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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Ich bin heute der einzige Übernachtende in Refugio und bekomme einen ersten Eindruck von der<br />
bolivianischen Spartanität. Die Toiletten befinden sich draußen in einem kleinen Gebäude. Fließend<br />
Wasser gibt es nicht und für die Spülung hat man eine mit Wasser befüllte Regentonne und einen<br />
Eimer zur Verfügung. Problemlos darf ich auf dem Kohleofen meinen Benzinkocher benutzen. Kohle<br />
gibt es sowieso keine. Am Abend setzt sich noch eine hier wohnende Frau mit ihrem kleinen Jungen<br />
zu mir und bringt mir ein Stück Kuchen mit. Wir unterhalten uns in den Abend hinein und ich werde<br />
das Gefühl nicht los, dass diese so einfach lebenden Menschen viel freundlicher sind als die so<br />
modernen Chilenen...<br />
Die Bettwäsche ist natürlich nicht gewaschen, doch sie wärmt sehr gut, so dass ich trotz fehlender<br />
Heizung gut geschlafen habe. Während mich der Druck meiner Blase nach draußen treibt, schneidet<br />
mir die Kälte ins Gesicht. Die vor mir liegende grüne Lagune befindet sich unter einer über Nacht<br />
gewachsenen Eisschicht und mit den Toiletten ist es nicht anders...<br />
Zwischen der Laguna Verde (der grünen Lagune) und der Laguna Blanca (der weißen Lagune)<br />
hindurch fahre ich auf salzigen Wegen gen Norden. Zur morgendlichen Zeit tauchen so einige<br />
Tourenjeeps auf der sonst so verlassenen Strecke auf. Einer von ihnen hält plötzlich neben mir. Der<br />
Fahrer sagt mir, dass er 5 Liter Wasser dabeihabe und fragt mich für wen die wohl seien. "Für mich",<br />
antworte ich erfreut. Er sagt mir, dass er dass Wasser bei den Adobes abstellen wird und düst davon.<br />
Kurze Zeit später hält wieder eines dieser staubschleudernden Ungeheuer vor mir. Dieses Mal<br />
werden alle Türen aufgerissen und begeistert springen Leute heraus und laufen auf mich zu. Verdutzt<br />
bemerke ich erst nach einer Weile, dass es sich um die drei radfahrenden Spanier handelt, die in San<br />
Pedro mit den Deutschen unterwegs waren. Niemand aus der Gruppe wollte diese Strecke per Rad<br />
wagen. Während die beiden Deutschen über den nördlich gelegenen Pass bei Ollagüe fahren, legen<br />
die drei anderen die Strecke mit dem Jeep zurück. Ihre Räder sind auf dem Dach des Jeeps<br />
festgeschnallt. Sie begrüßen mich überschwänglich, fragen, ob ich noch etwas benötige und ob es mir<br />
gut ginge. Ich kann ihnen ihr schlechtes Gewissen und den Neid in ihren Augen ansehen.<br />
Andererseits bin ich auch neidisch auf ihre so einfache Fortbewegungsmethode. Die Straße wird<br />
nämlich immer schlechter.<br />
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