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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Konnte ich am Abend noch behaupten, dass es meinem Darm besser geht und die Cola gut für<br />
Durchfluss gesorgt hat, sieht das am nächsten Tag wieder ganz anders aus. Immer wieder muss ich<br />
mich während der Fahrt ins Gebüsch verziehen und dünge dabei zahlreiche Bananenplantagen.<br />
Wieder habe ich das Gefühl Glasscherben abzuführen. Die Immodium-Tabletten wirken kaum und ich<br />
weiß gar nicht mehr, auf welcher Arschbacke ich beim Fahren noch sitzen soll. Dazu können wir es<br />
gar nicht glauben, wie sehr die Piste - obwohl flussabwärts führend - immer wieder bergauf geht. Ich<br />
habe nur wenig Kraft und fühle mich ausgelaugt. Entsprechend sieht es auch mit meiner Motivation<br />
aus. Natürlich tut es mir Leid für Hans, der sonst ohne mich wahrscheinlich schon viel weiter<br />
gekommen wäre. Während der stechenden Mittagshitze machen wir erst einmal Pause in einem Dorf<br />
und warten auf eine Mitfahrtsmöglichkeit bis nach Guanay, leider ausgerechnet heute ohne Erfolg.<br />
Wir versuchen unser Glück erneut in einer Kurve, wo ein paar Jungs am Straßenrand sitzen. Ich weiß<br />
im Nachhinein nur noch, dass sie dumme Kommentare abgelassen haben; mir war in diesem Moment<br />
so ziemlich alles egal. Außerdem ließen sie mich wissen, dass ich mich wegen der Tiere lieber nicht<br />
auf den Boden setzen sollte und schon kurze Zeit später huscht hinter mir eine Schlange vorbei. Naja,<br />
wenigstens sind wir noch auf keinen der Jaguare getroffen, die es hier auch geben soll.<br />
Es beginnt zu dämmern und wir müssen weiter und wenigstens noch versuchen einen Schlafplatz zu<br />
finden. Nach einer Weile sehen wir auf der anderen Flussseite einen Fußballblatz. Der perfekte Ort<br />
zum aufschlagen unserer Zelte in dem dichten Wald. Ich versuche eine Möglichkeit zum Übersetzen<br />
zu finden und sehe mich in der Nähe einer unbewohnten Hütte um. Der Fluss ist zu tief und reißend,<br />
als dass wir ihn durchqueren könnten und eine Brücke gibt es scheinbar auch nicht. Doch ein<br />
Stückchen weiter Flussabwärts treffen wir dann auf eine Fährstation. Mit einem Langboot nimmt man<br />
uns mit auf die andere Flussseite und die Leute helfen uns tatkräftig unsere Räder ein -und<br />
auszuladen. Im Indígena-Dorf am anderen Ufer sind wir die Attraktion schlechthin. Hier gibt es weder<br />
eine Straße noch Fahrräder und wir schlagen uns auf einem schmalen Fußweg zum Sportplatz durch.<br />
Der Platzwart ist ein dicker Mann, der seine Hütte direkt neben dem Platz hat und aufgrund seiner<br />
extrem hohen Position hier so was wie der Dorfvorsitzende ist. Wir bauen unsere Zelte direkt neben<br />
zwei grasenden Pferden auf. Ich frage den Platzwart, wo man sich denn hier waschen kann. "Na am<br />
Fluss drüben" antwortet er mir verdutzt. Und obwohl der Fluss schon die Abwässer so einiger Dörfer<br />
und einer ganzen Stadt mit sich führt, ist das Wasser extrem klar und es reicht zumindest für eine<br />
wohltuende Katzenwäsche durch mein verschwitztes Gesicht.<br />
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