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Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme - KLUEDO ...

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Nachdrucken zum folgenreichsten Architekturtraktat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

werden. 14 Wesentlich in der Lehre Durands werden die Begriffe der ‘Ökonomie’ (économie)<br />

und der ‘Angemessenheit’ (convenance), womit die Idee des Funktionalismus der 20er Jahre<br />

des 20. Jahrhunderts schon vorweggenommen wird. 15 Um mit Leonardo Benevolo zu sprechen:<br />

‘Durand macht aus der Architektur eine Art kombinatorische Theorie, um untereinander<br />

gegebene Elemente in allen möglichen Weisen zu verbinden, zuerst abstrakt, indem er von<br />

ihren Zielen absieht, und dann aufgrund der Verteilung der distributiven Anforderungen der<br />

verschiedenen Themen.’ 16 . Im weiteren Zuge der Moderne geht der Begriff immer mehr über<br />

in eine Vorstellung des standardisierten und vorproduzierten Bauens im Sinne einer<br />

industriellen Entwicklung. Erst Ende der 70er und in den 80er Jahren dieses Jahrhunderts wird<br />

wieder Bezug genommen auf die Wurzeln des Typusbegriffs und dieser findet in der<br />

Diskussion und der Rezeption um Aldo Rossi, Georgio Grassi, Muratori usw. im italienischen<br />

Rationalismus seine ‘Renaissance’. Inwieweit jedoch die ‘rationale Architekturtheorie’ rational<br />

im wissenschaftlichen Sinne ist, bleibt unbeantwortet. So zielt eine verbreitete Kritik dahin,<br />

dass typologische Entwurfstheorien eher auf die Selbstdarstellung der Verfasser zielen und<br />

14 Ein <strong>für</strong> diese Zeit ungewöhnliches Verfahren der Architekturbetrachtung verfolgt<br />

15<br />

ein anonymer Autor in seinem Buch ‚Untersuchungen über den Charakter der<br />

Gebäude; über die Verbindung der Baukunst mit den schönen Künsten und über die<br />

Wirkungen, welche durch diesselben hervorgebracht werden sollen‘, Leipzig 1788.<br />

Hierin werden die Gebäude anhand ihrer ‚Physiognomie‘ <strong>als</strong> ‚Charaktereigenschaften‘<br />

im Sinne einer Wahrnehmungsästhetik dechiffriert, die Parallelen zu Johann Kasper<br />

Lavaters Untersuchungen in ‚Physiognomische Fragmente‘ 1775 aufweist. Der<br />

Verfasser ist sich seiner ungewöhnlichen Vorgehensweise bewusst, indem er<br />

bemerkt: ‚Von dieser Seite hat man sich bisher der Gebäude nicht sonderlich<br />

angenommen, und daran, deucht mir, hat man nicht wohlgetan.‘(1788, S. 50).<br />

Weiterführende Gedanken zu dieser Art der Architekturbetrachtung finden sich bei<br />

Hanno-Walter Kruft in der Einführung zu obiger Ausgabe im Reprint, Nördlingen,<br />

1986.<br />

15 vgl. Hanno-Walter Kruft, Geschichte der Architekturtheorie, München 1991, S.31ff.<br />

16 L. Benevolo, Storia dell'architettura moderna, Bari 1964, vol.I, S.79.

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