wir würden in der<br />
Schulzeit vermutlich verhungern, wenn nicht Mama jeden Tag wieder<br />
Vollkornbrot und Banane einwickeln, uns mittags und abends mit Tellern<br />
und Joghurts verfolgen oder immer genau dann etwas aus dem Kühlschrank<br />
zaubern würde, wenn wir gerade vor Hunger sterben. Die einzigen<br />
Lebensmittel, die uns in dieser Zeit interessieren, sind solche, die<br />
wir an einem Stock überm Lagerfeuer grillen können oder die uns nicht<br />
interessieren sollten: Gummizeug, Chips, Energy-Drinks. Das von Mama<br />
verhängte Essverbot für solche Dinge umgehen wir am Kiosk oder auf<br />
dem Weg ins Schullandheim mithilfe unseres Taschengeldes und lernen<br />
dann im Schulbus zwei elementare Regeln über das Essen. Erstens: Essen<br />
kann ein Statussymbol sein; davon zeugen die neidischen Blicke derjenigen,<br />
die keine giftgrünen „Supagums“ ergattern konnten. Zweitens: Was<br />
supa gummäßig schmeckt, ist meist irgendwie nicht gut für uns – davon<br />
zeugt die Kotztüte, die wir nach Cola, Erdnussflips und Wackelpudding<br />
brauchen.<br />
Einige Zeit später, wenn wir unsere nagelneue Selbstständigkeit und<br />
unsere frisch gewonnene Kontrolle über unser Zimmer, unsere Klamotten<br />
und politischen Ansichten schließlich auch auf unsere Nahrungsaufnahme<br />
ausgeweitet haben, beginnt, was der Soziologe Jean-Claude Kaufmann<br />
das „zweite Ernährungsleben“ nennt. Essen ist dann nicht mehr die unschuldige<br />
Nebenbei-Tätigkeit der Kindheit. Es wird zu einem Kampf,
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wenn wir zum Beispiel über das Zuviel oder das Zuwenig nachdenken.<br />
Es wird zur Lebensschule, wenn wir uns mit veganen oder Straight-X-<br />
Theorien beschäftigen. Es wird zum Geschäft, weil wir von der Werbung<br />
als Ziel auserkoren werden, und es ist natürlich auch Ausdruck unserer<br />
Loslösung von Mama und Papa: Die Essenszeiten binden uns nicht mehr,<br />
wir verlagern die Mahlzeiten erst in unser Zimmer und dann gleich nach<br />
außerhalb des Elternhauses. Der Döner nach Mitternacht ist dabei genauso<br />
Symbol unserer Autonomie wie die Fertigpizza – beide Essen sind<br />
eine Versicherung dafür, dass wir bei der Zubereitung auf niemanden<br />
angewiesen sind. Der Tisch, unter den wir eben noch unsere Füße strecken,<br />
der Eiche gewordene Mittelpunkt der Familienbindung, sieht uns jedenfalls<br />
kaum mehr.<br />
Noch weiter verändert sich unsere Nahrungsaufnahme, sobald wir ausgezogen<br />
sind. Die Notwendigkeit, das Essen organisieren zu müssen, die<br />
verführerische Freiheit auf der einen, der Hunger auf der anderen Seite<br />
stellen uns vor eine nicht unerhebliche Aufgabe. Wir delegieren sie in den<br />
meisten Fällen erst mal – an die Mensa, an die improvisierte WG-Küche<br />
oder eben an das Fertigfutter, das wir kurz vor Ladenschluss noch auf das<br />
Band an der Supermarktkasse werfen: Toastbrot, Fischdose, Kräuterquark,<br />
Ravioli, Trauben-Rum-Schokolade – fertig ist die Brotzeit derjenigen,<br />
die zwar viel Energie verbrauchen, aber wenig Geld, wenig Küchenzubehör<br />
und wenig Lust auf eine Auseinandersetzung mit Essen haben.<br />
Genussvoll brechen wir lieber erst mal alle Regeln, die uns an das Essen<br />
daheim erinnern, picken wochenlang nur noch Dinge aus dem Kühlschrank<br />
direkt in den Mund, ernähren uns streng monothematisch oder<br />
essen ein halbes Jahr im Liegen. Wir definieren uns in dieser Zeit nicht<br />
über unsere Ernährung, wir ordnen sie allen anderen wilden Belangen<br />
unter, sie muss, bitte schön, einfach, haltbar, sättigend, billig, immer verfügbar<br />
sein.<br />
Aber nur wenige bleiben lange auf diesem Nullniveau hängen.<br />
„Irgend was irgendwann essen hat seine Grenzen“, kennzeichnet der Soziologe<br />
Kaufmann das Ende dieser Phase. Das merken wir selber. Auf<br />
einmal freuen wir uns, wenn wir in die Heimat fahren, auf das große<br />
Sonntags essen, das uns als Kind so selbstverständlich war und jetzt so<br />
unendlich aufwendig erscheint. Wir kehren mit Rezepten zurück, mit<br />
ausrangierten Töpfen vielleicht und beginnen, jeder in seinem eigenen<br />
Tempo, die Treppe zu erklimmen, an deren Ende tatsächlich diese spießige<br />
Genusswelt steht, für die Gourmetkeller in die Kaufhäuser gebaut wurden,<br />
für die es Weinverkostungen, Kochshows und Sternerestaurants gibt.<br />
Die Liebe beschleunigt diese Entwicklung in manchen Fällen ungemein.<br />
28 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Denn wir denken in einer Beziehung nicht nur an Sex und gemeinsames<br />
Ausflippen, sondern ziemlich bald auch an gemeinsames Essen. Das romantische<br />
Abendessen mit Kerzenlicht mag uns wie eine kitschige Filmszene<br />
vorkommen, wenn wir anfangen, den ein oder anderen Samstagabend<br />
für die Bolognese-Schlacht mit der Liebsten frei zu halten. Aber es<br />
ändert nichts an dieser Tatsache: Auf einmal kochen wir für jemanden,<br />
und das auch noch gern. Wir versorgen nicht mehr nur uns, und wir versorgen<br />
uns nicht mehr nur mit dem Nötigsten. Es liegt uns etwas an der<br />
Erweiterung unserer Fähigkeiten, eventuell sogar am Vorhandensein von<br />
Servietten, und wir betreiben diese Fortschritte bis zu einem Grad, der<br />
uns von daheim bekannt vorkommt.<br />
Mit dieser Bereitschaft sind wir ziemlich in der Essenswelt der Erwachsenen<br />
angekommen. Jetzt ändern sich Jahr für Jahr nur noch die<br />
Details.<br />
Wir rüsten auf, wir kaufen irgendwann zum ersten Mal frischen Fisch<br />
an der Fischtheke, verschenken Kochbücher und haben einen Lieblingswein.<br />
Wenn wir am Wochenende Freunde treffen, gehen wir nicht mehr<br />
zum Vorglühen ins WG-Zimmer, sondern beginnen wie selbstverständlich<br />
essen zu gehen oder einzuladen. Erst kommt uns das komisch vor,<br />
bald schon verwenden wir eine gewisse Energie darauf, für jeden Anlass<br />
ein passendes Restaurant zu kennen oder semiprofessionell zu kochen.<br />
Ohne es eigentlich zu bemerken, haben wir uns den Essensregeln unserer<br />
Eltern angeschlossen; oder, wie Jean-Claude Kaufmann schreibt: „Die in<br />
der Familie erlernten Regeln und Manieren sind (...) Orientierungspunkte,<br />
die das Leben leichter machen, indem sie den Rhythmen und dem Verhalten<br />
einen stabilen Rahmen geben.“ Nahrungsaufnahme wird jetzt, zu<br />
Beginn des Berufslebens, auch Inbegriff von Freizeit und Privatheit, und<br />
je weniger wir davon haben, desto mehr schätzen und überfrachten wir<br />
das Genießen. Damit immerhin können wir doch ziemlich gut ausdrücken,<br />
wie gut unsere individuelle Persönlichkeit gewürzt ist. Essen ist jetzt Belohnung,<br />
Status, Bei-sich-Sein, Ruhe und, ja, eben auch bald: Familienglück.<br />
Die einen werden sich von hier aus zu ehrgeizigen Küchenhalbgöttern<br />
entwickeln oder einen Lavasteingrill für ihre Einbauküche ordern. Andere<br />
werden glücklich genau das praktizieren, was sie früher verächtlich<br />
Hausmannskost genannt haben. Manche werden jeden Tag im Restaurant<br />
essen, manche jeden Tag ein Pausenbrot schmieren. Sie alle werden<br />
mindestens einmal gutes Essen als ihre Lei- Max Scharnigg, 31, hat gerade<br />
denschaft angeben. Es ist nicht die schlech- einen Roman veröffentlicht, in<br />
teste Leidenschaft – schließlich wird sie uns dem unter anderem ein Paprika<br />
bis ans Lebensende ernähren.<br />
hendl eine tragende Rolle spielt.<br />
Auch ansonsten hegt er großes<br />
Wohlwollen gegenüber allem,<br />
was essbar ist, und ist für grundsätzlich<br />
mehr Beschaffungs <br />
krimi nalität auf Streuobstwiesen.<br />
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Regelmäßig beantworten jetzt-Leser und jetzt-Mitarbeiter Alltagsfragen –<br />
weil es auf manches im Leben nicht nur eine Antwort gibt.<br />
ANJA,<br />
jetzt-Praktikantin<br />
Wenn es um eine gute Gesamtnote geht: warum<br />
nicht? Wenn du Lehramt Deutsch/Geschichte<br />
studierst und deine Noten nicht zählen: bitte<br />
nicht.<br />
Gegenfrage: Bin ich langweilig, wenn ich die<br />
alte Heimat nie verlassen habe?<br />
Also mit zwanzig siezt man sich untereinander<br />
noch nicht. Ich bin jedenfalls immer sehr verwirrt,<br />
wenn mich der 17jährige EdekaKassierer<br />
siezt, weiß aber, dass er das muss. Aber ich<br />
denke, so ab dreißig kann man sich schon siezen.<br />
Selbst gemachte Pizza mit fertigem Teig. Kann<br />
jeden Tag anders belegt werden.<br />
Bei einer eigenen Wohnung: Hausratversicherung.<br />
ALLESODERNICHTS,<br />
jetzt-Userin<br />
SOLL ICH BEI MEINEN PROFS IMMER FÜR DIE BESSERE NOTE KÄMPFEN?<br />
Nein, denn Noten gehen vorbei wie Disketten<br />
und Telefonkarten, und was bleibt, sind deine<br />
Kämpfe für Sommersprossen im Mai, gegen<br />
Homophobie im Profifußball, für mehr Monster,<br />
gegen die Partydroge Nudelsalat, für mehr<br />
Wilco im Radio, gegen Pupsen im Kino und<br />
für alles andere, was wirklich wichtig ist.<br />
Ja, sehr. Aber bevor du dauernd in Cafés mit<br />
Bergdorfnamen sitzt und das Schönste in deinem<br />
Leben die Waldgurkenlimo ist, mit der du<br />
deinen Heimatfreunden bei Facebook zuprostest<br />
– mach es. Denn langweilig ist immer noch<br />
besser als unglücklich.<br />
Nein, nur wenn sie so aussehen, als würden sie<br />
auf solche Fragen mit „Kommt ganz drauf an“<br />
antworten.<br />
Backcamembert in den Ofen. Eisbergsalat<br />
klein schneiden, viele eisgekühlte Erdbeeren<br />
pürieren, Zucker und etwas Balsamico dazu<br />
und als Sauce drüber. Ciabatta (altes Toastbrot<br />
geht auch) mit ein wenig Olivenöl in der Pfanne<br />
rösten. Dazu: ein Bier und ein Sommer.<br />
Haftpflicht ist immer gut. Und deine Geige,<br />
wenn du eine hast, solltest du spätestens jetzt<br />
versichern. Denn von nun an wirst du im besten<br />
Falle ein aufregendes JetsetErwachsenenleben<br />
führen und im schlimmsten Falle einfach<br />
nur alt, in beiden Fällen aber so vergesslich,<br />
dass du sie irgendwann im Zug liegen lassen<br />
wirst.<br />
ANNA,<br />
jetzt-Redakteurin<br />
Nur, wenn du dich dauerhaft unbeliebt machen<br />
möchtest. Und dir ganz sicher bist, dass du diesen<br />
Prof in Zukunft nicht um ein Empfehlungsschreiben<br />
oder die Betreuung deiner Masterarbeit<br />
bitten musst.<br />
BIN ICH LANGWEILIG, WENN ICH NACH DEM ABSCHLUSS WIEDER IN DIE ALTE HEIMAT ZIEHE?<br />
SOLL MAN AB DREISSIG AUCH GLEICHALTRIGE SIEZEN?<br />
WAS GEHT SCHNELL UND SCHMECKT IMMER? (UND: WIE GEHT ES?)<br />
WELCHE VERSICHERUNGEN BRAUCHE ICH <strong>JETZT</strong> UNBEDINGT?<br />
30 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Mehr Mut zur Langeweile. Vor allem, wenn sie<br />
Heimat heißt.<br />
Am Telefon: ja. Im Fahrstuhl: nein.<br />
AlmBrot: eine Scheibe Vollkornbrot in Kräuteröl<br />
anbraten, salzen, pfeffern; ein dickes Stück<br />
Bergkäse drauflegen und schmelzen lassen.<br />
Weil es alle sagen: Berufsunfähigkeitsversicherung.
NOTHINGMATTERS,<br />
jetzt-User<br />
Wenn du gerade keine Lust auf Selbstachtung<br />
hast: nur zu! Aber fühlst du dich dann besser?<br />
Denkst du wirklich, du hättest ihn mit Argumenten<br />
überzeugt – oder ist er einfach, ob deiner<br />
angedeuteten Tränen im Augenwinkel, erweicht?<br />
Langweilig? Nein, aber vielleicht feige. Oder<br />
du liebst Mutti immer noch mehr als die Nachbarin<br />
mit der tollen Frisur und der Katze auf<br />
der Fensterbank, aus deren Wohnung du aber<br />
zu oft Kate Nash hörst. Es kann natürlich auch<br />
sein, dass es daheim einfach schön ist – aber<br />
schön ist es doch eigentlich nur im Ruhrgebiet.<br />
Nein, es ist ungeschriebenes Gesetz, dass man<br />
nur Arschlöcher und den MatheProf siezt.<br />
Pizza! Was sonst? Pizza ist auch schlecht noch<br />
echt beliebt! (Bei Dendemann gestohlen.) Teig<br />
kneten, alles, was im Kühlschrank noch einiger<br />
maßen haltbar ist, draufschmeißen und mithilfe<br />
von 200 Grad ein Kunstwerk erschaffen.<br />
Unbedingt brauchst du nur die Versicherung,<br />
dass dir nichts passiert. Wenn dir Gottvertrauen<br />
abgeht, versuch es mit einer Hausratversicherung<br />
oder Ähnlichem. Für die Lebensversicherung<br />
ist es noch zu früh, da denkt man ja<br />
schon an den Tod.<br />
EINLOEWENZAHN,<br />
jetzt-User<br />
Wenn Hochschlafen oder Bestechen nicht hilft<br />
beziehungsweise der Prof zum Hochschlafen<br />
gar nicht geht, die Kohle zum Bestechen fehlt,<br />
einem Abschreiben zu einfach ist, man nicht<br />
jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden<br />
kennt, dann ... Na klar, bis zur 12.<br />
Runde und technischem K.o.<br />
Gegenfrage: Bin ich langweilig wenn ich nach<br />
meinem Abschluss erst mal dort bleibe, wo ich<br />
studiert habe, gegebenenfalls nicht das tue, was<br />
ich studiert habe, weil es in dem Bereich keine<br />
oder nur äußerst mies bezahlte <strong>Job</strong>s gibt oder<br />
ich das xte unbezahlte Praktikum machen soll<br />
oder mich nicht klinkenputzend durch Berlin<br />
quälen will – ja, bin ich dann langweilig?<br />
Nee, nie! Ich zum Beispiel gehe für gewöhnlich<br />
an den Bankschalter und sage: „Duuuu,<br />
kannst du mir 100 Euro leihen?“<br />
Der Chinese bei mir um die Ecke.<br />
Die Brusthaarversicherung. Als James Bond<br />
wird Connery in Man lebt nur zweimal von einem<br />
(brusthaarlosen) Kämpfer gefragt, wieso<br />
er so viel Erfolg bei Frauen habe. Bond bzw.<br />
Connery antwortet mit Blick auf seine Brusthaarpracht:<br />
„Ein altes japanisches Sprichwort<br />
sagt: Kein Vogel baut sein Nest in einem kahlen<br />
Baum.“<br />
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VON FILIPEK / COLLAGE<br />
Vergiss nicht, dass jeder <strong>Job</strong> der Welt dazu da ist,<br />
von dir zu deinem <strong>Job</strong> gemacht zu werden. Damit<br />
dir das leichter fällt, haben wir dir eine rappelvolle<br />
Instant-Pinnwand als Büroschmuck vorbereitet.<br />
Als Inspiration. Oder als Ersatz.
VON PHILIPP MATTHEIS / TEXT<br />
A-Zeitarbeit.<br />
Viele finden über Leiharbeit in einen<br />
festen <strong>Job</strong> – wir erklären dir, wie die<br />
Branche funktioniert und warum so viel<br />
übers „Überlassen von Arbeitnehmern“<br />
geredet wird.<br />
Chef: Zeitarbeiter stecken in einer<br />
Dreiecksbeziehung. Der Chef<br />
eines Zeitarbeiters ist der sogenannte<br />
Verleiher. Der Entleiher<br />
aber hat das sogenannte Weisungsrecht.<br />
Er darf über die Arbeit des<br />
entliehenen Arbeiters bestimmen.<br />
Gewerkschaften: Bei Tarifverhand<br />
lungen können Firmen die<br />
Macht der Gewerkschaften aushebeln,<br />
indem sie drohen, auf Zeitarbeiter<br />
zurückzugreifen – Zeitarbeiter<br />
werden dabei als billige<br />
Streikbrecher missbraucht.<br />
34 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Drehtürklausel: Sie ist Teil eines<br />
neuen Gesetzes, das verhindern<br />
soll, dass eine Firma die Stammbelegschaft<br />
entlässt, um sie später<br />
über eine Zeitarbeitsfirma zu für<br />
sich günstigeren Konditionen wieder<br />
einzustellen. Das Unternehmen<br />
Schlecker hatte mit einem<br />
solchen Vorgehen Schlagzeilen<br />
gemacht. Daher wird das Gesetz,<br />
das einen Missbrauch der Zeitarbeit<br />
verhindern soll, auch „Lex<br />
Schlecker“ genannt. Kritiker<br />
halten es für unzureichend.<br />
Hartz I: 2004 wurde das Arbeitnehmerüberlassungsgesetzüberarbeitet,<br />
und der Zeitarbeitsmarkt<br />
wurde liberalisiert. Zum Beispiel<br />
dürfen Arbeitnehmer nun 24 statt<br />
nur zwölf Monate ausgeliehen<br />
werden. In der als „Hartz I“ bekannt<br />
gewordenen Reform ist<br />
auch der → Equal-Pay-Grundsatz<br />
festgehalten.<br />
Arbeitnehmerüberlassungsgesetz:<br />
Das AÜG stammt aus dem Jahr<br />
1972 und regelt die Überlassung<br />
von Leiharbeitern. Es war dazu<br />
gedacht, Leiharbeiter vor der Ausbeutung<br />
zu schützen. Aus heutiger<br />
Sicht markiert es den Beginn der<br />
Zeitarbeit in Deutschland. Mittlerweile<br />
sind knapp 900 000 Menschen<br />
bei Leiharbeitsfirmen beschäftigt.<br />
Im Jahr 1993 waren es<br />
noch gut 120 000.<br />
Equal Pay: Seit 2004 gilt der<br />
Grund satz, dass Leiharbeiter et wa<br />
zu denselben Bedingungen beschäftigt<br />
werden müssen wie die<br />
Stammbelegschaft. Es gibt jedoch<br />
eine Ausnahme: Die Equal-Pay-<br />
Regel gilt nur, wenn kein Ta rifvertrag<br />
etwas anderes vorsieht. Im<br />
Mai 2003 kam es zu Flächentarifverträgen<br />
zwischen zwei Verbänden<br />
der Zeitarbeitsfirmen und deren<br />
Kunden, den Firmen. Des halb<br />
verdienen Leiharbeiter nun doch<br />
meistens weniger.<br />
Internationaler Vergleich: Was<br />
den Anteil von Leiharbeitern an<br />
der Zahl aller Arbeiter betrifft,<br />
liegt Deutschland im Vergleich zu<br />
anderen Ländern mit etwa 2,5 Prozent<br />
im Mittelfeld. In Skandinavien<br />
ist der Prozentsatz geringer,<br />
in Großbritannien ist er etwa doppelt<br />
so hoch wie bei uns.<br />
Berufseinstieg: Zeitarbeit kann<br />
den Berufseinstieg erleichtern – in<br />
eine befristete Arbeit kommt man<br />
leichter als in ein normales Arbeitsverhältnis.<br />
Zurzeit wird jede dritte<br />
freie Arbeitsstelle von einer Zeitarbeitsfirma<br />
angeboten. Gut zwei<br />
Drittel aller Leiharbeiter waren<br />
vorher arbeitslos.<br />
Fremdsein: Viele Leiharbeiter<br />
leiden unter dem Gefühl, nicht<br />
richtig zu dem Betrieb zu gehö- gehören,<br />
in dem sie arbeiten.<br />
<strong>Job</strong>-AQTIV-Gesetz: Das <strong>Job</strong>-<br />
AQTIV-Gesetz wurde 2001 verabschiedet<br />
und gilt als Vorläufer<br />
der Hartz-Gesetze, weil es unter<br />
anderem die Arbeitnehmerübereitnehmerüberlassung<br />
erleichterte. te. Das Kunstwort<br />
AQTIV ergibt sich aus den<br />
Anfangsbuchstaben der Verben<br />
aktivieren, qualifizieren, trainieren,<br />
investieren, vermitteln.
Auch dieses Jahr wurde Tognum wieder als<br />
„Top Arbeitgeber“ ausgezeichnet – und punktete<br />
vor allem in den Kategorien …<br />
a) Work-Life-Balance<br />
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Klebeeffekt: Die Zahlen dazu,<br />
wie viele Leiharbeiter auch von<br />
einem Betrieb übernommen<br />
werden, also „kleben bleiben“,<br />
schwanken. Während Arbeitgeberverbände<br />
von 30 Prozent<br />
übernommenen Arbeitern sprechen,<br />
sagen Kritiker, lediglich<br />
sieben Prozent aller Leiharbeiter<br />
würden von den Betrieben<br />
in die Stammbelegschaft integriert.<br />
Hinzu kommt� t� Die Zeitarbeitsfirmen<br />
wollen ihre guten<br />
Arbeiter eigentlich nicht verlieren.<br />
Outsourcing: Viele Unternehmen<br />
lagern Arbeitsplätze aus und fördern<br />
dadurch die Zeitarbeit. Das<br />
geht zum Beispiel so� Eine Firma<br />
bildet einen Arbeiter aus und verleiht<br />
ihn an ein anderes Unternehmen,<br />
um dort Leiharbeiter<br />
anzulernen. Anschließend entlässt<br />
das Unternehmen den Arbeiter<br />
und große Teile der Stammbelegtammbelegschaft<br />
– und stellt die zuvor geschulten<br />
Leiharbeiter ein.<br />
Schlecker: Das bekannteste<br />
schlech te Beispiel für den Umgang<br />
mit Zeitarbeit – das Unternehmen<br />
schloss Filialen, um die<br />
entlassenen Mitarbeiter kurz darauf<br />
über eine Zeitarbeitsfirma zu<br />
für sich günstigeren Konditionen<br />
wieder einzustellen.<br />
Weibliche Beschäftigte: Sind seltener<br />
als Männer bei Zeit arbeitsfirmen<br />
tätig. 2010 lag der Anteil<br />
bei etwa 28 Prozent.<br />
36 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
Leiharbeit: Ist dasselbe wie Zeitarbeit.<br />
Produktionsspitzen und Perso nalausfälle:<br />
Mit diesen Worten begründen<br />
Unternehmen, dass sie<br />
Leih arbeiter einstellen. Während<br />
eines Aufschwungs kommen auf<br />
diese Weise schnell neue Fachkräfte<br />
in den Betrieb, und die Stammbelegschaft<br />
muss keine Überstunden<br />
machen. In einem Abschwung<br />
können die Leiharbei ter unkompliziert<br />
entlassen werden.<br />
Tarifverträge: Nach dem Equal<br />
PayGrundsatz müssen Leiharbeiter<br />
ähnlich entlohnt werden wie<br />
die Stammbelegschaft – außer sie<br />
unterliegen einem Tarifvertrag.<br />
Viele Firmen schließen nämlich<br />
einfach einen speziellen Tarifvertrag<br />
für Leiharbeiter ab und<br />
zahlen so weniger. Vor allem die<br />
„Tarifgemeinschaft Christlicher<br />
Gewerkschaften für Zeitarbeit und<br />
Personalserviceagenturen“ wurde<br />
stark kritisiert, weil sie Löhne zwi <br />
schen vier und fünf Euro zuließ.<br />
Mindestlohn: Ist bei Leiharbeitern<br />
häufig geringer als bei Festangestellten.<br />
Die Differenz zum<br />
üblichen Lohn wandert in die<br />
Kasse der Zeitarbeitsfirma. Mit<br />
dem neuen Gesetz, in dem auch<br />
die → Drehtürklausel steht, wurde<br />
aber auch ein Mindestlohn für<br />
Zeitarbeiter beschlossen. Er liegt<br />
bei 7,79 Euro pro Stunde im Westen<br />
Deutschlands und bei 6,89<br />
Euro im Osten.<br />
Qualifikation: Die meisten Zeitarbeitsfirmen<br />
beschäftigen gering<br />
qualifizierte Arbeiter. Nur etwa<br />
sechs Prozent aller Zeitarbeiter<br />
haben einen Hochschulabschluss.<br />
Umgehen: Vorreiter in Sachen<br />
Zeitarbeit war das schweizerische<br />
Unternehmen ADIA Interim. Die<br />
Bundesanstalt für Arbeit stellte<br />
1962 einen Strafantrag, weil das<br />
Unternehmen, so damals die Argumentation,<br />
den Kündigungs schutz<br />
umgehe. Das Bundesverfassungsgericht<br />
hob 1967 das Verbot der<br />
gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung<br />
auf.<br />
Neuigkeiten: Unterstützung und<br />
Informationen finden Zeitarbeiter<br />
bei der Gemeinschaft der Leih<br />
und Zeitarbeiter auf gdluz.de<br />
Randstad: Gehört mit Adecco<br />
und Manpower zu den Riesen<br />
der Branche, die ein Drittel des<br />
Marktes unter sich teilen. Nach<br />
Angaben des Interessenverbandes<br />
der Zeitarbeitsfirmen sind<br />
mittlerweile mehr als 7000 Firmen<br />
im Markt tätig.<br />
Vermittlungsgebühr: Wird ein<br />
Leiharbeiter von dem Betrieb,<br />
in dem er eingesetzt wird, übernommen,<br />
muss der Betrieb eine<br />
Gebühr an die Zeitarbeitsfirma<br />
zahlen. Sie liegt zwischen 20 und<br />
30 Prozent des künftigen Bruttojahresgehalts<br />
des Arbeiters.<br />
Zusammenschluss: Die Zeitarbeitsunternehmen<br />
haben sich<br />
in drei Verbänden zusammengeschlossen.<br />
Es gibt den Bundesverband<br />
Zeitarbeit Personal<br />
Dienstleistungen e. V. (bza.de),<br />
die Interessengemeinschaft deutscher<br />
Zeitarbeitsunter neh men<br />
(igzeitarbeit.de) und den Ar beitgeberverband<br />
Mittelständi scher<br />
Personaldienstleister e. V. (ampinfo.de).
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38 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
VON LARS WEISBROD / TEXT<br />
Im Chor der Deprimierten.<br />
Ein paar Monate hat unser Autor noch bis zum Ende seines Studiums. Dabei<br />
erlebt er die Bewerbungsversuche seiner Kommilitonen, die ihm ein Semester<br />
voraus sind – und macht sich zum ersten Mal so etwas wie Sorgen um seine<br />
Zukunft.
„Ich mag keine Anschreiben mehr schreiben.<br />
Ich schreib einfach: Hallo. Ich hätte gern<br />
den <strong>Job</strong>. Mit freundlichen Grüßen.“ Oh nein.<br />
Wenn jetzt auch noch Theresa in Panik ausbricht,<br />
fällt meine letzte Bastion der Zuversicht.<br />
Es ist Mitte Februar, und es geht jetzt schon seit<br />
ein paar Monaten so. Früher saßen wir zusammen,<br />
haben uns die Lunge aus dem Körper geraucht<br />
und darüber geredet, ob das nächste Festival<br />
schon ausverkauft ist. Jetzt diskutieren wir<br />
auf einmal, wie man sich am besten ein Abo der<br />
Zeit schrift Arbeitsmarkt teilt, von der ich noch<br />
nie gehört hatte. Und es wird ständig erzählt,<br />
wie schrecklich es ist, sich zu bewerben. Dabei<br />
habe ich doch noch ganz andere Sorgen. (Wie<br />
man ja immer noch ganz andere Sorgen hat als<br />
die, die gerade neu dazukommen.) Ich bin ein<br />
bisschen später dran<br />
Alles schreit:<br />
Es wird ernst!<br />
mit meinem Abschluss<br />
als der Rest. Ich schlage<br />
mich noch mit Prüfungsthemen<br />
und Professorensprech<br />
stunden herum. Aber ob ich will<br />
oder nicht, die anderen erstatten mir jetzt schon<br />
Bericht von der nächsten Front. Mir bleibt deswegen<br />
nichts übrig, als darin eine Chance zu<br />
sehen: sich als Zuspätkommender die ganze<br />
Sache zuerst von außen anschauen zu können,<br />
bevor man selbst in den Bewerbungsstrudel hin<br />
eingerissen wird. Und dabei vielleicht etwas<br />
zu lernen, was ich noch gebrauchen könnte.<br />
Bisher habe ich aber nur gelernt, mich zu<br />
fürchten. Jetzt also auch noch Theresa. Sie ist<br />
doch der perfekte Bewerber: Wirtschaftspsychologin,<br />
an der Uni hervorragend, engagiert, neugierig.<br />
In ihrer Freizeit klettert sie. Noch bevor<br />
sie ihre Abschlussarbeit abgegeben hat, ist sie<br />
von einem Recruiter kontaktiert worden. Wer<br />
von uns sollte denn einen <strong>Job</strong> finden, wenn<br />
nicht sie? Und trotzdem: Selbst Theresa hat<br />
noch nichts und stimmt jetzt ein in den Chor<br />
der Deprimierten: „Mir vermittelt diese Bewerbungsphase<br />
so stark, dass ich scheißegal bin.<br />
Weißt du: Es sieht erst immer gut aus, aber dann<br />
klappt es einfach nicht. Es ist so eine Art versteckter<br />
Fluch.“<br />
Nicht dass ich ohne diese ungewollte Frontberichterstattung<br />
nicht schon genug Flüche auf<br />
mir lasten sehe. Alles schreit mal wieder: Jetzt<br />
wird es ernst! So heißt es ja oft – vor der Einschulung,<br />
vor dem Abitur, vor der Abschlussarbeit.<br />
Aber jetzt fühlt es sich mehr denn je<br />
auch so an. Man ist Mitte zwanzig, die Party ist<br />
vorbei, das Geld reicht auch nicht mehr. Die El<br />
tern können vielleicht auch nicht mehr lange<br />
für einen da sein. Langsam schleicht sich ein<br />
Gefühl ein: Diese halbwegs vorhandene Normalität,<br />
die man sich leidlich erarbeitet hat, sie<br />
hängt an einem dünnen Faden, den man am besten<br />
sofort mit hundert Bewerbungsanschreiben<br />
umwickelt, um ihn zu schützen. Sonst reißt er,<br />
und dann stürzt man in ein ALGIIEmpfänger<br />
Leben ohne soziale Kontakte, und der Nachbar<br />
findet einen eines Tages tot unter einem Haufen<br />
alter Pornohefte.<br />
Ach ja: ALG II. Das <strong>Job</strong>center. Noch war ich<br />
nicht drin, aber ich musste früher oft nachts an<br />
diesem großen, dunklen Klotz vorbeilaufen, der<br />
über der Stadt drohte wie Saurons Festung über<br />
Mordor. Die Geschichten der anderen beim Bier<br />
ergeben ein ähnlich düsteres Bild.<br />
Ein Abend im März, mein Mitbewoh<br />
ner Christian steht noch zuversichtlich in<br />
meinem Zimmer und lässt sich von den<br />
Horrorgeschichten nicht beeindrucken.<br />
Um acht Uhr am nächsten Morgen hat er<br />
seinen Termin im Klotz. „Ich habe einen Plan“,<br />
verkündet er stolz, „und den kann ich denen dort<br />
präsentieren.“ Was sollte schon passieren?<br />
Christian hat vor Kurzem seinen Abschluss in<br />
VWL mit 1,4 gemacht. Sechs Graduate Schools<br />
hat er sich ausgesucht, bei denen er sich jetzt<br />
bewerben möchte. In seinem Zimmer liegen auf<br />
ordentlichen Stapeln die Bewerbungsunterlagen,<br />
die Professoren schreiben schon<br />
seine Gutachten, und er rechnet die Übungsaufgaben<br />
in den Lernbüchern für die GRE<br />
Tests zur Aufnahme an einer amerikanischen<br />
Graduate School. 24 Stunden später steht er<br />
trotzdem wieder hier, geknickt, und sein erster<br />
Satz ist: „Ich bin ziemlich geschockt.“ Wer er ist,<br />
was er gemacht hat und welche Vorstellungen<br />
er hat – das alles habe den Mann, der ihm heute<br />
morgen gegenübersaß, nicht interessiert.<br />
„Das Einzige, was der gemacht hat, ist,<br />
meine Daten aufzunehmen: ,Das Formular<br />
müs sen Sie ausfüllen, das Formular<br />
müssen Sie ausfüllen. Sie müssen fünf bis<br />
zehn Bewerbungen pro Monat schreiben. Wenn<br />
Sie das nicht machen, kürzen wir Ihnen die<br />
Leistungen. Tschüss.‘ “ In Christians Gesicht<br />
zeichnet sich tatsächlich so etwas wie ehrliche<br />
Entrüstung ab – und Enttäuschung: Christian<br />
ist enttäuscht von einer Institution, der er bisher<br />
Vertrauen geschenkt hatte. Auf seine Erklärung,<br />
er bewerbe sich in diesem Monat auf<br />
Stellen und im kommenden Monat nicht auf<br />
weitere, weil er sich dann ja auf die Vorstellungsgespräche<br />
vorbereiten müsse – keine richtige<br />
Antwort. „Das finde ich so krass, dass die überhaupt<br />
nicht auf deine Person eingehen. Das hätte<br />
ich mir nicht vorstellen können“, sagt Christian.<br />
„Jegliche persönliche Information, die man da<br />
gibt, war zu viel.“<br />
Aus Mordor ist dann wohl wenig Rückendeckung<br />
zu erwarten. Und ich bin weder Volkswirt<br />
mit einem Spitzendiplom, noch werde ich<br />
von Recruitern angerufen. Was kann ich dann<br />
eigentlich erwarten? Wenn es für mich einen<br />
passenden Testballon gibt, dann ist das Tim. Tim<br />
hat neben seinem Studium auch „geschrieben“,<br />
wie man das verdruckst so nennt, um das Wort<br />
„Journalist“ zu vermeiden. Fast überflüssig zu<br />
erwähnen, dass er jetzt schon seit fast einem<br />
Jahr auf <strong>Job</strong>suche ist. Mit den üblichen Erfahrungen,<br />
die einen verzweifeln lassen. Nicht überflüssig<br />
zu erwähnen und bewundernswert, dass<br />
Tim verhältnismäßig gelassen wirkt. Die zweite<br />
Vorstellungsrunde für ein Volontariat hat er vor<br />
Kurzem mit dem Hinweis abgesagt, dass die<br />
Stelle nicht tariflich bezahlt sei. Was ich von Tim<br />
gern wissen möchte: Wie macht er das? Wie<br />
kriegt man diese Ruhe und die gelassene Resignation,<br />
dass man zu so etwas noch in der Lage<br />
ist? „Die entsteht, glaube ich, aus einer ganz anderen<br />
Art von Panik: dass ich jetzt schon so lange<br />
suche und dann das Erstbeste annehme.“ Dann<br />
erzählt Tim von einem Vorstellungs gespräch für<br />
einen <strong>Job</strong> in der „Finanz und Unternehmenskommunikation“.<br />
Eigentlich nicht sein Ding.<br />
„Die Tage vor dem Vorstellungs gespräch habe<br />
ich mir dann selbst einzureden versucht: Das<br />
kann doch sicher auch interessant sein. Ich habe<br />
mich da richtig reingesteigert, sogar die Finanz<br />
und BankenSeite in der Zeit gelesen, die ich<br />
noch nie gelesen hatte. Beim Vorstellungsgespräch<br />
und den Tests habe ich dann gemerkt,<br />
dass ich da völlig falsch bin.“ Den Test hat Tim<br />
abgebrochen und<br />
Wo nimmt Tim<br />
die Ruhe her?<br />
den Arbeit gebern<br />
erklärt, dass das alles<br />
nichts für ihn sei.<br />
Er hat sich dafür<br />
entschuldigt, dass er ihre Zeit in Anspruch genommen<br />
habe. „Worauf die mich tatsächlich<br />
eine halbe Stunde beredet haben, weiterzumachen<br />
– und dass der <strong>Job</strong> ja gar nicht so schlimm<br />
sei. Ich glaube, dass das vielleicht so eine Art<br />
Schlüsselerlebnis war: Die Seiten wa ren vertauscht.<br />
Die wollten mich und haben mich nicht<br />
bekommen. Es war nicht umgekehrt, wie sonst<br />
immer.“ Gestern hat er einen Anruf aus der Onlineredaktion<br />
der großen <strong>Zeitung</strong> verpasst, bei<br />
der er sich in einer weniger gelassenen Phase<br />
jetzt UNI & JOB Nr.02/11 39
doch noch mal um ein Praktikum beworben<br />
hatte. Besonders dringlich ist es ihm aber gerade<br />
nicht mit dem Zurückrufen. Ich würde vermutlich<br />
gleich zum Telefon greifen mit der Vorstellung:<br />
Vielleicht haben die ja doch einen echten<br />
<strong>Job</strong> für mich. „So was denke ich schon lange<br />
nicht mehr“, sagt Tim. Nach dem Gespräch mit<br />
ihm fühle ich mich trotzdem ein bisschen erleichtert.<br />
Ich wundere mich nur: dass er nach all<br />
dem monatelangen Bewerben überhaupt noch<br />
freiwillig so ausführlich da-<br />
„Gejammert<br />
wird nicht.“<br />
rüber Auskunft geben mag.<br />
Und nicht selbst von dem<br />
Thema genervt ist. „Ist ja<br />
ne gute Therapie für mich.<br />
Schlimm ist nur, wenn sich diese Gespräche zu<br />
sehr in die Freizeit drängen.“ Wenigstens noch<br />
jemand, der lieber wieder über ausverkaufte<br />
Festivals reden möchte.<br />
Vielleicht ist das ja auch nur ein Phänomen<br />
unter Absolventen der Geisteswissenschaften,<br />
dass die unklaren Berufsaussichten und das Ge-<br />
spräch darüber eine Zeit lang das ganze Leben<br />
durchdringt. Um mal über den Tellerrand der<br />
eigenen Peergroup hinauszuschauen, rufe ich<br />
den Freund einer guten Freundin an: Markus<br />
schreibt gerade seine Masterarbeit und bewirbt<br />
sich gleichzeitig als Wirtschafts ingenieur. Bei<br />
ihm müsste doch alles anders aussehen, wenn er<br />
Kommilitonen beim Bier trifft. Statt Gejammer<br />
haut man sich vielleicht die höchsten Einstellungsgehälter<br />
um die Ohren, die man rausverhandeln<br />
konnte. „Gejammert wird<br />
tatsäch lich gar nicht“, sagt Markus<br />
dann auch am Telefon, „aber es gibt<br />
auch kein Übertreiben, kein Profilieren.<br />
Die Stimmung ist relativ locker.<br />
Man ist sich seiner Position am Ar beitsmarkt<br />
bewusst, und viele sagen sich: Ich habe eine klare<br />
Gehaltsvorstellung, und wenn die mich nicht<br />
wollen, dann geh ich woanders hin.“ Man fühle<br />
sich einfach nicht so, als sitze man am kürzeren<br />
Hebel. Als Wirtschaftsingenieur findet man also<br />
ohne Umweg direkt zu der Einstellung, die Tim<br />
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die Sitznachbarin anzusprechen.<br />
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sich erst mühsam abtrotzen musste. Als er erzählt,<br />
wieso er vor den Bewerbungsgesprächen<br />
trotzdem aufgeregt ist, sagt Markus dann aber<br />
auch noch einen Satz, den ich eher von einem<br />
Geisteswissenschaftler erwartet hätte: „Ich kann<br />
mir einfach noch nicht vorstellen, dass jetzt jemand<br />
Geld für mei ne Arbeitskraft bezahlen<br />
würde.“ Zumindest dieses ungemütliche Gefühl,<br />
dass es jetzt wirklich ernst wird, ohne dass<br />
man bereit dafür wäre, teilen also auch die Bewerber<br />
mit den besten <strong>Job</strong>aussichten.<br />
Mittlerweile ist es Anfang April. Theresa war<br />
inzwischen in noch mehr Assessment-Centern,<br />
wo sie Bilder malen und Rollenspiele machen<br />
musste. Zwischendurch hat sie sich sogar als<br />
Moderatorin beim Kinderfernsehen beworben.<br />
Sie hat jetzt erst einmal eine Stelle als Praktikantin<br />
in einer Unternehmensberatung angenommen.<br />
Mit einem Praktikantengehalt, für<br />
das Tim oder ich einen richtigen <strong>Job</strong> machen<br />
würden. Sie will herausfinden, ob das etwas für<br />
sie ist. Ich hingegen habe schon etwas heraus-<br />
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gefunden: dass ich mir ihretwegen keine Sorgen<br />
machen muss. Ich glaube nämlich, ihr macht<br />
Bewerben einfach mehr Spaß, als es zuerst den<br />
Anschein hatte. „Mich stressen die Bewerbungen<br />
total“, meinte sie neulich, „aber wenn ich<br />
mal drei Tage kein Feedback bekomme oder irgendein<br />
Gespräch habe, dann nervt es mich<br />
auch.“ Die einen entwickeln eben Gelassenheit,<br />
die anderen eine kleine produktive Sucht.<br />
Christian hat auch noch mal mit dem <strong>Job</strong>center<br />
gesprochen: Laut geltender Rechtssprechung<br />
befindet er sich noch drei Monate in einer<br />
„Orien tierungsphase“, in der die Eltern unterhalts<br />
pflichtig sind und das <strong>Job</strong>center gar nichts<br />
zahlt. Die Eltern freuen sich zwar nicht, aber<br />
Christian ist wenigstens das Problem los, fünf<br />
bis zehn Bewerbungen schreiben zu müssen für<br />
Stellen, die er nicht will, während er sich eigentlich<br />
auf Vorstellungsgespräche vorbereiten<br />
muss. Ach ja, und Tim ist, einen Tag nachdem<br />
ich mit ihm gesprochen hatte, von der Onlineredaktion<br />
einer anderen großen <strong>Zeitung</strong> ange<br />
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Viele Akademikerinnen erzählen einem<br />
von diesem einen Plan, wenn man sie nach ihrer<br />
Familienplanung fragt. Der Plan geht so: im<br />
Laufe des Studiums den passenden Partner finden,<br />
einen guten Abschluss schaffen, sich rasch<br />
im Beruf beweisen, dabei idealerweise den ers ten<br />
Aufstieg schaffen und mit diesem Sicher heitsgefühl<br />
ein erstes Kind bekommen.<br />
Andrea, 35, erinnert sich noch gut an solche<br />
Gedanken. „Während des Studiums wollte ich<br />
nicht schwanger werden, weil unsere Beziehung<br />
mir noch nicht reif genug schien“, sagt die Psychologin.<br />
„Und danach wollte ich erst einmal<br />
ausprobieren, was ich überhaupt will und kann.“<br />
Nach den Prüfungen zieht sie zu ihrem Freund<br />
Jens nach Stuttgart. Dort findet sie eine Stelle<br />
in einem Forschungsprojekt, nach einem Jahr<br />
wechselt sie als Lehrkraft an die Hochschule, wo<br />
sie zudem ihre Doktorarbeit schreiben kann.<br />
Auch Jens, er ist Unternehmer, kommt mit<br />
seiner Arbeit sehr gut voran, beiden erscheint<br />
der Zeitpunkt für ein Kind perfekt. Tatsächlich<br />
wird Andrea schnell schwanger. Der Traum endet<br />
jedoch abrupt, nach ein paar Wochen hat<br />
Andrea eine Fehlgeburt. Wegen des Schmerzes<br />
und aus Angst vor einem neuen Scheitern nehmen<br />
die beiden erst einmal Abstand vom Elternwerden.<br />
Als sie es nach vielen Monaten wieder<br />
wagen, sorgt jede neue Periode für noch tiefere<br />
Enttäuschung. „Wäre mir klar gewesen, was alles<br />
schiefgehen kann, dann hätte ich lieber frü her<br />
versucht, ein Kind zu kriegen“, sagt Andrea<br />
heute. Inzwischen kennt sie viele Frauen, die<br />
das ähnlich sehen.<br />
Aber heißt die Konsequenz, dass eine frühe<br />
Schwangerschaft immer besser ist? Schaut man<br />
heute in Andreas Leben, könnte man auch das<br />
Gegenteil behaupten. Sie hat mittlerweile doch<br />
noch einen sehr aufgeweckten Sohn bekommen<br />
und arbeitet<br />
weiter. Gemeinsam<br />
mit Jens leistet sie<br />
sich eine Tagesmut ist riskant.<br />
ter und eine Haushaltshilfe. Bereits wenige<br />
Monate nach der Geburt bietet sie wieder<br />
Blocksemi nare an der Universität an und ist<br />
auf dem Weg, ihre Dissertation erfolgreich abzuschließen.<br />
Andrea kann mit viel Einsatz die<br />
42 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
VON JAN SCHLIETER / TEXT<br />
Schwannger.<br />
Viele Frauen wollen irgendwann einmal Kinder. Aber wann genau?<br />
Gibt es den perfekten Zeitpunkt?<br />
Zu viel Planung<br />
Betreuung ihres Sohnes finanzieren. Vielleicht<br />
ist der Zeitpunkt für die Schwangerschaft deshalb<br />
für sie sehr in Ordnung.<br />
Marion hat ihr Kind früher bekommen und<br />
schien zunächst ins Straucheln zu geraten. Nach<br />
der Geburt ihrer Tochter im Dezember 2006<br />
muss die damals 29Jährige zunächst von BAföG<br />
und Kindergeld leben. Sie hat nur ihr Vordiplom<br />
in der Tasche, und der Vater des Kindes ist<br />
notorisch pleite. „Als ich von der Schwangerschaft<br />
erfahren habe, musste ich erst mal heulen“,<br />
erzählt die Berlinerin. „Ich dachte: Das Diplom<br />
kannst du jetzt vergessen.“ Doch als ihre Mutter<br />
zur Aufmunterung einen Artikel über die gar<br />
nicht so schlechten Berufschancen von Studienabbrechern<br />
schickt, erwacht Marions Ehrgeiz.<br />
„Schließlich wollte ich meiner Tochter ein gutes<br />
Leben bieten“, sagt sie und beschreibt, wie sie<br />
wie nie zuvor für die Klausuren lernte und ihre<br />
Praktika straff durchzog. Dabei war Ma<br />
rion die Infrastruktur an der Uni eine<br />
große Hilfe: Die Kinderbetreuung der<br />
Hochschule war für sie eine wichtige<br />
Unterstützung. Der Schub, den die Geburt<br />
auslöste, zeitigt noch heute Wirkung in<br />
Marions Leben. Nach dem Abschluss als Wirtschaftsingenieurin<br />
unterschreibt sie sofort einen<br />
Arbeitsvertrag bei einer Agentur für Umweltberatung.<br />
Ihre Tochter besucht mittlerweile<br />
schon den Kindergarten, und Marion kann 44<br />
Stunden in der Woche arbeiten, weil sie in ihrer<br />
Wohnung ein Büro eingerichtet hat. „Was wäre<br />
ohne meine Tochter aus mir geworden“, fragt sie<br />
sich heute manchmal, wenn sie sich dabei beobachtet,<br />
wie diszipliniert sie ihre Tage angeht.<br />
Gilt also doch: Je früher, desto besser?<br />
„Das Studium ist tatsächlich eine günstige<br />
Phase für das erste Kind“, sagt Frauke Greven.<br />
„Da sind die Selbstansprüche noch nicht so<br />
hoch.“ Die Geschäftsführerin des gemein<br />
nützigen Unternehmens „Spielraum –<br />
Projekt Vereinbarkeit“ in Köln berät seit<br />
Jahren Familien, Unternehmen und öffentliche<br />
Einrichtungen, in denen sich Menschen<br />
fragen, wie sie Arbeit und Kinder miteinander<br />
vereinbaren sollen. Grevens Erkenntnis aus<br />
Hunderten von Ge sprächen mit werdenden<br />
Eltern klingt zunächst banal. Es gibt, sagt sie,<br />
fast so viele Modelle, die beiden Seiten zu vereinbaren,<br />
wie es Beziehungen gibt. „Wer Kinder<br />
und Karriere vereinbaren möchte, steht immer<br />
wieder vor neuen Herausforderungen. Es gibt<br />
dann gute Lösungen, wenn alle Beteiligten<br />
klare Absprachen treffen und sie an veränderte<br />
Lebenssituationen anpassen.“ Fast alles kann<br />
also funktionieren, wenn man es richtig angeht.<br />
Bleibt nur die Frage, wie man es angeht. „Zunächst<br />
auf die perfekte Position zu hoffen erscheint<br />
in einer von Fristverträgen geprägten<br />
Arbeitswelt als unkalkulierbares Risiko.“ Eine<br />
Erfahrung, die Susanne, 33, teilt. Bei ihr passte<br />
das Timing eigentlich ganz gut. Mehrmals<br />
nimmt sie ein Studium auf und bricht es wieder<br />
ab. Sie beginnt eine Ausbildung zur Fotodesignerin<br />
und arbeitet danach zwei Jahre in der Bildredaktion<br />
einer Zeitschrift. Sie wird schwanger,<br />
geht in den Mutterschutz, bekommt Zwillinge<br />
und kehrt nach<br />
„Ich musste erst<br />
mal heulen.“<br />
der Elternzeit zurück<br />
zu ihrem alten<br />
Arbeitgeber.<br />
In der Redaktion<br />
ist nichts mehr wie vorher. Im Verlag herrscht<br />
Kleinkrieg, von der zuvor versproche nen Beförderung<br />
ist keine Rede mehr. Statt dessen<br />
wird Susanne aufgefordert, zukünftig in einer<br />
anderen Stadt zu arbeiten. Entnervt lässt sie<br />
sich auf ein Abfindungsangebot ein. „Auf einmal<br />
stand mein ganzes Lebenskonzept infrage“,<br />
er innert sie sich. Der Wiedereinstieg in den Beruf<br />
war lange geplant, die Kinder sind in der<br />
Krippe versorgt – Susanne hat Zeit. Doch es erweist<br />
sich als unmöglich, einen neuen Halbtagsjob<br />
zu finden. „Es gibt eh kaum vernünftige<br />
Angebote“, klagt Susanne, „und dann haben die<br />
meisten Firmen häufig nicht mal auf meine Bewerbungen<br />
geantwortet.<br />
Auch DiplomArbeitswissenschaftlerin Frauke<br />
Greven erlebt immer wieder, dass Vollzeitkräfte<br />
bevorzugt werden. Sie rät, für einen guten <strong>Job</strong><br />
über Kompromisse nachzudenken. Da bei Teilzeitstellen<br />
häufig Überstunden anfallen, könne<br />
man, so Greven, Folgendes anbieten: „30 Stunden<br />
pro Woche komme ich rein, den Rest der<br />
Zeit würde ich gern anders organisieren – zum<br />
Beispiel über eine HomeofficeRegelung.“
Greven ist zuversichtlich, dass die Arbeitswelt<br />
sich in den kommenden Jahren ändern wird. Sie<br />
glaubt, dass viele Arbeitsplätze familienfreundlicher<br />
werden – weil sie es müssen. Flexible<br />
Büro zeiten und betriebliche Kinderbetreuungsangebote<br />
werden nach ihrer Beobachtung<br />
immer mehr zu Wettbewerbsvorteilen zwischen<br />
Unternehmen, die gut ausgebildete Beschäftigte<br />
suchen.<br />
Susanne kann auf diese Änderungen allerdings<br />
nicht mehr warten. Sie hat die Suche nach<br />
einem Teilzeitjob mittlerweile aufgegeben. Seit<br />
einem halben Jahr besucht sie die Universität<br />
und studiert Grundschulpädagogik. Mit dem<br />
Personal growth<br />
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Fach hat sie schon häufig geliebäugelt. Erst ihre<br />
Kinder, sagt Susanne, hätten ihr gezeigt, wie viel<br />
Freude ihr die Arbeit mit dem Nachwuchs mache.<br />
„Bis ich am Ziel bin, dauert es zwar noch<br />
eine Weile“, sagt sie. „Aber die Perspektiven<br />
sind gut für eine Familie. Und das ist für mich<br />
das Entscheidende.“ Was von all den Geschichten<br />
bleibt? Wer einem Masterplan folgen will,<br />
riskiert, enttäuscht zu werden. Wer vom Termin<br />
einer Schwangerschaft überrascht wird, kommt<br />
vielleicht zuerst ins Grübeln, erlebt Jan Schlieter, 35, hat inzwischen jede Menge<br />
dann aber meistens, dass sich das Akademikereltern in seinem Freundeskreis. Sein<br />
Leben eben wendet. Sehr häufig beruhigender Eindruck: So unterschiedlich ihre<br />
Karrieremodelle auch sind, die Kinder geraten<br />
hin zum Guten.<br />
alle gut.<br />
Wo werden Sie in fünf Jahren sein? Planen Sie, den Vorstand eines internationalen<br />
Großunternehmens bei der Entwicklung seiner Expansionsstrategie<br />
zu unterstützen? Haben Sie an einer der renommiertesten Hochschulen<br />
studiert und wollen als Beraterin oder Berater von Beginn an außergewöhnlich<br />
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1. DER VERRÜCKTE<br />
So verhält er sich: Der Verrückte ist zum Unglück seiner Untergebenen<br />
unberechenbar. Mal gefällt er sich in der Pose des Unruhestifters, mal<br />
will er mit seinem brillanten Mutterwitz punkten und wird dabei unverschämt.<br />
Aus Routinemeetings macht er im Alleingang unvergessliche<br />
Momente der Konzerngeschichte. Wenn dabei mal eine Glastüre zu<br />
Bruch geht, dann ficht das diesen Menschen wenig an. Schließlich hat er<br />
eines im Überfluss: Selbstbewusstsein. Dass er angesichts seiner geistigen<br />
Verfassung überhaupt noch einigermaßen funktioniert, hat er allein<br />
seiner kampferprobten Assistentin zu verdanken.<br />
Der übliche Satz: „Wissen Sie, wie sehr mich der Anblick Ihrer grauen<br />
Gesichter anödet? Ja? Warum tun Sie dann nichts dagegen?“<br />
So isst er zu Mittag: Da sich der Verrückte nicht ganz zu Unrecht im<br />
Lauf der Jahre einen Verfolgungswahn zugelegt hat, beschränkt er sich<br />
bei der Nahrungsaufnahme auf luftdicht abgepackte Sandwiches, die er<br />
am Rechner sitzend verdrückt, während er sich beinahe erfolgreich<br />
davon abzuhalten versucht, seine Lieblingswebsites erotischer Natur<br />
abzusurfen.<br />
Warum macht der das? Der Verrückte war nicht immer so. Vermutlich<br />
galt er seinen Vorgesetzten eine Zeit lang als grenzwertig ins Geniale<br />
spielend, als noch niemand so genau merkte, dass seine Furchtlosigkeit<br />
sehr viel mit seinen Wahnzuständen und ganz wenig mit echtem Mut zu<br />
tun hat.<br />
Kann man da was machen? Man muss auf die Vernunft der Oberbosse<br />
hoffen, denen man durchaus auch mal einen Wink geben kann. Die<br />
aller größte Pflicht bei einem verrückten Chef ist es aber, ihn und seine<br />
Anweisungen keinesfalls ernst oder gar anzunehmen und Aufträge immer<br />
nur nach Rücksprache mit der zweiten Reihe anzunehmen. Denn<br />
die sonst so verhassten Hierarchien im <strong>Job</strong> haben immerhin einen Vorteil:<br />
Sie gleichen eine ganze Weile auch solche Totalausfälle aus. Bis es<br />
den Untergebenen zu bunt wird und sie eine Revolution anzetteln.<br />
2. DER EHRGEIZLING<br />
So verhält er sich: Der Ehrgeizling ist nicht zufällig auf diesen Posten<br />
gepurzelt. Es war sein Plan. Er hat in der Mittelstufe das Double Feature<br />
Wall Street und American Psycho gesehen und am Tag darauf seinen<br />
Schulranzen gegen eine Aktentasche getauscht und sich Hosenträger<br />
zugelegt. Er versteht nicht, wie andere Menschen ihr Leben vertändeln,<br />
pünktlich Feierabend machen und womöglich einen Betriebsrat gründen<br />
wollen – ein Ansinnen, das ihm ähnlich absurd erscheint wie das<br />
Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens. Er ist um acht Uhr<br />
der Erste am Schreibtisch und zwölf Stunden später der Letzte, der vom<br />
Pförtner verabschiedet wird. Er bringt unter der Woche volle Leistung,<br />
und am Wochenende widmet er sich aktiv seiner attraktiven Frau und<br />
den beiden wohlgeratenen Kleinkindern.<br />
44 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
1.<br />
VON CHRISTINA WAECHTER / TEXT & KATHARINA BITZL / ILLUSTRATION<br />
Kenn den<br />
Es gibt nur fünf verschiedene Cheftypen auf der ganzen Welt. Hier sind sie.<br />
Der übliche Satz: „Die gute Nachricht: Die Zahlen sind da, und sie sind<br />
im Vergleich zum Vorjahresquartal um das Fünffache gestiegen. Die<br />
schlechte Nachricht: Das reicht mir nicht.“<br />
So isst er zu Mittag: Der Ehrgeizling könnte gut ohne Mittagessen auskommen,<br />
schließlich hat er seine Diät fast ganz ohne Nebenwirkungen<br />
auf Multivitamin-Shakes und Muskelaufbaupräparate umgestellt. Aber<br />
Networking ist nicht weniger wichtig als eine ansehnliche Figur, also<br />
verabredet er sich täglich mit abteilungsfremden Entscheidungsträgern,<br />
die ihm eines Tages nützlich werden könnten. Dazu gibt es dann saisonalen<br />
Salat oder eine klare Suppe, das belastet den Körper nicht.<br />
Warum macht der das? Der Ehrgeizling will etwas erreichen, denn das<br />
Sein an sich reicht ihm nicht. Dieses „Etwas“ kann er zwar jetzt auch<br />
nicht auf Anhieb definieren – aber muss er das denn? Manchmal hat er<br />
das Gefühl, einfach schneller zu leben als alle anderen. Und manchmal<br />
glaubt er, ihm fehle einfach nur so etwas wie der Sinn seines Lebens.<br />
Aber dann nimmt er eine Schlaftablette und vertagt diese fragwürdigen<br />
Gedanken auf nach der Rente.<br />
Kann man da was machen? Selten, aber hin und wieder kommt es zu<br />
einer großartigen Verquickung, und der Ehrgeizling stellt sich als guter<br />
Chef heraus – als einer, der seine Mitarbeiter motivieren kann und neben<br />
seinem eigenen Fortkommen auch das seines Teams im Blick hat. Die<br />
große Mehrheit der Chefs mit Ehrgeiz ist allerdings fast ausschließlich<br />
an der eigenen Karriere interessiert. Also muss der Angestellte schauen,<br />
wo er bleibt – mithilfe exzessiver Eigenwerbung und der gewissenhaften<br />
Imitation der Chef-Verhaltensweisen. Wem das zu anstrengend ist, der<br />
kann versuchen, sich so lange unauffällig zu verhalten, bis der Ehrgeizling<br />
wegbefördert wurde.<br />
3. DER WITZIGE<br />
So verhält er sich: Der Witzige ist nicht ganz freiwillig Chef geworden<br />
und weiß bisweilen immer noch nicht, was er da jetzt soll – an diesem<br />
Schreibtisch im Einzelbüro. Lieber bringt er das Betriebsklima auf<br />
Temperatur, streift über den Gang und verteilt gute Laune.<br />
Der übliche Satz: Besteht aus einem kommentarlos per Mail gesandten<br />
Link auf ein sehr niedliches Babytier-fällt-aus-Versehen-in-Erdloch-<br />
Video.<br />
So isst er zu Mittag: Der Witzige mag es am liebsten, wenn was los ist.<br />
Also begibt sich die ganze Abteilung im Rudel zu Tisch. Dort wird<br />
dann gnadenlos alles kommentiert: die Wahl der Speisen, das Essenstempo,<br />
die Kleidung der Kollegen und selbstverständlich auch die aller<br />
anderen Kantinenbesucher.<br />
Warum macht der das? Wenn der witzige Chef auf eines keine Lust hat,<br />
dann sind das Konflikte. Die hasst er, seitdem seine Eltern ihm die<br />
unbeschwer ten Schweden-Sommerferien mit ihrem Gestreite versaut haben.<br />
Also versucht er, jegliches Konfliktpotenzial im Keim zu ersticken.<br />
Seine Waffe dabei sind der nie enden wollende Strom witziger Anekdoten<br />
aus seiner Adoleszenz und der unbedingte Wille, die Augen ganz fest<br />
vor allem zu verschließen, was nach Ärger aussehen könnte.<br />
Kann man da was machen? Solange du deine Arbeit machen kannst<br />
und die Konfliktvermeidungsstrategie deines Chefs dich nicht daran<br />
hindert – muss man da überhaupt etwas machen?
Chef.<br />
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4. DER VERSAGER<br />
So verhält er sich: Der Versager kann keine klaren Ansagen machen,<br />
er hat keinerlei Visionen für die Zukunft, und Mitarbeiterführung hält<br />
er immer noch für eine Erfindung amerikanischer Businessgurus. Aber<br />
nur weil er es nicht kann, heißt das für ihn noch lange nicht, dass er es<br />
nicht doch immer wieder von Neuem versuchen wird. Also borgt er sich<br />
jeden Monat eine neue Idee von einem seiner Mitarbeiter, verkauft sie<br />
als seine eigene und verdreht sie so lange, bis sie vollkommen unbrauchbar<br />
geworden ist.<br />
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Der übliche Satz: „Ich will Ideen sehen, wie wir den Karren wieder aus<br />
dem Dreck ziehen. Dafür erwarte ich von jedem fünf Lösungsansätze<br />
bis 15 Uhr auf meinem Schreibtisch.“<br />
So isst er zu Mittag: Der Versager ist so mit der Rettung seines Hinterns<br />
beschäftigt, dass er das Essen immer fast vergisst. Dann schleicht er kurz<br />
vor Küchenschluss schnell allein in die Kantine und würgt ein obszön<br />
großes Stück Braten in Rekordzeit in sich rein. Ein ausgesprochen trauriger<br />
Anblick, wenn man das nötige Mitleid erübrigen könnte.<br />
Warum macht der das? Der Versager dachte einst, wie 99 Prozent der<br />
Deutschen auch, dass Chefsein ja gar so schwer nicht sein kann. Dass es<br />
so leicht dann doch nicht ist, merkt er erst, als es schon zu spät ist. Seitdem<br />
betreibt er Schadensbegrenzung und die Absicherung der eigenen<br />
Existenz. Das strengt ihn so sehr an, dass er sich auf seine eigentliche<br />
Arbeit gar nicht mehr konzentrieren kann.<br />
Kann man da was machen? Der Versager ist der anstrengendste aller<br />
Chefs, weil er deine Arbeit boykottiert. Für den Umgang mit ihm musst<br />
du auf deinen gesunden Menschenverstand hören: nicht unterkriegen<br />
lassen, nichts persönlich nehmen und kündigen, bevor dir das Arbeitsklima<br />
die Laune vollends verdirbt.<br />
5. DER AUSGLEICHER<br />
So verhält er sich: Die oberste Maxime des AusgleicherChefs ist, dass<br />
nur dort Ideen und Projekte gedeihen können, wo eine fruchtbare Atmosphäre<br />
herrscht. Also beschäftigt er sich vornehmlich mit den<br />
Launen und Zipperlein seiner Untergebenen, verhandelt nach oben und<br />
vermittelt nach unten. Und vergisst bisweilen über all diesen anstrengen
den Tätigkeiten, sich auch mal um sich selbst zu kümmern. Wer ihm<br />
zuschaut, wie er versucht, in den alltäglichen Mist so etwas wie Sinn und<br />
Ordnung zu bringen, der beneidet ihn kaum um den mickrigen Firmenwagen,<br />
der ihm als Ausgleich für sorgenbedingte Geheimratsecken<br />
zugeteilt wurde. Der Ausgleicher ist ein Menschenfreund, der immer<br />
nur das Beste in seinem Mitmenschen vermutet. Und in den meisten Fällen<br />
findet er dort auch Gutes. Aber selbstverständlich gibt es immer den<br />
einen Deppen, der Freundlichkeit mit Schwäche gleichsetzt und sich auf<br />
Kosten des Chefs einen schönen Lenz macht. Und auf diesen Anblick<br />
haben wiederum die ebenfalls leidtragenden Kollegen keine Lust, was in<br />
der Regel zumindest zeitweise zur Totalverweigerung ganzer Abteilungen<br />
führt. Zumindest so lange, bis der Ausgleicher wieder ausgleichend<br />
eingreift.<br />
Der übliche Satz: „Ich weiß selbst, dass diese Ansage ein ziemlicher<br />
Affront ist, aber die Chefetage will es so. Also lasst uns versuchen, das<br />
möglichst schnell und unbeschadet hinter uns zu bringen. Ich weiß, dass<br />
wir das schaffen!“<br />
So isst er zu Mittag: Der Ausgleicher arbeitet auch in der Mittagspause.<br />
Dann nimmt er sich immer einen direkten Vorgesetzten oder Untergebenen<br />
zum Lunch unter vier Augen mit in die Kantine und versucht<br />
rauszukriegen, wo der Schuh drückt: Ist es ein privates Problem, das<br />
ihn seit Wochen zu spät zur Arbeit kommen lässt? Oder ein beruflicher<br />
Rückschlag, der ihn so ungenießbar werden ließ?<br />
Warum macht der das? Der Ausgleicher glaubt an Gerechtigkeit. Und<br />
an das Gute im Menschen. Das haben ihm seine Eltern vorgelebt.<br />
Er will Gerechtigkeit herstellen und dafür Hierarchien so flach wie<br />
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Tschüss, Umschlag!<br />
Die Revolution ist so gut wie abgeschlossen: Die Versandtasche als Transportmittel von<br />
Bewerbungen hat ihre besten Zeiten hinter sich. Ist das traurig?<br />
Ha! Das waren Zeiten. Svenja Hofert ist Karriereberaterin und hat,<br />
als sie einmal ihr Bücherregal ausmistete, Bewerbungsratgeber aus vierzig<br />
Jahren gefunden. Sie blätterte und wunderte sich. In den Siebzigern soll<br />
man seinen Lebenslauf noch von Hand schreiben. Wer trotzdem eine<br />
Schreibmaschine nutzt, muss mindestens noch eine Schriftprobe beifügen.<br />
In jener fernen Zeit gehört es auch noch zum guten Ton, den Beruf der<br />
Eltern und sogar den Mädchennamen der Mutter in den Lebenslauf zu<br />
schreiben. In den Achtzigern, so las es Hofert aus den Büchern, schreiben<br />
die Bewerber erstmals tabellarische Lebensläufe, das Menschenleben wird<br />
in Form gepresst. In den Neunzigern wird aus dem kleinen beigefügten<br />
Passfoto ein großes Porträtbild. Und dann kommt der heftigs te Wandel:<br />
die Onlinebewerbung. Die Menschen tragen ihre Biografie in vorgefertigte<br />
Formulare ein. Die „großformatige Versandtasche“ verschwindet aus den<br />
Briefkästen der Unternehmen. Die Personaler sind heilfroh darüber.<br />
„Briefbewerbungen sind unattraktiv“, sagt zum Beispiel Sabine Marlena<br />
aus der Abteilung Human Resources der Linde AG, eines Unternehmens,<br />
das sein Geld unter anderem mit dem Verkauf von Gasen verdient<br />
und in Deutschland 3500 Menschen beschäftigt. „95 Prozent der Bewerbungen<br />
kommen elektro nisch, und das ist auch gut so.“ Marlena glaubt,<br />
dass sich vor allem Be werber freuen können. „Mit Porto, Skript und<br />
Mappe kostet eine vernünftige Postbewerbung locker 20 Euro. Hinzu<br />
kommt, dass Sie 90 Pro zent der Unterlagen nachher nicht mehr gebrauchen<br />
können, weil sie vom Hin- und Herschicken geknickt sind.“<br />
Der „Bewerbungsprozess“ war früher mal die Arbeitsgrundlage einer<br />
kleinen Industrie. Schreibwarenläden verkauften eigens gebundene, je<br />
nach Bedarf sehr edle Mappen, in die man Lebenslauf, Zeugnisse und<br />
Anschreiben klemm te. Fotografen waren damit beschäftigt, immer neue<br />
Abzüge von Bildern zu machen, auf denen krawattenverzierte Hälse und<br />
blusengesäumte Dekolletés schräg ins Bildzentrum ragen. Die Schalterbeamten<br />
der Post klebten Marken auf die großen Kuverts. Heute kann<br />
man Bild und Anschreiben und Lebenslauf hochladen und rausschicken<br />
und hat keine Extrakosten. Sabine Marlena sagt: „Ich vermisse die Briefumschläge<br />
nicht. Mit einer gut geführten Datenbank können wir viel effizienter<br />
arbeiten.“<br />
Klar, man muss differenzieren. Bei Bosch etwa gehen jedes Jahr 15 000<br />
Bewerbungen ein, deshalb freut sich Sprecher Dirk Haushalter in Stuttgart<br />
natürlich über das Siechtum der Versandtasche und über das Onlinebewerbungsportal<br />
des Unternehmens. Bewerbungen aus dem Hausbriefkasten<br />
werden sogar eingescannt, ins System gespeist und dann<br />
56 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
wieder an den Absender geschickt. Vor allem die Bewerbungen für Ausbildungsplätze<br />
stecken laut Haushalter noch häufiger in braunen Versandtaschen<br />
als die Mappen von Hochschulabsolventen. Eine andere<br />
Personalerin, die vor Kurzem noch bei OBI gearbeitet hat, erinnert sich,<br />
dass vor der Eröffnung eines neuen Marktes einmal 400 Bewerbungen<br />
um die ausgeschriebenen Verkäuferjobs eingingen. Per Post. „Je qualifizierter<br />
man für einen <strong>Job</strong> sein muss, desto eher kommt die Bewerbung<br />
per Mail“, sagt sie und ist sich in ihrer Erfahrung mit vielen Kollegen einig.<br />
Für die meisten hat der Umschlag als Träger der Bewerbungsunterlagen<br />
in sehr absehbarer Zeit ausgedient. Selbst der relativ kleine Textilveredler<br />
Ploucquet, der in Zittau und München 150 Menschen be schäftigt, berichtet,<br />
dass ungefähr 90 Prozent der Bewerbungen per Mail kommen. Nur<br />
die „ältere Generation“, sagt eine Mitarbeiterin, schreibe noch sehr gerne<br />
Briefe.<br />
Wo kommen überhaupt noch in nennenswertem Umfang Umschläge<br />
an? Immer wieder deuten die Menschen aus den Personalabteilungen<br />
auf die Werbeagenturen. Dort, so geht die Vermutung, zähle die handgestaltete<br />
Mappe doch noch was. Aber Margit SchellerWegener winkt entschlossen<br />
ab. Sie ist Chief People Officer bei der Agentur DDB Tribal in<br />
Berlin und sagt, gut 95 Prozent aller Bewerbungen kämen digital, zum<br />
Beispiel als PDF. Hin und wieder lege ein Designer eine handgemachte<br />
Bewerbung zu ihren Händen an den Empfang. „Wenn das einer macht“,<br />
sagt sie, „dann muss die Mappe aber schon sehr cool sein.“ Es muss also<br />
einen guten Grund für eine Briefbewerbung geben. Und doch sei die<br />
Kuvertzeit noch nicht ganz vorbei. „Die Arbeitsverträge verschicken wir<br />
natürlich in Umschlägen“, sagt Margit SchellerWegener.<br />
Die Karriereberaterin Svenja Hofert hat schon 1998 das Buch Stellensuche<br />
und Bewerbung im Internet geschrieben. Der erste Verlag, dem sie<br />
damals das Buchkonzept anbot, winkte ab. Die Verantwort lichen mochten<br />
sich nicht vorstellen, dass die Postbewerbung einmal zur Marginalie<br />
verkommen könne. Nun ist alles anders geworden, und es wird noch vieles<br />
anders werden. Svenja Hofert glaubt, dass eine neue Reform ansteht.<br />
„Es nervt die Leute, wenn sie bei jedem Unternehmen neu ihre Daten<br />
eingeben müssen.“ Hofert findet, man müsse darangehen, die Bewerbungsportale<br />
mit Karrierenetzwerken zu verknüpfen. In Amerika wird<br />
bei einer Bewerbung häufig einfach das Profil des Karriere netzwerks<br />
LinkedIn mit dem Bewerbungsformular verknüpft, und der Bewerber<br />
muss seine Bewerbung nur noch auf das Unternehmen anpassen. Das<br />
spart Zeit. Und natürlich Umschläge.
Ich will eine internationale Karriere<br />
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FOM_Image_SZ_Uni_&_<strong>Job</strong>_94x121,5.indd 1 31.03.2011 13:09:49
VON MAX SCHARNIGG / TEXT<br />
Schön heiß.<br />
Der Sommer lässt die Sonne aufs Parkett – wir zeigen dir,<br />
wie du am schönsten mit ihr tanzt.<br />
Sich zu Beginn des Sommers in<br />
eine Tischlampe zu vergucken ist in<br />
etwa so klug, wie sich noch schnell<br />
in einen Skilehrer zu verlieben.<br />
Beide werden in den nächs ten sechs<br />
Monaten einfach nicht richtig auftrumpfen<br />
können. Aber was soll’s,<br />
die Binic Leuchte, die die junge Designerin<br />
Ionna Vautrin beim itali enischen<br />
Nobelbeleuchter Foscarini<br />
untergebracht hat, musste uns nur<br />
einmal mit ihrem großen Gesicht<br />
ansehen, und wir waren hin. Dank<br />
Polycarbonat-Gehäuse ist sie auch<br />
einigermaßen erschwinglich und zudem<br />
in allerlei Farben zu erwer -<br />
ben. Analoger Gefällt-mir-Daumen<br />
hoch!<br />
Weitaus dringender als Kunstlicht<br />
sind allerdings Fragen der<br />
sommerlichen Fortbewegung. Was<br />
das immergrüne Fahrrad angeht, so<br />
stellen wir mittlerweile fest, dass wir<br />
uns an den ewigen Holland-Möhren<br />
und Schweizer Armeefahrrädern<br />
langsam tüchtig sattgesehen haben.<br />
Stattdessen würden wir uns doch<br />
lieber mal eines von diesen schlanken<br />
Singlespeed-Dingern zulegen.<br />
Gar nicht, weil wir damit irgend eine<br />
Pedal-Gegenkultur eröffnen wollen,<br />
sondern weil die einfach am besten<br />
aussehen. Ein normales City rad war<br />
ja bisher eine scheußliche Melange<br />
aus dickem Alurohr, 3-D-Schrift<br />
und Plastikaufbauten. Die Ein-<br />
Gang-Räder dagegen: dünnes Rohr,<br />
dünne Reifen, Bremsen, Sattel, fertig.<br />
Man kann sie sich zum Beispiel<br />
ganz nach Gusto bei Ur ban Outfitters<br />
(bikes.urbanoutfitters.com)<br />
selber zusammenbauen – das Rad<br />
wird dann drei Wochen später als<br />
Paket beim Nachbarn abgegeben.<br />
Herrlich, wie pfeilschnell wir damit<br />
58 jetzt UNI & JOB Nr.02/11<br />
über die Nymphenburger fliegen<br />
könnten, und ein bisschen bequemer<br />
als die Vintage-Renn räder sind<br />
sie vielleicht trotzdem. Allerdings<br />
sind wir ja keine Schönwetterradler,<br />
und ohne Schutzblech fährt es sich<br />
auch 2011 schlecht durch Pfützen<br />
(Spritzwasser im Nacken!). Also<br />
immer eine Not-Pelerine dabei?<br />
Auch doof. Hier ist das letzte Wort<br />
noch nicht ge sprochen, und bis dahin<br />
bleibt’s bei der rostigen Sabine.<br />
Das Spezial-T-Shirt für Fahrradkuriere,<br />
welches das beneidenswert<br />
smarte Minilabel Outlier (outlier.cc)<br />
in New York bereithält, können wir<br />
uns ja trotzdem bestellen. Aber<br />
Vorsicht, die haben auch überaus<br />
slicke Hosen und Hemden für den<br />
Gentleman-Rad ler – da wird der<br />
Versand ganz schnell teuer.<br />
Zweites Fortbewegungsproblem:<br />
Schuhe. Zunächst mal wollen wir<br />
diesen Sommer nicht mehr Frühstücksradio-Hektiker<br />
oder Sausalitos-Tussis<br />
über weiße Socken in<br />
Sandalen witzeln hören, denn diese<br />
vermeintlich pointierte Beobachtung<br />
hat ihre Pointenfrische schon<br />
etwa 1994 verloren. Auf einen Honk<br />
mit weißen Sandalsocken kommen<br />
doch heute zehn, die sich darüber<br />
lustig machen, das steht in keinem<br />
Verhältnis. Zurück zum Schuhwerk<br />
– so schlecht sie im Winter unten<br />
ausgestattet sind, im Sommer hängen<br />
uns die Damen leider immer<br />
ab. Bevor wir zu Riem chensandalen<br />
greifen, tendieren wir aber eher zu<br />
diesen netten Seersucker-Plimsolls,<br />
die uns im legendären Très Bien<br />
Shop (tresbienshop.net) in die<br />
Hände gefallen sind. Zumin dest am<br />
Stadtstrand dürfte bella figura damit<br />
möglich sein, sonst, eh klar, barfuß<br />
durch den Park, bis der Arzt<br />
kommt und die Bierfla schenscherben<br />
rausschneidet. Die se komischen<br />
Halbsöcklinge, die bei unserem<br />
Nachbarn gegen über auf der Wäscheleine<br />
hängen, sind übrigens<br />
noch unmännlicher als normale<br />
weiße Socken. Wir verstehen ihren<br />
Sinn, aber wir finden sie etwa so<br />
sexy wie vergilbte Stützstrümpfe im<br />
Krankenhaus.<br />
Bleibt die Frage, ob man sich eine<br />
neue Badehose kaufen sollte. Badehosen<br />
nutzen nicht besonders stark<br />
ab und haben einen Gummi zug,<br />
deswegen sind sie meist das einzige<br />
Kleidungsstück, das wir seit 15<br />
Jahren unverändert im Schrank liegen<br />
haben. Das eingenähte Seepferdchen-Abzeichen<br />
verrät diese<br />
Langzeitliebe allerdings, deswegen<br />
darf es schon mal eine neue sein.<br />
Wir geiern dabei ja stark auf die<br />
handgeschnitzten Schwimmshorts<br />
von Orlebar Brown (orlebarbrown.<br />
co.uk) aus London. Aber 125 Pfund<br />
für eine Badehose? Da würde<br />
Mama uns doch enterben. Dann die<br />
Kohle lieber in einen überteuerten<br />
Grill investieren – da gehört sie ja<br />
gewissermaßen hin. Der Porzel lan -<br />
grillkübel von Eva Solo hat zwar<br />
nix mit Lagerfeuerromantik zu tun,<br />
aber wie posh wäre das bitte, wenn<br />
wir mit einem alpinweißen Grillkübel<br />
mit Henkel in der Straßenbahn<br />
stehen würden, nächste Haltestelle<br />
Isarstrand?<br />
Sonst kann der Sommer gerne<br />
vorrücken bis zur Schlossallee, wir<br />
sind bereit. Wir haben dieses hübsche<br />
Eis-Buch gelesen und wissen<br />
jetzt, wie hervorragend man Eis<br />
selber machen kann. Deswegen<br />
kaufen wir uns gleich gegenüber<br />
zwei Kugeln Old-School-Vanille,<br />
das wir bitte unbedingt wie „Vanielieee“<br />
aussprechen, denn Donald-<br />
Duck-Dialekt ist der Sprachtrend<br />
des Sommers. Statt Gitarre sollte<br />
man deswegen zum Beispiel auch<br />
Guitarre sagen und zu seiner Lieb-<br />
lingstischleuchte immer nur Binic.<br />
Aber das hatten wir ja schon.<br />
FOTOS: Foscarini, Urban Outfitters, Outlier, Seavess, Orlebar Brown, Eva Solo, Etsy/mybeardedpigeon
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Es wird einfacher. Das ist die gute Nachricht.<br />
Irgendwann ist die Schulzeit vorbei, und dann wird es einfacher<br />
zu sein, wer man ist. Die schlechte Nachricht ist aber auch: Das<br />
geschieht nicht automatisch.<br />
Man kann etwas<br />
dafür tun, und man muss<br />
es auch.<br />
Der Klassenclown, das<br />
stille Mäuschen, der Streber,<br />
der Idiot – wenn man lange zusammen ist, zum Beispiel im Jahrgang<br />
einer Schule, dann ist es schwer, aus seiner Rolle herauszukommen,<br />
wenn man sich in ihr nicht wohlfühlt. Wir sind alle viel abhängiger<br />
von dem, was andere über uns denken, als gut für uns ist. Und<br />
wenn dann da am Ende des Tunnels das Licht aufscheint, dass<br />
man noch einmal anfangen kann – in einer Umgebung, in<br />
der einen keiner kennt –, dann wirkt das wie eine Verheißung.<br />
Aber die Wahrheit ist auch: Die meisten von<br />
uns werden sich nicht los. Wir haben uns dabei,<br />
und wenn wir wollen, dass etwas anders wird,<br />
müssen wir es anders machen. Wir rutschen<br />
nur zum Teil zufällig oder wegen der anderen<br />
in unsere Rollen. Zu einem großen<br />
Teil sind wir wegen uns selbst in den jeweiligen<br />
Rollen.<br />
Es ist kein Geheimnis, warum das so ist,<br />
aber wir reden nicht darüber, weil es zum<br />
Schmerzhaftesten gehört, das wir kennen.<br />
Wir reden nicht darüber, weil wir über etwas<br />
reden müssten, woran wir nicht einmal denken<br />
wollen: Demütigungen. Denn Demütigungen – oder die<br />
Angst vor ihnen – sind heimlich, still und leise zur größten Triebkraft<br />
überhaupt geworden. Leider nicht nur in der Schule, sondern auch im<br />
Berufsleben. Überhaupt im Leben. Nur als Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit<br />
ist hoch, dass du dir Sorgen über die Zukunft machst und dar über,<br />
welchen Beruf du ausüben wirst; ob du überhaupt je einen <strong>Job</strong> findest,<br />
von dem man leben kann. Ob etwas aus dir wird. Dabei wissen wir alle:<br />
Verhungern wirst du nicht, weil man in diesem Land nicht verhungert.<br />
Du hast ein Grundrecht auf Leben, und Leben heißt in diesem Fall Teilhabe.<br />
In der Theorie könntest du es dir auch bequem machen. Aber wir<br />
machen es nicht. Wir wollen viel mehr, und das ist gut so. Damit das Ganze<br />
hier einen Sinn hat, suchen wir nach mehr. Nach etwas, das uns erfüllt.<br />
Das muss nicht Arbeit sein, aber bei den meisten von uns ist es doch so.<br />
Wir wollen die Stunden des Tages mit etwas füllen, das uns glücklich<br />
macht, und wir haben die Chance, es zu tun. Du, ich, wir alle. Nicht in je-<br />
VON MICHALIS PANTELOURIS / TEXT & FILIPEK / ILLUSTRATION<br />
Wer bin ich?<br />
der Minute an jedem Tag, aber grundsätzlich schon. Eigentlich sollten wir<br />
mit den Hufen scharren und uns darauf freuen. Aber gleichzeitig haben<br />
wir auch Angst, dass es nicht klappt. Nur machen wir<br />
uns wenige Gedanken darüber, was eigentlich<br />
konkret nicht klappen könnte.<br />
Die Angst hat wenig mit Glück zu<br />
tun. Sondern diffus damit, „es nicht<br />
zu schaffen“, was eigentlich heißt:<br />
ein Versager zu sein. (Was auch<br />
immer das ist.) Gedemütigt zu<br />
sein. Dagegen wappnen wir uns,<br />
wenn wir Rollen spielen – ge-<br />
gen etwas, das uns völlig egal<br />
sein sollte.<br />
Wir alle tun in unseren <strong>Job</strong>s<br />
Dinge, von denen wir glauben, dass<br />
sie sinnlos sind, und wir tun sie nur,<br />
weil irgendein Chef oder Kunde gesagt<br />
hat, dass wir sie so machen sollen.<br />
Es fällt schwer, weil wir uns ein Leben<br />
lang so sehr gegen Demütigungen gewappnet<br />
haben, dass wir es manchmal schon als<br />
eine Demütigungbegreifen,<br />
wenn jemand<br />
unsere<br />
Ideen nicht<br />
mag, an denen<br />
wir lange gearbeitet<br />
haben.<br />
Natürlich ist das<br />
Quatsch. Irgendeiner<br />
ist immer stärker als wir,<br />
und irgendeiner ist immer schwächer.<br />
Man muss sein Leben nicht mit<br />
dem Quatsch anderer Leute vergeuden. Und das<br />
tun wir, wenn wir Rollen spielen, in denen wir uns nicht wohlfühlen:<br />
Anstatt uns darum zu kümmern, was uns selbst erfüllt, reagieren<br />
wir auf das, was andere vielleicht von uns denken. Vielleicht ist der Klassenclown<br />
tatsächlich einfach witzig. Aber wahrscheinlich ist er sich vor<br />
allem unsicher, ob er auf einem anderen Weg als über Klamauk die Zustimmung<br />
bekommt, die er sich wünscht. Dabei ist die wichtigste Zustim-<br />
mung, die wir kriegen können, unsere eigene. Wenn wir uns okay finden,<br />
kann uns niemand mehr demütigen. Dann ist Michalis Pantelouris ist<br />
plötzlich tatsächlich alles leichter. Und so soll es Journalist und Autor des<br />
sein.<br />
Buches Werde das, was<br />
zu dir passt.<br />
Impressum jetzt UNI & JOB. Eine Verlagsbeilage der <strong>Süddeutsche</strong>n <strong>Zeitung</strong> im Mai 2011<br />
Verlag: <strong>Süddeutsche</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89 / 21 83 - 0 Chefredakteur: Kurt Kister Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Dirk von Gehlen<br />
Redaktion: Peter Wagner Art Director: Joanna Swistowski Schlussredaktion: Isolde Durchholz Anzeigen (verantwortlich): Jürgen Maukner<br />
Kontakt: Tel. 0 89 / 21 83 - 8273, stellen-anzeigen@sueddeutsche.de Anzeigenpreise unter http://mediadaten.sueddeutsche.de/sonderthemen/jetzt_schulejob_unijob<br />
Repro: Compumedia GmbH, Elsenheimerstraße 59, 80687 München Druck: Burda Druck GmbH, Hauptstraße 130, 77652 Offenburg<br />
Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Das Papier des Magazins jetzt UNI & JOB wird aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. Bei Nichterscheinen<br />
durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere<br />
durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.<br />
Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.<br />
Veröffentlichung gemäß Art. 8 Abs. 3 Bayerisches Pressegesetz: Alleinige Gesellschafterin der <strong>Süddeutsche</strong> <strong>Zeitung</strong> GmbH ist die <strong>Süddeutsche</strong>r Verlag GmbH, München. An dieser sind beteiligt:<br />
Südwestdeutsche Medien Holding GmbH, Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann Holding GmbH, Grünwald: 18,75 %
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Managing Director<br />
Luigi Bertinato,<br />
Managing Director<br />
Karlheinz Essl,<br />
Aufsichtsrats-<br />
präsident<br />
Peter Kowalsky,<br />
Geschäftsführer<br />
Lars Thomsen,<br />
CEO & Gründer<br />
Peter Bettermann,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Alfred Gusenbauer,<br />
Bundeskanzler a.D.<br />
Claus Hipp,<br />
Rudolf Hundstorfer,<br />
CEO & Unternehmer Bundesminister<br />
Dieter Koppe,<br />
Geschäftsführer<br />
Thomas Ludwig,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Mario Morettti<br />
Polegato, Präsident<br />
Axel Paeger,<br />
Vorsitzender der<br />
Geschäftsleitung<br />
Antonia Rados,<br />
Journalistin<br />
Hans-Jörg Schelling,<br />
Vorsitzender<br />
Veit Sorger,<br />
Präsident<br />
Rüdiger Adolf,<br />
Senior Vice<br />
President<br />
Franzobel, Literat,<br />
Autor & Kritiker<br />
Helmut Kramer,<br />
Direktor &<br />
Wissenschafter<br />
Jörg Maas,<br />
Europakoordinator<br />
Charles Morrison,<br />
Präsident<br />
Reza Pahlavi,<br />
Heir to the Throne<br />
Claus Raidl,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Manfred Scheuer,<br />
Diözesanbischof<br />
Michael<br />
Spindelegger,<br />
Bundesminister<br />
Bassam Tibi,<br />
Nahostexperte,<br />
Autor & Islamologe<br />
Alberto Alessi,<br />
Designer &<br />
Unternehmer<br />
Jürgen Born,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Benita Ferrero-<br />
Waldner,<br />
EU-Kommissarin<br />
Sabine Haag,<br />
Direktorin<br />
Riccardo Illy,<br />
Unternehmer &<br />
Politiker<br />
Michael Krammer,<br />
CEO<br />
Gerlinde Manz-<br />
Christ, Kommunikationschefin<br />
Hanns-Ferdinand<br />
Müller, Vorstand<br />
Gustav Peichl,<br />
Architekt, Autor &<br />
Karikaturist<br />
Susan Rasinski<br />
McCaw, Head of<br />
Mission<br />
Yorck Schmidt,<br />
Finanzdirector<br />
Georg Springer,<br />
Geschäftsführer<br />
Herwig van Staa,<br />
Landeshauptmann<br />
Dieter Althaus,<br />
Ministerpräsident<br />
Werner Brinker,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Franz Fischler,<br />
EU-Kommissar<br />
Johannes Hahn,<br />
Bundesminister<br />
Susan Clark,<br />
Managing Director<br />
Wilhelm Krull,<br />
Generalsekretär<br />
Dirk Martin,<br />
Bundesvorsitzender<br />
Dominik Neidhart,<br />
America‘s Cup<br />
Winner<br />
Richard Piock,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Martin Lenz,<br />
Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Frank Schönefeld,<br />
Chief Operating<br />
Officer<br />
T. P. Sreenivasan,<br />
Head of Mission<br />
Daniel Vasella,<br />
Präsident<br />
Claudio Albrecht,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Armin Burger,<br />
Generaldirektor<br />
Michel Friedman,<br />
Politiker, Anwalt &<br />
Talkmaster<br />
Hans Haider,<br />
Generaldirektor<br />
Rudolf Jettmar,<br />
Vize-Generaldirektor<br />
Richard Kühnel,<br />
Head of Mission<br />
Helmut Maucher,<br />
Ehrenpräsident<br />
Joseph Nellis,<br />
Vice Provost &<br />
Director<br />
Josef Probst, Stv.<br />
Generaldirektor<br />
Anton Reisinger,<br />
Vice President<br />
Georg Schöppl,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Alexander von<br />
Witzleben, Vorstand<br />
Dan Ashbel,<br />
Head of Mission<br />
Josef Burger,<br />
Vorstandsdirektor<br />
Alessandro Garofalo,<br />
Unternehmer<br />
Hans Georg Härter,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Beatrix Karl,<br />
Bundesministerin<br />
Niki Lauda,<br />
Unternehmer<br />
Fredy Mayer,<br />
Präsident<br />
Hermann Nitsch,<br />
Aktionist & Künstler<br />
Ursula Plassnik,<br />
Bundesministerin<br />
a.D.<br />
Michael Reiterer,<br />
Head of Mission<br />
Karl Schwarzenberg,<br />
Unternehmer &<br />
Politiker<br />
Günter<br />
Reinhold Stecher,<br />
Stamerjohanns, Vice Altbischof<br />
President<br />
Julian Wagner,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
** in Vorbereitung<br />
= in englischer Sprache = in deutscher und englischer Sprache * Überblick über Gastvorträge der letzten Jahre (Auswahl); angeführte Funktionen zum Zeitpunkt des Vortrags<br />
Martin Bartenstein,<br />
Bundesminister<br />
Erhard Busek,<br />
Vizekanzler a.D.<br />
Elisabeth Gehrer,<br />
Bundesministerin<br />
Erich Hautz,<br />
Leiter Konzernzentraleinheit<br />
Zeno Kerschbaumer,<br />
Executive Vice<br />
President<br />
Christoph Leitl,<br />
Präsident<br />
Helmut Meier,<br />
Senior Vice<br />
President<br />
Arthur Oberascher,<br />
Geschäftsführer<br />
Günther Platter,<br />
Bundesminister<br />
Günter Rhomberg,<br />
Präsident<br />
Herbert Schweiger,<br />
General Manager<br />
Udo Steffens,<br />
Präsident<br />
Ulrich Wolters,<br />
Aufsichtsratsvor-<br />
sitzender<br />
Herbert Bauer,<br />
Brigardier<br />
Bob de Wit, Dean Hans Demmel,<br />
Geschäftsführer<br />
Andreas Bierwirth,<br />
Vorstand<br />
Axel Heitmann,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Václav Klaus,<br />
Staatspräsident<br />
Klaus Liebscher,<br />
Generalgouverneur<br />
Daniel Philipp<br />
Merckle,<br />
Stiftungspräsident<br />
Erwin Obermeier,<br />
Production Director<br />
Herbert Prock,<br />
Beauftragter<br />
des CEO<br />
Susanne<br />
Riess-Passer,<br />
Generaldirektorin<br />
Rosely Schweizer,<br />
Beiratsvorsitzende<br />
Leo Steiner,<br />
General Manager<br />
Gernot Wisser SJ,<br />
Provinzial<br />
Kurt Bayer,<br />
Executive Director<br />
Arthur Gillis,<br />
Managing Director<br />
Klaus Hekking,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Johann Klimmer,<br />
Geschäftsführer<br />
Christine Licci,<br />
Vorstand<br />
Michael Mertin,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Leoluca Orlando,<br />
Politiker, Anwalt &<br />
Philosoph<br />
Josef Pröll,<br />
Bundesminister<br />
Josef Sanktjohanser,<br />
Vorstand<br />
Anton Seeber,<br />
Verwaltungsrat<br />
Karl Stoss,<br />
Generaldirektor<br />
Reinhold Würth,<br />
Aufsichtsratsvor-<br />
sitzender<br />
Matthias Bellmann,<br />
Vorstand<br />
Albrecht Deyhle,<br />
Ehrenvorsitzender<br />
Brad Glosserman,<br />
Executive Director<br />
Othmar Hill,<br />
Präsident &<br />
Gründer<br />
Rudolf Knünz,<br />
Vorstand<br />
Hans Lindenberger,<br />
Vorstandsdirektor<br />
Jörg Mittelsten<br />
Scheid,<br />
Beiratsvorsitzender<br />
Alfred Ötsch,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Josef Propst,<br />
Geschäftsführer<br />
Anselme Sanon,<br />
Erzbischof<br />
Hermann Sendele,<br />
CEO & Gründer<br />
Masaru Tamamoto,<br />
Senior Fellow,<br />
Scientist<br />
Stefan Ziffzer,<br />
Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung<br />
René Benko,<br />
CEO & Investor<br />
Brigitte Ederer,<br />
Vorstandsdirektorin<br />
Ian Goldin,<br />
Dean & Director<br />
Michael Hilti,<br />
Verwaltungsrat<br />
Edelbert Köb,<br />
Direktor<br />
Yang Liu,<br />
Designerin &<br />
Unternehmerin<br />
Reinhold<br />
Mitterlehner,<br />
Bundesminister<br />
Ananthanarayan<br />
Padmanabhan,<br />
Managing Director<br />
Jesco Freiherr von<br />
Puttkamer,<br />
Raumfahrtpionier<br />
August-Wilhem<br />
Scheer, Aufsichtsrats-<br />
vorsitzender<br />
Heidegunde<br />
Senger-Weiss,<br />
Aufsichtsrätin<br />
Michael Thamm,<br />
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Universitäts studentinnen und -studenten, Doktoranden und Professionals<br />
aller Fachrichtungen – außer BWL und VWL. Bitte senden Sie Ihre vollständigen<br />
Bewerbungs unterlagen bis zum ��. Mai an Patricia Brabandt,<br />
E-Mail: bcgopen@bcg.com. Mehr Informationen unter bcgopen.bcg.de<br />
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