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Urheberrechtlich geschütztes Material, © Logoß, Susanne Zippel, 2006 1

…ha-ha-haben Sie das schon mal erlebt? Mir verschlägt es die Sprache — und keiner
hört's! Denn derzeit bellen in chinesischen Supermärkten ohrenbetäubend die Jingles aus den Lautsprechern.
Schnell das Nötigste einsacken, um die nächsten drei Lieben und Wochen über die Runden bringen zu können
und dann bloß 'raus hier! Die Kaufhallen sind zwar nur ein Drittel so groß wie die amerikanischen, aber noch
immer mindestens 300 Mal größer als die deutschen, und das vorweihnachtliche Gedudel aus der Konserve nur
noch in Japan schlimmer als hier. Ohne die Navigationshilfe auf meinem Einkaufszettel bräuchte ich zwei Tage,
um den Ausgang wieder zu finden. Die zwei Schriftzeichen für Ausgang bedeuten sicher nicht umsonst heraus
und Mund. Das kann nur heißen: Bloß 'raus aus der (Mund-)Höhle des Löwen!
Endlich an der Kasse. Ha, die Mülltüten! Mir fehlen noch Mülltüten! Zu dumm, dass mir das noch eingefal-
len ist, denn die Suche danach kostet mich – Aufwand-Nutzen-Rechnung – mehr an Zeit als ich mit meinem
anderthalb Stunden alten Warenkorb bereits Geld loswerden werde wollte (was für ein Müll, denken Sie jetzt?
Tatsächlich habe ich nach dieser Formulierung lange gesucht. Die deutsche Sprache ist ein Monster gegen die
Leichtigkeit der chinesischen — das ist sozusagen schon der gelungene Übergang zum nächsten Thema. Bleiben
Sie dran ...) Also, Mülltüten! Da muss ich jetzt durch. Diese vielen Gänge!
Dann Vollbremsung. Und jetzt bitte Folgendes bildlich vorstellen: Er, ein ca. 130-jähriger, sehr hochgewach-
sener Chinese, ziemlich genau 1,50 m, seine Frau 75 cm, geschätzte 160 Jahre (gut, vielleicht übertreibe ich
etwas — sie waren beide erst um die Hundert, aber das Größenverhältnis kommt hin). Die beiden hängen mit
ihren Augen so tief in einem fremden Einkaufswagen, dass ich glaube, die Tüten rascheln zu hören. Der Rücken
des Herren ist gebogen wie der Hals einer trinkenden Giraffe. — Es gibt wahrscheinlich nur zwei, drei lustvollere
Vergnügen für einen Chinesen als den Warenkorb eines anderen zu studieren. Warum? Ich weiß es nicht, viel-
leicht ersetzt der intensive Blick ja den Einkaufszettel oder den Knoten im Taschentuch: Ah, stimmt, das muss ich
ja auch noch mitnehmen!
Immer wieder beobachte ich, wie wir beobachtet werden. So ein ein Korb verrät ja eine Menge über sich
und seine Laster. Entsprechend unwohl habe ich mich während der ersten observierten Einkäufe gefühlt. Im Ernst,
wie würden Sie sich fühlen, wenn sie Käse, Rotkohl und Sauerkraut auf einmal einpacken und ihr Hintermann das
Würgen kaum unterdrücken kann? – Bitte, bitte verstehen Sie doch, ich will das doch gar nicht auf einmal essen!
(Aber keiner versteht mich. Noch nicht!)
Mit meinen Mülltüten in der Hand, suche ich meinen verwaisten Korb. Irgendetwas stimmt nicht.
Ich brauche eine Schrecksekunde, bevor mir bewusst wird, dass mein abgewogener Waren-
korb nicht mehr ausgewogen ist: Gemüse, Milch, mein Fleisch, mein ... alles weg! Weg!
Zeit ist Geld, Wege sind Zeit. Irgendjemand muss meinen Korb zum Fressen gern gehabt
haben. Meine Fresse — dass die Kasse geklaut wird, bitte schön, wir sind ja alle nur Menschen,
aber vor der Kasse ... ? Unbezahltes? Gut ——
Ich muss los — einkaufen!
SZ in SZ, Dezember 2006
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Nachtrag: Später stellte sich heraus, dass mein Korb wahrscheinlich von pflichtbewussten Supermarkt-Angestellten schlicht als "bestellt und
nicht abgeholt" angesehen wurde und speziell die Frischwaren schnellstens wieder in die Frischwaren-Abteilung zurück sortiert wurden …
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Was haben Manhatten und Mankattan gemeinsam? Richtig: NICHTS!
Außer vielleicht die weißen Sterne auf blauem Grund als Teil einer Marke, und eine halbwegs stabile Skyline.
Aber das reicht, uns Ausländer in China zum Kauf eines vermeintlich vollwertigen Toast-Brotes zu verleiten.
Sieht doch recht westlich – also gesund – aus, vertraut eben. Und eigentlich merkt man es ja auch nicht, denn amerikanisches
Toast-Brot ist überall eklig. Ich musste aber nun Fotos machen für diesen Beitrag und zoome mir diese Verpackung heran ...
Da steht nicht Manhatten, sondern Mankattan! Raffinierte Typo ...
Die chinesischen Schriftzeichen aber sagen noch einmal etwas anderes, nämlich: Mànkědùn.
Die eigentliche Transkription von 曼哈顿 für den Stadtteil New Yorks wäre Mànhādùn.
Genau! Einfach ein Schriftzeichen ersetzt, nämlich ewig mit dem gleichen der Freude 可 kě, dann auch noch subtil falsch in römische Buchstaben
umschrieben — schwups! Marke fertig, a biss'l getrickst, so mit Image und international und so — und? .......... Hatte funktioniert ...
曼哈顿
曼可顿
màn hā dùn — – Stadtteil von New York
màn kě dùn — Mankattan – Chinesisches Vollkorn-Toastbrot
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