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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Wir haben erst einmal andere Gedanken: Und zwar, wie wir bei dieser dünnen Luft die letzten Meter<br />
bis zum Gipfel bewältigen. Zwei der Brasilianer kämpfen schon beim Aussteigen aus dem Wagen mit<br />
der Höhenluft und kommen nicht mit auf den Gipfel. David und ich nehmen den längeren Weg über<br />
die ehemalige Gipfelstation des Skiliftes und genießen den Ausblick. Besonders vom 3594 Meter<br />
hoch gelegenen Chacaltaya ist er einfach umwerfend. Im Westen fallen die Anden steil in dichte<br />
Wolken herab, darunter muss das Amazonastiefland liegen. Im Norden liegt der mit über 6000 Metern<br />
gigantisch aufragende Huyana Potosí unter einer dichten Schicht von Eis und Schnee. Im Westen<br />
lässt sich schemenhaft der Titikakasee erkennen, wir haben heute leider "nur" eine Sichtweite von ca.<br />
100 Kilometern, und im Süden schließlich liegt tief im Talkessel verborgen La Paz. Daneben El Alto,<br />
das sich um den großen internationalen Flughafen herum aufbaut.<br />
Fernando zeigt und das Gipfelritual der Indígenas. Er legt Cocablätter unter einen Stein und kramt<br />
danach den hochdestillierten Alkohol heraus. Ein paar Tropfen träufelt er auf die Erde zu Ehren von<br />
Pachamama (Mutter Erde) und einen Hauch schickt er zum Mond (ob sich der Mond darüber freut,<br />
ständig, mit einer solchen Fahne angepustet zu werden?). Als letztes nimmt er einen flachen Stein<br />
und legt ihn auf das Gebilde, welches die Brücke zwischen den Provinzen El Alto und La Paz<br />
symbolisiert. Danach wiederholen wir das Ritual jeder für sich.<br />
Der Berg ist der Treffpunkt der "tres tierras". Die "3 Erden" treffen mit ihren verschiedenen<br />
Eigenschaften hier oben auf dem Gipfel zusammen und bilden einen Teil der Inka-Kultur.<br />
Beim Abstieg überfliegt uns ein Adler. Fernando blickt aufmerksam nach oben und lässt uns wissen,<br />
dass dieser immer die Kokablätter aufsammelt, nachdem Menschen dort oben gewesen sind. Es hatte<br />
mich auch schon gewundert, dass der ganze Gipfel nicht inzwischen von Kokablättern bedeckt ist.<br />
Fernando gibt mir den Tipp, dass man wunderbar Kokablätter im Schlafsack eingewickelt nach<br />
Deutschland importieren könne. Das würden die Röntgengeräte am Flughafen angeblich nicht<br />
wahrnehmen können...<br />
Nachdem wir auf dem Chacaltaya waren, schließen wir noch einen Ausflug zum Valle de la Luna an.<br />
Das Valle de la Luna liegt ganz im Westen La Paz'. Dort, wo wegen der geringen Höhe von 3000<br />
Metern sogar wieder Bäume wachsen und wo die High Society wohnt. Fernando zeigt uns das<br />
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