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Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme - KLUEDO ...

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Klassifikation wird daher meist <strong>als</strong> ‘Setzkasten’-Wissenschaft interpretiert, ohne dass dabei<br />

reflektiert wird, wie Klassifikationen an sich beschaffen sind oder angewandt werden können,<br />

ohne in rein enzyklopädische Verfahrensweisen überzugehen, die trotz aller Anfeindungen<br />

ihre eigenen Möglichkeiten haben.<br />

Philippe Panerai kritisiert die Vornahme der Typologie durch Klassifikation dahingehend, dass<br />

sie diese Klassifikation im nachhinein vornimmt und damit den Anschein erweckt, sie halte<br />

gegenüber den Gegenständen ihrer analytischen Studien (den Gebäuden) eine<br />

wissenschaftliche Neutralität ein. Diese Art Bauwerke wie Schmetterlinge zu klassifizieren legt<br />

den Vergleich ‘mit der Arbeit des Insektenforschers oder der des lärmlosen Zeitvertreibs von<br />

Dilettanten’ nahe. 24 Aus welchen Gründen Panerai seine postulierte Überlegenheit bezieht,<br />

bleibt im Verborgenen.<br />

Wenn Panerai mit seiner Kritik in einigen Punkten sicherlich Recht hat, so sollte man jedoch<br />

die Typologie <strong>als</strong> Klassifikation nicht gesamt aburteilen, sondern Möglichkeiten zeigen, mit<br />

welchen die tatsächlichen Mängel der vorhandenen Verfahren eliminiert werden können.<br />

Dies kann durch eine einfache Trennung der Untersuchung der konkreten Erscheinungen von<br />

der abstrakten Idee erfolgen.<br />

Wenn auch heute die Klassifikationen von Architekten kritisiert werden, so muss man sich<br />

jedoch vergegenwärtigen, dass diese Kritiker ihre architekturtheoretische Verankerung<br />

traditionell aus klassischen Architekturdefinitionen konstituieren, die ihrerseits jedoch <strong>als</strong><br />

Klassifizierungen ausgebildet sind. So klassifiziert bereits Vitruv die gesamte Architektur in<br />

drei Gruppen: ‘aedificatio, gnomonice, machinatio’. Die ‘aedificatio’ wird wiederum in<br />

öffentliche und private Bauten unterteilt. Diese Gattung der öffentlichen Gebäude wird dann<br />

nochm<strong>als</strong> in drei Gruppen gegliedert (Verteidigungsbauten, Gottesverehrung, und<br />

allgemeinem Nutzen dienend usw). Dies bedeutet, dass sich in der ersten überlieferten<br />

Architekturliteratur, auf die sich in der Folge direkt oder indirekt alle weiteren Theorien<br />

beziehen lassen, bereits präzise Klassifikationen und Gruppierungen nachweisen lassen. 25<br />

Die dabei vorgenommene Gliederung und Typisierung ist nur über Nutzungskriterien<br />

hergestellt. Wenn Architektur jedoch nicht nur aus verschiedenen Nutzungen konstituiert<br />

24 Philippe Panerai, Typologie, Arch+ 85, Aachen 1986.<br />

25<br />

19<br />

Vitruv, Zehn Bücher über Architektur, Darmstadt 1991, S.44f.

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