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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Dann wird der Untergrund plötzlich härter und am Horizont sind Anzeichen menschlicher Bebauung<br />
auszumachen. Über eine Salzverkrustete und steinige Ebene nähere ich mich langsam diesem<br />
Horizont. Ich treffe auf ein fast vollkommen verlassenes Dorf, dass jedem Wild-West-Klischee gerecht<br />
werden könnte. Durch das Dorf ziehen sich auf langen Geraden staubige Straßen und in der Mitte gibt<br />
es eine verlassene Bahnlinie mit einsam dastehenden Waggons. Im Augenwinkel sehe ein Kind durch<br />
die Häuser huschen und höre zwei Hunde bellen. Jetzt würde nur noch der obligatorische<br />
Dornenstrauch, der vom Wind durch die Straßen gefegt wird, fehlen.<br />
An einem Friedhof vorbei gelange ich auf einen schmutzigen Salzsee und komme wunderbar auf der<br />
Salzkruste voran. Doch lange Zeit kann ich nur meinem Tacho entnehmen, dass ich mich bewege, am<br />
Horizont tut sich gar nichts. Immerhin funktioniert der Tacho für eine Weile, was auch nur selten der<br />
Fall ist. Nach dieser erholsamen Fahrt beginnt ab dem Ufer des Salzsees wieder der Kampf mit dem<br />
Sand. Wieder fluche und schiebe ich mein Rad vorwärts. In der Ferne kann ich Touristenjeeps<br />
erkennen, die mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Salar de Tunupa fahren und lange Staubwolken<br />
hinter sich lassen.<br />
Colcha "K"?<br />
Ich nähere mich Colcha "K" und wundere mich nicht schlecht über das militärische Tarnfarben-Outfit<br />
des Dörfchens. Als ich näher komme, wirkt alles immer weniger dörflich. Zuerst kristallisieren sich<br />
Aussichtstürme heraus, dann Baracken und zuletzt sehe ich Soldaten mit Schnellschussgewehren.<br />
Die Piste endet vorm Kasernen-Eingang und verdutzt bleibe ich stehen. Ein junger Soldat rennt<br />
diensteifrig mit seinem Maschinengewehr zum Eingang und entfernt für mich die Sperrkette zum<br />
Eingang. Ich sehe mich selbst schon in einer Fernsehkomödie und frage den Soldaten nach einem<br />
Hostal. "Hostal?" Keine Antwort. Erst als sich zwei Offiziere meiner annehmen, darf ich in ganzen<br />
Sätzen sprechen. Von allerhöchster Priorität ist für die beiden natürlich erst einmal aus welchem Land<br />
ich denn komme. Mit Deutschland liegt man in Bolivien zum Glück meistens gut und hier scheint das<br />
nicht anders zu sein. Wie gut, das ich nicht aus den USA komme, oder einen englischen Akzent habe.<br />
Die beiden stellen mir noch ein paar weitere Fragen und beantworten mir erst dann meine Frage. Das<br />
Dorf ist hinter der Kaserne und ich muss nur durch sie durchfahren. Wieder kann ich mich nur schwer<br />
zusammenreißen meinen Fotoapparat in der Tasche zu lassen. Ich liebe militärische Motive, traue<br />
mich aber nicht Fotos zu machen. Zu groß wäre das Risiko, dass man mir alle belichteten Filme<br />
abnehmen will. Während ich so durch das Lager fahre, sehe ich unter anderem sehr interessante<br />
Wandparolen mit patriotischen Gemälden. Da ist von der gefährlichen Grenze zu Chile, dem Schutz<br />
des Vaterlandes und der einst verlorenen Provinz Antofagasta die Rede, die man immer noch als<br />
einen Teil Boliviens betrachtet...<br />
Im Dorf ist gerade schulfrei und eine große Gruppe Kinder läuft hinter mir her und füllt die ganze<br />
Straße, als ich anhalte. Von ihnen bekomme ich mehr als genug Hilfe bei der Suche nach einem<br />
Hostal. Natürlich wollen alle mein Fahrrad und ganz besonders meinen Helm anfassen. Der Helm ist<br />
überhaupt das Unglaublichste und Interessanteste für die Bolivianer - ob groß oder klein - und er wird<br />
noch über viele belustigte bolivianische Köpfe wandern. Ein Junge wird losgeschickt, um die<br />
Herbergsmutter aufzutreiben. Natürlich dauert das seine Zeit und die Kinder haben genug Zeit Fragen<br />
zu stellen und alles anzufassen. Was eine Kamera ist, wissen sie allerdings sehr genau und sie tun<br />
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