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Übersichtskarten - LimeSim

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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />

Dorfversammlung in Alota<br />

In Alota gönne ich mir erst mal einen Ruhetag. Doch ganz so ruhig wird es nicht. Die meiste Zeit des<br />

Tages verbringe ich damit neuen Proviant zu kaufen und ein Telefongespräch nach Deutschland zu<br />

führen.<br />

Das mit dem Telefon ist gar nicht so leicht. Alota ist das erste Dorf, in dem es wieder Telefon gibt. Und<br />

davon gibt es hier sage und schreibe eines! Am Dorfrand steht ein hoch umzäuntes Haus der<br />

Telefongesellschaft Entel mit einer großen Satellitenschüssel davor. Ich muss schon einiges an Kraft<br />

aufwenden, um das quietschende Eingangstor zu öffnen doch an der Eingangstür ist dann Endstation.<br />

Nach langem Warten und vielem Klopfen muss ich einsehen, dass hier niemand ist. Ich suche<br />

jemanden, den ich fragen kann, doch die große staubige Durchgangsstraße ist vollkommen leer. Ich<br />

suche und treffe in einer Gasse auf eine Frau, die mir sagt, dass ich den Telefonmenschen bei der<br />

Dorfversammlung finden würde. "Und wann ist die Dorfversammlung zu Ende?", frage ich sie. "Och,<br />

das kann noch eine Weile dauern." Es ist bereits zwei Uhr mittags, was heißt, dass es in Deutschland<br />

schon 8 Uhr abends ist. Ich habe meiner Mutter vor 8 Tagen versprochen, dass ich in einer Woche<br />

wieder anrufe. Also gehe ich zur Dorfversammlung, die auf dem Platz vor dem Gemeindehaus unter<br />

freiem Himmel stattfindet. Die Leute sehen mich - den "Gringo" - mit großen Augen an, während ich<br />

mich zum Telefonmenschen durchfrage. Ausgerechnet er ist einer der vier Vorsitzenden und hat<br />

natürlich keine Zeit für mich. Er schickt seine Frau mit mir los, die mir die Tür zum Telefonzentrum<br />

öffnet. In einem kahlen Raum hängt ein einsames Telefon an der Wand. Ich versuche mich nach<br />

Deutschland durchzuwählen, bekomme aber nur undefinierbare Töne aus dem Hörer zur Antwort.<br />

Meine Frage nach Internet ist natürlich komplett sinnlos - sie weiß ja nicht einmal, was das ist.<br />

Am Abend mache ich einen erneuten Versuch. Der Besitzer meines Hostals fährt mit seinem<br />

klapperigen Rad voraus und treibt den Telefonmenschen wieder auf. Nach einigem Hin -und Her<br />

erfahre ich, dass ich zum Telefonieren auch eine Telefonkarte benötige! Er fragt extra noch bei der<br />

Auskunft nach, wie lange ich mit einer Karte für 1,50 Euro nach Deutschland telefonieren könne und<br />

sagt mir danach, dass ich mich beeilen solle: Eine Minute! In Deutschland ist es schon 1 Uhr nachts.<br />

In quälend schlechter Qualität komme ich nach Deutschland durch, gebe meinem Vater eine kurze<br />

Positionsangabe und die Telefonnummer des Telefons hier. Dann ist das Gespräch auch schon zu<br />

Ende. Nach einer Weile schaffen es meine Eltern endlich durchzukommen und wir können ein etwas<br />

längeres Gespräch führen. Doch das gestaltet sich gar nicht so einfach. Sie verstehen mich kaum und<br />

die Antworten kommen immer mindestens um 3 Sekunden versetzt, so dass wir fast die ganze Zeit<br />

nur mit "Was? Wie? Wo?" durcheinander plappern. Die drei anderen Bolivianer im Raum sehen mich<br />

belustigt an, während ich verzweifelt immer wieder den Namen ihres Dorfes nenne...<br />

Ich gehe noch ein wenig einkaufen, um meinen Proviant aufzufrischen. Man kann in die kleinen Läden<br />

nicht so einfach hereingehen und muss erst kräftig an die Tür klopfen, bis geöffnet wird. Milch gibt es<br />

nicht, doch dafür ergattere ich eine 800-Gramm-Dose Milchpulver, die für den Rest meiner Reise eine<br />

halbe Gepäcktasche füllen wird...<br />

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