Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme - KLUEDO ...
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es gibt gar keinen Geschmack, d.i. ein ästhetisches Urteil, welches auf jedermanns<br />
Beistimmung rechtmäßigen Anspruch machen könnte.’ 31<br />
Über die daraus resultierende Problematik des ästhetischen Urteils bei Urteilen über<br />
Architektur wird im Folgenden noch näher eingegangen werden. Man kann jedoch behaupten,<br />
dass sich die Urteilenden meist überhaupt nicht bewusst sind, wie ihr Urteil an sich<br />
beschaffen ist.<br />
Eine Trennung zwischen logischem und ästhetischem Urteil unterbleibt meistens. Ein weiteres<br />
Problem ergibt sich, wenn sich ihr Urteil nur auf ‘objektive’ Eigenschaften im Sinne eines ‘X<br />
besser beschaffen <strong>als</strong> Y’ bezieht. So urteilen sie jedoch meist auch dann ohne Rückbezug auf<br />
Systeme, die präzise Möglichkeiten der zwingend vorauszusetzenden Einordnung der Objekte<br />
‘X’ und ‘Y’ geben könnten. Es besteht somit die ständige Gefahr, dass Dinge miteinander<br />
verglichen werden, die nicht dem gleichen Typus angehören, analog den häufig zitierten<br />
‘Vergleichen von Äpfeln und Birnen’. 32 So zeigt sich <strong>als</strong>o, dass vorab systematische<br />
Untersuchungen nötig sind, um in der Architektur sinnvoll Wertungen machen zu können.<br />
Neben den angedeuteten Problemen des Urteils und der unabhängigen Vergleichbarkeit von<br />
Architektur tritt nun noch ein drittes auf, welches das Urteilen und Vergleichen in der<br />
Architektur eigentlich unmöglich macht: das Problem der ästhetischen Differenz.<br />
Bekanntlich besteht zwischen Plan und Entwurfsziel, Begriff und Anschauung, zwischen<br />
Abbild und Abgebildetem, Zeichen und Bezeichnetem, Plan und Ausführung und in der<br />
Architektur im besonderen zwischen Objekt selbst und den darüber verfügbaren<br />
Publikationen immer eine Differenz. 33<br />
Die Beschreibung ist mit dem Gegenstand der Beschreibung nicht identisch. Wie kann nun<br />
Architektur bzw. ein Gebäude typisiert und damit eingeordnet und beurteilt werden, wenn das<br />
31 Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Ausgabe Meiner, Hamburg, 1990, §7.<br />
32 Wobei in der Biologie <strong>als</strong> Wissenschaft eindeutige Kriterien festgelegt wurden, die<br />
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die einzelnen Typen exakt festlegen.<br />
33 Bereits Vitruv trennt in der Baukunst zwischen dem, was angedeutet wird und dem,<br />
was andeutet: ‘...maxime etiam in architectura haec duo insunt: quod significatur et<br />
quod significat.’, ebd. S.22, so ist bei ihm der Entwurf das, was andeutet (significat)<br />
und das, was angedeutet wird (quod significatur), das gekennzeichnete Ziel.