Übersichtskarten - LimeSim

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01.01.2013 Aufrufe

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1 Von Steinen und einem Baum Am Morgen setze ich mich nach drei Tagen "Abstinenz" endlich wieder aufs Rad und mache mich auf den Weg in das etwa 100 Kilometer weit entfernte San Pedro de Atacama. Im Hostal muss ich nur für zwei Nächte bezahlen, obwohl ich vier Nächte hier war. Der Besitzer hat die Geschichte mit der Gabel die ganze Zeit mit Spannung verfolgt und hat wegen dieser komplizierten Geschichte wohl Mitleid mit mir gehabt. Einige Leute haben mich vorher gewarnt, dass ich bloß nicht vor 10.30 Uhr bis 11 Uhr losfahren solle. Da wehe der Wind immer in die falsche Richtung - und so ist es tatsächlich. Und punktgenau zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr Stunde bekomme ich abrupt Rückenwind. Die Straße nach San Pedro ist alles andere als einfach - aber allemal landschaftlich viel interessanter als die hinter mir liegende Strecke. Im Osten kann ich die ganze Zeit die schneebedeckten Gipfel der ersten Andenkordillere bestaunen und auch die Wüste hier ist nicht mehr so von Baggern und Autospuren durchfurcht, wie anderswo. Ab 3000 Metern gibt es sogar zarte kleine Gewächse, die die Landschaft in ein leichtes grün tauchen. Einige Kilometer vor dem 3360 Meter hohen Pass komme ich an einem einsamen Bäumchen vorbei, an dem ein eindeutiges Schild steht: "Give me Water please". Ein wenig Wasser habe ich über - für zukünftige Reiseradler - denn so ein einsames Bäumchen in der Wüste vermindert die Langeweile gehörig. Man glaubt es kaum, was ein so kleiner Baum ausmacht. Irgendwie frage ich mich beim Anblick dieser Wüste sogar, warum die Amerikaner überhaupt auf dem Mond gelandet sind. Hier auf der Erde gibt es doch Stellen, die genauso aussehen. Die Anfahrt zum Pass ist eine lange schnurgerade Strasse, deren Verlauf ich immer schon Stunden vorm Erreichen des Horizontes sehen kann. So ist die Fahrt wieder gar nicht so einfach - mit 1300 Höhenmetern auf 100 Kilometern. Noch nie war ich über 2600 Metern - heute geht es gleich auf 3360 hinauf. Ohne Abzusteigen schaffe ich den Anstieg bis nach oben, bemerke aber schon erste Probleme mit der Höhenluft. Die Trinkflasche kann ich nicht lange am Mund halten. Zu stark ist der Drang, genug von dem dünner werdenden Sauerstoff einzuatmen. Ich bekomme oft schleimige Hustenanfälle - was sicher ein Zusammenspiel aus meiner Erkältung und der Höhe ist. Die Erkältung habe ich bis jetzt leider nicht vollkommen auskurieren können. Irgendwann komme ich endlich am (nicht markierten) Pass an. Erst zögerlich, dann immer steiler geht es bergab. Von hier oben bietet sich ein toller Ausblick auf das fast tausend Meter tief unter mir liegende Valle de la Luna und San Pedro. Doch selten fahre ich schneller als 30 km/h, da ich meiner neuen Gabel noch nicht ganz traue. Ungern möchte ich riskieren, dass mir die angeschweißten Bremshalterungen bei überhöhter Geschwindigkeit plötzlich um die Ohren fliegen oder ich durch Gabelbruch einen Sprung über eine Klippe mache. Mit heißen Felgen komme ich schließlich unten an. - 28 -

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1 Ach, ich geb's auf! Man sieht ja auf dem Foto sowieso nicht, dass es wirklich so steil ist... Doch nach dem Spaß der Abfahrt folgt wieder die Arbeit. Wenn mir jetzt irgendeiner der verantwortlichen Straßenbauingeneure über den Weg laufen würde - ich würde ihn mit meinem vollbepackten Rad sofort über den Haufen rollen!!! Wie kann man nur eine Strasse so steil bergab gehen lassen nur um danach noch mal einen steilen Anstieg dranzusetzen?!? Keuchend quäle ich mich auch über diesen Bergkamm, werde danach aber mit einem atemberaubenden Ausblick auf das in der Dämmerung daliegende Tal der Toten und den umliegenden Bergen belohnt. Die Straße schlängelt sich durch gespenstisch wirkende Felsformationen, bis sie endlich in San Pedro angelangt und der Asphalt endet. San Pedro ist ein Fall für sich. Eine Oase - mitten in der Atacama-Wüste gelegen - voll von Touristen, deren Andrang sich außerhalb der Hauptsaison allerdings noch in einem erträglichen Rahmen hält. In dem Dörfchen ohne asphaltierte Straßen finden sich Menschen aus vielen verschiedenen Nationen. Bei der Einfahrt sehe ich ein paar Leute auf einem Hügel sitzen, die still dort den Anblick der Berge in der untergehenden Sonne genießen. Die ersten Menschen, die mir über den Weg laufen, sind eindeutig Touristen: Ein Pärchen mittleren Alters mit Kamera in den Händen. Natürlich werde ich von den beiden bestaunt - ernte aber gleich ein freundliches "Hola" und kein schweigendes Gaffen. Zu viele verschiedene Menschen kommen hier wohl zusammen, als dass ich noch irgendeine extreme Ausnahme darstellen könnte. Ich finde das bisher beste Residencial bzw. Hostal, das ich bisher hier in Südamerika erleben durfte. Für nur 3000 Pesos pro Nacht (ca. 4 EUR). Warme Dusche und Küchenbenutzung inklusive. Erst nach einer ausgiebigen Dusche sehe ich das Hinweisschild, dass man sich hier in einer der - 29 -

FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />

Von Steinen und einem Baum<br />

Am Morgen setze ich mich nach drei Tagen "Abstinenz" endlich wieder aufs Rad und mache mich auf<br />

den Weg in das etwa 100 Kilometer weit entfernte San Pedro de Atacama. Im Hostal muss ich nur für<br />

zwei Nächte bezahlen, obwohl ich vier Nächte hier war. Der Besitzer hat die Geschichte mit der Gabel<br />

die ganze Zeit mit Spannung verfolgt und hat wegen dieser komplizierten Geschichte wohl Mitleid mit<br />

mir gehabt.<br />

Einige Leute haben mich vorher gewarnt, dass ich bloß nicht vor 10.30 Uhr bis 11 Uhr losfahren solle.<br />

Da wehe der Wind immer in die falsche Richtung - und so ist es tatsächlich. Und punktgenau<br />

zwischen 10.30 Uhr und 11 Uhr Stunde bekomme ich abrupt Rückenwind. Die Straße nach San<br />

Pedro ist alles andere als einfach - aber allemal landschaftlich viel interessanter als die hinter mir<br />

liegende Strecke. Im Osten kann ich die ganze Zeit die schneebedeckten Gipfel der ersten<br />

Andenkordillere bestaunen und auch die Wüste hier ist nicht mehr so von Baggern und Autospuren<br />

durchfurcht, wie anderswo. Ab 3000 Metern gibt es sogar zarte kleine Gewächse, die die Landschaft<br />

in ein leichtes grün tauchen. Einige Kilometer vor dem 3360 Meter hohen Pass komme ich an einem<br />

einsamen Bäumchen vorbei, an dem ein eindeutiges Schild steht: "Give me Water please". Ein wenig<br />

Wasser habe ich über - für zukünftige Reiseradler - denn so ein einsames Bäumchen in der Wüste<br />

vermindert die Langeweile gehörig. Man glaubt es kaum, was ein so kleiner Baum ausmacht.<br />

Irgendwie frage ich mich beim Anblick dieser Wüste sogar, warum die Amerikaner überhaupt auf dem<br />

Mond gelandet sind. Hier auf der Erde gibt es doch Stellen, die genauso aussehen.<br />

Die Anfahrt zum Pass ist eine lange schnurgerade Strasse, deren Verlauf ich immer schon Stunden<br />

vorm Erreichen des Horizontes sehen kann. So ist die Fahrt wieder gar nicht so einfach - mit 1300<br />

Höhenmetern auf 100 Kilometern. Noch nie war ich über 2600 Metern - heute geht es gleich auf 3360<br />

hinauf. Ohne Abzusteigen schaffe ich den Anstieg bis nach oben, bemerke aber schon erste<br />

Probleme mit der Höhenluft. Die Trinkflasche kann ich nicht lange am Mund halten. Zu stark ist der<br />

Drang, genug von dem dünner werdenden Sauerstoff einzuatmen. Ich bekomme oft schleimige<br />

Hustenanfälle - was sicher ein Zusammenspiel aus meiner Erkältung und der Höhe ist. Die Erkältung<br />

habe ich bis jetzt leider nicht vollkommen auskurieren können.<br />

Irgendwann komme ich endlich am (nicht markierten) Pass an. Erst zögerlich, dann immer steiler geht<br />

es bergab. Von hier oben bietet sich ein toller Ausblick auf das fast tausend Meter tief unter mir<br />

liegende Valle de la Luna und San Pedro. Doch selten fahre ich schneller als 30 km/h, da ich meiner<br />

neuen Gabel noch nicht ganz traue. Ungern möchte ich riskieren, dass mir die angeschweißten<br />

Bremshalterungen bei überhöhter Geschwindigkeit plötzlich um die Ohren fliegen oder ich durch<br />

Gabelbruch einen Sprung über eine Klippe mache. Mit heißen Felgen komme ich schließlich unten<br />

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