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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
bekleideten Frauen in ihren Kostümen. Immer wieder kommen Pfiffe und begeisterte Ausrufe. Nun<br />
ja... jedem sein Geschmack...<br />
Was folgt, ist ein Mexikanischer Liebesfilm in pastellfarbener Bildqualität. Es geht um eine junge Frau,<br />
die einen amerikanischen Piloten betreut, der nahe ihrem Haus im Dschungel abgestürzt ist. Dabei<br />
geschehen ihr eine Menge Missgeschicke. Er macht ihr mit englischem Akzent weiß, dass er Medizin<br />
zu seiner Mutter fliegen wollte und bittet sie darum, das Päckchen Medizin zu seiner Mutter in den<br />
USA zu bringen. Natürlich ist in dem Päckchen keine Medizin und der Rest des Films strotzt auch nur<br />
so vor Klischees. An der Grenze werden die Frau und andere Flüchtlinge von einer amerikanischen<br />
Patrouille gnadenlos mit einem Maschinengewehr beschossen. Natürlich fließt kein Blut. Doch eines<br />
ist klar: Die Nordamerikaner sind böse! Als sie den Übergang endlich geschafft hat, nimmt sie ein<br />
kleinwüchsiger Amerikaner mit, der von ihr aber nur "Liebe" haben will. Ein amerikanischer<br />
Indianerhäuptling rettet sie und entführt sie in die Wüste zu seiner Familie, wo er sie zu einer richtigen<br />
Indianerin machen will.<br />
Dann wird der Generator abgeschaltet...<br />
Ich hoffe, dass die Bolivianer ein besseres Bild von uns Europäern haben.<br />
Nase zu und durch...<br />
Am Morgen platzt mir fast die Blase. Ich muss unbedingt eine Toilette finden. Dumm nur, dass hier<br />
niemand meine Frage nach einer Toilette versteht. Verzweifelt frage ich mehrere Leute nach einem<br />
"servicio" und alle sehen mich nur verdutzt an. Manchmal bringen mich die Unterschiede zwischen<br />
spanischem Spanisch und lateinamerikanischem Spanisch echt zur Verzweiflung. Irgendwann finde<br />
ich dann doch noch eine Toilette - ein 200 Meter vom Camp entfernt liegendes Erdloch mit einem<br />
Dach drüber...<br />
Ich spreche mit einem LKW-Fahrer und frage ihn nach dem Zustand der folgenden Straße. "Die ist<br />
sehr gut, und auch ohne Sand" antwortet er mir. Na dann möchte ich mal wissen, was das für ein<br />
komisches Zeugs ist, worin meine Reifen im Laufe des Tages immer wieder stecken bleiben und sich<br />
durchdrehen.<br />
Vorbei am Salzsee geht es wieder auf einen Pass, dieses Mal 4566 Meter hoch. Im Anstieg gibt es<br />
tatsächlich nur wenig Sand und auch kaum Wellblech. Dafür zeichnet sich die Piste dadurch aus,<br />
dass sie kilometerlang über spitzes Geröll verläuft. Unten muss ich einen größeren Bach furten und<br />
werde wieder von Lamas und dieses Mal auch von Eseln angestarrt. Zwei aberwitzige Karnickel (?)<br />
hoppeln eine Weile vor mir her und beobachten mich. Nach dem zweiten Pass kommt ein großer<br />
Wechsel in die Landschaft. Das erste Mal kann ich über den 500 Meter tiefer liegenden eigentlichen<br />
Altiplano blicken. In mehreren Hundert Kilometern Entfernung kann ich schon den Vulkan Tunupa<br />
erkennen. Und - so seltsam das auch klingen mag - das erste Mal in Südamerika sehe ich natürlich<br />
gewachsene Büsche, die ganze Landstriche bewachsen. Die karge Einöde des oberen Altiplano und<br />
der Atacama-Wüste beginnt sich zu lichten. Das erste Mal rieche ich etwas: Einen seltsamen intensiv<br />
würzigen Duft, den ich nur schwer definieren kann und im Nachhinein nur noch mit Südamerika in<br />
Verbindung bringen kann.<br />
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