Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme - KLUEDO ...
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3.6 <strong>Qualifizierungssysteme</strong> und Quantifizierungssysteme in<br />
der Architektur<br />
Qualifizieren von Architektur kann Verschiedenes bedeuten, zum einen die reine<br />
Untersuchung der Beschaffenheit des Objektes (lat. qualis: wie beschaffen) auf seine ihm<br />
eigenen Merkmale, die es definieren; zum anderen die Untersuchung nach Merkmalen und<br />
Eigenschaften, die im Sinne einer Qualität <strong>als</strong> Güte oder Wert abgrenzend und<br />
hierarchiebildend sind.<br />
Während sich die Untersuchung der Beschaffenheit lediglich mit dem Wissen über die Dinge<br />
begnügt, möchte die Qualifizierung in der Architektur im wertenden Sinne meist Aussagen<br />
über ‘besser’ und ‘schlechter’ machen und im besonderen urteilen, ob Architektur ‘schön’<br />
oder ‘häßlich’ sei. Welcher Architekt, Bauherr, Architekturlehrer usw. würde <strong>für</strong> sich nicht<br />
gerne in Anspruch nehmen zu wissen, ob die Architektur ‘X’ schöner <strong>als</strong> die Architektur ‘Y’ ist?<br />
Obwohl diese Unterscheidung in bessere/schlechtere, geeignete/ungeeignete,<br />
schöne/häßliche Architektur ständig getroffen wird, ist den Urteilenden meist nicht ganz<br />
genau klar, wie und ob die objektive Qualität eines Objektes messbar ist. Die Art des Urteiles<br />
wird nicht weiter reflektiert (ästhetisch/logisch) und es entsteht Verwunderung oder Ärger<br />
darüber, warum andere das getroffene ästhetische Urteil über Architektur nicht teilen.<br />
Da architektonische Urteile im Sinne von Architektur <strong>als</strong> einer der Künste meist ästhetische<br />
Urteile sind, stellen sie, wie Immanuel Kant bereits 1799 in der ‘Kritik der Urteilskraft’<br />
festgestellt hatte, Forderungen auf.<br />
‘Wenn jemand aber etwas <strong>für</strong> schön ausgibt, so mutet er anderen ebendasselbe Wohlgefallen<br />
zu; er urteilt nicht bloß <strong>für</strong> sich, sondern <strong>für</strong> jedermann und spricht <strong>als</strong>dann von der<br />
Schönheit, <strong>als</strong> wäre sie eine Eigenschaft der Dinge. Er sagt daher:<br />
die Sache ist schön; und rechnet nicht etwa darum auf anderer Einstimmung in seinem Urteil<br />
des Wohlgefallens, weil er sie mehrmalen mit der seinigen einstimmig befunden hat, sondern<br />
er fordert es von ihnen. Er tadelt sie , wenn sie anders urteilen, und spricht ihnen den<br />
Geschmack ab, von dem er doch verlangt, dass sie ihn haben sollen; und sofern kann man<br />
nicht sagen: ein jeder hat seinen besonderen Geschmack. Dieses würde soviel heißen, <strong>als</strong>: