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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Laguna Colorada (4254m) - 4556m - Campamento Capina (4405m) -Tacho defekt-<br />
Campamento Capina (4405m) - 4566m - Villa Mar (3950m) -Tacho defekt-<br />
Villa Mar (3950m) - 4068m - Alota (3793m) 48,81 km<br />
Alota (Ruhetag)<br />
Soldaten und der Wilde Westen Boliviens<br />
Exkurs: Ex-Kolonie als Binnenstaat<br />
Bei einem Blick auf die Weltkarte mag einem eine weitere Eigenart Boliviens auffallen: Alle<br />
südamerikanischen Staaten haben Zugang zum Meer, nur Bolivien und Paraguay nicht. Umso<br />
verwirrender mag es erscheinen, dass Bolivien einst vom Meer aus als die spanische Kolonie mit<br />
dem Namen "Alto Perú" gegründet wurde. Wie kann es also sein, dass sich die Fläche von Bolivien<br />
sich fern vom Meer auf einer Tibet ähnlichen abgelegenen Hochebene und dazu einem Teil des von<br />
Pampa und Urwald bedeckten Amazonastieflandes erstreckt?<br />
Der Grund ist in der Geschichte Boliviens zu finden. Zuerst sollte man wissen, dass Bolivien alles<br />
andere als eine langweilige Vergangenheit hat. Seit der Abhängigkeit im Jahr 1825 gab es gut 200 (!)<br />
gewaltsame Machtwechsel in Bolivien, bei denen auch bekannte Persönlichkeiten wie Che Guevara<br />
ihre Hände im Spiel hatten. Einsamer Weltrekord. Eine solch chaotische Geschichte bringt natürlich<br />
weitere traurige Rekorde mit sich, wie zum Beispiel eine Höchstinflation von 24.000 Prozent (!) im<br />
Jahre 1985 und viele für das Land gefährliche Kriege.<br />
Territorium gewonnen hat Bolivien in keinem dieser Kriege, dafür aber eine Menge desselbigen<br />
eingebüßt. So ist heute nur noch ein geringer Teil der ursprünglichen Größe Boliviens erhalten. Die<br />
größten Landverluste gingen mit folgenden Kriegen einher: Der erste große Verlust beginnt mit dem<br />
Guerra del Pacífico (Salpeterkrieg), wobei Bolivien schon 1883 mit der Provinz Antofagasta seinen<br />
Zugang zum Meer verliert. Einen Verlust, den die Bolivianer den Chilenen bis heute nicht verziehen<br />
haben. Später verliert Bolivien im Jahre 1903 das große Urwaldgebiet Arce an Brasilien. 1932-1935<br />
führt es den Chacokrieg mit Paraguay und verliert das fruchtbare Chacogebiet. Von der einst<br />
ansehnlichen Marine dümpeln heute nur noch Reste auf dem Titikakasee auf über 3800 Metern<br />
Höhe. Zur ehemaligen Provinz Antofagasta führt heute nur eine einzige asphaltierte Straße. Daneben<br />
existiert noch eine Bahnlinie, doch die Züge verkehren nur noch 1x wöchentlich von Uyuni zum in der<br />
chilenischen Atacama-Wüste gelegenen Calama.<br />
Das so abgeschiedene Bolivien wird gerade dadurch für den Tourismus wohl umso interessanter,<br />
doch der Wirtschaft hilft das nur wenig. Die Wirtschaft ist nur schwach und kann aufgrund der<br />
geringen Infrastruktur und Anbindung an den Weltmarkt nur sehr schlecht wachsen. Trotzdem finden<br />
nordamerikanische und europäische Konsumgüter von Snickers über Nivea bis Nestle ihren Weg in<br />
das so abgeschiedene Land und verhindern den Aufbau einer eigenen Konsumgüter-Industrie.<br />
Selbst die vielen Rohstoffe und sogar der Fund von Öl konnten der Wirtschaft bis jetzt nur wenig auf<br />
die Sprünge helfen. Zu schwach ist das Land, als dass es durch eigene Kraft Pipelines und<br />
Asphaltstraßen durch seine schroffen und unwirtlichen Landschaften ziehen könnte.<br />
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