Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Ich darf heute nur etwa 1000 Höhenmeter schaffen. Wenn ich mehr mache, könnte ich Probleme mit<br />
der Höhenkrankheit Soroche bekommen, die bekanntlich schon Radler in der Wildnis hat umbringen<br />
können. Also fahre ich erst zur Mittagszeit los. Kurz hinter San Pedro muss ich durch den chilenischen<br />
Zoll. Die Grenzen zu Bolivien und Argentinien sind zwar noch weit entfernt, doch dazwischen gibt es<br />
nichts weiteres mehr. Man lässt sich nur ungern bei der Mittagspause und dem Kartenspielen stören<br />
und schnell habe ich meinen Ausreisestempel im Pass.<br />
Auf der gut ausgebauten Straße nach Argentinien fahre ich dem Paso Jama entgegen. Einige<br />
Kilometer hinter dem Flugplatz von San Pedro beginnt der Anstieg. Aus der Ferne sah all dies nicht<br />
besonders aus. In den Tagen zuvor habe ich schon mal die Straße betrachtet, die ohne Serpentinen<br />
eine fast ebene Fläche auf das Hochplateau hinaufgeht. Eben ist diese Fläche auch - wenn man mal<br />
von den 16% Steigung absieht, die man auf ihr ständig hat!<br />
Die letzte Abwechslung bietet ein Minenfeld, was auf die Nähe zur Grenze hindeutet. Danach geht es<br />
nur noch bergauf, bergauf, bergauf. Erst komme ich locker im ersten Gang vorwärts, dann wird auch<br />
dies schwieriger und ich muss das Rad Tritt um Tritt nach oben stemmen.<br />
Mit Beginn der Dämmerung habe ich 1142 Höhenmeter geschafft und befinde mich auf einer Höhe<br />
von 3546 Metern. Noch immer kann ich San Pedro sehen. Der Eindruck von Entfernungen täuscht<br />
hier unglaublich. Mein heutiges Tagesziel habe ich die letzten Tage schon aus San Pedro sehen<br />
können! Ich baue mein Zelt hinter einem kleinen Erdhügel neben der Straße auf. Ganz aus dem<br />
Sichtfeld der Trucker bin ich damit nicht. Fröhlich hupend und winkend fahren einige Trucker aus<br />
Paraguay und Argentinien an mir vorbei.<br />
Mit steigender Höhe bekomme ich immer mehr Probleme mit meiner Gesundheit. Ich habe zwar noch<br />
keine Anzeichen von Soroche bemerken können, doch huste ich ziemlich viel und habe weiterhin<br />
einen trockenen Hals. Beim Schlucken spüre ich wie sich Kruste im Hals löst und ich schmecke Blut.<br />
Beim Schnäuzen finden sich im roten Taschentuch blutige Hautstückchen, die ich auch hin -und<br />
wieder aushuste. Dieser Zustand wird sich in den nächsten Tagen nicht bessern, doch werde ich mich<br />
mit der Zeit daran gewöhnen.<br />
- 35 -