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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Die Bremsklötze meiner Hydraulikbremsen sind so langsam am Ende und ausgerechnet für diese<br />
einzigartigen Teile habe ich keinen Ersatz mitgenommen. Meine Eltern haben mir Ersatz an die<br />
Deutsche Botschaft in La Paz geschickt und so lasse ich mich am nächsten Morgen von einem<br />
Taxifahrer dorthin bringen. Ich sage ihm, dass ich zur Deutschen Botschaft möchte und er fragt nur<br />
"Avenida Arce, ¿no ve?". Das ist richtig und ich bejahe. Doch dann will er mich vor der streng<br />
bewachten US-Amerikanischen Botschaft absetzen und kann gar nicht verstehen, dass ich dort nicht<br />
aussteigen will. "Señor, das ist die amerikanische Botschaft", weise ich ihn mit einem Fingerzeig auf<br />
die gestreifte Flagge hin, "Ich wollte zur Deutschen". "Ach? Da besteht ein Unterschied?" fragt er mich<br />
verdutzt. Nach dem Motto: Alle 'Gringos' sind US -Amerikaner. Grummel.<br />
In der Deutschen Botschaft frage ich schüchtern auf Spanisch: "Kann ich Deutsch sprechen?"<br />
"Ja, sprechen Sie Deutsch, bitte!", bekomme ich in hochdeutschem Beamtenton zur Antwort. Eine<br />
seltsame Atmosphäre hier. Neben mir sitzen eine Nonne und ein Bolivianer, die offensichtlich auf<br />
einen Termin warten, der Beamte sitzt hinter einer dicken Glasscheibe. Post ist für mich leider keine<br />
angekommen, also müssen es meine Bremsen noch länger ohne Ersatz durchhalten.<br />
Danach geht es zum Oficina del Guía Boliviana de Transporte y Turismo, die laut meinem Reiseführer<br />
alle Fahr -und Flugpläne des Landes verfügbar haben sollen. Die angegebene Adresse ist eines<br />
dieser gläsernen Bürohochhäuser, von denen es hier im Botschaftenviertel viele gibt. Ein gut<br />
gekleideter Portier in der Eingangshalle fragt mich nach meinem Ziel. Ich habe keine Ahnung, was ich<br />
ihm sagen soll und halte ihm einfach meinen Reiseführer unter die Nase. Er weiß sofort, wo ich hin<br />
muss. Man bringt mich mit dem Aufzug ein Stück nach oben und hinter einer nüchternen Tür mit der<br />
Aufschrift "4-C" befindet sich tatsächlich das besagte Büro. Ich werde an eine nette Dame<br />
weitergeleitet. Mit ihr möchte ich Bootsverbindungen zwischen Guanay und Rurrenabaque ausfindig<br />
machen, wofür sie scheinbar in ganz La Paz herumtelefoniert, leider ohne Erfolg. Eigentlich habe ich<br />
das Gefühl hier zu stören, da es alles ganz und gar nicht wie eine Touristeninformation, sondern eher<br />
wie ein nüchternes stinknormales Firmenbüro aussieht. Doch die Dame sieht das offensichtlich ganz<br />
anders und schenkt mir noch als "Entschuldigung" für ihre vergeblichen Mühen noch das<br />
Branchenbuch mit den Fahrplänen. Dann möchte sie noch wissen, woher ich überhaupt von dieser<br />
Adresse erfahren habe und ich zeige ihr die entsprechende Passage im Reiseführer. Sie freut sich<br />
sehr, dass ihr Büro in einem deutschen Reiseführer genannt wird und schreibt sich gleich die E-Mail<br />
Adresse des Autoren auf.<br />
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