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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
alles dafür, bloß nicht vor meine Linse zu geraten. Also drehe ich den Spieß um, denn durch die<br />
Kamera blicken und auf den Auslöser drücken will jeder einmal. Freudig richten sie sie auf ihre<br />
Freunde, die sich kichernd vor ihr zu verstecken versuchen.<br />
Am Abend gehe ich noch ein wenig zum "Shopping". Ich muss noch etwas Benzin kaufen und werde<br />
in einem Privathaushalt fündig. Der Besitzer erzählt mir stolz, dass er hier im Krankenhaus arbeitet.<br />
Im nächsten Moment steckt er sich den Benzinschlauch in den Mund, um das Benzin anzusaugen<br />
und danach die Hälfte wieder auszuspucken. Hmm, dass Benzin eine medizinische Wirkung hat, ist<br />
mir jedenfalls neu.<br />
Auf dem Dorfplatz treffe ich nur zwei alte Mütterchen, die ihre spärlichen Waren dort anbieten. Ich<br />
brauche noch etwas Proviant für die Tage auf dem Salzsee und erstehe dabei haufenweise Bonbons,<br />
abgelaufenen Jogurt in Tüten und sonstige Kleinigkeiten. Mit dem Wasser ist es schon schwieriger.<br />
Ich muss der Verkäuferin erst fünf Mal bestätigen, dass ich 10 Liter Wasser haben möchte, also 5<br />
Flaschen. Damit habe ich fast ihren ganzen Stand aufgekauft. Ich kaufe noch ein paar weitere<br />
Kleinigkeiten bei ihrer Kollegin und verschwörerisch fragt diese mich, was ich denn für das Wasser<br />
bezahlt habe. Kaum zu glauben. Da sitzen die beiden tagein tagaus nebeneinander, hüten aber ihre<br />
Preise wie Staatsgeheimnisse...<br />
Außerdem entdecke ich eine ungeahnte Liebe zur Marmelade in mir. An einem kleinen Laden an<br />
einer Straßenecke kaufe ich noch ein paar Brötchen und die Verkäuferin fragt mich, ob ich auch<br />
"Mermelada" haben möchte. Marmelade? So was gibt es hier?<br />
Von nun an erwische ich mich tagelang immer wieder dabei, wie ich gierig pappige Brötchen mit der<br />
leckeren Marmelade darauf herunterschlinge. Marmelade am Morgen, Marmelade am Mittag,<br />
Marmelade am Abend, Marmelade immer und zwischendurch... Sie erscheint mir als die größte<br />
Delikatesse, die es gibt. Und das, obwohl ich zu Hause eigentlich gar keine Marmelade mag. Wie<br />
verwöhnt man doch sein kann...<br />
Zwei Helden im Kampf gegen das Chilenische Unheil<br />
Am nächsten Morgen sitzen die Kinder wieder in der Schule, nur einer ist ausgebüchst und versucht<br />
mir unauffällig zu folgen.<br />
Ich wundere mich nicht schlecht, als mir mehr und mehr Soldaten entgegenkommen. Sie pressen sich<br />
in die Nischen und an Hauswände und rücken langsam in das Dorf vor. Scheinbar eine Übung an der<br />
sich keiner der Dorfbewohner stört. Mich packt wieder das Fotofieber. Als ich an ihnen vorbei bin,<br />
möchte ich unauffällig von hinten ein Foto machen. Die Angst im Nacken ziehe ich die Kamera aus<br />
der Tasche und schon erblicken mich zwei Soldaten mit meiner Kamera in der Hand. Oje... mist...<br />
Aber nein: Von militärischer Geheimhaltung und Fotografierverbot wollen die gar nichts wissen! In<br />
heldenhafter Pose stellen sie sich mit ihren Maschinengewehren vor die Kamera und lassen sich mit<br />
einem vom einen zum anderen Ohr reichenden Lächeln fotografieren...<br />
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