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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
gleicher Höhe erkennen. Doch es geht immer weiter bergab. Die Straße wird immer staubiger und wir<br />
kommen durch die ersten Bananenplantagen. Nachdem wir noch ein paar Bäche durchquert haben,<br />
kommen wir endlich in Yolosa an.<br />
Hier ist die organisierte Tour zu Ende. Ich bin unheimlich glücklich, endlich wieder das Gepäck auf<br />
mein Rad schnallen zu können und die Fahrt alleine und endlich wieder bergauf fortsetzen zu können.<br />
Nachdem ich sagenhafte 3000 Höhenmeter bergab geholpert bin, habe ich dicke Blasen an den<br />
Händen und möchte endlich wieder bergauf fahren können. Dieser Wunsch wird mir erfüllt. Bis<br />
Coroico habe ich 500 Höhenmeter zu erklimmen.<br />
Ich verabschiede mich von Christian und Melanie. Die beiden werden in zwei Tagen zurück nach<br />
Deutschland fliegen und sind so freundlich mir meine bisher belichteten Filme mit nach Deutschland<br />
zu nehmen.<br />
Lesen macht gläubig?<br />
Auf einer gepflasterten Straße geht es 7 Kilometer bergauf nach Coroico. Ich fühle ich mich ein wenig<br />
wie Superman, da ich nach den Wochen auf dem Altiplano dünnere Luft gewohnt bin und hier in der<br />
dicken Luft keine Atemprobleme mehr habe. Selbst den verkrusteten Hals spüre ich kaum noch, und<br />
das obwohl ich gerade erst hier unten angekommen bin. Trotzdem nähere ich mich dem Dorf nur<br />
schleichend und als ich die Plaza erreiche, ist die Dämmerung bereits hereingebrochen. Sofort<br />
kommen zwei Leute auf mich zu; nach den ganzen Strapazen bin ich kaum noch fähig irgendetwas<br />
aufzunehmen. Einer von ihnen läuft winkend hinter mir her und ruft "Hello!" um auf sich aufmerksam<br />
zu machen, der andere ist ein Schlepper für ein Hotel. Es ist kaum zu glauben! Der grauhaarige<br />
Mann, der hinter mit hergelaufen ist, ist ein Reiseradler aus Hamburg!!! Wir verabreden uns für heute<br />
Abend und ich wende mich wieder dem Schlepper zu.<br />
Er habe da ein nettes kleines Hotel, sagt er mir. Für nur 40 Bs (5 Euro) die Nacht könne ich dort<br />
inklusive Frühstück übernachten. Gutgläubig gehe ich auf das Angebot ein. Als ich vor dem<br />
beschriebenen Hotel stehe, bin ich doch etwas verdutzt. Das ist tatsächlich die Nobelhütte, die ich<br />
schon beim Aufstieg gesehen habe und als unbezahlbar eingestuft habe. Ich frage ein gut gekleidetes<br />
Pärchen, das vom Hotel kommt, ob das denn wirklich so billig sei. Die verstehen die Frage nicht,<br />
sagen mir aber, wo die Rezeption sei. Ok, an der Rezeption kommt dann der Hammer: Die nette<br />
Dame lässt mich wissen, dass mich die Übernachtung 80 Bs ohne Frühstück kostet. Ich hätte kaum<br />
noch die Kraft zu einem anderen Hotel zu gehen, tue aber so als ob:<br />
"Der Mann dort oben hat mir aber gesagt, dass ich es für 40 Bolivianos MIT Frühstück bekommen<br />
könnte." sage ich ihr.<br />
Ihre Antwort ist für mich total unerwartet: "Ok, das ist dann ein spezieller Preis. Aber nur, weil Dir das<br />
der Chico dort oben gesagt hat, entiendes? Aber nicht weitersagen!"<br />
So langsam liebe ich diese Schlepperkultur hier in Bolivien und das Feilschen um die Preise!<br />
Besonders, da das sogar selbst in guten Hotels zu funktionieren scheint.<br />
Beim Anblick meines Zimmers kippe ich dann fast aus meinen verschwitzten Latschen. Ich habe<br />
frische Bettwäsche und ein eigenes Bad mit gewaschenem Handtuch, BD (naja), Badewanne UND<br />
einer Rolle Klopapier!!! Ich bin total perplex!<br />
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