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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
An der Mautstelle der Autopista fällt der Altiplano ganz unvermittelt in das tiefe Tal von La Paz ab. In<br />
der Talsenke zu meiner Rechten stehen winzig erscheinende Wolkenkratzer und je höher die Häuser<br />
liegen, desto ärmlicher sind sie. An den Steilhängen ziehen sich bis hoch zum Altiplano die Slums<br />
hinauf, doch die bestehen hier nicht nur aus Blech und Holz - dafür wäre es hier viel zu kalt. In<br />
beachtlicher Gemeinschaftsarbeit haben es auch die Ärmsten der Ärmsten geschafft, sich feste<br />
Häuser aus Lehmziegeln zu bauen.<br />
Vor der Mautstelle treffe ich tatsächlich auf drei einheimische Radler, die sogar recht sportlich<br />
angezogen sind. Ich frage sie, welches denn der beste Weg runter in Tal wäre und einstimmig<br />
antworten sie mir "La Autopista!" - Die Autobahn. Also rase ich einfach durch die Mautstelle durch und<br />
fahre kurz danach am Schild "No Bicicletas" vorbei. Daran scheint sich hier sowieso niemand zu<br />
stören. Der Seitenstreifen bietet sich geradezu als Radweg an und es gibt sogar einige Jogger, die ihn<br />
für ihr morgendliches Training benutzen. Beeindruckend, was für Leistungen diese Leute in dieser<br />
dünnen Luft erbringen können.<br />
Ich fahre hier auf dem besten Asphalt, den ich je in Bolivien gesehen habe, doch immer noch muss<br />
ich auf "Unebenheiten" wie am Straßenrand wartende Pendler und fehlende Gullydeckel achten. Die<br />
Aussicht auf das 500 Meter unter mir liegende Zentrum raubt mir die Konzentration.<br />
Nach der langen Abfahrt und wahrlich atemberaubenden Anstiegen in den Gassen der Altstadt<br />
erreiche ich das Hotel Rosario. Hier sagt man mir nur in perfektem Englisch, dass alles belegt sei und<br />
ich doch bitte mein Rad aus der Eingangshalle bewegen möchte. Das mache ich zu seinem Missfallen<br />
allerdings erst, nachdem ich im Reiseführer nach einer Alternative nachgesehen habe. Nach einigem<br />
Hin -und Her finde ich dann das Hotel El Viajero, muss dort aber alles Gepäck in den 1. Stock tragen.<br />
Wie gut, dass mich der Rezeptionist fragt, ob ich mir mein Zimmer vorher ansehen möchte, das<br />
vorgesehene Zimmer sieht nämlich wie in einem Stundenhotel aus: Rosarote Wände mit nackten<br />
Comicfiguren, ein verdunkeltes Fenster und Brandflecken in der Bettdecke. Wie gemütlich! Da<br />
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