Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme - KLUEDO ...
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provisorischen Konstruktionen der Typenbildung umgegangen wird, ist sicher ein<br />
Hauptaspekt der Betrachtung. Es wird zu prüfen sein, ob der Typ a posteriori auch <strong>für</strong> sich<br />
alleine stehen kann, ohne seine Legitimation <strong>als</strong> Erklärungsmodell des a priori Typs zu<br />
beziehen. Um sich von Muratori wieder zu entfernen, könnte eine These auch lauten: Wenn<br />
der Archetyp nicht präzis definiert werden kann, sondern lediglich durch Typen beschrieben<br />
wird, so muss die Klärung des einzelnen Typs möglichst vollkommen sein, um weitere<br />
Ungenauigkeiten der Beschreibung zu vermeiden.<br />
Bei der vorzunehmenden Untersuchung ist es wichtig, aus den historischen Gegebenheiten zu<br />
unterscheiden, dass es einerseits die Postulation des Archetyps im Sinne einer ‘Urhütte’ gibt,<br />
was im übertragenen Sinn soviel bedeutet, wie ein ‘Genom’, das allen Gebäuden zugrunde<br />
liegt und aus dem sich alle weiteren Ausformungen entwickeln bzw. ausformen lassen.<br />
Und andererseits lässt sich zeigen, dass dann, wenn dieser Archetyp im Sinne eines ‘Genoms’<br />
jedoch nicht existiert bzw. sein Nachweis nicht eindeutig gelingt, man sich vom Begriff des<br />
Archetypus distanzieren kann und lediglich Klassifizierungen der Architektur im Sinne des Typ<br />
a posteriori vornimmt. Dabei ist es dann unerheblich, ob die ‘Idee’ überhaupt existiert, da<br />
nicht die ‘Idee’, sondern lediglich Erscheinungen untersucht werden. Die Überlegung,<br />
Architektur im Sinne von Typologie nur aus einer Distanz am Objekt ohne Suche nach dem<br />
‘Urtyp’ zu untersuchen, erscheint aussichtsreicher, da im ersten Schritt nur die tatsächlichen<br />
Erscheinungen untersucht werden.<br />
Die Typologie <strong>als</strong> <strong>Basis</strong> <strong>für</strong> Qualifizierungsverfahren und mittels Klassifikationen bietet dazu<br />
die Möglichkeit, da die beschriebenen grundlegenden Annahmen, <strong>als</strong>o die Vermutung über<br />
die Existenz einer Urform der jeweiligen Architektur, nicht getroffen werden müssen, das<br />
heißt, dass es <strong>für</strong> die Typologie <strong>als</strong> Ordnungswissenschaft unerheblich ist, ob dieser ‘Urtyp’<br />
tatsächlich existiert oder nicht.<br />
Wenn man jedoch annimmt, dass es diesen ‘Urtyp’ gibt, lässt sich zeigen, dass dies seit jeher<br />
zu logischen und formalen Problemen führt.<br />
Wenn z.B. schon in der Rezeption bei Laugier die Existenz der ‘Urhütte’ eingefordert 21 und sie<br />
dann bildlich kommuniziert wird, wie dies auf dem Frontispiz des ‘Essai sur l'Architecture' von<br />
21 Hier ist weniger das historische Phänomen Laugier interessant, <strong>als</strong> vielmehr<br />
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