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Fassadenbeschichtungen für historische Gebäude

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FASSADEN-ARCHITEKTUR<br />

12<br />

FASSADE 3/2003<br />

<strong>Fassadenbeschichtungen</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>historische</strong> <strong>Gebäude</strong><br />

Fassaden von <strong>historische</strong>n <strong>Gebäude</strong>n geben dem Betrachter einen ersten Eindruck von deren Bedeutung.<br />

Neben der schieren Größe und der Gesamtform beeindrucken die oftmals aufwendige Gliederung mit Gesimsen und Lisenen.<br />

Pilaster sowie mitunter reichhaltig vorhandene Zierelemente wie Schmuckfriese und Skulpturen zeugen von früherer<br />

Handwerkskunst. Historische Fassaden entfalten ihre optische Wirkung weiterhin durch das verwendete Baumaterial<br />

und letztendlich auch durch die farbige Fassung.


Putz- und Holzflächen an <strong>historische</strong>n<br />

Fassaden tragen meist einen<br />

Farbanstrich, an Renaissance- und Barockgebäuden<br />

häufig auch die Werksteinflächen.<br />

Die Farbfassung unterstützt<br />

die Gliederung der Fassade, kann aber<br />

auch als eigenständiges Gestaltungsmittel<br />

auftreten, beispielsweise in Form einer<br />

Illusionsmalerei. Soll eine <strong>historische</strong> Fassade<br />

restauriert werden, so stellt sich<br />

zwangsläufig die Frage, mit welchen<br />

Werkstoffen dies erfolgen soll. Dabei<br />

können insbesondere bei der Festlegung<br />

der Farbigkeit und der geeigneten Anstrichstoffe<br />

unterschiedliche Interessen<br />

und Zielvorstellungen aufeinander treffen,<br />

was <strong>für</strong> den Laien nicht leicht zu<br />

durchschauen ist. Die Farbigkeit der<br />

Oberflächen wird primär durch die Vorgaben<br />

der zuständigen Denkmalschutzbehörde<br />

festgelegt, die sich entweder an<br />

der restauratorischen Befunduntersuchung<br />

orientiert, oder an überlieferten<br />

Farbtönen, der kunst<strong>historische</strong>n Epoche<br />

des betreffenden Objektes entsprechend.<br />

Weniger ausschlaggebend sind rein gestalterische<br />

Gesichtspunkte, dem jeweiligen<br />

Zeitgeist folgend, oder individuelle<br />

Vorstellungen des Auftraggebers. Im Hinblick<br />

auf die geeigneten Werkstoffe müssen<br />

neben denkmalpflegerischen Zielvorstellungen<br />

auch anstrichtechnisch relevante<br />

Gesichtspunkte beachtet werden,<br />

vor allem die Untergrundbeschaffenheit<br />

und die jeweilige Bewitterungssituation.<br />

Aus Sicht des Handwerkers sind aus<br />

Gründen der Anwendungssicherheit und<br />

Gewährleistung die möglichst unproble- matische Verarbeitung und Wetterbeständigkeit<br />

der Beschichtungsstoffe von<br />

Bedeutung. Denn Anstricharbeiten wer-<br />

Den Beinamen „Die bunte Stadt am<br />

Harz“ verdankt Wernigerode dem Dichter<br />

Hermann Löns, der zu Beginn des Jahrhunderts<br />

einige Wochen im Harzstädtchen<br />

verbrachte. Mit ihren farbenfrohen<br />

Fachwerkhäusern, den kleinen verwinkelten<br />

Gassen, und eingefasst in die wunderschöne<br />

Harzlandschaft, hat es diesem<br />

Namen bis zum heutigen Tage alle Ehre<br />

gemacht. Vor allem seit Beginn der 90er<br />

Jahre erwacht alte Bausubstanz hier zu<br />

neuer Schönheit. Eine Fülle sehenswerter<br />

architektonischer Kostbarkeiten vereint<br />

u. a. die vom Markt ausgehende Breite<br />

Straße. Die Krellsche Schmiede in Wernigerode<br />

im Harz gehört zu den ältesten<br />

weitgehend originialgetreu erhaltenen<br />

Fachwerkhäusern. Sie ist mit Amphisilan-<br />

Siliconharzfarbe gestrichen und damit zu<br />

neuer Schönheit erwacht.<br />

FASSADEN-ARCHITEKTUR<br />

Die Wohnanlage Riehmers Hofgarten im Berliner Bezirk Kreuzberg ist nicht allzu weit<br />

von den himmelwärts strebenden Bauten der Daimler-City am Potsdamer Platz entfernt,<br />

aber gut hundert Jahre früher entstanden und auf ihre Art zeitgenössische Architektur.<br />

Während die städtebauliche Qualität der Neubauten umstritten ist, erntete<br />

Baumeister Wilhelm Riehmer nach Fertigstellung der Anlage zu seiner Zeit und von<br />

der Nachwelt Lob und Anerkennung. Erbaut zwischen 1880 und 1899, gilt sie als herausragendes<br />

Beispiel einer gründerzeitlichen Wohnbebauung, die ein Bekenntnis ihres<br />

Schöpfers zu menschlicherem Bauen war. An der Vielfalt der Untergründe scheiterte<br />

der Versuch, rein mineralische Farbe zu verwenden. Gute Erfahrungen mit Siliconharzfarbe<br />

im Ostteil der Stadt gaben den Ausschlag <strong>für</strong> das wasserdampfdurchlässige<br />

Amphisilan von Caparol, das sich allen Untergründen gewachsen zeigte.<br />

den auch an <strong>historische</strong>n Fassaden heutzutage<br />

oftmals unter verschärften Wettbewerbsbedingungen<br />

angeboten und<br />

ausgeführt. Nicht zuletzt müssen natürlich<br />

auch die Belange des Bauherrn<br />

berücksichtigt werden, der aus wirtschaftlichen<br />

Gründen einen möglichst<br />

langlebigen Fassadenanstrich fordert.<br />

Umwelteinflüsse,<br />

Verwitterung und<br />

bauphysikalische<br />

Eigenschaften von<br />

<strong>Fassadenbeschichtungen</strong><br />

Historische Fassaden und ihre Beschichtungen<br />

verwittern durch Einwirkung<br />

natürlicher Prozesse wie Niederschläge,<br />

Temperatur und Sonneneinstrahlung. Der<br />

Zerfall wird weiterhin forciert durch Luft-<br />

schadstoffe (saurer Regen), mangelhafte<br />

Bauunterhaltung und falsch konzipierte<br />

oder unsachgemäß ausgeführte Saniermaßnahmen.<br />

Eine umfassende Beschreibung<br />

sämtlicher Schadensprozesse ist an<br />

dieser Stelle nicht möglich. Auszugsweise<br />

soll nachfolgend auf wesentliche Einflussfaktoren<br />

eingegangen werden, die <strong>für</strong> den<br />

Abbau von <strong>Fassadenbeschichtungen</strong> relevant<br />

sind.<br />

Sonne und Regen<br />

Bindemittel, Pigmente und Füllstoffe können<br />

sich durch Einwirkung der kurzwelligen<br />

ultravioletten Strahlung des Sonnenlichtes<br />

verändern. Insbesondere die UV-<br />

Einwirkung auf feuchte Oberflächen stellt<br />

eine erhöhte Beanspruchung dar. Bei minderwertigen<br />

Beschichtungen sind Kreidung<br />

und/oder Farbtonänderungen die<br />

Folge. Deshalb enthalten farbtonstabile<br />

Beschichtungen feuchte- und UV-stabile<br />

Bindemittel, Füllstoffe und Pigmente (Be-<br />

FASSADE 3/2003<br />

13


FASSADEN-ARCHITEKTUR<br />

stimmung der Kreidung nach ISO CD<br />

4628-7, UV-Beständigkeit nach EN 1062-<br />

11).<br />

Neben der UV-Strahlung sind das sichtbare<br />

Licht sowie die IR-Strahlung der Sonne<br />

am Abbau von Beschichtungsstoffen beteiligt.<br />

Bedingt durch den Wechsel von<br />

Aufheizung und Abkühlung entstehen<br />

Quell- und Schwindprozesse an der Oberfläche,<br />

die Rissbildungen zur Folge haben,<br />

wodurch mehr Feuchtigkeit in den Untergrund<br />

gelangen kann.<br />

Regen<br />

In den Baustoff eingedrungenes Wasser<br />

fördert den Abbau der Beschichtung, was<br />

sich an Abblätterungen, Abplatzungen,<br />

Blasen, Ausblühungen etc. zeigt. Aus diesem<br />

Grund sollte einerseits möglichst wenig<br />

Wasser aufgenommen werden und<br />

andererseits die Austrocknung des Baustoffs<br />

durch die Beschichtung möglichst<br />

wenig behindert werden. Die beiden entscheidenden<br />

Beurteilungskriterien <strong>für</strong> eine<br />

Fassadenbeschichtung sind die Wasserdurchlässigkeit<br />

w nach DIN EN 1062-3<br />

und die Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

WDD nach DIN EN 7783-2. Gut ist es,<br />

wenn durch eine Beschichtung wenig<br />

Wasser eindringt und viel Wasserdampf<br />

diffundiert. Als bauphysikalisch optimal<br />

gilt nach DIN EN 1062 ein w-Wert<br />

< 100 g/m 2 /h und eine WDD von<br />

> 6 g/m 2 /h.<br />

Filmbildung<br />

Die an <strong>historische</strong>n Fassaden anzutreffenden<br />

Untergründe weisen oftmals Material<br />

bedingt oder verursacht durch Verwitterung<br />

nur geringe Festigkeiten auf und<br />

sind daher in gewisser Hinsicht als labil zu<br />

bezeichnen. Auf derartigen Untergründen<br />

dürfen keine spannungsreichen und Film<br />

bildenden Beschichtungen eingesetzt<br />

werden, selbst wenn diese nur gering<br />

wasserdurchlässig sind. Andernfalls könnten<br />

Farbabplatzungen und tief greifende<br />

Untergrundschäden entstehen. Maß <strong>für</strong><br />

die Filmbildung ist die Spanprobe nach<br />

DIN 53155. Dabei ist zu beachten, dass<br />

mit zunehmender Schichtdicke die „Filmbildung“<br />

(= Filmeigenfestigkeit) zunimmt.<br />

Filmdicken von <strong>Fassadenbeschichtungen</strong><br />

werden nach DIN EN 1062 eingeteilt.<br />

Pilze, Algen- und<br />

Schmutzablagerungen<br />

Pilze, Algen- und Schmutzablagerungen<br />

können entscheidend die optische Wir-<br />

14<br />

FASSADE 3/2003<br />

kung einer Fassade beeinträchtigen,<br />

selbst wenn diese intakt ist. Derartige<br />

„Verschmutzung“ entsteht vor allem,<br />

wenn Feuchtigkeit an der Oberfläche von<br />

dichten Beschichtungen als Film stehen<br />

bleiben kann. Durch diesen Wasserfilm<br />

werden Ablagerungen aus der Luft gebunden<br />

oder das Keimen von Pilzen und<br />

Algen gefördert. Dagegen bildet sich auf<br />

sorptionsfähigen Beschichtungen wie z.<br />

B. Silikatfarben kein zusammenhängender<br />

Wasserfilm. Dabei darf die Beschichtung<br />

das Wasser jedoch auch nicht oder<br />

nur in geringem Maße in den Untergrund<br />

durchlassen, da dieser sonst<br />

durchfeuchten könnte, was wiederum<br />

die Verpilzung oder Veralgung fördert.<br />

Mittlerweile hat man erkannt, dass insbesondere<br />

Silikatfarben mit einem w-<br />

Wert < 0,1 und einem WDD-Wert<br />

> 150g/m 2 /h (sd-Wert < 0,14 m) weniger<br />

von Pilz- und Algenbefall gefährdet sind.<br />

Dennoch können besonders stark durch<br />

Feuchtigkeit beanspruchte Fassaden mit<br />

eingeschränkter Trocknungsmöglichkeit<br />

von Pilz- und Algenbewuchs gefährdet<br />

sein.<br />

Dies betrifft vor allem Fassaden, auf die<br />

wenig direkte Sonneneinstrahlung einwirken<br />

kann. In solchen Fällen hilft nur<br />

der Einsatz von Beschichtungen mit<br />

Wirkstoffen, die das Wachstum von Pilzen<br />

und Algen unterbinden.<br />

Silikatfarben<br />

Mineralische Untergründe an <strong>historische</strong>n<br />

Fassaden werden im deutschsprachigen<br />

Raum überwiegend mit Silikatfarben gestrichen,<br />

die die traditionellen Kalkfarben<br />

weitgehend verdrängt haben. Neben Silikatfarben<br />

haben Siliconharzfarben eine<br />

gewisse Bedeutung erlangt, vor allem als<br />

Renovierungsanstrich auf problematischen<br />

Untergründen.<br />

Silikatfarben lassen sich prinzipiell nach<br />

DIN 18 363, Abs. 2.4.1, in zwei Gruppen<br />

einteilen:<br />

1. Silikatfarben (Reinsilikatfarben) aus<br />

Kaliwasserglas, Pigmenten und Füllstoffen.<br />

Sie enthalten keine organischen<br />

Bestandteile.<br />

2. Dispersionssilikatfarben aus Kaliwasserglas,<br />

Pigmenten, Füllstoffen, Kunststoffdispersionen,<br />

ggf. Hydrophobierungsmittel.<br />

Der Gesamtgehalt an organischen<br />

Bestandteilen darf 5% nicht<br />

überschreiten.<br />

Silikatfarben werden seit etwa 100 Jahren<br />

zur Beschichtung von mineralischen Fassadenbaustoffen<br />

eingesetzt. Sie enthalten<br />

ausschließlich anorganische Bestandteile,<br />

daher werden Silikatfarben – wie auch<br />

Kalkfarben – als Mineralfarben bezeichnet.<br />

Das Bindemittel von Silikatfarben ist<br />

Kaliwasserglas. Dies wird hergestellt durch<br />

Verschmelzung von Quarzsand und Pott-


Das an der Havel gelegene Kloster<br />

Zehdenick, dem viele Kriege tiefe<br />

Wunden zugefügt haben, lag über viele<br />

Jahrzehnte im Dornröschenschlaf.<br />

Immergrüner Efeu wob den Feldsteinmauern<br />

ein grünes Kleid, und am Putz<br />

der <strong>Gebäude</strong> nagte der Zahn der Zeit.<br />

Die Erlösung brachte die Entscheidung<br />

über die Bereitstellung von Fördermitteln<br />

<strong>für</strong> die Instandsetzung des Klosters.<br />

Denn es gibt im Land Brandenburg viele<br />

Zisterzienserkloster, die – sämtlich der<br />

evangelischen Kirche übertragen – der<br />

Instandsetzung und Sanierung bedürfen.<br />

Aus Befunden der Berliner Restauratorin<br />

Silvia Koch ging hervor, dass die Außenfront<br />

des Klosters in einer früheren<br />

Fassung mit weißer, die Innenfronten<br />

dagegen mit roter Farbe gestrichen<br />

worden waren. Für die neuerliche Farbgebung<br />

empfahl sich Caparol Sylitol<br />

1-K Fassadenfarbe, eine rein silikatische<br />

Farbe von hoher Beständigkeit, die – in<br />

den entsprechenden Farbtönen vorgemischt<br />

– mehrfach aufgetragen wurde.<br />

asche. Die Schmelze wird unter Dampfdruck<br />

gelöscht. Dabei entsteht Kaliwasserglas,<br />

eine klare wässrige Lösung, die<br />

man als Fixativ bezeichnet. Fixativ wird in<br />

verdünnter Form auch als Grundiermittel<br />

<strong>für</strong> sandende Putzuntergründe verwendet.<br />

Beim Abbindevorgang entsteht aus<br />

dem wasserlöslichen Kaliwasserglas ein<br />

unlösliches Kieselsäuregel, das eine gute<br />

Säure- und Wetterbeständigkeit aufweist.<br />

Kaliwasserglas eignet sich sehr gut als<br />

Bindemittel <strong>für</strong> silikatische Füllstoffe und<br />

ermöglicht eine hohe Haftung der Silikatfarbe<br />

auf quarzhaltigen Untergründen<br />

wie Fassadenputzen.<br />

Nach DIN 18 363 bestehen Silikatfarben<br />

aus zwei Komponenten: aus Kaliwasserglas<br />

als Flüssigkomponente und aus einem<br />

Farbpulver (Pigmente und Füllstoffe). Die<br />

daraus resultierenden Nachteile sind hinlänglich<br />

bekannt: Vor der Applikation<br />

muss der Verarbeiter zuerst das Farbpulver<br />

einsumpfen, was zeitaufwendig ist<br />

und außerdem Mischungsfehler zur Folge<br />

haben kann.<br />

Auf Basis von intensiver Forschungstätigkeit<br />

wurde von Caparol mit Sylitol 1K eine<br />

einkomponentige, anwendungsfertige<br />

Reinsilikatfarbe ohne Dispersionsanteil<br />

und sonstige organische Bestandteile entwickelt,<br />

die im Vergleich zu 2K-Silikatfarben<br />

eine wesentlich höhere Anwendungssicherheit<br />

gewährleistet.<br />

FASSADE 3/2003<br />

15


FASSADEN-ARCHITEKTUR<br />

So wie das Rathaus in Bad Mergentheim gibt es viele mittelalterliche <strong>Gebäude</strong> dieser<br />

Art. Sie bilden so einen Mittelpunkt im Ortsgeschehen. Das Bad Mergentheimer<br />

Rathaus wurde mit einkomponentiger Silikat-Fassadenfarbe Sylitol verschönt und<br />

gleichzeitig vor Witterungseinflüssen geschützt.<br />

Die bauphysikalischen Eigenschaften der<br />

Silikatfarben (Reinsilikatfarben) lassen<br />

sich wie folgt definieren: hohe Wasserdampfdurchlässigkeit,<br />

sd-Wert < 0,1 m,<br />

hohe CO2-Durchlässigkeit, hohe Wasserdurchlässigkeit,<br />

w-Wert wie unbeschichteter<br />

Untergrund.<br />

Auf Grund der Wasserdurchlässigkeit<br />

schützen Silikatfarben wie auch Kalkfarben<br />

den Untergrund nicht gegen Regen.<br />

Falls Sie dennoch auf verwitterungsanfälligen<br />

Untergründen verarbeitet werden<br />

sollen, können sie auch nachträglich Wasser<br />

abweisend imprägniert werden.<br />

Dispersionssilikatfarben<br />

Dispersionssilikatfarben sind in unterschiedlichen<br />

Qualitäten am Markt. Sie<br />

16<br />

FASSADE 3/2003<br />

werden seit mehr als 30 Jahren hergestellt<br />

und zeichnen sich im Vergleich zu rein<br />

mineralischen Silikatfarben vor allem<br />

durch die einfachere Verarbeitung und<br />

vielfältigere Einsatzmöglichkeiten aus.<br />

Beim Abbindevorgang von Silikatfarben,<br />

den man gewöhnlich als Verkieselung bezeichnet,<br />

ist <strong>für</strong> die Qualität und Dauerhaftigkeit<br />

entscheidend, dass Quarz als<br />

Reaktionspartner im Untergrund und<br />

nach Möglichkeit auch im Anstrich vorhanden<br />

ist (Doppelverkieselung). Daraus<br />

folgt, dass sich die Witterungsbeständigkeit<br />

von Silikatfarben durch Verwendung<br />

von silikatischen Füllstoffen, insbesondere<br />

Quarzmehlen, verbessern lässt.<br />

Quarzmehlhaltige Silikatfarben lassen<br />

sich heutzutage wegen der Silikosegefahr<br />

nur noch in modernsten, speziell verkap-<br />

selten Produktionsanlagen formulieren.<br />

Eine derartige Technologie verwendet Caparol<br />

zur Herstellung der Silikatfarben im<br />

Sylitol-Programm. Karbonatische Füllstoffe<br />

sind dagegen weniger geeignet, da diese<br />

nicht mit Kaliwasserglas reagieren. Silikatfarben,<br />

die überwiegend karbonatische<br />

Zuschläge enthalten und auch am Markt<br />

vorhanden sind, neigen daher zu vorzeitiger<br />

Kreidung und Abwitterung.<br />

Sylitol-Fassadenfarbe weist neben der hohen<br />

Witterungsbeständigkeit durch Doppelverkieselung<br />

sehr gute feuchtetechnische<br />

Eigenschaften auf, da zusätzlich Silicone<br />

zur Verbesserung des Regenschutzes<br />

enthalten sind. Daraus resultieren: sd-<br />

Wert < 0,1 m, geringe Wasserdurchlässigkeit,<br />

dadurch sehr guter Regenschutz, w-<br />

Wert < 0,1 kg/m 2 /h. Außer Sylitol-Fassadenfarbe<br />

wird im Denkmalpflegebereich<br />

häufig Sylitol-Minera als silikatgebundener,<br />

gut füllender Quarzgrund zur Egalisierung<br />

von Strukturunterschieden des<br />

Putzuntergrundes sowie zur Verschlämmung<br />

von Schwindrissen eingesetzt. Weiterhin<br />

werden in zunehmendem Maße Silikatlasuren<br />

gefordert. Mit Sylitol Antik-<br />

Lasur lassen sich hochwertige, wetterbeständige<br />

Silikat-Lasur-Beschichtungen bei<br />

hoher Verarbeitungssicherheit ausführen.<br />

Siliconharzfarben<br />

Siliconharzfarben (= Siliconharz-Emulsionsfarben)<br />

eignen sich neben Kalk- und<br />

Silikatfarben auch <strong>für</strong> <strong>historische</strong> Fassaden.<br />

Es handelt sich um matt austrocknende<br />

Beschichtungsstoffe mit geringer<br />

Wasser- und hoher Wasserdampfdurchlässigkeit.<br />

Sie haben sich daher vor allem<br />

bei besonders hoher Witterungsbeanspruchung<br />

bewährt und zeichnen sich durch<br />

lange Haltbarkeit aus. An denkmalgeschützten<br />

Fassaden kommen sie zur Anwendung,<br />

wenn mineralische Beschichtungen<br />

auf Grund der Untergrundverhältnisse<br />

nicht oder nur bedingt geeignet<br />

sind, z. B. wenn organisch gebundene Beschichtungen<br />

als Untergrund vorliegen<br />

oder nicht rückstandsfrei entfernt werden<br />

konnten.<br />

Amphisilan ist eine universell einsetzbare<br />

Siliconharz-Emulsionsfarbe <strong>für</strong> alle anzutreffenden<br />

Fassadenputze (PI, PII, PIII) und<br />

Sanierputze. Weiterhin liegen gute Erfahrungen<br />

in der Anwendung auf Sichtmauerwerk<br />

aus Naturstein und Ziegeln vor. Als<br />

Bindemittel fungieren eine wässrige Siliconharzemulsion<br />

sowie eine Acryldispersion.<br />

Die Eigenschaften von Amphisilan<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

hohe Wasserdampfdurchlässigkeit, sd-


Wert < 0,1 m, geringe Wasserdurchlässigkeit,<br />

dadurch sehr guter Regenschutz, w-<br />

Wert < 0,1 kg/m 2 /h, keine Filmbildung,<br />

spannungsarm, matte Oberfläche, geringe<br />

Verschmutzungsneigung.<br />

Kalkfarben<br />

Im Denkmalbereich erfahren Kalkfarben<br />

zur Zeit eine gewisse Renaissance. Denkmalpfleger<br />

schätzen die typische Kalk-<br />

Optik, die Offenporigkeit sowie die geringe<br />

Eigenspannung. Dabei muss jedoch in<br />

Kauf genommen werden, dass die Dauerhaftigkeit<br />

von Kalkfarben im Außenbereich<br />

im Vergleich zu Silikat- und Siliconharzfarben<br />

an stark bewitterten Flächen<br />

vergleichsweise geringer ausfällt.<br />

Das Bindemittel von Kalkfarben ist eingesumpftes<br />

Kalkhydrat (Calciumhydroxid),<br />

das durch Karbonatisierung, d. h. durch<br />

Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft,<br />

erhärtet und dabei unter Beteiligung von<br />

Wasser zu Calciumcarbonat reagiert. Dieser<br />

Prozess läuft jedoch relativ langsam<br />

ab, was bei der Verarbeitung zu beachten<br />

ist. So kann die Erhärtung der Kalkfarbe<br />

leicht durch ungünstige Witterungsbedingungen,<br />

insbesondere durch hohe Lufttemperaturen<br />

und Wind (Feuchtigkeitsentzug)<br />

oder durch unerwartet einsetzen-<br />

den Nachtfrost empfindlich gestört werden.<br />

Als Folge davon kreidet der Kalkanstrich<br />

stark und wittert vorzeitig ab. Traditionelle<br />

Kalkfarben sollten daher stets<br />

dünnschichtig in mehreren Lagen aufgetragen<br />

werden. Der Anstrich darf nicht zu<br />

schnell austrocknen und sollte daher<br />

nachgenässt werden.<br />

Weiterhin ist zu beachten, dass Kalkfarben<br />

nur auf mineralischen Untergründen<br />

gestrichen werden dürfen. Das primäre<br />

Einsatzgebiet sind daher neue Putze oder<br />

Altputze, die ungestrichen sind oder mineralische<br />

Altbeschichtungen tragen. Dagegen<br />

müssen organische Altbeschichtungen<br />

rückstandsfrei entfernt werden,<br />

was in der Praxis nicht immer möglich ist.<br />

In bauphysikalischer Hinsicht sind Kalkfarben<br />

als hoch durchlässig <strong>für</strong> Wasser,<br />

Wasserdampf und Kohlendioxid einzustufen.<br />

Sie behindern im Prinzip nicht die<br />

Austrocknung des Untergrundes, lassen<br />

jedoch Wasser nahezu ungehindert durch.<br />

Daher eignen sich Kalkfarben nicht als<br />

Regenschutz <strong>für</strong> verwitterungsanfällige<br />

Untergründe. Kalkfarben reagieren mit im<br />

Regen gelösten sauren Luftschadstoffen<br />

und werden dadurch schneller als andere<br />

<strong>Fassadenbeschichtungen</strong> abgebaut, was<br />

insbesondere in Industrieregionen zu beachten<br />

ist.<br />

Im kleinen Ort Kölliken im Schweizer Kanton Aargau erstrahlt seit kurzem die Fassade<br />

eines Bauernhauses in frischen Farben. Aufgrund des Mauer- und Putzaufbaus, der<br />

weitgehend erhalten bleiben sollte, kam nur eine Farbe auf mineralischer Basis in<br />

Frage. Man entschied sich <strong>für</strong> eine verarbeitungsfertige Calcimur-Kalkfarbe mit<br />

dispergierendem Weißkalkhydrat.


FASSADEN-ARCHITEKTUR<br />

Die Beständigkeit von Kalkfarben im<br />

Außenbereich lässt sich durch unterschiedliche<br />

Zusätze verbessern. Von alters<br />

her bekannt sind organische Stoffe wie<br />

Kasein oder Leinöl. Moderne Hilfsmittel<br />

sind alkalibeständige Kunststoffdispersionen.<br />

Letztere sollten einen Anteil von 5%<br />

nicht überschreiten, da sonst die typische<br />

Kalk-Optik verloren geht.<br />

Eine neue Technik besteht darin, den eingesumpften<br />

Weißkalk zu dispergieren,<br />

was anfangs in Labordissolvern erfolgte.<br />

Durch die entstehenden sehr kleinen<br />

Kalkagglomerate mit Partikelgrößen < 10<br />

µm wird die Karbonatisierung des Kalkhydrates<br />

stark beschleunigt, wodurch die<br />

Kalkfarbe schneller erhärtet. Auch die<br />

Bindekraft des ausgehärteten dispergierten<br />

Weißkalkhydrates ist höher als von<br />

normalem Sumpfkalk, was Untersuchungen<br />

der Fachhochschule Köln, Fachbereich<br />

Restaurierung, ergeben haben.<br />

Die Erkenntnisse der Forschung wurden<br />

an verschiedenen Objekten im Rheinland<br />

18<br />

FASSADE 3/2003<br />

mit Unterstützung des Rheinischen Amtes<br />

<strong>für</strong> Denkmalpflege in die Praxis umgesetzt.<br />

Dabei wurde dispergierter Weißkalkhydrat<br />

als Bindemittel <strong>für</strong> Farbschlämme<br />

im Außenbereich mit Erfolg<br />

angewendet. Diese positiven Resultate<br />

gaben den Anlass <strong>für</strong> Caparol, die Herstellung<br />

von dispergiertem Weißkalkhydrat<br />

im industriellen Maßstab zu betreiben. Im<br />

Vergleich zu traditionellen Sumpfkalkfarben<br />

sind Calcimur-Kalkfarben durch<br />

höheres Pigmentbindevermögen und einfachere<br />

Verarbeitung gekennzeichnet. Sie<br />

sind nach der Erhärtung wischfest und<br />

wetterbeständig.<br />

Beschichtungsstoffe <strong>für</strong><br />

Holzuntergründe<br />

Zur Beschichtung von Holzuntergründen<br />

werden sowohl lösemittelhaltige Lackfarben<br />

als auch Holzschutzfarben auf Basis<br />

wasserverdünnbarer Bindemittel eingesetzt.<br />

Die traditionellen Anstrichmateria-<br />

lien <strong>für</strong> Holzuntergründe stellen Öl- und<br />

Lackfarben dar. Als Bindemittel <strong>für</strong> Ölfarben<br />

eignen sich pflanzliche Öle, insbesondere<br />

Leinöl. Ölfarben werden auf<br />

Grund ihrer schwierigen und nicht unproblematischenVerarbeitungseigenschaften<br />

heute nur noch selten angewendet.<br />

Dennoch können sie bei sachgemäßer<br />

Verarbeitung im Außenbereich<br />

sehr beständig sein.<br />

Zur Verbesserung der Eigenschaften wurden<br />

die trockenen Öle früher oft mit<br />

natürlichen Harzen verschnitten. Die Entwicklung<br />

führte im 20. Jahrhundert zu<br />

den vielfältig einsetzbaren Alkydharzen,<br />

zu deren Synthese auch heute noch<br />

natürliche Öle verwendet werden. Alkydharzfarben<br />

vereinen die positiven Eigenschaften<br />

von Ölfarben mit den heutigen<br />

Anforderungen im Hinblick auf einfache<br />

und sichere Anwendung und hohe Wetterbeständigkeit.<br />

Im Bereich der Denkmalpflege<br />

werden bevorzugt seidenmatte<br />

Lacke verlangt (etwa Capalac Seidenweiß


An Schlössern, Guts- und Herrenhäusern<br />

herrscht in Brandenburg kein Mangel.<br />

Staat machen kann man mit ihnen in<br />

den meisten Fällen noch nicht. Es sei<br />

denn, man wendet Geld und Mühe <strong>für</strong><br />

die Wiederherstellung ihrer Hoffähigkeit<br />

auf. Zu wenig ist in der Vergangenheit<br />

zum Erhalt getan, zu viel unterlassen<br />

worden. Schloss Bagenz, etwa 15 km<br />

südlich von Cottbus gelegen, hat die<br />

Wirren der Zeit – von einigen gut<br />

gemeinten, aber schlecht ausgeführten<br />

Eingriffen abgesehen – unbeschadet<br />

überstanden. Heute ist Schloss Bagenz<br />

als überregionale Schulungs- und<br />

Bildungseinrichtung in die Trägerschaft<br />

des Berliner Instituts <strong>für</strong> Sozialforschung<br />

und Betriebspädagogik übergegangen,<br />

das in den neuen Ländern ein reiches<br />

Betätigungsfeld gefunden hat.<br />

Zur Beschichtung des ungestrichenen<br />

mineralischen Putzes empfahl sich die<br />

wetterbeständige Fassadenfarbe Sylitol,<br />

eine einkomponentige Dispersions-<br />

Silikatfarbe.<br />

Fotos: Caparol Farben Lacke<br />

Bautenschutz<br />

und Capalac Seidenmatt-Buntlack). Für<br />

maßhaltige Bauteile wie Fenster und<br />

Türen eignen sich die feuchtigkeitsregulierenden<br />

Capalac Venti-Lacke.<br />

Wasserverdünnbare<br />

Holzbeschichtungsstoffe<br />

Wasserverdünnbare Holzfarben und Lasuren<br />

werden bereits vielfach im Denkmalpflegebereich<br />

verarbeitet. Als vorteilhaft<br />

zu bewerten sind die günstigen feuchtetechnischen<br />

Eigenschaften, die Witterungsbeständigkeit<br />

und die einfache<br />

Handhabung (beispielsweise Capadur Color).<br />

Farbtöne und Pigmente<br />

Bei der Farbgestaltung von <strong>historische</strong>n<br />

Fassaden werden in erster Linie authentische<br />

Farbtöne bevorzugt, die vor allem bei<br />

hochwertigen Objekten zuvor durch eine<br />

restauratorische Befunduntersuchung<br />

festgelegt werden. Dabei ist das Spektrum<br />

der <strong>historische</strong>n Farbtöne außerordentlich<br />

vielfältig. Es reicht von mittelalterlichen<br />

Steinfarben über die mitunter sehr kräftigen<br />

Farben von Renaissance und Barock<br />

zu den eher dezenten Farbtönen des Klassizismus.<br />

Nicht selten ist die Farbgestaltung einer<br />

<strong>historische</strong>n Fassade mit erheblichem<br />

Aufwand verbunden. Es ist daher umso<br />

wichtiger, dass die Farbtöne möglichst<br />

lange beständig sind und nicht vorzeitig<br />

ausbleichen. Denn neben den Farbbindemitteln<br />

unterliegen auch die Pigmente<br />

dem Einfluss der Witterung und können<br />

dadurch abgebaut oder verändert werden,<br />

so dass ihre ursprüngliche Wirkung<br />

nicht mehr oder nur noch eingeschränkt<br />

zur Geltung kommt. Dabei ist unter den<br />

zuvor genannten Umweltfaktoren insbesondere<br />

die UV-Strahlung von Bedeutung.<br />

Deshalb müssen Pigmente in Fassadenfarben<br />

eine möglichst hohe Wetter- und UV-<br />

Beständigkeit aufweisen. Weiterhin dürfen<br />

sie in alkalischen Bindemitteln oder<br />

bei Einsatz auf alkalischen Untergründen<br />

keine Veränderungen zeigen. Im Außenbereich<br />

haben sich vor allem anorganische<br />

Metalloxidpigmente bewährt, die die<br />

genannten Anforderungen erfüllen. Mit<br />

diesen hochwertigen, lichtechten Pigmenten<br />

können alle <strong>historische</strong>n, von der<br />

Denkmalpflege geforderten Farbtöne <strong>für</strong><br />

dauerhaft farbbrillante Oberflächen erzeugt<br />

werden.<br />

Zusammenfassung<br />

und Ausblick<br />

Zur Farbgestaltung und Beschichtung von<br />

<strong>historische</strong>n Fassaden haben sich unterschiedliche<br />

am Markt verfügbare Anstrichsysteme<br />

bewährt. Bei der Festlegung<br />

der jeweils geeigneten Werkstoffe müssen<br />

denkmalpflegerische Zielvorstellungen<br />

und auch technische und wirtschaftliche<br />

Aspekte berücksichtigt werden.<br />

Die Auswahl des geeigneten Anstrichsystems<br />

sollte jedoch stets objektspezifisch<br />

erfolgen. Auch eine hochwertige Fassadenbeschichtung<br />

wird auf einem ungeeigneten<br />

Untergrund versagen. Daher ist<br />

die sorgfältige Prüfung der vorhandenen<br />

Substanz ein wichtiger Bestandteil der<br />

Sanierungsplanung. Hierbei können<br />

fachkundige Berater eines Farbenherstellers<br />

mit Rat und Tat zur Seite stehen,<br />

falls erforderlich unter Einbeziehung<br />

modernster Messtechnik und Analyseverfahren.<br />

Dr. Engin Bagda, Dr. Christian Brandes

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